Abstract
Innere Hernien sind deutlich seltener als äußere und aufgrund der Tatsache, dass sie sich nicht nach außen, sondern durch Bruchpforten innerhalb des Abdomens oder des Thorax vorwölben, nicht von außen tastbar. Folglich bleiben sie ohne das Auftreten einer relevanten Einklemmung bzw. Inkarzeration in der Regel unentdeckt, können sich dann aber mit dem Bild eines Ileus präsentieren. In diesem Fall muss die Diagnose zügig laparoskopisch oder offen chirurgisch gesichert und chirurgisch behandelt werden, da eine hohe Letalität besteht.
Definition
Innere Hernie bezeichnet die Vorwölbung des parietalen Bauchfells durch eine (präformierte) Lücke innerhalb des Abdomens oder des Thorax. Meist entsteht sie aufgrund von Bauchfelltaschen oder -duplikaturen oder aber nach vorangegangenen abdominellen Operationen (z.B. offener Mesenterialschlitz nach Darmresektion oder Bridenbildung durch das große Netz).
Epidemiologie
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Klassifikation
Vorkommen
Insbesondere dort, wo die Lage der Bauchorgane von intra- zu retroperitoneal wechselt, bilden sich Bauchfellduplikaturen und -taschen.
- Zwerchfell: siehe Zwerchfellhernie
- Flexura duodenojejunalis: Übergang vom retroperitonealen Duodenum zum intraperitonealen Jejunum → paraduodenale Hernie (Treitz-Hernie)
- Parazökal: Übergang vom intraperitonealen Zökum zum sekundär retroperitonealen Colon ascendens
- Bursa omentalis: Durch das Foramen epiploicum
- Sigma: Übergang vom retroperitonealen Colon descendens zum intraperitonealen Sigma
Als weitere Form muss die Gleithernie abgegrenzt werden, bei der das prolabierte Organ selbst einen Teil des Bruchsacks bildet. Der wohl bekannteste Vertreter ist die axiale Gleithernie, die durch den Hiatus oesophageus in den Thorax prolabiert.
Symptome/Klinik
Ähnlich der äußeren Hernie mit Zeichen eines mechanischen Ileus:
- Bauchschmerzen
- Stuhl- und Windverhalt
- Übelkeit/ Erbrechen
Diagnostik
- Sonographie
- Röntgen-Thorax
- Abdomen-Übersichtsaufnahme
- Evtl. CT bei Verdacht auf innere Hernien oder ausgedehnte Hernien der Bauchwand
Die Diagnose einer inneren Hernie ist in der Mehrzahl der Fälle nur durch eine Laparoskopie zu sichern!
Differentialdiagnosen
Mechanischer Ileus anderer Genese:
- Inkarzeration einer äußeren Hernie
- Bridenileus
- Stenose/Striktur
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differentialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
Operativ
- Absolute OP-Indikation bei Inkarzeration
- Relative OP-Indikation bei anhaltenden Beschwerden und Verdacht auf innere Hernie
- OP Vorgehen:
- Eingeklemmte Eingeweide unter Schonung der noch vitalen Organanteile rückverlagern
- Verschluss der Bruchpforte
Kommt es bei inneren Hernien zur Inkarzeration, beträgt die Sterblichkeit nahezu 80%!
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2021
- K46.-: Nicht näher bezeichnete abdominale Hernie
- Inklusive: Enterozele
- Epiplozele Hernie:
- interstitiell
- intestinal
- intraabdominal
- o.n.A.
- Exklusive: Vaginale Enterozele (N81.5)
- K46.0: Nicht näher bezeichnete abdominale Hernie mit Einklemmung, ohne Gangrän
- K46.1: Nicht näher bezeichnete abdominale Hernie mit Gangrän
- K46.9: Nicht näher bezeichnete abdominale Hernie ohne Einklemmung und ohne Gangrän
- Abdominale Hernie o.n.A.
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2021, DIMDI.