Patientenvorstellung
Dieser klinische Fall ist der zweite Fall einer Fallserie. Die Fälle können hintereinander oder unabhängig voneinander bearbeitet werden.
- Sonntags auf dem Fischmarkt: Frau Schüler mit Bauchschmerzen in der Notaufnahme
- Wunden gibt es immer wieder: Frau Schüler mit Bauchschmerzen auf der Normalstation
- Atemlos in der Nacht: Frau Schüler mit Dyspnoe auf der Normalstation
Die Notaufnahme ruft an und kündigt die stationäre Aufnahme der 72-jährigen Frau Schüler auf deine Station an. Die Patientin stellte sich zuvor fußläufig mit reduziertem Allgemeinzustand, progredienten Bauchschmerzen und Übelkeit vor. Während die Patientin im Bett auf die Station geschoben wird, überreicht dir der Krankenpfleger die Akte der Patientin inkl. Kurve, kurzen Notaufnahmebriefes und ausgedruckter Sonografie. Das durchgeführte CT-Abdomen schaust du dir digital an.
Notaufnahmebrief
- Vorerkrankungen: Diabetes mellitus Typ 2, arterielle Hypertonie, Hypothyreose
- Befunde
- Abdomen-Untersuchung: Darmgeräusche über allen Quadranten vorhanden, aber vermindert, keine Abwehrspannung, Druckschmerz im Unterbauch, p.m. links; keine Hepatomegalie, Milz nicht tastbar
- DRU: Inspektion unauffällig, normaler Sphinktertonus, kein Blut oder Meläna am Fingerling, keine pathologischen Resistenzen, schmerzhaft
- Abdomen-Sonografie: Verdickte Darmwand im linken Unterbauch, Divertikel darstellbar, echoreiches Omentum majus und perikolisches Fettgewebe, freie Flüssigkeit; übrige Organe (soweit beurteilbar) unauffällig
- CT-Abdomen:
- Epikrise: Bei gespanntem Abdomen und deutlich erhöhten Entzündungswerten erfolgte eine Sonografie, in der sich eine Sigmadivertikulitis zeigte. Anschließend erfolgte eine CT-Abdomen mit Darstellung eines Makroabszesses. Frau Schüler erhielt eine analgetische und antibiotische Therapie. Zur Fortführung der Maßnahmen wird die Patientin auf die chirurgische Normalstation 3.2 verlegt
Laborwerte bei Aufnahme
Venöse Blutentnahme | |||
---|---|---|---|
Parameter | Befund | Referenzbereich | |
Blutbild | Erythrozyten | 5,0×106/μL | 3,5–5×106/μL |
Hb | 14,9 g/dL | 12–15 g/dL | |
Hk | 39% | 33–43% | |
Leukozyten | 23.400/μL | 4.000–10.000/μL | |
Thrombozyten | 300.000/μL | 150.000–400.000/μL | |
Klinische Chemie | |||
Natrium | 137 mmol/L | 135–145 mmol/L | |
Kalium | 4,3 mmol/L | 3,6–5,2 mmol/L | |
Calcium | 2,35 mmol/L | 2,2 – 2,65 mmol/L | |
Kreatinin | 0,6 mg/dL | <0,9 mg/dL | |
Eiweiß, gesamt | 77 g/L | 65–85 g/L | |
Glucose (nüchtern) | 178 mg/dL | 55–100 mg/dL | |
GPT | 18 U/L | <35 U/L | |
GOT | 22 U/L | <30 U/L | |
γGT | 62 U/L | <38 U/L | |
AP | 59 U/L | 35–105 U/L | |
LDH | 180 U/L | <250 U/L | |
CK | 126 U/L | <145 U/L | |
Lipase | 24 U/L | <60 U/L | |
Bilirubin gesamt | 0,9 mg/dL | <1,1 mg/dL | |
Harnstoff | 38 mg/dL | 20–50 mg/dL | |
Harnsäure | 2,8 mg/dL | 2,3–6,1 mg/dL | |
Kreatinin | 0,8 mg/dL | <0,9 mg/dL | |
Procalcitonin | 2,2 ng/mL | <0,1 μg/mL | |
CRP | 94 mg/L | <5 mg/L | |
Gerinnung | Quick (INR) | 100% (1,0) | 70–130% |
aPTT | 31 s | 26–36 s |
Im Modus „Klinische Praxis“ erscheinen vertiefende Fragen und Informationen!
Stationäre Aufnahme
Frage 1a: Welche Anordnungen triffst du bei Aufnahme (inkl. Dosierung und Häufigkeit der Medikation)?
