Zusammenfassung
Das Arteria-mesenterica-superior-Syndrom ist eine seltene Erkrankung, die durch die Kompression der Pars horizontalis des Duodenums zwischen der Aorta und der A. mesenterica superior verursacht wird. Dies geschieht typischerweise durch einen Abbau des mesenterialen Fettgewebes infolge einer starken Gewichtsabnahme, bspw. bei Essstörungen. Die Symptome sind unspezifisch und umfassen postprandiale Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen sowie ungewollten Gewichtsverlust. Die Diagnose wird i.d.R. mittels CT gestellt. Behandelt wird zunächst konservativ: Durch eine Ernährungstherapie soll Gewicht zugenommen werden, damit sich das mesenteriale Fettgewebe regenerieren kann und das Duodenum nicht mehr komprimiert wird. Zudem ist insb. bei Essstörungen eine psychiatrische Mitbehandlung wichtig. Wenn die konservative Behandlung nicht erfolgreich ist, können chirurgische Verfahren wie eine Duodenojejunostomie erwogen werden. Üblicherweise sind die Ansprechraten auf konservative und chirurgische Therapieoptionen gut, in einem kleinen Teil der Fälle sind die Behandlungsergebnisse jedoch auch langfristig nicht zufriedenstellend. [1][2]
Epidemiologie
Ätiologie
- Erworbene Ursachen: Atrophie des mesenterialen Fettpolsters (i.d.R. bedingt durch signifikanten Gewichtsverlust) [1]
- Essstörungen
- Katabole Erkrankungen
- Iatrogene Ursachen
- (Religiöses) Fasten
- Unzureichende Gewichtszunahme während eines Wachstumsschubs
- Angeborene (anatomische) Ursachen (selten) [2]
- Ungewöhnlich kaudaler Abgang der A. mesenterica superior aus der Aorta
- Abnorme Morphologie des Lig. suspensorium duodeni
Symptomatik
- Unspezifische gastrointestinale Symptome [1]
- Postprandiale epigastrische Schmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Postprandial rasch einsetzendes Völlegefühl
- Sodbrennen
- Ungewollter Gewichtsverlust [2]
Diagnostik
- Methode der Wahl: CT [1][2]
- Ggf. zusätzlich: Sonografie, Magen-Darm-Passage (MDP) [2]
Differenzialdiagnosen
- Abgrenzung aufgrund der unspezifischen Symptomatik häufig schwierig
- Malignome [2]
- Chronische Magen- oder Darmerkrankungen
- Funktionelle Syndrome
- Psychiatrische Erkrankungen
- Chronische Schmerzsyndrome (siehe auch: Chronischer nicht-tumorbedingter Schmerz) [1]
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
- Konservative Maßnahmen: Therapie der 1. Wahl [1][2]
- Ernährungstherapie: Ausreichende Kalorienzufuhr
- Ziel: Gewichtszunahme zur Regeneration des mesenterialen Fettpolsters
- Durchführung: Orale Ernährung
- Erfolgsrate: 60–70%
- Psychiatrische Behandlung: Insb. bei Essstörungen oder anderen psychiatrischen Komorbiditäten
- Ernährungstherapie: Ausreichende Kalorienzufuhr
- Chirurgische Therapie: Bei Versagen der konservativen Therapie [2]
- Häufigstes Verfahren: Duodenojejunostomie [1][2]
- Alternativen: Gastrojejunostomie, infrarenale Transposition der A. mesenterica superior, Strong-Operation [1][2]
- Erfolgsrate: Ca. 80%
- Rate schwerwiegender Komplikationen (Clavien-Dindo-Grad >IIIa): Ca. 2% [2]
- Postoperative Mortalität: Ca. 0,4% [2]
Prognose
- Rezidivrate nach konservativem Therapieerfolg: Ca. 16% der Fälle [2]
- Schlechte Langzeitergebnisse: 8,5% der Fälle [1]