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Kohlenhydrate

Letzte Aktualisierung: 25.9.2023

Abstracttoggle arrow icon

Kohlenhydrate sind die wichtigsten Energieträger des menschlichen Körpers. Sie bestehen chemisch aus Monosacchariden (Einfachzuckern), die zu Di- oder Polysacchariden (Zweifachzuckern und Mehrfachzuckern) polymerisieren können. Mit der Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate werden im Mund und im Dünndarm in Monosaccharide gespalten, über spezielle Transporter resorbiert und zur weiteren Verstoffwechselung zu den Körperzellen transportiert.

Das wichtigste Monosaccharid für den menschlichen Körper ist die Glucose. Zur Energiegewinnung wird sie über die Glykolyse abgebaut, zu der alle Körperzellen befähigt sind. Im Hexosemonophosphatweg kann sie zu Vorstufen der Nukleotidsynthese umgewandelt werden. Des Weiteren wird sie in Form von Glykogen gespeichert, was v.a. in Leber, Niere und Skelettmuskulatur eine Rolle spielt. Bei Nahrungskarenz können die Glykogenspeicher abgebaut werden, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten und somit die Energieversorgung der glucoseabhängigen Gewebe zu sichern. Sind sie aufgebraucht, muss Glucose körpereigen synthetisiert werden. Diese sogenannte Gluconeogenese findet hauptsächlich in der Leber statt, welche damit das wichtigste Organ der Glucosehomöostase darstellt.

Weitere wichtige Monosaccharide sind Galactose als Bestandteil des Milchzuckers und Fructose als Bestandteil des Haushaltszuckers. Auch sie werden größtenteils in der Leber verstoffwechselt.

Du möchtest diesen Artikel lieber hören als lesen? Wir haben ihn für dich im Rahmen unserer AMBOSS-Audio-Reihe im Podcastformat vertont. Den Link findest du am Kapitelende in der Sektion “Tipps & Links".

Chemische Struktur der Kohlenhydratetoggle arrow icon

Kohlenhydrate (syn. Saccharide) werden unter der allgemeinen Formel Cn(H2O)n zusammengefasst . Sie sind Aldehyde oder Ketone von mehrwertigen Alkoholen, enthalten also eine Carbonyl- und mind. zwei Hydroxylgruppen.

Monosaccharide

Monosaccharide sind die Grundbausteine („Monomere“) der Kohlenhydrate.

Struktur

Man erkennt Glucose in der Fischer-Projektion an der spezifischen Anordnung ihrer OH-Gruppen „rechts-links-rechts-rechts“ oder auch TA-TÜ-TA-TA (von oben nach unten gelesen)!

Einteilung

Darstellung

  • Fischer-Projektion: Offene Kettenform
  • Haworth-Projektion: Ringform
  • Lewis-Projektion: Ringform mit zusätzlichen Abwinkelungen, kommt als „Sesselform“ und als „Wannenform“ vor

F-L-O-H: Die Substituenten, die in der Fischer-Projektion links stehen, stehen oben in der Haworth-Projektion!

Reaktionen

Monosaccharide sind sehr reaktionsfreudig. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über mögliche Reaktionen sowie deren Produkte am Beispiel der Glucose:

Reaktion Produkt
  • Gluconolacton
  • Oxidation der endständigen CH2OH-Gruppe
  • Glucuronsäure
  • Sorbitol (Zuckeralkohol)
  • Glucosamin (Aminozucker)

    • N-Acetyl-Glucosamin

Glucuronsäure spielt eine wichtige Rolle bei der Biotransformation. Sie wird vor allem an Steroide, Bilirubin und Phenolringe angehängt und macht diese damit wasserlöslich und ausscheidbar!

Die glykosidische Bindung

Verbindungen aus Monosacchariden werden durch sog. glykosidische Bindungen geknüpft: diese Bindung entsteht bei der Reaktion der halbacetalischen Hydroxylgruppe am anomeren C-Atom mit einer anderen Hydroxylgruppe oder einer Aminogruppe unter Abspaltung von Wasser. Es entsteht ein Acetal.

Systematik der Nomenklatur der glykosidischen Bindungen

Reaktionspartner
Stellung der Hydroxylgruppe am anomeren C-Atom
  • α-glykosidische Bindung: α-Stellung
  • β-glykosidische Bindung: β-Stellung
Beteiligte C-Atome

Disaccharide

Übersicht über die wichtigsten Disaccharide

Name Moleküle Bindungstyp

Saccharose

(„Haushaltszucker“)

  • 1×Glucose
  • 1×Fructose
Maltose
  • 2×Glucose

Lactose

(„Milchzucker“)

  • 1×Glucose
  • 1×Galactose

Oligosaccharide

  • Definition: Drei bis zehn glykosidisch verknüpfte Monosaccharide
  • Vorkommen im Organismus
    • In pflanzlichen Nahrungsmitteln
    • Häufig an Lipide oder membranständige Proteine gebunden
    • Spielen eine wichtige Rolle bei der Oberflächendifferenzierung von Zellen

Polysaccharide

  • Definition: Polymere aus mehr als zehn O-glykosidisch miteinander verknüpften Monosacchariden
    • Man unterscheidet Homoglykane und Heteroglykane .