Frage 1b: Welche allgemeinen Risikofaktoren für eine Divertikulose bzw. Divertikulitis gibt es? Welche davon hat Frau Schüler?
Frage 1c: Was ist der Unterschied zwischen Divertikulose, Divertikelkrankheit und Divertikulitis? Welche Formen der Divertikulitis können außerdem unterschieden werden?
Nutze gerne unsere Notizen-Funktion, um die Frage zunächst selbst zu beantworten und anschließend mit der untenstehenden Lösung abzugleichen!
Antwort 1a
- Vormedikation
- Übernehmen: L-Thyroxin 50 μg p.o. 1-0-0, Candesartan 8 mg p.o. 1-0-0
- Pausieren: Metformin 500 mg p.o. 1-0-1 , stattdessen regelmäßige Blutzuckermessungen und Insulinkorrektur bei Hyperglykämie
- Analgesie
- Basisanalgesie mit Metamizol [1]
- Nahrungskarenz
- Parenterale Volumenzufuhr: Mit Vollelektrolytlösungen
- Antibiotische Therapie bei komplizierter Divertikulitis
- Cefuroxim [2] plus Metronidazol [3] oder Ceftriaxon [4] plus Metronidazol [3]
- Alternativ: Ampicillin/Sulbactam [5] oder Piperacillin/Tazobactam [6]
- Bei Penicillinallergie: Ciprofloxacin [7] (in Kombination mit Metronidazol) oder Moxifloxacin [8]
- Ggf. Thromboseprophylaxe
- NMH, z.B. Certoparin , oder Fondaparinux
Zusatzfragen
Worauf sollte bei der Gabe von Metamizol i.v. geachtet werden?
Was kann als zusätzliche Bedarfsmedikation bei Zunahme der Schmerzen verordnet werden? [9][10]
Antwort 1b
Allgemeine Risikofaktoren
- Hohes Alter
- Familiäre Prädisposition
- Ungünstige Ernährung (insb. rotes Fleisch, ballaststoffarme Ernährung)
- Bewegungsmangel
- Übergewicht bzw. Adipositas
- Zigarettenrauchen
- Alkoholkonsum
- Allergien
- Medikamenteneinnahme
- Opioide und NSAID
- Corticosteroide
- Postmenopausale Hormonsubstitution
- Vorerkrankungen
- Genetisch bedingte Vorerkrankungen, bspw. Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom oder polyzystische Nierenerkrankung
- Hypothyreose
- Diabetes mellitus
- Arterielle Hypertonie
- Nierenerkrankungen
- Immunsuppression
- Chronische Obstipation [11]
Entstehung und Verlauf der Divertikulose sind von mehreren Risikofaktoren abhängig, die größtenteils beeinflussbar sind!
Risikofaktoren von Frau Schüler
Antwort 1c
- Divertikulose
- Ausstülpungen der Mukosa und Submukosa durch muskelschwache Lücken in der Kolonwand
- Meist Sigmadivertikulose mit erworbenen Pseudodivertikeln (bis zu 90% der Fälle)
- Selten Zäkumdivertikulose mit angeborenen echten Divertikeln
- Divertikelkrankheit (symptomatische Divertikulose)
- Sammelbegriff für alle symptomatischen Formen einer Divertikulose (bspw. mit Bauchschmerzen, Stuhlunregelmäßigkeiten)
- Divertikulitis
- Entzündung eines Divertikels und seiner Umgebung, i.d.R. akutes Krankheitsbild
- Komplizierte Divertikulitis: Divertikulitis mit Perforationen, Fisteln oder Abszessen
- Chronische Divertikulitis: Rezidivierende oder persistierende Entzündung, die zu weiteren Komplikationen führen kann (insb. Fisteln und Stenosen)
- Entzündung eines Divertikels und seiner Umgebung, i.d.R. akutes Krankheitsbild
Zusatzfrage
Was sind Pseudodivertikel? Und was ist der Unterschied zwischen kompletten und inkompletten Pseudodivertikeln?
Klassifikation
Fortsetzung Fallbericht
Frau Schüler hat bereits in der Notaufnahme 1 g Metamizol erhalten. Dies hat zu einer Besserung geführt, sodass das Medikament fest angesetzt wird 1 g i.v. 4×/Tag. Sie gibt darunter insb. bei Bewegung weiterhin Schmerzen von 6–7 auf der visuellen Analogskala an, sodass die Patientin daher bei Schmerzspitzen zusätzlich Pethidin 50 mg i.v. erhält. Hierunter sind die Beschwerden deutlich besser. Zusätzlich wird Ceftriaxon 2 g i.v. 1×/Tag sowie Metronidazol 500 mg i.v. 3×/Tag verabreicht.
