Zusammenfassung
Die Balantidiose ist eine Zoonose aufgrund einer Infektion mit dem Protozoon Balantidium coli. Sie ist insb. in den (Sub‑)Tropen verbreitet, also in warmen und feuchten Klimazonen. Die Übertragung erfolgt meist durch Wasser oder Lebensmittel, die mit Zysten aus dem Stuhl von Wirten kontaminiert sind. I.d.R. kommt es zu einer (häufig asymptomatischen) Infektion des Darms, aber auch extraintestinale Infektionen sind möglich.
Die Symptomatik einer intestinalen Balantidiose kann entsprechend der Verlaufsform variieren und reicht von intermittierenden Durchfällen mit Bauchschmerzen (chronische Form) bis hin zu blutigen Durchfällen und Tenesmen (akute dysenterische Form). Die Diagnose wird überwiegend durch den direkten mikroskopischen Erregernachweis in Stuhlproben bestätigt. Zu den Behandlungsoptionen zählen Tetracycline und Metronidazol; die Datenlage zur Wirksamkeit der pharmakologischen Behandlung ist aber sehr limitiert. Mögliche Komplikationen umfassen bspw. Darmulzerationen und -perforationen sowie Peritonitis.
Epidemiologie
- Verbreitung: Weltweit; am häufigsten in tropischen und feuchten Klimazonen (insb. Asien, Südamerika, Afrika) [1]
- Alter: Kinder > Erwachsene [2]
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Erreger: Balantidium coli (Protozoon aus der Familie der Ziliaten)
- Funktionell unterschiedliche Erscheinungsformen
- Zyste (fäkal-oral übertragbare Form): Unbeweglich, widerstandsfähig
- Trophozoit (aktive Form): Beweglich, fakultativ pathogen
- Funktionell unterschiedliche Erscheinungsformen
- Primäres Reservoir: Schweine und nicht-menschliche Primaten
- Endwirt: Mensch
- Übertragung
- Primär: Aufnahme von kontaminierten Lebensmitteln oder kontaminiertem Wasser
- Seltener: Direkter Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Fäkalien (bspw. durch Tierpfleger:innen)
- Risikofaktoren
- Enge Nähe zu Schweinen oder deren Fäkalien
- Immunsuppression
Symptomatik
- Häufig asymptomatisch: Übertragung auch durch asymptomatische Infizierte möglich
- Intestinale Infektion: Betrifft typischerweise den Dickdarm (Zäkum und Kolon)
- Akute (dysenterische) Form
- (Schleimige und blutige) Durchfälle
- Tenesmen
- In schwere Fällen: Ulzeration und Perforation der Darmwand
- Chronische Form
- Intermittierender Durchfall
- Koliken
- Abdominelle Schmerzen
- Akute (dysenterische) Form
- Extraintestinale Infektion (seltener): Symptomatik variiert je nach Lokalisation
- Urogenital: Dysurie
- Pulmonal: Dyspnoe, Hämoptysen
- Okulär: Konjunktivitis, Fotophobie, Fremdkörpergefühl
- Hepatisch: Schmerzen im rechten Oberbauch
- Peritoneal: Abdominaldistension
Diagnostik
- Stuhlmikroskopie: Mikroskopischer Parasitennachweis im Stuhl (diagnostischer Goldstandard) [1]
- Sedimentationsverfahren: Nicht empfohlen
- Analyse anderer biologischer Proben (bspw. Urinsediment oder BAL): Bei V.a. extraintestinale Infektion erwägen [1]
- Biopsie: Ggf. hilfreich bei extraintestinaler Infektion (kann eine Gewebeinvasion nachweisen) [1]
Eine Protozoenkultur wird zur Diagnosestellung nicht routinemäßig empfohlen! [1]
Therapie
- Infektiologische Rücksprache empfohlen
- Am häufigsten verwendet: Tetracycline
- Alternativen: Metronidazol, Clioquinol
Komplikationen
- Darmulzeration und -perforation
- Peritonitis
- Abszesse
- Selten: Fulminante Infektion (Tod innerhalb von 3–5 d)
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.