Abstract
Das Ovar besteht aus unterschiedlichen Geweben (Epithel, Keimzellen, Stroma, Keimstranggewebe), aus denen sich benigne und maligne Tumoren entwickeln können. Die Symptomatik ist dementsprechend vielschichtig und reicht von Zyklus- und Blutungsstörungen über lokale abdominelle Beschwerden bis hin zu endokrinologischen Phänomenen aufgrund hormonproduzierender Tumoren. Des Weiteren können auch Metastasen anderer Tumoren und Lymphome das Ovar befallen.
Der häufigste maligne Tumor des Ovars ist das serös-papilläre Ovarialkarzinom, das (außer bei genetischer Prädisposition) eine Krebserkrankung älterer Frauen darstellt. Ovarialkarzinome werden wegen fehlender Frühsymptome häufig erst spät diagnostiziert, was i.d.R. mit einer schlechten Gesamtprognose einhergeht. Sie metastasieren primär intraperitoneal und machen sich dann meist durch eine Aszites-bedingte Bauchumfangsvermehrung bemerkbar. In der Therapie des Ovarialkarzinoms hat die radikale, operative Tumorentfernung den größten Stellenwert.
Epidemiologie
- Dignität/Malignität [1]
- Ca. 80% der operativ entfernten Ovarialtumoren sind benigne, ca. 20% maligne
- Häufigster maligner Ovarialtumor: Epitheliales Ovarialkarzinom
- Häufigkeitsgipfel zwischen 60. und 70. Lebensjahr
- Familiäre Häufung und jüngeres Erkrankungsalter (<30. Lebensjahr) bei genetischer Prädisposition
- Keimzelltumoren i.d.R. vor dem 50. Lebensjahr
- Lebenszeitprävalenz, an einem malignen Ovarialtumor zu erkranken: 1–2%
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
Risikofaktoren für ein Ovarialkarzinom [2]
- Hormonelle Risikofaktoren
- Hohe Anzahl an Ovulationen
- Infertilität / wenige Schwangerschaften
- PCO-Syndrom
- Endometriose
- Hereditäre Risikofaktoren
- Hereditäres Mamma- und Ovarialkarzinom (HBOC)
- Wichtigster Risikofaktor
- Am häufigsten betroffene Gene
- Siehe auch: Einschlusskriterien der genetischen Diagnostik bei Mamma- und Ovarialkarzinom
- HNPCC-Syndrom
- Epidemiologisches Risiko
- 1% bei unauffälliger Anamnese
- Bis zu 40% bei mind. zwei erkrankten Verwandten 1. Grades
- Peutz-Jeghers-Syndrom
- Hereditäres Mamma- und Ovarialkarzinom (HBOC)
- Sonstige Risikofaktoren
- Alter
- Adipositas
- Asbestexposition
Protektive Faktoren
- Multiparität
- Lange Stillperiode
- Ovulationshemmer
- Tubenligatur
Klassifikation
Epitheliale Tumoren des Ovars [2]
- 60% aller Ovarialtumoren, 90% aller malignen Ovarialtumoren
Histologie | Dignität | Subtyp | Charakteristika | |||
---|---|---|---|---|---|---|
serös/serös-papillär (häufigster Ovarialtumor) | benigne |
|
| |||
maligne |
| low-grade |
| |||
high-grade | ||||||
endometrioid | benigne |
|
| |||
maligne |
|
| ||||
muzinös | I.d.R. benigne |
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| Pseudomyxoma peritonei: Aufplatzen eines muzinösen Tumors (z.B. der Appendix, des Ovars) → Streuung der Tumorzellen in das gesamte Peritoneum | ||
maligne |
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| ||||
Weitere seltene Formen
|
Als Ovarialkarzinome werden alle malignen epithelialen Tumoren des Ovars bezeichnet!
Die Dignität eines Ovarialtumors kann histologisch nicht immer eindeutig bestimmt werden und sollte eng in Verbindung mit der klinischen Diagnostik bewertet werden!