Frage 2a: Von welcher Einteilung hängt die weitere Therapie ab?
Frage 2b: Wie lässt sich der Befund von Frau Schüler in diese Einteilung einordnen? Wie ist das weitere Therapieverfahren bei ihr?
Frage 2c: Welche Komplikationen können bei einer Divertikulitis auftreten?
Antwort 2a
Die Divertikulitis wird nach der Classification of Diverticular Disease [12] eingeteilt. Sie ist eine Weiterentwicklung der veralteten Klassifikation nach Hansen und Stock und wird in der DGVS-Leitlinie veröffentlicht und empfohlen.
Classification of Diverticular Disease für Divertikulose, Divertikelkrankheit und Divertikulitis | |
---|---|
Typ | Bezeichnung |
0 | |
1 |
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2 |
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3 |
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4 |
Antwort 2b
- Divertikulitis Typ 2b
- Abszesspunktion
Stadiengerechte Therapie der Divertikelkrankheit und Divertikulitis [12][13]
Stadienabhängige Therapie der Divertikulitis bzw. Divertikelkrankheit anhand der Classification of diverticular Disease | ||
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Typ | Konservative Therapie | Indikation zur operativen Therapie |
Typ 1 |
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Typ 2a |
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Typ 2b |
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Typ 2c |
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Typ 3a |
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Typ 3b |
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Typ 3c |
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Typ 4 |
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Antwort 2c
- Divertikelblutung
- Häufigkeit: Bei ca. 5% der Patient:innen mit Divertikulose
- Verlauf: Kann einen drastischen Hb-Abfall mit hämodynamischer Instabilität verursachen, sistiert meist spontan
- Diagnostik: Koloskopie, CT-Angiografie, Angiografie oder Szintigrafie
- Therapie: Koloskopische Blutstillung, angiografische Embolisation, bei persistierender Blutung chirurgische Exploration
- Perforation
- Symptomatik: Akutes Abdomen
- Verlaufsformen: Gedeckte Perforation mit perikolischem Abszess oder freie Perforation mit Peritonitis
- Fistelbildung
- Meist kolovesikal: Kann zu rezidivierenden Harnwegsinfekten bis hin zur Urosepsis führen
- Auch kolovaginal, koloenteral oder kolokutan
- Darmstenosen: Gefahr des mechanischen Ileus
Therapeutische Maßnahmen
Fortsetzung Fallbericht
Der Abszess wird zunächst sonografisch gesteuert punktiert und eine Drainage eingelegt. Diese fördert leicht putrides Sekret. Daraufhin zeigt sich eine Besserung der Schmerzen und ein Abfall der Entzündungsparameter. Frau Schüler verträgt die nun begonnene flüssige Kost gut und ist auf der Stationsebene gut mobil.
Zusatzfragen für chirurgisch Interessierte
Welche Drainage wäre für die Sonografie-gesteuerte Punktion geeignet?
Um welche Form der Ableitung handelt es sich bei dieser Abszessdrainage?
Fortsetzung therapeutischer Maßnahmen
Fortsetzung Fallbericht
Nach zwei Tagen beklagt die Patientin morgens ein zunehmendes Unwohlsein und progrediente abdominelle Schmerzen. Bei der körperlichen Untersuchung während der Visite fällt eine deutliche Zunahme des Druckschmerzes über dem linken Unterbauch auf. Des Weiteren hat die Fördermenge der Drainage deutlich abgenommen.
In der Laborkontrolle zeigt sich ein erneuter Anstieg der Entzündungswerte (CRP, Leukozyten). Bei der sonografischen Kontrolle am Nachmittag wird eine Flüssigkeitsansammlung um das Sigma gesehen, sodass die Oberärztin daher die Indikation zur frühelektiven Operation stellt.
