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Harnleiter

Letzte Aktualisierung: 19.10.2022

Abstracttoggle arrow icon

Die paarigen Harnleiter (Ureteren) sind der erste Teil der ableitenden Harnwege. Sie haben zwei wichtige Funktionen: Zum einen fangen sie den Harn aus dem Nierenbeckenkelchsystem auf und transportieren ihn zur Harnblase, zum anderen besitzen sie einen Verschlussmechanismus, der dem Harnreflux und damit aufsteigenden Infektionen entgegenwirkt.

Die Harnleiter sind etwa 25–30 cm lang, in ihrem Verlauf werden sie lageabhängig in drei Abschnitte (Pars abdominalis, Pars pelvica, Pars intramuralis) eingeteilt. Sie über- und unterkreuzen verschiedene Strukturen und weisen drei Engstellen auf, welche klinisch besonders wichtig sind, weil sich dort bspw. Harnsteine festsetzen können.

Die Harnleiter entwickeln sich aus den Ureterknospen, die aus dem Urnierengang hervorgehen. Übrigens findest du auch eine Histo-Trainer-Folge zu den ableitenden Harnwegen im Abschnitt zur mikroskopischen Anatomie des Harnleiters.

Makroskopische Anatomietoggle arrow icon

Steckbrief: Harnleiter

  • Funktion: Harntransport
  • Verlauf: Vom Nierenbecken zur Harnblase
  • Länge: 25–30 cm
  • Durchmesser: Ca. 0,5 cm

Aufbau der Harnleiter

  • Anatomische Einteilung: Lageabhängig in drei Abschnitte
    • Pars abdominalis: Verlauf vom Nierenbecken in einem Bogen nach kaudal bis zur Linea terminalis des Beckens
    • Pars pelvica: Von der Linea terminalis des Beckens bis zur Mündung von dorsal in die Harnblasenwand
    • Pars intramuralis: In den Muskelschichten der Harnblase
  • Klinische Einteilung: Organabhängig in drei Abschnitte
    • Renales, lumbales und vesikales Uretersegment

Topografie der Harnleiter

Die Harnleiter haben eine enge retroperitoneale Lagebeziehung zum N. genitofemoralis auf der Faszie des M. psoas major!

Die Harnleiter verlaufen unter der A. testicularis () bzw. der A. ovarica (), über den Iliakalgefäßen und unter dem Ductus deferens () bzw der A. uterina ()!

Der Ureter ist eine „schüchterne“ Struktur, deshalb „versteckt“ er sich vor allem (bzw. „unterkreuzt“ alles), was mit den Genitalien zu tun hat.

Harnleiterkolik
Die über die Niere ausgeschiedenen harnpflichtigen Substanzen haben häufig ein geringes Löslichkeitsprodukt. Bei einer Überschreitung dieses Produkts fallen die Substanzen in Form von Konkrementen (Harnsteinen) aus. Am häufigsten sind Calciumoxalat- bzw. Phosphatsteine. Typischerweise bleiben diese Harnsteine an den physiologischen Engstellen des Harnleiters hängen . Der Harnleiter versucht, durch verstärkte peristaltische Kontraktionen das mechanische Hindernis blasenwärts zu befördern. Die vermehrten Kontraktionen führen zu einer schmerzhaften Verkrampfung der Muskelfasern, die als Harnleiterkolik bezeichnet wird. Klinisch werden von den Betroffenen häufig anfallsartige Schmerzen beschrieben, die in den Bauchraum, die Leiste oder in die Genitalregion ausstrahlen. Therapeutisch wird mit einer erhöhten Flüssigkeitszufuhr und vermehrter körperlicher Bewegung ein Spontanabgang des Harnsteins angestrebt.

Gefäßversorgung und Innervation der Harnleiter

Mikroskopische Anatomietoggle arrow icon

Funktiontoggle arrow icon

  • Harntransport
    • Blasenwärts gerichtet
    • In peristaltischen Wellen
    • Geschwindigkeit von 2–3 cm/s
  • Vesikoureteraler Verschluss
    • Harnleiter ziehen in einem schrägen Winkel durch die Muskulatur der Harnblase (Ostia ureteres)
      • Durch kontinuierliche Kontraktion der Harnblasenmuskelschicht ist die Mündung verschlossen → Schutz gegen vesikoureteralen Reflux
      • Öffnung bei einer blasenwärts gerichteten peristaltischen Welle

Vesikoureteraler Reflux
Ist der Verschlussmechanismus eines Ureters gestört, kann es zu einem vermehrten retrograden Fluss von Urin aus der Harnblase in die Harnleiter kommen. Ursachen können z.B. neurogene Faktoren und subvesikale Harnabflussstörungen sein. Die Patienten klagen klassischerweise über Flankenschmerzen, außerdem können rezidivierende Pyelonephritiden (= Nierenbeckenentzündung) auftreten. In der Regel ist eine konservative Therapie mit antibiotischer Behandlung von Infektionen ausreichend. Bei schweren Verläufen mit massiver Nierenstauung oder medikamentös nicht zu beherrschenden Infekten kommen auch operative Maßnahmen zum Einsatz.

Entwicklungtoggle arrow icon

Die Harnleiter entwickeln sich aus den Ureterknospen, die aus dem Urnierengang (= Wolff-Gang) hervorgehen. Die Entwicklung der Harnleiter ist eng mit der Nierenentwicklung aus der Nachniere (= metanephrogenes Blastem) verknüpft (siehe: "Entwicklung der Niere").

Wiederholungsfragen zum Kapitel Harnleitertoggle arrow icon

Makroskopische Anatomie

Welches sind die wichtigsten Ureterkreuzungen?

Wo liegen die Ureterengstellen?

Wie entstehen Harnsteine und welche Substanzen sind am häufigsten beteiligt?

Mikroskopische Anatomie

Beschreibe den histologischen Aufbau des Harnleiters!

Eine Sammlung von allgemeineren und offeneren Fragen zu den verschiedenen prüfungsrelevanten Themen findest du im Kapitel Beispielfragen aus dem mündlichen Physikum.

Quellentoggle arrow icon

  1. Lüllmann-Rauch: Histologie. 2. Auflage Thieme 2006, ISBN: 3-131-29242-3.
  2. Schünke et al.: Prometheus Lernatlas der Anatomie: Innere Organe. 4. Auflage Thieme 2015, ISBN: 978-3-131-39534-4.
  3. Aumüller et al.: Duale Reihe Anatomie. 1. Auflage Thieme 2006, ISBN: 978-3-131-36041-0.
  4. Ulfig: Kurzlehrbuch Embryologie. 1. Auflage Thieme 2005, ISBN: 3-131-39581-8.

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