Symptome/Klinik
Allgemeine Symptome
- Meist keine Frühsymptome
- In fortgeschrittenen Stadien (ab FIGO III): Größe und Wachstum des Tumors führen zu
- Abdominellen Beschwerden
- Übelkeit, Völlegefühl, Stuhlunregelmäßigkeiten
- Aszites
- Dyspnoe bei Pleuraerguss
-
Tumorkachexie
- Facies ovarica: Tumorkachexie mit eingefallenem Gesicht bei durch Aszites vorgewölbtem Bauch
- Zyklus- und Blutungsstörungen sowie Postmenopausenblutungen möglich
- Pseudo-Meigs-Syndrom: Maligner Ovarialtumor in Assoziation mit Pleuraergüssen und Aszites
- Abdominellen Beschwerden
Bei Patientinnen über 50 Jahre sollten folgende wiederholt oder dauerhaft auftretenden Symptome abgeklärt werden: Völlegefühl, Blähungen, unklare abdominelle Schmerzen, erhöhte Miktionsfrequenz!
Das erste Symptom ist oftmals die Zunahme des Bauchumfangs (Kleidung passt nicht mehr)!
Metastasierungswege
- Lymphogen: Pelvine und paraaortale Lymphknoten, seltener inguinale Lymphknoten
- Hämatogen:
- Selten, i.d.R. Versterben der Patientinnen vor der hämatogenen Metastasierung
- Lunge, Leber, Knochen, ZNS
- Per continuitatem: Peritonealkarzinose mit intraperitonealer Ausbreitung und oberflächlichen Metastasen
- Kleines Becken: Sigmoid, Blasendach, kraniale Anteile des Uterus
- Oberbauch: Zwerchfell, Gallenblase, Leber, Milz
- Peritoneum viscerale/parietale, Omentum majus
- Intraperitoneale Darmanteile: Jejunum, Ileum, Colon transversum
- Pleura visceralis/parietalis: Pleurakarzinose
Verlaufs- und Sonderformen
Sonderform des Ovarialkarzinoms
- Extraovarielles Ovarialkarzinom
- Definition: Fortgeschrittener Befall des kleinen Beckens und Peritoneums mit meist serösen Karzinomstrukturen bei weitgehend oder komplett tumorfreien Ovarien
- Differentialdiagnosen
- Peritonealkarzinom: Ausgehend von Mesothelzellen des Peritoneums
- Peritonealkarzinose eines anderen Karzinoms (z.B. Mammakarzinom, Magenkarzinom)
- Symptome und Therapie: Entsprechend einem ovariellen Ovarialkarzinom
Sonstige Tumoren des Ovars - Übersicht
Tumor | Histologie | Charakteristika | |
---|---|---|---|
Keimzelltumoren (15–25%) | Teratom | adult, reif |
|
| |||
unreif | |||
Dysgerminom |
| ||
Dottersacktumor |
| ||
Nicht-gestationales Chorionkarzinom |
| ||
Keimstrang-Stroma-Tumoren (5–10%) | Granulosazelltumor |
| |
Thekazelltumor | |||
Androblastom (Sertoli-Leydig-Zell-Tumor, Arrhenoblastom) |
| ||
Mesenchymale Tumoren (ca. 4%) | Malignes Fibrosarkom |
| |
(Benignes) Ovarialfibrom |
| ||
Metastasen (10–15%) | Häufig Tumoren des Gastrointestinaltraktes, Mamma- oder Endometriumkarzinome, maligne Lymphome |
|
Management bei Keimzelltumoren des Ovars
Diagnostik [5][6][7]
- Analog zur Diagnostik des Ovarialkarzinoms
- Zusätzlich: Tumormarker AFP und HCG
Stadien
- Analog zur FIGO-Klassifikation des Ovarialkarzinoms
Therapie
- Watch and wait: Bei Dysgerminom Stadium IA, unreifes Teratom G1
- Operativ (Staging-OP)
- Peritonealzytologie, Inspektion des gesamten Abdomens
- Unilaterales Auftreten: Einseitige Salpingo-Oophorektomie
- Bilaterales Auftreten: Nach Möglichkeit organerhaltende Tumorausschälung
- Bei Malignität
- Operatives Staging analog zum Ovarialkarzinom
- Erhalt unauffälliger Lymphknoten
- Belassen des Uterus
- Systemische Therapie
- Ab FIGO >IA: Chemotherapie aus 2–3 Zytostatika mit Platin und Etoposid optional plus Bleomycin oder Ifosfamid
Maligne Keimzelltumoren sprechen aufgrund ihrer hohen Malignität gut auf eine Polychemotherapie an!