Laborwerte im Verlauf
Venöse Blutentnahme | |||
---|---|---|---|
Parameter | Befund | Referenzbereich | |
Blutbild | Erythrozyten | 4,9×106/μL | 3,5–5×106/μL |
Hb | 13,7 g/dL | 12–15 g/dL | |
Hk | 35% | 33–43% | |
Leukozyten | 29.600/μL | 4.000–10.000/μL | |
Thrombozyten | 267.000/μL | 150.000–400.000/μL | |
Klinische Chemie | CRP | 135 mg/L | <5 mg/L |
Procalcitonin | 4,3 ng/mL | <0,1 μg/mL | |
Natrium | 139 mmol/L | 135–145 mmol/L | |
Kalium | 4,1 mmol/L | 3,6–5,2 mmol/L | |
Calcium | 2,45 mmol/L | 2,2 – 2,65 mmol/L | |
Kreatinin | 0,4 mg/dL | <0,9 mg/dL | |
Eiweiß, gesamt | 76 g/L | 65–85 g/L | |
Glucose (nüchtern) | 74 mg/dL | 11–100 mg/dL | |
GPT | 26 U/L | <35 U/L | |
GOT | 19 U/L | <30 U/L | |
Kreatinin | 0,6 mg/dL | 0,5–1,1 mg/dL | |
Gerinnung | Quick (INR) | 85% (1,1) | 70–130% (0,8–1,2) |
aPTT | 31 s | 26–36 s |
Frage 3a: Warum ist bei Frau Schüler nun eine Operation indiziert? Welche OP ist indiziert?
Frage 3b: Worüber musst du Frau Schüler jetzt aufklären?
Frage 3c: Die Kollegin der Pflege fragt dich, ob die Kurve schon für die Operation fertig ist. Welche Anordnungen trägst du ein?
Antwort 3a
- Indikation: Bei Versagen der konservativen und interventionellen Therapie nach der Classification of Diverticular Disease
- Operation: Einzeitige, minimalinvasive Sigmaresektion
Operationsverfahren bei Sigmadivertikulitis
Antwort 3b
Besonders wichtig ist, die Patientin in einem geduldig und empathisch geführten Gespräch über die Therapieentscheidungen aufzuklären und dabei auf Prognose und Risiken einzugehen.
Chirurgische Aufklärung über die laparoskopische Sigmaresektion
- Art der Operation
- Ausmaß der Darmresektion und Anastomosierung: Idealerweise Aufklärung anhand einer Skizze
- Zugang: Laparoskopisch-assistiert oder konventionell
- Immer Hinweis auf mögliche Konversion bei primär laparoskopisch-assistiert geplantem Zugang
- Ggf. Einlage eines Blasenkatheters und von Drainagen
- Risiken
- Allgemeine Operationsrisiken: Blutung, Nachblutung, Infektion, Wundheilungsstörungen, Narbenbruch, Platzbauch, Thrombose, Embolie, Verletzung umliegender Organe und von Gewebe
- Spezielle Risiken/Besonderheiten bei der Darmresektion
- Anastomoseninsuffizienz
- Beeinträchtigung der Kontinenz bis hin zur (ungeplanten) Stomaanlage
- Darmstenose
- (Paralytischer) Ileus
- Postoperatives Prozedere
- Möglicher postoperativer Aufenthalt auf einer Intensiv- oder Überwachungsstation
- Geplantes Schema des Kostaufbaus
- Dauer des stationären Aufenthaltes: Bei größeren darmresezierenden Eingriffen ca. 7 Tage
- Ggf. zweizeitiges Vorgehen notwendig: Aufklärung über die Notwendigkeit einer nachfolgenden Operation zur Wiederherstellung der Darmkontinuität
Anästhesiologische Aufklärung
- Ablauf
- Verhalten am OP-Morgen
- Präoperative Nüchternzeiten (inkl. Nikotinabstinenz!) und deren Relevanz
- Art der Medikamenteneinnahme: Frühmorgens mit einem Schluck Wasser (außer pausierte Medikamente!)
