Abstract
Die AV-Knoten-Reentrytachykardie (AVNRT) gehört zu den paroxysmalen supraventrikulären Tachykardien. Sie ist gekennzeichnet durch anfallsartig auftretende Tachykardien, die häufig selbstlimitierend sind oder durch einen Vagusreiz terminiert werden können. Sie sind bedingt durch eine zusätzliche Leitungsbahn im AV-Knoten. Die medikamentöse Therapie besteht in einer Verlangsamung der AV-Knotenüberleitung. Bei rezidivierenden AV-Knoten-Reentrytachykardien kann eine Hochfrequenz-Katheterablation der zusätzlichen langsamen Leitungsbahn („slow-pathway-Ablation“) zum Einsatz kommen.
Epidemiologie
- Häufigste Form der plötzlichen supraventrikulären Tachykardie
- Oft junge, gesunde Patienten
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Angeborene Störung des AV-Knotens mit zwei funktionalen Leitungsbahnen
Die AV-Knoten-Reentrytachykardie (zwei funktionale Leitungsbahnen im AV-Knoten) darf nicht mit der atrioventrikulären Reentrytachykardie (akzessorische Leitungsbahnen zwischen Vorhof und Kammer) verwechselt werden!
Symptome/Klinik
- Plötzlich einsetzendes Herzrasen für Minuten bis Stunden (klassischerweise getriggert durch eine atriale Extrasystole), Schwindel, ggf. Synkopen
- Während oder nach einer Attacke mit Herzrasen kommt es zum Harndrang durch eine vermehrte Sezernierung des atrialen natriuretischen Peptids (ANP)
Diagnostik
- Anamnese: Anfallsartig einsetzende Tachykardie, Schwindel, Synkopen
- EKG
- Normalerweise unauffällig
- Bei Tachykardie-Attacke: Herzfrequenz von 150–220/Minute, schmaler QRS-Komplex meist ohne sichtbare P-Welle (kann sich aber auch nach oder vor dem QRS-Komplex zeigen)
Differenzialdiagnosen
- Atrioventrikuläre Reentrytachykardie mit akzessorischer Leitungsbahn (hier sowohl schmaler als auch breiter QRS-Komplex möglich, bspw. Wolff-Parkinson-White-Syndrom)
- Atriale- oder Sinustachykardie mit konstanter Überleitung und langer PQ-Zeit, sodass die P-Welle vom QRS-Komplex überdeckt wird (setzt in der Regel nicht anfallsartig ein)
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
- Manuell durch Vagusreizung
- Valsalva-Pressversuch: Nach tiefer Inspiration maximale Bauchpresse und Anspannung der Exspirationsmuskulatur
- Massage des Karotissinus für maximal 5 s: Druck auf Höhe des Karotissinus (im Bereich der Teilungsstelle der A. carotis communis)
- Gesicht in sehr kaltes Wasser halten
- Medikamentös
- Adenosin ist Mittel der ersten Wahl (bewirkt eine kurzfristige Blockierung der AV-Leitung)
- Alternativen:
- Verapamil, Betablocker
- Ajmalin (Mittel der ersten Wahl, wenn eine ventrikuläre Tachykardie nicht sicher ausgeschlossen werden kann)
- Bei Versagen der medikamentösen Therapie oder bei kreislaufinstabilem Patienten: Kardioversion (mit zunächst 100 Joule)
- Langfristige Therapie: Elektrophysiologische Untersuchung (EPU) und Katheterablation der zusätzlichen AV-Knoten-Leitungsbahn
Fahrtauglichkeit bei AV-Knoten-Reentrytachykardie
Siehe: Fahrtauglichkeit bei supraventrikulären Herzrhythmusstörungen
- Siehe auch für Empfehlungen zur Fahrtauglichkeit weiterer Herzrhythmusstörungen
- Siehe auch für Empfehlungen zur Fahrtauglichkeit weiterer kardiovaskulärer Erkrankungen
- Fahrtauglichkeit nach Synkope
- Fahrtauglichkeit bei Herzschrittmacher und ICD
- Fahrtauglichkeit bei koronarer Herzkrankheit
- Fahrtauglichkeit bei Herzinsuffizienz
- Fahrtauglichkeit bei arterieller Hypertonie
- Fahrtauglichkeit bei Herzklappenerkrankungen
- Fahrtauglichkeit bei pAVK
- Fahrtauglichkeit bei Aortenaneurysma
- Fahrtauglichkeit bei hypertropher Kardiomyopathie
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2022
- I47.-: Paroxysmale Tachykardie
- I47.1: Supraventrikuläre Tachykardie
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2022, DIMDI.