Nachsorge
- Klinische Untersuchung, Sonographie, Tumormarker (AFP, HCG, CA 125)
Management bei Keimstrang-Tumoren des Ovars
Diagnostik
- Analog zur Diagnostik des Ovarialkarzinoms
- Zusätzlich: Östradiol, Testosteron, FSH, LH im Serum, Anti-Müller-Hormon, Inhibin
Stadien
- Analog zur FIGO-Klassifikation des Ovarialkarzinoms
Therapie
- Watch and wait: Stadium I A bzw. B nach erfolgter Adnexektomie und auffälliger Zytologie
- Operativ (Staging-OP)
- Peritonealzytologie, Inspektion des gesamten Abdomens
- Unilaterales Auftreten: Einseitige Salpingo-Oophorektomie
- Bilaterales Auftreten: Nach Möglichkeit organerhaltende Tumorausschälung
- Bei Malignität
- Operatives Staging analog zum Ovarialkarzinom
- Erhalt unauffälliger Lymphknoten
- Belassen des Uterus
- Systemische Therapie
- Ab Stadium I C und bei inkompletter Tumorentfernung: Evtl. Chemotherapie mit Cisplatin/Etoposid/Bleomycin oder Carboplatin/Paclitaxel
Nachsorge
- Klinische Untersuchung, Sonographie, ggf. Bestimmung Tumormarker (Inhibin, Anti-Müller-Hormon, CA 125 oder anderer im Tumor initial erhöhter Parameter)
Borderline-Tumoren des Ovars
- Definition: Nicht invasiv wachsende Tumoren mit atypischer Epithelproliferation, deren Dignität zwischen einem benignen und einem malignen Tumor liegt
- Epidemiologie: Häufigkeitsgipfel 35.–45. Lebensjahr
- Subtypen
- Serös (50–55%)
- 30% bilateral
- Meist zystisch
- I.d.R. >5 cm
- Muzinös (40–45%)
- I.d.R. groß
- Unilateral
- Pseudomyxoma ovarii in 20%
- Seltener: Endometrioid, klarzellig, seromuzinös, Brenner-Tumor
- Serös (50–55%)
- Klassifikation: TNM analog zum Ovarialkarzinom
- Therapie
- Operativ (Staging-OP): Komplette Tumorentfernung, bilaterale Salpingo-Oophorektomie, Inspektion des Abdomens, Spülzytologie, Resektion aller auffälligen Areale, peritoneale Biopsien unauffälliger Areale und Omentektomie
- Muzinöse Borderline-Tumoren: Zusätzlich Appendektomie
- Fertilitätserhaltendes Vorgehen : Erhalt der kontralateralen Adnexe
- Operativ (Staging-OP): Komplette Tumorentfernung, bilaterale Salpingo-Oophorektomie, Inspektion des Abdomens, Spülzytologie, Resektion aller auffälligen Areale, peritoneale Biopsien unauffälliger Areale und Omentektomie
- Prognose
- Ohne Vorliegen peritonealer Implantate : 95–98% 5-JÜR
- Bei 10–15% Rezidive, häufig auch in Form eines invasiven Karzinoms
Stadien
TNM-Klassifikation und FIGO-Stadien
- Die TNM-Klassifikation gilt für Ovarial-, Tuben- und Peritonealkarzinome sowie Borderline-Tumoren und nicht-epitheliale Ovarialtumoren
- Die Angabe des Tumorursprungs erfolgt über das entsprechende Suffix
- TOv → Ovar
- Tft → Tube
- Tp → Peritoneum
- TX → Ursprung unbekannt
TNM | FIGO | Anatomische Ausbreitung | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
T1 | T1a | I A | Auf ein Ovar/eine Tube begrenzt, Kapsel intakt, Spülzytologie negativ | |||
T1b | I B | Auf beide Ovarien/Tuben begrenzt, Kapsel intakt, Spülzytologie negativ | ||||
T1c | I C | Auf ein oder beide Ovarien/Tuben begrenzt mit Kapselruptur oder malignen Zellen im Aszites bzw. der Spülzytologie | ||||
T2 | T2a | II A | Infiltration des kleinen Beckens: Uterus, Tuben, Ovarien | |||
T2b | II B | Infiltration des kleinen Beckens: Extragenitale Organe | ||||
T3 | T3a | III A | Ausbreitung außerhalb des kleinen Beckens und/oder Peritonealmetastasen | mikroskopisch | N1a (IIIAi): ≤10 mm | |
N1b (IIIAii): >10 mm | ||||||
T3b | III B | makroskopisch ≤2 cm | ||||
T3c | III C | makroskopisch >2 cm | ||||
M1 | IV A | Fernmetastasen (exklusive Peritonealmetastasen) |
Diagnostik
Diagnostik bei V.a. ein Ovarialkarzinom [2]
Klinische Untersuchung
- Vaginale Tastuntersuchung
- Pathologische Resistenz mit unregelmäßiger Oberfläche, schlecht verschieblich
- Spekulumeinstellung
- Ggf. Tumorinfiltration darstellbar
Apparative Diagnostik
- Transvaginalsonographie
- Kriterien zur Beurteilung der Malignität
