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Radiuskopf-Subluxation

Letzte Aktualisierung: 14.6.2022

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Die Subluxation des Radiuskopfes (auch Morbus Chassaignac bzw. Chassaignac-Lähmung genannt) tritt meist bei kleineren Kindern nach ruckartigem Zug am ausgestreckten Arm auf. Aufgrund des typischen Unfallmechanismus – das Kind wird vom Erwachsenen an der Hand geführt und plötzlich gezogen – ist die Verletzung auch als „Kindermädchen-Ellenbogen“ bekannt. Klinisch resultiert eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung mit Extensions- und Supinationshemmung („Pronatio dolorosa“). Die Diagnose erfolgt meist rein klinisch bei typischer Beschwerdesymptomatik, so dass auf eine Röntgenaufnahme verzichtet werden kann. Bereits ambulant kann somit eine Reposition des Radiuskopfes durch Supination und anschließende Extension des Unterarmes bei gleichzeitigem Druck auf den Radiuskopf erfolgen. Eine Ruhigstellung oder gar operative Therapie ist meist nicht notwendig.

  • Häufigkeitsgipfel: Meist Kinder zwischen dem 1. und 4. Lebensjahr [1][2]
    • Im Kindesalter: Häufigste Verletzung des proximalen Radius
    • Durchschnittsalter <2 Jahre
    • Bei Erwachsenen: Sehr selten
  • Geschlecht: >
  • Körperseite: Links > rechts [3]
  • Rezidivrisiko: Ca. 25% [2]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

  • Unfallhergang
    • Rascher Zug nach oben am ausgestreckten Arm
    • Typisches Beispiel: Ein an der Hand geführtes Kind stolpert oder läuft auf die Straße und wird vom Erwachsenen rasch hoch- bzw. zurückgezogen
    • Auch möglich durch Sturz

  • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung
  • Keine Schwellung oder Deformität
  • Keine Begleitverletzungen oder -symptome [2]

  • Klinische Diagnose
  • Bildgebung nicht nötig

Das Fehlen von Begleitverletzungen und -symptomen bei der Radiuskopf-Subluxation ist ein wichtiger Hinweis, um die Diagnose zu sichern bzw. eventuelle Differenzialdiagnosen ausschließen zu können!

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Manuelle Reposition der Radiuskopf-Subluxation [1] [4]
  • Nachsorge: Keine Röntgenkontrolle oder Schonung/Ruhigstellung nötig → Sofortige volle Funktionsfähigkeit
  • Bei erfolgloser Reposition
    • Röntgen des Ellenbogens a.p. und seitlich (Ausschluss einer Fraktur)
    • Nach Ausschluss einer Fraktur: Möglichkeit der Ruhigstellung in Oberarmgipsschiene (Unterarm in Supinationsstellung) für max. 3 Tage
      • Meist erfolgt währenddessen eine spontane Reposition
      • Wenn nicht: erneute manuelle Reposition nach Gipsabnahme
  • Prognose: Sehr gut bei rechtzeitiger Reposition

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

  1. Marzi: Kindertraumatologie. Springer-Verlag 2010, ISBN: 978-3-642-00990-7 .
  2. Jeanmonod et al.: Pediatric Emergency Medicine. Cambridge University Press 2017, ISBN: 978-1-316-60886-9 .
  3. Vitello et al.: Epidemiology Of Nursemaid's Elbow In: Western Journal of Emergency Medicine. Band: 15, Nummer: 4, 2014, doi: 10.5811/westjem.2014.1.20813 . | Open in Read by QxMD p. 554-557.
  4. von Laer: Pediatric Fractures and Dislocations. Thieme 2004, ISBN: 978-1-588-90260-3 .
  5. Niethard et al.: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie. 6. Auflage Thieme 2009, ISBN: 3-131-30816-8 .
  6. Imhoff et al.: Checkliste Orthopädie. 1. Auflage Thieme 2006, ISBN: 978-3-131-42281-1 .
  7. Francke et al.: Interdisziplinäre Notaufnahme. 1. Auflage Thieme 2009, ISBN: 978-3-131-48971-5 .
  8. Jordan, Jones: Radial Head Fractures In: The Open Orthopaedics Journal. Band: 11, Nummer: 1, 2017, doi: 10.2174/1874325001711011405 . | Open in Read by QxMD p. 1405-1416.