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Transfusion von Plasmakonzentraten - AMBOSS-SOP

Letzte Aktualisierung: 14.2.2022

Indikationtoggle arrow icon

Grundsätzlich sollte aufgrund möglicher Transfusionsreaktionen und -komplikationen eine kritische Indikationsstellung erfolgen. Für genaue Informationen siehe: Indikationsstellung zur Transfusion von Plasmakonzentraten

Plasmakonzentrate eignen sich nicht zur Therapie von Hämophilien oder zur Antagonisierung einer Antikoagulation! Hier sind spezifischere Therapiemöglichkeiten erforderlich (bspw. Gabe von Gerinnungsfaktoren, PPSB, Antidot-Gabe) erforderlich!

Berechnung der benötigten Menge an Plasmakonzentratentoggle arrow icon

Zur Gabe von Plasmakonzentraten bei Massivtransfusion siehe: Massivtransfusion - AMBOSS-SOP

Faustregel für Mengenberechnung

1 mL Plasma pro kgKG erhöht den Quick-Wert normalerweise um 1% und die Gerinnungsfaktoren um 1 IE/dL. Bei hohem Umsatz an Gerinnungsfaktoren kann der Effekt deutlich geringer sein!

Für eine wirksame Therapie ist die Gabe hoher Volumina notwendig!

Vorbereitungtoggle arrow icon

Aufklärung und Einwilligung [1][2]

  • Gemäß den allgemeinen Grundsätzen, siehe: Aufklärungspflicht
  • Im lebensbedrohlichen Notfall: Ggf. Verzicht auf Aufklärung unter Beachtung des mutmaßlichen Patientenwillens

Not kennt kein Gebot! Ist eine Transfusion lebensrettend erforderlich, tritt die Aufklärungspflicht in den Hintergrund!

Anforderung [1][2]

  • Verschreibung und Anforderung: Per Anforderungsschein (mit Patientenetikett) oder über digitales Anforderungssystem
  • Identitätssicherung und Blutentnahme: Alle Blutröhrchen vor Abnahme mit Patientenetikett versehen und Identität des Patienten feststellen
    • Abnahme von insg. 3 Monovetten und Einsendung in das Labor
    • Untersuchungsumfang: Bestimmung der Blutgruppen im AB0-System, bei zusätzlicher EK-Gabe auch des Rhesus-Systems sowie bei komplizierter Transfusionsanamnese ggf. weiterer Blutgruppenmerkmale oder immunhämatologische Diagnostik
  • Abholung: Mit einer Kopie des Anforderungsscheins, Arzt erhält bei Abholung Begleitschein

Prüfung des Plasmakonzentrats vor Transfusion [1][2]

  • Datenabgleich
    • Chargennummer des Plasmakonzentrats mit der dokumentierten Chargennummer auf dem Begleitschein
    • Patientenangaben (Name, Vorname, Geburtsdatum) auf dem Plasmakonzentrat mit den Daten auf dem Begleitschein
  • Kompatibilitätsprüfung: Übereinstimmung prüfen von AB0-Blutgruppe auf dem Etikett des Plasmakonzentrats mit der Blutgruppe des Patienten nach aktueller Bestimmung
AB0-Kompatibilität bei Plasmatransfusion
Blutgruppe Patient Kompatibles Plasmakonzentrat
A A oder AB
B B oder AB
AB AB
0 0, A, B oder AB
  • Verfallsdatum und Gültigkeit: Verfallsdatum des Plasmakonzentrats auf dem Etikett prüfen
  • Visuelle Prüfung: Äußere Beschädigung, Gerinnselbildungen, Verfärbungen und sonstige Auffälligkeiten

Genau wie bei EKs werden auch Plasmakonzentrate AB0-gleich transfundiert. Vor Transfusionsbeginn muss daher die AB0-Kompatibilität von Patient und Blutkonserve kontrolliert werden!

Universalplasma (Blutgruppe AB) sollte nur in absoluten Notsituationen AB0-ungleich transfundiert werden, da es sehr selten ist!

Vorbereitung des Plasmakonzentrats für die Transfusion [1][2][3]

Die Vorbereitung hängt davon ab, ob FFP oder gefriergetrocknetes Plasma verwendet wird.