- Ablauf im Operationssaal
- Geplantes postoperatives Prozedere: Art des Aufwachens, Aufenthalt im Aufwachraum oder auf Intensivstation und geplante postoperative Schmerztherapie
- Postoperative Betreuung durch volljährige Person für 24 h
- Fahruntauglichkeit und Geschäftsunfähigkeit innerhalb der ersten 24 h nach OP
- Notieren wichtiger Telefonnummern
- Information zu Verhalten bei akuten postoperativen Komplikationen
- Verhalten am OP-Morgen
- Narkoseverfahren
- Aufklärung über alle für den Eingriff möglichen Verfahren (inkl. der Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen)
- Allgemeine Narkoserisiken
- Perioperative Aspiration
- Anaphylaxie
- Infektionen oder Blutungen im Bereich von Einstichstellen
- Postoperative Übelkeit und Erbrechen
- Herz-Kreislauf-Komplikationen
- Pulmonale Komplikationen, bspw. Pneumonie
- Ungeplante Aufnahme auf eine Überwachungs- bzw. Intensivstation
- Lagerungsschäden
- Verfahrensspezifische Risiken
- Intubationsnarkose: Bspw. Heiserkeit, Schäden an Zähnen oder Zahnersatz
- Spinalanästhesie, Periduralanästhesie und ähnliche Verfahren: Bspw. Kopfschmerzen, Schwindel oder Querschnittssymptomatik
- Generell bei Regionalanästhesie: Verfahrenswechsel aufgrund unzureichender Schmerzausschaltung
- Individuelle Risiken
- Erweiterte Maßnahmen (z.B. ZVK oder invasive arterielle Blutdruckmessung): Aufklärung über Notwendigkeit, Art, Risiken und Komplikationen der jeweiligen Maßnahme (siehe bspw. auch: Komplikationen bei ZVK-Anlage)
Antwort 3c
- Nüchternheit: Am OP-Tag
- Labordiagnostik
- Aktuelle Gerinnungsparameter
- Abwägen: Kreuzblut und Bereitstellung von Blutprodukten
- Medikation
- L-Thyroxin, Candesartan am OP-Tag fortsetzen
- Metformin pausieren (falls noch nicht geschehen)
- Blutzuckermessungen: Ggf. Insulinkorrektur bei Hyperglykämie
Präoperativ sollten die anästhesiologischen Empfehlungen für den perioperativen Umgang mit Vormedikation umgesetzt werden!
Zusatzfrage
Was sollte bei einer medikamentösen Prämedikation der sehr aufgeregten Frau Schüler beachtet werden?
Vorbereitung der Operation
Fortsetzung Fallbericht
Die Patientin stimmt einer Operation zu und willigt auch schriftlich in die geplanten Maßnahmen ein.
Frage 4: Die Oberärztin schickt dich am OP-Tag in den OP-Saal, wo du später bei der Operation assistieren sollst. Was gehört zur OP-Vorbereitung?
Antwort 4
- Überprüfen der Aufklärungen und der aktuellen Laborparameter
- Lagerung der Patientin
- Chirurgische Händedesinfektion, steriles Ankleiden
- Abwaschen/Abdecken des OP-Gebiets
- Vor Hautschnitt: Team Time-out
Zusatzfragen für chirurgisch Interessierte
Welche Lagerung wird bei dieser Operation üblicherweise gewählt?
Welche Techniken der Trokarplatzierung kennst du?
Welche anästhesiologischen Besonderheiten sind bei laparoskopischen Eingriffen zu berücksichtigen?
Wie ist das übliche Resektionsausmaß bei der tubulären Sigmaresektion?
Postoperativer Verlauf
Fortsetzung Fallbericht
Nach unauffälliger postoperativer Überwachung nach unkomplizierter minimalinvasiver Sigmaresektion kann die Patientin auf die Normalstation zurückverlegt werden. Nach anfänglichen Schmerzen kommt es zu einer deutlichen Beschwerdebesserung.
Der Kostaufbau wird von der Patientin gut vertragen und beim Verbandswechsel am zweiten postoperativen Tag zeigen sich reizlose Wunden. Die Entlassung von Frau Schüler ist geplant.
Oberärztlicher Kommentar
Ein klassischer chirurgischer Fall, wie er häufig vorkommt! Es ist hier wie immer wichtig, nach jedem Therapieschritt den Therapieerfolg klinisch und laborchemisch zu verfolgen und ggf. das Therapieschema zu verändern.
Die relevanteste Säule in der Therapie der Divertikulitis ist die antibiotische Therapie. Sie kann ambulant oder stationär durchgeführt werden – je nach Schweregrad und klinischem Bild. Sollte eine Besserung trotz eingeleiteter Therapiemaßnahmen ausbleiben oder es sogar zu einer Verschlechterung der Symptomatik oder der Entzündungsparameter kommen, muss die Therapie angepasst bzw. eskaliert werden. Bei Frau Schüler hat schließlich die frühelektive Sigmaresektion zum Erfolg geführt. Diese invasive Therapiemaßnahme schützt die Patientin vor weiteren Schüben einer Sigmadivertikulitis mit potenziell schwerem Verlauf.
Themen zum Vertiefen
- Divertikulose, Divertikelkrankheit und Divertikulitis
- Pigtail-Drainage bzw. Drainagen
- OP-Basics: Betreten, Einwaschen und Assistieren
- Laparoskopische Chirurgie
- Darmchirurgie
- Präoperative Evaluation und Aufklärung in der Anästhesiologie
- Perioperatives Management
- Perioperativer Umgang mit Prämedikation
Weitere Fälle
Dieser klinische Fall ist der zweite einer Fallserie aus drei Fällen. Die Fälle können hintereinander oder unabhängig voneinander bearbeitet werden: