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Lactoseintoleranz

Letzte Aktualisierung: 10.7.2021

Abstracttoggle arrow icon

Die Lactoseintoleranz ist eine mit Malabsorption von Lactose einhergehende Erkrankung bzw. Unverträglichkeit. Sie ist entweder genetisch bedingt oder beruht auf einem funktionell verursachten Mangel an Lactase im Dünndarmepithel. Betroffene Patienten entwickeln nach dem Verzehr lactosehaltiger Getränke und Speisen eine abdominelle Beschwerdesymptomatik mit Krämpfen, Schmerzen, Diarrhö und Blähungen. Die Lactoseintoleranz ist durch die Einnahme von Lactase-Präparaten bei entsprechender Nahrungsaufnahme oder durch einen Verzicht auf Lactose beherrschbar.

Definitiontoggle arrow icon

Als Lactoseintoleranz wird ein durch relativen Mangel des Enzyms Lactase im Dünndarm hervorgerufener abdomineller Beschwerdekomplex bezeichnet.

Epidemiologietoggle arrow icon

  • In Deutschland ca. 15% der Bevölkerung
  • Ca. 70% der Weltbevölkerung
  • In einigen Regionen der Welt (vornehmlich in Asien, Teilen Afrikas und Amerikas) sind nahezu 100% der erwachsenen Bevölkerung lactoseintolerant

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

  • Angeborener kompletter Gendefekt (sehr selten)
  • Primär: Meist Abnahme der Lactaseaktivität im Kindes-/Jugendalter
  • Sekundär: Infolge einer Dünndarmerkrankung (z.B. Zöliakie; passager nach Gastroenteritiden)

Pathophysiologietoggle arrow icon

Zwar ist bei der Lactoseintoleranz ein Mangel an Lactase ursächlich. Da diese aber nicht nach intraluminal sezerniert wird, sondern Teil des Bürstenepithels der Darmmukosa ist, bewirkt die Lactase physiologischerweise keine intraluminale Digestion, sondern ist in den Absorptionsprozess von Lactose involviert. Daher wird ein Lactasemangel zu den Malabsorptionssyndromen gezählt!

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Nach Konsum von Milchprodukten:

Das Ausmaß der Symptomatik korreliert mit dem Ausmaß der Lactosezufuhr

Klinik ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich ausgeprägt, da meist noch eine Lactase-Restaktivität besteht!

Diagnostiktoggle arrow icon

Da es beim Verzicht auf Milchprodukte häufig zu Beschwerdefreiheit kommt, kann bei anamnestischen Hinweisen zunächst eine lactosefreie Diät versucht werden

  • H2-Lactose-Atemtest
    • Nach Lactose-Gabe vermehrt Wasserstoff in der Ausatemluft
    • Messung in definierten Zeitintervallen über 3 Stunden nach Aufnahme von 50 g Lactose
  • Lactose-Toleranztest: Nach Lactose-Gabe zeigen sich ein pathologisch gering ausfallender Blutzuckeranstieg und gleichzeitig eine klinische Symptomatik → Kaum angewendet, da zu unsensitiv und unspezifisch
  • Dünndarmbiopsie: Qualitativer und quantitativer Nachweis des Enzyms Lactase durch gastroskopische Biopsie → Sehr aussagekräftig, aber kaum angewendet, da zu aufwendig

Grundsätzlich können Patienten mit einem Lactasemangel auch völlig beschwerdefrei sein. Lediglich der nachgewiesene Lactasemangel bei typischer Klinik sollte als Krankheit bezeichnet und behandelt werden!

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

  • Vermeiden von Milchprodukten (zunehmende Verbreitung lactosefreier bzw. lactosereduzierter Produkte im Lebensmittelhandel)
    • Lactosefreie Diät mit weniger als 1 g Lactose/Tag
    • Lactosearme Diät mit weniger als 10 g Lactose/Tag
  • Orale Lactase-Substitution
    • Sinnvoll auf Reisen oder bei geplantem Verzehr lactosereicher Speisen und Getränke
    • Vielzahl von nicht standardisierten Lactasepräparaten im Handel
  • Der Effekt von Probiotika ist nicht gesichert

Patienteninformationentoggle arrow icon

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • E73.-: Lactoseintoleranz
    • E73.0: Angeborener Lactasemangel
    • E73.1: Sekundärer Lactasemangel
    • E73.8: Sonstige Lactoseintoleranz
    • E73.9: Lactoseintoleranz, nicht näher bezeichnet

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Koletzko: Pädiatrie. 13. Auflage Springer 2007, ISBN: 978-3-540-48632-9.
  2. Flasnoecker (Hrsg.): TIM, Thieme's Innere Medizin. 1. Auflage Thieme 1999, ISBN: 978-3-131-12361-9.

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