FFP: Auftauen und Anstechen

  • Auftauen: Nur mittels speziell hierfür zugelassener Auftaugeräte (Dauer ca. 30 Min.)
  • Sauberes Arbeiten: Händedesinfektion und Anziehen von Handschuhen
  • Spezielle Materialien: Normiertes Transfusionsbesteck mit Standardfilter mit einer Porengröße von 170–230 μm
  • Blutkonserve anstechen: Vollständiges Einführen des Dorns des Transfusionsbestecks in den Transfusionsstutzen der Blutkonserve unter Vermeidung einer Kontamination
    • Keine Kraftspiele: Geduldige, leicht drehende Bewegungen beim Einführen des Dorns helfen, eine grobe Kraftanwendung ist i.d.R. zwecklos und frustrierend!
  • Befüllen von Tropfkammer und Schlauchsystem
    • Filterniveau der Tropfkammer beachten: Die Tropfkammer sollte ein Stück weit über dem Niveau des Filters befüllt sein
    • Schlauchsystem luftfrei befüllen: Luftfreies Befüllen des Schlauchsystems bis zum Auslaufen eines Tropfens aus dem Schlauchsystem auf einen zurechtgelegten Wattetupfer, auf Luftbläschenbildung achten

Gefriergetrocknetes Plasma: Rekonstitution und Anstechen

Vor dem Anschließen an das Transfusionsbesteck muss gefriergetrocknetes Plasma (Pulver) mit Wasser aufgelöst werden (sog. Rekonstitution).

  • Sauberes Arbeiten: Händedesinfektion und Anziehen von Handschuhen
  • Spezielle Materialien
  • Rekonstitution
    • Schutzkappe von Pulver- und Injektionswasserflasche entfernen
    • Flaschenstopfen desinfizieren
    • Transfersystem erst in die Injektionswasserflasche einstechen, danach mit der anderen Seite in das Plasmakonzentrat (diese ist dabei oben)
    • Umdrehen der Flaschen, sodass Injektionswasser in das Pulver läuft
    • Leichtes Schwenken (nicht schütteln!) der Flaschen, bis Pulver komplett gelöst ist
  • Blutkonserve anstechen: Vollständiges Einführen des Dorns des Transfusionsbestecks in den Transfusionsstutzen der Blutkonserve unter Vermeidung einer Kontamination
    • Keine Kraftspiele: Geduldige, leicht drehende Bewegungen beim Einführen des Dorns helfen, eine grobe Kraftanwendung ist i.d.R. zwecklos und frustrierend!
  • Befüllen von Tropfkammer und Schlauchsystem
    • Filterniveau der Tropfkammer beachten: Die Tropfkammer sollte ein Stück weit über dem Niveau des Filters befüllt sein
    • Schlauchsystem luftfrei befüllen: Luftfreies Befüllen des Schlauchsystems bis zum Auslaufen eines Tropfens aus dem Schlauchsystem auf einen zurechtgelegten Wattetupfer, auf Luftbläschenbildung achten

Zusätzliches Erwärmen von Plasmakonzentraten [1]

  • I.d.R. weder notwendig noch sinnvoll
  • Ausnahmen: Ein Aufwärmen des Plasmakonzentrats durch hierfür geeignete Apparaturen (bei max. 42 °C) ist sinnvoll und erforderlich bei

Ein zusätzliches Erwärmen auf Körpertemperatur oder darüber hinaus ist nur bei Massivtransfusion oder in speziellen Indikationen erforderlich!

Ablauf/Durchführungtoggle arrow icon

Vorbereitung des Patienten [1][2][3]

  • Venöser Zugang: Vorgehen der Wahl ist ein periphervenöser Zugang, es sollten außer kristalloider Infusionslösung zur Spülung keine weiteren Medikamente über den Zugang verabreicht werden
    • Transfusion über ZVK: Nur als Notlösung, separaten ZVK-Schenkel verwenden, vor und nach der Transfusion großzügig mit isotonischer Kochsalzlösung spülen
  • Patientenlagerung: Sitzend oder liegend mit möglichst horizontaler und bequemer Lagerung des für die Transfusion verwendeten Arms

Identitätsprüfung und ggf. Bedside-Test [1][2][3]

  • Identitätsprüfung
    • Beim ansprechbaren Patienten: Frage nach Stammdaten wie Vornamen, Geburtsdatum, Schreibweise des Familiennamens
    • Beim nicht ansprechbaren Patienten: Identifizierung ggf. anhand eines Patientenarmbandes, Befragung der zuständigen Pflegekraft und Bitte um Bestätigung der Identität – jeglicher Zweifel ist zu beseitigen!
  • Bedside-Test (fakultativ): Mit einigen mL Blut des Patienten, ggf. Abnahme auch aus bestehendem venösem Zugang

Transfusion des Plasmakonzentrats [1][3]

Nach Transfusionsende [1][3]

Quellentoggle arrow icon

  1. Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten.Stand: 4. Oktober 2017. Abgerufen am: 28. Februar 2018.
  2. Strobel, Henschler:Korrekte Vorbereitung der TransfusionIn: Der Anaesthesist. Band: 63, Nummer: 8-9, 2014, doi: 10.1007/s00101-014-2327-6 . | Open in Read by QxMD p. 703-714.
  3. Querschnitts-Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten.Stand: 31. Dezember 2014. Abgerufen am: 1. November 2017.

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