Abstract
Das seborrhoische Ekzem des Erwachsenen manifestiert sich als chronisch-rezidivierende, stark schuppende Effloreszenz, die bevorzugt seborrhoische Areale wie den behaarten Kopf oder die Schweißrinnen befällt. Es wird angenommen, dass der Erkrankung eine genetische Prädisposition zugrunde liegt, wobei verschiedene äußere und innere Einflüsse (z.B. mikrobielle Besiedelung, Klima, Stress) zum Ausbruch führen können. Zur Linderung erfolgen Therapien mit ketoconazolhaltigen Cremes und Shampoos, bei ausgeprägten Befunden werden zusätzlich topische Glucocorticoide eingesetzt.
Als Unterform ist das infantile seborrhoische Säuglingsekzem anzusehen, das bereits kurz nach der Geburt vor allem im Bereich der behaarten Kopfhaut auftritt. Im Gegensatz zum seborrhoischen Ekzem des Erwachsenen heilt es jedoch nach einigen Monaten folgenlos ab.
Epidemiologie
Ätiologie
- Ätiologie nicht bekannt
- Prädisponierende Faktoren
- Androgener Haarausfall (Effluvium)
- M. Parkinson
- Immunschwäche (z.B. HIV-Infektion)
Pathophysiologie
- Nicht vollständig geklärt
- Ursächlich ist wahrscheinlich ein Zusammenspiel aus Talgdrüsenüberproduktion und übermäßiger Besiedelung mit dem Hefepilz Malassezia furfur (Pityrosporum ovale) der physiologischen Hautflora → Seborrhoisches Ekzem als Immunreaktion
- Einflussfaktoren
- Klima (Besserung durch Sonnenexposition)
- Endogene Faktoren (Verschlechterung durch Stress)
Symptome/Klinik
- Hautbefund: Nummuläre, erythematöse Herde, ggf. mit gelb-fettiger Schuppung
- Prädilektionsstellen
- Behaarter Kopf
- Vordere und hintere Schweißrinne
- Nasolabialfalte, Augenbrauen
- Retroaurikulär
- Wangen
- Prädilektionsstellen
- Weitere Symptome: Häufig heftiger Juckreiz bei Kopfbefall
Diagnostik
- Meist Blickdiagnose
- Ggf. HIV-Diagnostik
Die massive Ausbreitung eines seborrhoischen Ekzems kann Zeichen einer Immunschwäche sein!
Differenzialdiagnosen
- Psoriasis capillitii (silbrig- weiße, groblammelöse Schuppen)
- Pityriasis versicolor (kleinlammelöse Schuppen)
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
- Allgemein
- Aufenthalte in der Sonne und an der frischen Luft
- Cremes oder Shampoos mit Ketoconazol
- Bei starker Ausbreitung: Lokale Glucocorticoidtherapie
Komplikationen
- Erythrodermie als Maximalform des seborrhoischen Ekzems
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Prognose
- Keine Heilung möglich: Häufig chronisch rezidivierender Krankheitsverlauf
- Unter Therapie lange symptomfreie Intervalle
Besondere Patientengruppen
Infantiles seborrhoisches Ekzem (= Seborrhoische Säuglingsdermatitis)
- Epidemiologie: Auftreten kurz nach Geburt
- Klinik
- Effloreszenz: Fettige, fest haftende Schuppen auf gerötetem Grund
- Lokalisation: Vor allem behaarte Kopfhaut (= Kopfgneis ), Stirn, Nase, Windelregion
- Differenzialdiagnosen
- Milchschorf als mögliche Frühmanifestation einer atopischen Dermatitis
- Windeldermatitis
- Therapie: Bei ausgeprägtem Befund ggf. lokale Therapie mit Corticoiden
- Komplikationen: Selten Entwicklung einer Erythrodermia desquamativa (Maximalform des seborrhoischen Ekzems mit Rötung und Schuppung des gesamten Körpers)
- Prognose: Meist nach einigen Monaten folgenloses Ausheilen
Patienteninformationen
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023
- L21.-: Seborrhoisches Ekzem
- Inklusive: Seborrhoische Dermatitis
- Exklusive: Infektiöse Dermatitis (L30.3)
- L21.0: Seborrhoea capitis
- L21.1: Seborrhoisches Ekzem der Kinder
- L21.8: Sonstiges seborrhoisches Ekzem
- L21.9: Seborrhoisches Ekzem, nicht näher bezeichnet
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.