Zusammenfassung
Isolationsmaßnahmen werden ärztlich angeordnet, um entweder als Quellenisolation andere vor der Ansteckung durch infizierte Patient:innen zu schützen, oder als Schutzisolation das Leben immungeschwächter Personen zu sichern. Dabei kann die Isolation entweder als Einzel- oder als Kohortenisolation erfolgen.
Sowohl die Quellen- als auch die Schutzisolation erfordern strikte Hygienemaßnahmen, den konsequenten Einsatz von Schutzausrüstung und die gezielte Anpassung der Patientenumgebung . Neben der Prophylaxe von Komplikationen ist die psychosoziale Unterstützung durch Aufklärung, Kommunikationsförderung und emotionale Begleitung zentral.
Grundlagen
- Rechtliche Regelung: Infektionsschutzgesetz (§ 30 IfSG)
- Anordnung: Isolationsmaßnahmen werden ärztlich angeordnet
- Isolationsformen
- Quarantäne: Bei vermuteter Infektion klinisch gesunder Personen
- Quellenisolation: Bei bestehender Infektion zum Schutz der Anderen
- Umkehrisolation: Zum Schutz Betroffener mit geschwächtem Immunsystem vor Umwelteinflüssen
Quellenisolation
Grundlagen
- Ziel: Ausbreitung eines Erregers auf andere Patient:innen, Personal und Besucher:innen verhindern
- Arten
- Einzelisolierung: Patient:in in Einzelzimmer
- Kohortenisolierung: Betroffene mit gleichem Erreger in einem Zimmer
- Raumvoraussetzungen
- Sollte über eigenes Badezimmer verfügen
- Schleuse wünschenswert, ggf. verpflichtend
- Zimmer von außen als infektiös markieren
- Zimmer mit Unterdruck [1]
- Ggf. Luftfilter zur Filterung der Abluft [1]
Durchführung
- Zutrittsregeln und Besuchermanagement
- Besucher:innen müssen sich vor Betreten beim Pflegepersonal melden
- Besucher:innen müssen in notwendige Schutzmaßnahmen eingewiesen werden
- Für Begleitpersonen von isolierten Kindern gilt i.d.R.
- Tragen der notwendigen Schutzausrüstung im Zimmer oder
- Tragen der Schutzausrüstung bei Verlassen des Zimmers
- Patiententransporte: Auf Minimum beschränken
- Ggf. Verlassen des Zimmers für Untersuchungen: Ausschließlich unter Schutzmaßnahmen!
- Spezielle patientenbezogene Hygiene
- Fäkal-orale Infektion: Nach Toilettengang Hände immer gründlich waschen und desinfizieren
- Aerogene Infektion: Ggf. FFP2-Maske tragen
- Pflegeorganisation und Materialhandhabung
- Arbeitsabläufe durchdacht organisieren und strukturieren
- Pflegeutensilien patientenbezogen nutzen oder auf Einmalmaterialien zurückgreifen
- Täglich Wischdesinfektion durchführen
- Isolationszimmer zuletzt versorgen
- Eine Pflegefachperson pro Schicht zuständig
- Sanitäre Anlagen: Abwassersysteme sind Reservoire für Erreger [2]
- Pflegeutensilien nicht am Waschbecken lagern
- Waschbecken nicht zur Entsorgung von Schmutzwasser nutzen
- Toilettendeckel vor dem Spülen schließen
- Schutzmaßnahmen beim Betreten: Zimmer nur mit notwendiger Schutzausrüstung betreten
- Flüssigkeitsdichter, langärmliger Schutzkittel
- Handschuhe
- Mund-Nasen-Schutz bei Tröpfcheninfektion
- Mind. FFP2-Maske bei aerogener Infektion
- Ggf. Kopfhaube
- Infektiöser Abfall und Wäsche
- Müllsack und Wäscheabwurf im Zimmer aufbewahren
- Wäschewagen nicht mit ins Zimmer nehmen
- Müll- und Wäschesäcke nicht über Boden ziehen
- Geschirr
- Als Letztes einsammeln
- Ohne Zwischenlagerung in Geschirrwagen legen
- Beendigung der Isolation: Schlussdesinfektion der Räumlichkeiten nötig
Schutzisolation
Grundlagen
- Ziel: Schutz immungeschwächter Patient:innen vor Infektionskrankheiten
- Risikogruppen [3]
- Gruppe 1: Mittelschwere Immundefizienz
- Gruppe 2: Hohe Immundefizienz
- Gruppe 3: Sehr hohe Immundefizienz
- Indikation: Erhöhtes Infektionsrisiko durch Abwehrschwäche
- Raumvoraussetzungen
- Risikogruppe 1 und 2: Zweibettzimmer mit eigenem Bad
- Risikogruppe 3: Einzelzimmer, eigenes Bad, Schleuse, ggf. Luftfilter
Je nach Risikogruppe unterscheiden sich pflegerische und organisatorische Hygienemaßnahmen (bspw. persönliche Schutzausrüstung)!
Durchführung
- Zutrittsregeln und Besuchermanagement
- Hohe Besucherzahlen vermeiden
- Besucher:innen mit systemischen Infektionszeichen ist Zutritt nicht gestattet
- Besucher:innen müssen in Schutzmaßnahmen eingewiesen werden
- Pflegefachpersonen mit infektiösen Erkrankungen dürfen Zimmer nicht betreten
- Umgebungsmanagement
- Zimmerpflanzen und Blumen nicht erlaubt
- Täglich Oberflächendesinfektion des Zimmers sowie aller Gegenstände durchführen
- Pflegeorganisation: Arbeitsabläufe durchdacht organisieren und strukturieren
- Schutzmaßnahmen beim Betreten des Zimmers
- Gründliche Händedesinfektion vor Betreten durchführen
- Schutzausrüstung vor Betreten anlegen
- Risikogruppe 1 und 2: Besucher:innen benötigen i.d.R. keine Schutzausrüstung
- Risikogruppe 3: Mund-Nasen-Schutz und patientenbezogene Schutzkittel erforderlich
- Siehe auch: Pflegerische Maßnahmen bei Immundefizienz
Prophylaxen und psychische Begleitung
Prophylaxen
- Risiko↑, insb. [4]
- Maßnahmen, insb.
Beratung und psychische Begleitung
- Information und Aufklärung
- Über die Notwendigkeit der Isolierung und weiterer Einschränkungen informieren
- Aufklärung der Angehörigen: Nur mit Einverständnis der Betroffenen!
- Anleitung
- Korrekten Umgang mit Schutzkleidung zeigen
- In fachgerechte Durchführung der Händehygiene einweisen
- Soziale Kontakte fördern
- Bezugspersonen über Wichtigkeit regelmäßiger Besuche aufklären
- Individuelle Besuchszeiten ermöglichen
- Alternative Kommunikationswege aktiv anbieten und unterstützen
- Raumgestaltung: Persönliche Gegenstände platzieren
- Aktivierung: Beschäftigungsmöglichkeiten aufzeigen und bereitstellen
- Emotionale Begleitung und Gesprächsangebote
- Pflegehandlungen in Ruhe durchführen und dabei Gesprächsbereitschaft signalisieren
- Gespräche aktiv initiieren
- Insb. in emotional schwierigen Phasen verständnisvoll sein