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Vagina und Vulva

Letzte Aktualisierung: 5.10.2023

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Die Vagina ist das primäre Geschlechtsorgan der Frau und Teil des Geburtskanals. Sie ist schlauchförmig und ca. 10 cm lang. Der Bereich der Vaginalöffnung wird auch als Vulva bezeichnet und enthält das äußere Genitale der Frau: Zu diesem zählen die Klitoris sowie die äußeren und inneren Labien.

Makroskopische Anatomie der Vaginatoggle arrow icon

Steckbrief

  • Funktion: Kopulationsorgan, Geburtskanal, Ableitung des Menstruationsblutes
  • Lage: Subperitoneal im Parakolpium
  • Form
    • Schlauchförmig
    • Mündung des Uterus als Portio vaginalis cervicis in die proximale Vorderwand
    • Vorder- und Hinterwand werden von den Nachbarorganen komprimiert
  • Größe: 10 cm lang

Aufbau

Die Vagina besitzt ein Vaginalgewölbe (Fornix vaginae), in dem die Portio vaginalis cervicis eingebettet liegt. Die Vaginalwand wird von den Nachbarorganen komprimiert, sodass Vorder- und Hinterwand einander berühren. Vor der Defloration wird der Vaginalausgang im Bereich des Vestibulum vaginae vom Jungfernhäutchen (Hymen) umrahmt. Die Vagina gliedert sich in:

Die lateinischen Begriffe können an dieser Stelle leicht verwechselt werden: "Pars" = Anteil und "Paries" = Wand!

Das Hymen verschließt den Vaginalkanal physiologischerweise nicht vollständig!

Hymenalatresie
Bei vollständigem Verschluss des Vaginalkanals durch das Hymen kann es ab der Menarche zur Anstauung von Menstruationsblut in der Vagina und Gebärmutter kommen. Die Mädchen fallen durch eine primäre Amenorrhö und einen tastbaren Unterbauchtumor (blutgefüllte Gebärmutter) auf.

Topografie

Gefäßversorgung und Innervation

Gefäßversorgung
Arteriell
Venös
  • Plexus venosus vaginalis et uterinus in Vv. uterinae
Innervation
Sensibel
Sympathisch
Parasympathisch
Lymphabfluss
Lymphstationen

Transvaginale Operationen
Im Bereich der Fornix gibt es nur eine relativ spärliche sensorische Innervation. Dies wird sich bei transvaginalen Operationen intraperitonealer Organe (z.B. transvaginale Cholezystektomie) zunutze gemacht. Zusätzlich heilt die vaginale Schleimhaut i.d.R. schnell und komplikationslos ab.

Mikroskopische Anatomie der Vaginatoggle arrow icon

Histologischer Aufbau der Vagina

Die dreischichtige Wand der Vagina trägt charakteristische Querfalten (Rugae vaginales).

Wandschichten Beschreibung
Tunica mucosa
  • Rugae vaginales: Charakteristische Querfalten der Vaginalschleimhaut, dienen als Dehnungsreserve bspw. bei Geburt
    • Columna rugarum anterior bzw. posterior: Gesamtheit der Rugae vaginalis in der Vorder- bzw. Hinterwand
    • Carina urethralis: Distale Vorwölbung der Harnröhre in Verlängerung der Columna rugarum anterior
  • Epithel: Mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel, welches frei von Drüsen und glykogenreich ist
    1. Stratum superficiale: Höchste epitheliale Differenzierung, hoher Glykogengehalt
    2. Stratum intermedium: Mittlere Differenzierungsstufe
    3. Stratum parabasale: Beginn der Differenzierung
    4. Stratum basale: Regenerationsschicht
  • Lamina propria: Zahlreiche Gefäße und elastische Fasern
Tunica muscularis
Tunica adventitia

Die Schleimhaut der Vagina besitzt keine Drüsen. Während der sexuellen Stimulation wird die Vagina stärker durchblutet und es bildet sich ein Transsudat, das während der Kopulation für eine ausreichende Lubrikation sorgt!

Zyklische Schleimhautveränderungen der Vagina und Portio vaginalis cervicis

Ähnlich dem Endometrium der Gebärmutter unterliegt auch das mehrschichtige unverhornte Plattenepithel der Vagina und der Portio vaginalis cervicis zyklusabhängigen Veränderungen:

Vaginalabstrich
Die zyklusabhängigen Veränderungen der Schleimhaut sind im Vaginalabstrich gut sichtbar. Dabei wird an der proximalen Hinterwand der Vagina ein zytologischer Abstrich entnommen und auf einen Objektträger aufgebracht. Nach der Anfärbung (nach Papanicolaou) kann das Präparat unter dem Mikroskop Aufschluss über die Zyklusphase geben. Vor und während der Ovulation sind in erster Linie acidophile (rote) Zellen sichtbar. Postovulatorisch dominieren hingegen unreifere Zellen mit basophilem Zytoplasma.

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Funktion der Vaginatoggle arrow icon

Die Vagina ist nicht nur primäres Geschlechtsorgan der Frau, sie ermöglicht durch ihre starke Dehnbarkeit auch die Passage des Kindes bei der Geburt. Durch ein spezielles bakterielles Milieu wird die Frau vor aufsteigenden Infektionen geschützt.

