Abstract
Jährlich kommt es zu mehr als 2,5 Millionen Verkehrsunfällen in Deutschland. Dabei werden über 3000 Personen getötet und rund 400.000 Personen verletzt. Aus rechtsmedizinischer Sicht ist eine Rekonstruktion des Unfallherganges von Bedeutung. Bei einem Anfahrunfall kann zum Beispiel anhand der Verletzungen am Schienbein (Messerer-Keil) auf die Richtung der ursächlichen Gewalteinwirkung geschlossen werden. Auch können anhand der Lokalisation der Verletzungen am Fußgänger und der Beschädigungen am Fahrzeug Hinweise über die Gehrichtung gewonnen werden.
Fußgängerunfälle
- Anfahrunfall: Beim Aufprall einer Stoßstange mit der Tibia eines Fußgängers kommt es zu einer keilförmigen Fraktur. Diese als Messerer-Bruch oder Messerer-Keil bezeichnete Fraktur gibt Aufschluss über die Richtung der ursächlichen, stoßenden Gewalteinwirkung. Dabei zeigt die Pfeilspitze des Keils in Richtung der Krafteinwirkung, d.h., dass die Basis des Keils den Ort des Aufpralls darstellt.
- Typischer Hergang
- Anstoßphase: Anstoß mit Tibiafraktur durch direkte Gewalteinwirkung der Stoßstange
- Aufladephase: Durch die Geschwindigkeit des Fahrzeugs gelangt der Körper des Angefahrenen auf die Motorhaube
- Abwurfphase: Durch Verminderung der Geschwindigkeit oder Wechseln der Fahrtrichtung wird der Angefahrene wieder abgeworfen.
- Typischer Hergang
- Überrollung: Beim Überrollen wird ein liegender Fußgänger von den Reifen überrollt. Dabei kommt es durch die Krafteinwirkung zu einer Ablederung der Haut und Unterhaut von der Muskulatur (Décollement).
- Überfahrung: Beim Überfahren wird ein liegender Fußgänger nicht von den Reifen überrollt. Die Schädigung tritt durch den Unterboden des Fahrzeugs auf.
- Festlegung der Gehrichtung
- Typische Anstoßverletzungen am Fußgänger
- Ausrichtung der Fahrzeugbeschädigungen
- Schürfspuren an einzelnen Schuhsohlen
Frontalunfall
- Dashboard-Verletzung: Die Kraft des Armaturenbretts wirkt auf die Unterschenkel des Insassen ein. Dadurch kommt es abhängig von der Stärke des Aufpralls zur Verletzung des hinteren Kreuzbandes (hintere Kreuzbandruptur) des Knies und durch Kraftübertragung auch zur Hüftgelenkluxation (am häufigsten Luxatio iliaca = hintere obere Hüftgelenkluxation) sowie zu Frakturen von Acetabulum, Femurschaft und Patella.
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023
- V99!: Transportmittelunfall
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.