benigne | maligne | |
---|---|---|
Binnenstruktur | gleichmäßig | unregelmäßig verdickte Septen |
Randstruktur | glatt begrenzt | unscharf begrenzt; papilläre Anteile |
Größe | <5 cm | >5 cm |
Echogenität | echoleer | echoarme, echoleere u. echoreiche Anteile |
Anteile | zystisch | zystische und solide Anteile |
Vaskularisation | unauffällig | ggf. zentrale Vaskularisationen |
Douglas-Raum | unauffällig | ggf. freie Flüssigkeit (Aszites) |
- CT/MRT/PET: I.d.R. nicht erforderlich, da ein rein operatives Staging erfolgt
- Ggf. zur differentialdiagnostischen Abklärung oder Beurteilung der Tumorausdehnung
Tumormarker
- Nicht als Screeningparameter, jedoch zur Verlaufskontrolle
- Im Stadium I nur bei 30–40% erhöht
- CA 125
- Seröses Ovarialkarzinom
- Erhöht bei Endometriose, Niereninsuffizienz, akuter Pankreatitis, Alkoholhepatitis
- CA 19-9: Muzinöses Ovarialkarzinom
- Siehe auch: Sonstige Tumoren des Ovars - Übersicht
Genetische Testung
- Aufklärungspflicht: Betroffene Patientinnen (Indexpatientin) sollten über die Möglichkeit eines erhöhten Risikos für Verwandte aufgeklärt werden
- Testung anbieten: Zunächst Testung der betroffenen Patientin
- Nur bei Nachweis von Risikogenen Testung Angehöriger
- Siehe auch: Einschlusskriterien der genetischen Diagnostik bei Mamma- und Ovarialkarzinom
Eine genetische Testung hat für die Indexpatientin keine therapeutische Konsequenz, nur für Angehörige!
Operativ
- Die Diagnose eines Ovarialkarzinoms ist aufgrund der nicht immer klaren Dignität/Malignität nicht einfach
- Operation (Probelaparotomie) bei jedem unklaren Befund indiziert
- Histologische Abklärung intraoperativ: Schnellschnitt an mehreren verdächtigen Stellen, histologische Untersuchung
- Operatives Staging bei Ovarialtumoren
Eine transdermale Biopsie mittels Punktion ist bei Ovarialtumoren aufgrund der Metastasierungsgefahr ins Peritoneum streng kontraindiziert!
Bei begründetem V.a. das Vorliegen eines Ovarialkarzinoms muss eine intraoperative Malignitätsabklärung erfolgen!
Bei begründetem V.a. das Vorliegen eines Ovarialkarzinoms muss immer ein operatives Staging erfolgen. CT, MRT und PET sind ausschließlich bei spezifischen Fragestellung indiziert!
Pathologie
- Seröses Ovarialkarzinom (serös papilläres Zystadenokarzinom) [1]
- Endometrioides Ovarialkarzinom [1]
- Ähnelt dem Low-grade-Endometriumkarzinom
- Glanduläre, kribriforme oder villös-glanduläre Architektur
- Heterogene Drüsenform: Rücken-an-Rücken ("dos à dos"), länglich oder rund
- Klarzelliges Ovarialkarzinom [1]
- Vielfältige Architektur: Solide, tubulozystische und papilläre Anteile nebeneinander
- Zellkernatypien
- Siehe auch: Sonstige Tumoren des Ovars - Übersicht
Zum Vergleich: Normalbefunde
Differentialdiagnosen
Funktionelle Ovarialzysten
- Formen
- Follikelzysten
- Klinik
- Bei Föten, Kindern, geschlechtsreifen Frauen
- Symptome: Amenorrhö, Schmierblutung
- Klinik
- Gelbkörperzysten (Corpus-luteum-Zyste)
- Klinik
- Bei geschlechtsreifen Frauen und in der Schwangerschaft
- Symptome: Evtl. Zyklusunregelmäßigkeiten
- Klinik
- Follikelzysten
- Diagnostik
-
Vaginale Sonographie: Typischer Befund
- Allseits glatt begrenzt
- Singulär oder multipel
- Echoarm bis echofrei
- Ggf. mit Spiegelbildung
-
Vaginale Sonographie: Typischer Befund
- Prozedere
- Sonographische Kontrolle nach 4 Wochen
- Medikamentös: Gestagengabe
- Bei Persistenz
- Laparoskopische Zystenausschälung
- Postmenopausale Frauen: Adnexektomie
Weitere Differentialdiagnosen
- Endometriose
- PCO-Syndrom
- Extrauteringravidität im Ovar
- Peritonealkarzinose bei anderem Primärtumor
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differentialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
Chirurgisch (Operatives Staging bei Ovarialtumoren) [2]
Die Therapie erfolgt abhängig vom Ergebnis des intraoperativen Schnellschnitts, der histologischen Diagnose und dem Tumorstadium.
