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Anästhesiologisches Management bei Adipositas permagna

Letzte Aktualisierung: 1.12.2021

Abstracttoggle arrow icon

Patienten mit einer hochgradigen Adipositas stellen eine medizinische und logistische Herausforderung im perioperativen Management dar. Neben dem Screening und der Abschätzung des perioperativen Risikos (bspw. mittels Edmonton Obesity Staging System) sind Besonderheiten bei der Durchführung anästhesiologischer Techniken und eine gewichtsadaptierte Pharmakotherapie entscheidend. Für allgemeine Informationen zur Prämedikationsvisite siehe auch: Prämedikation und Aufklärung in der Anästhesiologie.

Screening und Risikoeinschätzungtoggle arrow icon

Beurteilung des perioperativen Risikos [1]

Edmonton Obesity Staging System (EOSS) [2]

Edmonton Obesity Staging System
Stufe Pathologie

0

  • Keine Komorbiditäten
  • Keine körperlichen Symptome von Komorbiditäten
  • Keine psychopathologischen Auffälligkeiten
  • Keine Einschränkung von Aktivität und Wohlbefinden

1

  • Subklinische Ausprägung von Komorbiditäten
  • Milde körperliche Symptome der Komorbiditäten
  • Milde psychopathologische Auffälligkeiten
  • Leichte Einschränkung von Aktivität und Wohlbefinden

2

  • ≥1 Komorbidität(en)
  • Moderate Symptome der Komorbiditäten
  • Moderate psychopathologische Auffälligkeiten
  • Moderate Einschränkung von Aktivität und Wohlbefinden

3

  • Klinisch signifikante Endorganschäden durch Komorbiditäten
  • Signifikante Symptome der Komorbiditäten
  • Signifikante psychopathologische Auffälligkeiten
  • Erhebliche Einschränkung von Aktivität und Wohlbefinden

4

  • Fortgeschrittene Endorganschädigung durch Komorbiditäten
  • Schwere Symptome der Komorbiditäten
  • Schwere psychopathologische Auffälligkeiten
  • Gravierende Einschränkung von Aktivität und Wohlbefinden

Das Risiko für perioperative Komplikationen bei Adipositas hängt im Wesentlichen von den vorliegenden Begleiterkrankungen ab! [3]

Das EOSS hat bezüglich der Gesamtmortalität eine höhere Aussagekraft als BMI oder Hüftumfang allein! [4]

Logistische Voraussetzungen für eine operative Therapie [1]

Ab einem gewissen Körpergewicht reichen die üblichen logistischen Voraussetzungen zur adäquaten Versorgung nicht aus. Klinikintern sollte das zulässige Höchstgewicht für die vorhandenen Strukturen bekannt sein und Patienten mit höherem Körpergewicht für elektive Eingriffe in ein entsprechendes Zentrum verlegt werden.

  • Zugelassene erhöhte Traglast von
    • OP-Tischen
    • CT und/oder MRT
    • OP-Schleuse
  • Ausreichendes Personal für Lagerungsmanöver
  • Lagerungskissen, -polster und Beinschienen
  • Extragroße Blutdruckmanschetten
  • Punktionskanülen und Nadeln in Überlänge

Physische Veränderungen und Dosierung anästhesiologischer Medikamentetoggle arrow icon

Anästhesierelevante Veränderungen bei Adipositas [3][5][6]

Weitere anästhesierelevante Veränderungen können sich aus den häufig vorhandenen Komorbiditäten, bspw. OSAS, arterieller Hypertonus, KHK und Diabetes mellitus ergeben!

Anästhesie bei Adipositas: Dosisanpassung [3][7][8]

Je nach Grad der Adipositas ergeben sich teilweise beträchtliche Unterschiede bei der Berechnung von Medikamentendosierungen nach idealem oder tatsächlichem Körpergewicht. Aufgrund ihrer pharmakologischen Eigenschaften müssen nicht alle Medikamente zwangsläufig höher dosiert werden. Neben der grundsätzlichen Dosierung nach Wirkung kann die folgende Übersicht eine Orientierung bieten.

Dosisanpassung von anästhesierelevanten Medikamenten
Medikament Dosierung nach
Idealgewicht Tatsächlichem Gewicht
Thiopental
Etomidat
Propofol

(✓) [3][9][10][11]

Midazolam
Fentanyl
Sufentanil
Remifentanil
Piritramid (✓)
Succinylcholin
Mivacurium
Rocuronium
Cisatracurium
Sugammadex
Neostigmin (✓)

Präoperatives Managementtoggle arrow icon

Präoperative Optimierung [1][3][5]

Auswahl des Narkoseverfahrens

Intraoperatives Managementtoggle arrow icon

Narkoseeinleitung

Narkoseführung

Narkoseausleitung

Postoperatives Managementtoggle arrow icon

Quellentoggle arrow icon

  1. Schröder et al.:Anästhesie bei extremer AdipositasIn: Herz. Band: 26, Nummer: 3, 2001, doi: 10.1007/pl00002024 . | Open in Read by QxMD p. 222-228.
  2. Ordemann, Elbelt: Adipositas- und metabolische Chirurgie. Springer 2017, ISBN: 978-3-662-48698-6.
  3. Gogarten:Perioperative Versorgung bei morbid AdipösenIn: Refresher Course - Aktuelles Wissen für Anästhesisten. Band: 39, 2013, p. 45-49.
  4. S3-Leitlinie Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz.Stand: 4. Dezember 2017. Abgerufen am: 30. April 2019.
  5. Sharma, Kushner:A proposed clinical staging system for obesityIn: International Journal of Obesity. Band: 33, Nummer: 3, 2009, doi: 10.1038/ijo.2009.2 . | Open in Read by QxMD p. 289-295.
  6. Wharton et al.:Obesity in adults: a clinical practice guidelineIn: Canadian Medical Association Journal. Band: 192, Nummer: 31, 2020, doi: 10.1503/cmaj.191707 . | Open in Read by QxMD p. E875-E891.
  7. Wappler et al.: Anästhesie und Begleiterkrankungen. Georg Thieme Verlag 2011, ISBN: 978-3-131-29942-0.
  8. Wilhelm: Praxis der Anästhesiologie. Springer-Verlag GmbH Deutschland 2018, ISBN: 978-3-662-54567-6.
  9. Drug Dosing in Obesity Reference Table.Stand: 9. September 2019. Abgerufen am: 19. März 2021.
  10. Halbeck et al.:Medikamente zur intravenösen Narkoseinduktion: Ketamin, Midazolam und Synopsis der gängigen HypnotikaIn: Der Anaesthesist. Band: 67, Nummer: 8, 2018, doi: 10.1007/s00101-018-0469-7 . | Open in Read by QxMD p. 617-634.
  11. Fudickar, Bein:Anästhesie bei Erwachsenen mit AdipositasIn: AINS - Anästhesiologie · Intensivmedizin · Notfallmedizin · Schmerztherapie. Band: 54, Nummer: 04, 2019, doi: 10.1055/a-0636-2782 . | Open in Read by QxMD p. 242-254.
  12. Ingrande, Lemmens:Dose adjustment of anaesthetics in the morbidly obeseIn: British Journal of Anaesthesia. Band: 105, 2010, doi: 10.1093/bja/aeq312 . | Open in Read by QxMD p. i16-i23.

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