  1. Kopulationsorgan
  2. Ableitung des Menstruationsblutes
  3. Schutz vor aufsteigenden Infektionen
  4. Geburtskanal bei der Entbindung eines Kindes

Vulvatoggle arrow icon

Das äußere Genitale der Frau wird auch Vulva genannt. Dazu gehört der Vaginalvorhof (= Vestibulum vaginae) mit der Vaginalöffnung (= Ostium vaginae). Diese wird umgeben von den inneren und äußeren Labien (= Labia minora und majora). Die Klitoris (auch Kitzler genannt) besitzt zahlreiche sensible Nervenendigungen und spielt eine wichtige Rolle bei der sexuellen Erregung der Frau. Auch die akzessorischen Geschlechtsdrüsen der Frau werden nachfolgend besprochen.

Anatomie der Vulva

Die Vulva bezeichnet den Bereich des Vaginaleingangs und umfasst folgende Strukturen:

Beschreibung Wichtige Strukturen

Vestibulum vaginae

(Vaginalvorhof)

Labia minora pudendi

(Innere Labien)

Labia majora pudendi

(Äußere Labien)

Bulbus vestibuli

(Vorhofschwellkörper)

Klitoris

(Kitzler)

  • Schwellkörper mit hoher Dichte an sensiblen Nervenendigungen
  • Wesentlich für die sexuelle Erregung und den Orgasmus der Frau
  • Lage
    • Grenzt ventral und lateral an Urethra und Vagina und umschließt diese teilweise
    • Erstreckt sich kranial bis in den Mons pubis
    • Einzig außen liegende Struktur: Glans clitoridis
  • Crura clitoridis: Zwei Schwellkörperschenkel verlaufen getrennt voneinander vom unteren Schambeinast bis zur Glans clitoridis
  • Glans clitoridis: Abgerundete Klitoriseichel
  • Fascia clitoridis: Kapselartige Bindegewebshülle, umgibt die Glans clitoridis
  • Praeputium clitoridis (Klitorisvorhaut): Verdeckt und schützt die empfindliche Klitoris

Bartholinitis
Eine Infektion einer Bartholin-Drüse kann für die Frau sehr schmerzhaft sein. Oft kommt es zum entzündlichen Verschluss des Ausführungsganges. Bei der Marsupialisation (von lat. marsupium = „Tasche“) wird der Ausführungsgang operativ eröffnet, die Ränder nach außen umgeschlagen und fixiert, um eine offene Tasche zu bilden.

Gefäßversorgung und Innervation der Vulva

Gefäßversorgung
Arteriell
Venös
  • Vv. labiales posteriores in V. pudenda interna
  • Vv. profundae clitoridis in V. pudenda interna
  • Vv. bulbi vestibuli in V. pudenda interna
  • Vena dorsalis clitoridis in Plexus venosus vesicalis
  • V. femoralis in V. iliaca externa
Innervation
Sensibel
Lymphabfluss
Lymphstationen

Funktionen der Vulva

  • Sexuelle Stimulation
  • Kopulation
  • Geburtskanal
  • Harnableitung

Wiederholungsfragen zum Kapitel Vagina und Vulvatoggle arrow icon

Makroskopische Anatomie der Vagina

Welche Strukturen sind der Vagina benachbart?

Was bezeichnet man als Hymenalatresie und wie fällt diese klinisch auf?

Mikroskopische Anatomie der Vagina

Wie ist die Vagina histologisch aufgebaut?

Wie ist die Tunica mucosa der Vagina typischerweise aufgebaut?

Vulva

Wo münden die Ausführungsgänge der Glandulae vestibulares majores?

Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.

Quellentoggle arrow icon

  1. Benninghoff, Drenckhahn, Waschke: Taschenbuch Anatomie. 1. Auflage Urban & Fischer 2007, ISBN: 978-3-437-41194-6.
  2. Aumüller et al.: Duale Reihe Anatomie. 1. Auflage Thieme 2006, ISBN: 978-3-131-36041-0.
  3. Lippert: Anatomie kompakt. 1. Auflage Springer 1994, ISBN: 978-3-540-58040-9.
  4. Zilles, Tillmann (Hrsg.): Anatomie. 1. Auflage Springer 2010, ISBN: 978-3-540-69481-6.
  5. O’CONNELL, DeLANCEY:CLITORAL ANATOMY IN NULLIPAROUS, HEALTHY, PREMENOPAUSAL VOLUNTEERS USING UNENHANCED MAGNETIC RESONANCE IMAGINGIn: Journal of Urology. Band: 173, Nummer: 6, 2005, doi: 10.1097/01.ju.0000158446.21396.c0 . | Open in Read by QxMD p. 2060-2063.
  6. Pauls:Anatomy of the clitoris and the female sexual responseIn: Clinical Anatomy. Band: 28, Nummer: 3, 2015, doi: 10.1002/ca.22524 . | Open in Read by QxMD p. 376-384.

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