- Bei karzinompositivem Schnellschnitt bzw. Histologie: Staging-OP mit dem Versuch, die max. Menge an Tumorgewebe zu entfernen
- Radikale Staging-OP: Längsschnittlaparotomie
- Inspektion und Palpation der gesamten Bauchhöhle, inkl. Leberoberfläche
- Hysterektomie mit Adnexektomie (Entfernung von Uterus, Ovarien, Tuben und Halteapparat)
-
Lymphadenektomie (pelvin und paraaortal) [4]
- Fakultative Lymphknotenentfernung: Patientinnen mit klinisch unauffälligen Lymphknoten im Frühstadium (FIGO-Stadien I bis IIA) und Low-grade-Karzinom
- Keine Lymphknotenentfernung: Patientinnen mit klinisch unauffälligen Lymphknoten, fortgeschrittenem Ovarialkarzinom (ab FIGO IIB) und makroskopisch erzielter Tumorfreiheit während der Operation
- Biopsien aus allen auffälligen Stellen/Verwachsungen
- Peritonealbiopsien unauffälliger Bereiche und Spülzytologie
- Entfernung des Omentum majus
- Deperitonealisierung: Resektion aller befallenen Peritoneumareale
- Appendektomie bei makroskopischem Befall oder muzinösem/unklarem Tumor
-
Prognose ist direkt abhängig von der Radikalität der Tumorentfernung
- Ziel: R0-Resektion
- Entfernung aller tumorbefallenen Organe, wenn nötig (und möglich)
- Ausnahme: Bei gesichertem Stadium FIGO IA und einem Grading von G1 ist ein fertilitätserhaltendes operatives Vorgehen möglich
- Radikale Staging-OP: Längsschnittlaparotomie
- Bei karzinomnegativem Schnellschnitt: Ausschälung des Tumors oder Entfernung der Adnexe ohne Verletzung des Tumors, da selbst benigne Ovarialtumoren ins Peritoneum streuen können
- Eine Second-Look-OP wird laut den Leitlinien nicht mehr empfohlen
Medikamentös [2]
Chemotherapie
- First-Line-Therapie
- Grundsätzlich (außer im Stadium FIGO IA, Grading G1) adjuvante Carboplatin-haltige Polychemotherapie in Kombination mit einem Mitosehemmstoff (z.B. Paclitaxel)
- Stadium IIIB–IV: Zusätzlich Bevacizumab
- Second-Line-Therapie und bei Platin-refraktären Rezidiven
- Platin-resistentes Rezidiv : Alternative Monotherapie z.B. mit Topotecan, Anthracyclinen (pegyliertes liposomales Doxorubicin), Gemcitabin, Paclitaxel
-
Platin-sensitives Rezidiv : Kombinationstherapie (Schemata eins und zwei können ggf. mit dem Anti-VEGF-Antikörper Bevacizumab kombiniert werden)
- Carboplatin + Paclitaxel
- Carboplatin + Gemcitabin
- Carboplatin + pegyliertes liposomales Doxorubicin
- Veraltet: Hormontherapie: GnRH-Analoga, Tamoxifen, Gestagene
Therapie mit PARP-Inhibitoren
- Indikation
- Erhaltungstherapie nach OP und Chemotherapie
- Patientinnen mit platin-sensitivem Rezidiv eines BRCA-mutierten High-grade-Ovarialkarzinoms mit 2 oder mehr platinhaltigen Vortherapien, die nicht für eine platinhaltige Rezidivtherapie geeignet sind
Strahlentherapie [4]
Die Strahlentherapie hat bisher einen untergeordneten Stellenwert bei der Therapie von Ovarialkarzinomen. Diese sind zwar oftmals strahlensensibel, aufgrund des disseminierten Ausbreitungsmusters ist es jedoch schwierig, den zu bestrahlenden Bereich festzulegen. Außerdem überwiegen die negativen Aspekte (Toxizität und Strahlenschäden). Ein vielversprechender Ansatz für die Zukunft ist die intensitätsmodulierte Bestrahlung, bei der durch Aufteilung des Bestrahlungsfeldes in kleine Areale gesunde Organe geschont werden.