Wichtige Homoglykane aus dem Grundbaustein Glucose

Name Bindungstyp Funktion im Organismus

„Stärke“ (besteht zu etwa 70% aus Amylopektin und zu etwa 30% aus Amylose)

  • Wichtigstes Nahrungsmittelkohlenhydrat
Glykogen
  • α-1,4- und α-1,6-glykosidisch

  • Speicherform der Kohlenhydrate im menschlichen Organismus
Cellulose

Im menschlichen Verdauungstrakt gib es keine Enzyme, die β-glykosidische Bindungen von Polysacchariden spalten können. Cellulose bleibt daher unverdaut im Darm zurück und wird als Ballaststoff bezeichnet!

Wichtige Heteroglykane

Verdauung und Resorptiontoggle arrow icon

Verdauung

Verdauungsenzyme, die am Abbau der Kohlenhydrate beteiligt sind, bezeichnet man als Glykosidasen. Alle Glykosidasen sind Hydrolasen!

Name des Enzyms Vorkommen Reaktion Substrat/Produkt
α-Amylase
Lactase
Sucrase-Isomaltase
Maltase-Glucoamylase

Die Lactase ist das einzige Verdauungsenzym im menschlichen Körper, das β-glykosidische Bindungen spalten kann – allerdings nur die des Disaccharids Lactose. Polysaccharide mit β-glykosidischen Bindungen (bspw. Cellulose) können daher nicht verdaut werden!

Lactoseintoleranz
Das Enzym Lactase wird im menschlichen Organismus physiologischerweise im Kleinkindalter produziert. Normalfall ist eine Verringerung der Lactase-Produktion nach der Stillzeit, mit der Folge, dass Lactose nicht mehr oder nur noch unzureichend verdaut werden kann. Sie gelangt unverdaut in den Dickdarm, wo sie vergoren wird, was zu Blähungen und Durchfällen führen kann. Man spricht dann von einer "Lactoseintoleranz". Weltweit sind davon etwa 70% der Erwachsenen betroffen, in Deutschland schätzungsweise 15%.

Resorption

Glucose gelangt im Symport mit zwei Na+-Ionen über den SGLT (engl. für sodium-dependent glucose transporter; Na+-Glucose-Symporter) in die Enterozyten des Duodenums und die Tubuluszellen der Niere. In allen anderen Zellen des Körpers erfolgt die Aufnahme durch eine weitere Familie spezifischer Glucosetransporter (sog. GLUT ).

Übersicht über die wichtigsten GLUT
Name Vorkommen Funktionsweise
GLUT1
GLUT2
  • Insulinunabhängig
  • Niedrige Affinität für Glucose, d.h. hoher KM-Wert
GLUT3
  • In beinahe allen Körperzellen
  • Vermehrt im ZNS
GLUT4
GLUT5
  • Insulinunabhängig
  • Dient hauptsächlich der Aufnahme von Fructose

Nur GLUT4 ist insulinabhängig!

Übersicht über den Glucose-Stoffwechseltoggle arrow icon

Stoffwechsel der Galactosetoggle arrow icon

Galactose ist Bestandteil der Lactose . Lactose wird im Dünndarm durch das Enzym Lactase gespalten, die freiwerdende Galactose wird zur weiteren Verstoffwechselung in die Leber transportiert.

Abbau von Galactose

Galactosämie
Ein Mangel an Galactose-1-phosphat-Uridyl-Transferase mit damit einhergehender Anhäufung von Galactose und Galactose-1-phosphat im Blut und im Urin ruft das Krankheitsbild der kongenitalen Galactosämie mit Schädigung von Leber, Nieren, ZNS und Augenlinsen hervor. Zur Therapie muss daher sofort die Lactose- bzw. Galactosezufuhr beendet werden.

Synthese von Galactose

  • Spielt vor allem in der laktierenden Brustdrüse eine Rolle
  • Umkehrung der oben genannten Reaktionen des Galactoseabbaus

Stoffwechsel der Fructosetoggle arrow icon

Fructose ist als Bestandteil der Saccharose in vielen Nahrungsmitteln enthalten. Im Organismus spielt sie vor allem als Energielieferant für die Spermienzellen eine wichtige Rolle.

Abbau von Fructose

Fructoseintoleranz
Die hereditäre Fructoseintoleranz ist durch einen Mangel an Aldolase B bedingt. Folglich kommt es zu einer Anhäufung von Fructose-1-phosphat, welches dann die Glykogenphosphorylase und damit die Glykogenolyse hemmt. Es steht weniger anorganisches Phosphat (Pi) u.a. für die ATP-Synthese zur Verfügung. Die Gluconeogenese wird unterdrückt durch Inhibition der Fructose-1,6-Bisphosphatase. Die Folge sind u.a. ausgeprägte Hypoglykämien, metabolische Azidose und Erbrechen. Symptome machen sich meist bemerkbar, wenn der Säugling von Muttermilch auf Flaschenmilch umgestellt wird, welche häufig Saccharose enthält.

Synthese von Fructose (Polyolweg)