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Inkomplette Querschnittsyndrome

Letzte Aktualisierung: 30.5.2023

Abstracttoggle arrow icon

Ein inkomplettes Querschnittsyndrom bezeichnet eine nicht den kompletten Querschnitt betreffende Läsion des Rückenmarks. Es werden im Wesentlichen das zentromedulläre (z.B. Syringomyelie), das ventrale (z.B. Arteria-spinalis-anterior-Syndrom) und das halbseitige Querschnittsyndrom (Brown-Séquard-Syndrom) voneinander abgegrenzt. Syringomyelie und Arteria-spinalis-anterior-Syndrom werden in eigenen Kapiteln behandelt, wohingegen die charakteristischen Merkmale des Brown-Séquard-Syndroms in diesem Kapitel Erwähnung finden. Die gemeinsame Darstellung der drei klinisch verschieden in Erscheinung tretenden Syndrome ergibt sich aus der Tatsache, dass durch die jeweiligen (dissoziierten) Empfindungsstörungen und Paresen auf die Ausbreitung der Läsion der ab- und aufsteigenden Bahnen des Rückenmarks rückgeschlossen werden kann.

Für das Notfallmanagement des akuten Querschnittsyndroms siehe: Akutes Querschnittsyndrom - AMBOSS-SOP

Neuroanatomische Grundlagentoggle arrow icon

  1. Pyramidenbahn (Tractus corticospinalis lateralis und anterior)
  2. Vorderseitenstrang (Tractus spinothalamicus anterior und lateralis)
  3. Hinterstrang (Funiculus posterior, bestehend aus Fasciculus gracilis und cuneatus)

Die Nomenklatur der sensiblen Qualitäten wird nicht einheitlich und dadurch häufig verwirrend verwendet! Teilweise wird die Propriozeption zur epikritischen Sensibilität gezählt (veraltet), teilweise stellt sie eine eigene Unterform dar!

Brown-Séquard-Syndromtoggle arrow icon

Spinale Gefäßfehlbildungentoggle arrow icon

  • Formen
  • Epidemiologie: Insgesamt sehr selten, Manifestation meist erst ab dem 40. Lebensjahr; : = 4:1
  • Lokalisation: Meist thorakal oder lumbal
  • Pathophysiologie: Arteriovenöser Kurzschluss in der Dura des Spinalkanals zwischen kleinen Arterien und Venen der Dura → Arterialisierung der Rückenmarksvenen → Kongestive Myelopathie auf dem Boden chronischer, venöser Rückstauung → Multisegmentale Rückenmarksläsionen
  • Klinik
    • Fluktuierende Symptomatik
    • Subakuter, progredienter Verlauf
    • Parästhesie und Paraplegie
    • Blasen- und Mastdarmstörung
  • Diagnostik: Selektive spinale DSA
  • Therapie (abhängig von Art und Lokalisation): Ggf. endovaskuläre Embolisation/Okklusion möglich
  • Komplikation: Sensomotorische Querschnittslähmung

Notfalldiagnostik und -therapietoggle arrow icon

Für das Notfallmanagement des akuten Querschnittsyndroms siehe: Akutes Querschnittsyndrom - AMBOSS-SOP

Differenzialdiagnose dissoziierte Empfindungsstörungtoggle arrow icon

Begriffsdefinition: Dissoziierte Empfindungsstörung (Dissoziierte Sensibilitätsstörung): Durch Verletzung des Vorderseitenstranges hervorgerufene Sensibilitätsstörung der protopathischen Sensibilität bei intakter epikritischer Sensibilität und Tiefensensibilität (die Hinterstrangbahnen sind intakt)

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

S14.-: Verletzung der Nerven und des Rückenmarkes in Halshöhe

  • S14.1-: Sonstige und nicht näher bezeichnete Verletzungen des zervikalen Rückenmarkes
    • S14.10: Verletzungen des zervikalen Rückenmarkes, nicht näher bezeichnet
    • S14.11: Komplette Querschnittverletzung des zervikalen Rückenmarkes
    • S14.12: Zentrale Halsmarkverletzung (inkomplette Querschnittverletzung)
    • S14.13: Sonstige inkomplette Querschnittverletzungen des zervikalen Rückenmarkes

S24.-: Verletzung der Nerven und des Rückenmarkes in Thoraxhöhe

  • S24.1-: Sonstige und nicht näher bezeichnete Verletzungen des thorakalen Rückenmarkes
    • S24.10: Verletzung des thorakalen Rückenmarkes, nicht näher bezeichnet
    • S24.11: Komplette Querschnittverletzung des thorakalen Rückenmarkes
    • S24.12: Inkomplette Querschnittverletzung des thorakalen Rückenmarkes
      • Hinterhornsyndrom
      • Inkompletter thorakaler Querschnitt o.n.A.
      • Vorderhornsyndrom
      • Zentrales Rückenmarksyndrom

S34.-: Verletzung der Nerven und des lumbalen Rückenmarkes in Höhe des Abdomens, der Lumbosakralgegend und des Beckens

  • S34.1-: Sonstige Verletzung des lumbalen Rückenmarkes
    • S34.10: Komplette Querschnittverletzung des lumbalen Rückenmarkes
    • S34.11: Inkomplette Querschnittverletzung des lumbalen Rückenmarkes
    • S34.18: Sonstige Verletzung des lumbalen Rückenmarkes

P11.-: Sonstige Geburtsverletzungen des Zentralnervensystems

G82.-: Paraparese und Paraplegie, Tetraparese und Tetraplegie

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Masuhr, Neumann: Duale Reihe Neurologie. 6. Auflage Thieme 2007, ISBN: 978-3-131-35946-9.
  2. Thron et al.:Der arteriovenöse Kurzschluss in der Dura mater des Spinalkanals: Eine behandelbare, wenig bekannte Ursache einer Querschnittlähmung des älteren PatientenIn: Deutsches Ärzteblatt. Band: 100, Nummer: 17, 2003, .

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