- Indikation
- Rezidiv: Ggf. lokale Strahlentherapie zur Symptomkontrolle einer bestimmten Region
-
Palliative Zielsetzung
- Abdominalbestrahlung mit niedriger Strahlendosis Eine Ganzabdominalbestrahlung sollte jedoch nur im Rahmen von Studien erfolgen!
- Bestrahlung von Knochenmetastasen zur Schmerzlinderung
Komplikationen
- Stieldrehung des Ovars: Kann auch ohne Ovarialtumor auftreten, ein wesentlicher Risikofaktor ist jedoch ein vergrößertes Ovar
- Klinik
- Häufig im Rahmen einer Bewegung plötzlich einsetzender starker Unterbauchschmerz
- Portioschiebeschmerz
- Bild eines akuten Abdomens
- Therapie: Notfalllaparoskopie
- Detorquierung
- Bei ausgeprägter Nekrose: Entfernung des betroffenen Ovars
- Bei Kindern und prämenopausalen Frauen: Oophoropexie der Gegenseite anbieten
- Klinik
- Pleuraerguss
- Klinik: Dyspnoe
- Diagnostik: Differentialdiagnostik Pleurapunktat
- Therapie: Pleurapunktion - Klinische Anwendung
- Aszites
- Klinik: Ausladendes Abdomen, Meteorismus
- Diagnostik: Differentialdiagnostik bei Aszitespunktion
- Therapie: Aszitespunktion - Klinische Anwendung
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Nachsorge
- Ziele
- Umfang
- Anamnese
- Körperliche Untersuchung mit Spekulumeinstellung, bimanueller Palpation und rektaler Untersuchung
- Vaginale Sonographie
Prognose
Das Ovarialkarzinom hat eine insg. eher schlechte Prognose aufgrund der meist späten Diagnose: Die 5-Jahres-Überlebensrate aller Ovarialkarzinome beträgt ca. 30–40%. Es gibt einige Prognosefaktoren, die der Vorhersage des individuellen Krankheitsverlaufes dienen.
Prognosefaktoren [8]
-
Tumorstadium bei Diagnosestellung (siehe: 5-Jahres-Überlebensrate)
- Bei einer fortgeschrittenen Erkrankung zählt die Größe des Resttumors nach Resektion
- Resttumorgewebe nach Resektion
- Grading
- Histologischer Subtyp
- Alter bei Erkrankungsbeginn
- Allgemeinzustand
5-Jahres-Überlebensrate
FIGO-Klassifikation des Ovarialkarzinoms | 5-Jahres-Überlebensrate |
---|---|
I | 60–90% |
II | 40–70% |
III | 4–15% |
IV | 0–15% |
Prävention
- Bei genetischer Prädisposition kann eine präventive Adnexektomie nach abgeschlossener Familienplanung erwogen werden [4]
- Hormonelle Kontrazeptiva und GnRH-Analoga scheinen das Risiko für ein Ovarialkarzinom zu mindern
Besondere Patientengruppen
Schwangere
Fällt ein operationsbedürftiger Ovarialtumor in der Schwangerschaft auf, sollte die OP möglichst erst ab der 16. SSW erfolgen, da die Progesteronproduktion des Corpus luteum für die Erhaltung der Schwangerschaft essentiell ist. Etwa ab der 14. SSW wird diese Funktion von der Plazenta übernommen.
Im Stadium FIGO I kann bei einseitigem Befall fertilitätserhaltend operiert werden .
Studientelegramme zum Thema
- GynOnko-Studientelegramm 2019/20: First-Line-Therapie des Ovarialkarzinoms
- GynOnko-Studientelegramm 2019/20: Second-Line-Therapie des Ovarialkarzinoms
- GynOnko-Studientelegramm 2018/19: First-Line-Therapie des Ovarialkarzinoms
- GynOnko-Studientelegramm 2018/19: Second-Line-Therapie des Ovarialkarzinoms
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Patienteninformationen
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2021
- C56: Bösartige Neubildung des Ovars
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2021, DIMDI.