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Netzhautablösung

Letzte Aktualisierung: 6.10.2023

Abstracttoggle arrow icon

Netzhautablösung (Amotio retinae) bezeichnet die Ablösung der Netzhaut (neurosensorischer Anteil) von ihrer Unterlage, dem retinalen Pigmentepithel. Dies führt zu einem Funktionsverlust in dem abgehobenen Anteil und zu entsprechenden Gesichtsfeldausfällen. Die häufigste Ursache für Netzhautablösungen sind Risse oder Löcher in der Netzhaut, die beispielsweise durch eine Glaskörperabhebung entstehen können. Um eine Netzhautablösung zu verhindern, sollte bei Diagnose von Netzhautrissen oder -löchern eine fokale Laser-Koagulation zirkulär um den Netzhautdefekt herum durchgeführt werden. Die Netzhautablösung ist ein augenärztlicher Notfall und muss in der Regel zeitnah chirurgisch versorgt werden, um eine weitere Ablösung der Netzhaut zu verhindern und die sensorische Funktion so weit wie möglich wiederherzustellen. Die Prognose für die Sehfähigkeit hängt vor allem von der Ausdehnung der Amotio (schlecht bei Makulabeteiligung) und der Länge des Zeitraumes bis zum Wiederanlegen der Netzhaut ab.

Definitiontoggle arrow icon

Ablösung der neurosensorischen Netzhaut vom retinalen Pigmentepithel

Ätiologietoggle arrow icon

  • Häufigste Form bzw. Ursache: Rhegmatogen (rissbedingt)
    • Risikofaktoren einer rhegmatogenen Netzhautablösung
      • Akute hintere Glaskörperabhebung
      • Traumata (Bulbusprellung)
      • Zustand nach Netzhautablösung des Partnerauges
      • Myopie
      • Familiäre Belastung
      • Zustand nach Kataraktoperation
  • Weitere Formen bzw. Ursachen
    • Traktiv (zugbedingt)
    • Exsudativ (flüssigkeitsbedingt)
    • Tumorbedingt
  • Sonderform: Falciforme Netzhautablösung (bei persistierendem hyperplastischem primärem Glaskörper)

Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Funktionsverlust der Netzhaut durch gestörte Stoffwechselprozesse.

Diagnostiktoggle arrow icon

  • Ophthalmoskopie (in Mydriasis)
    • Große Blase, die die Aderhautstruktur verdeckt und bei Augenbewegungen flottiert
    • Ödematöse, gelblich-weiße, nicht transparente Netzhaut
    • Zusätzlich zur abgelösten Netzhaut je nach Ursache
      • Rhegmatogene Amotio: Evtl. Netzhautdefekt sichtbar (z.B. (Hufeisen‑)Riss, Netzhautloch mit Deckel)
      • Traktive Amotio: Präretinale Bindegewebsmembranen, Bindegewebsproliferationen in der Papillenregion, retinale Blutungen
      • Exsudative Amotio: Evtl. Vaskulitis oder (sub‑)Retinale Lipideinlagerungen (Exsudate) und Blutungen
      • Tumorbedingte Amotio: Tumor sichtbar

Bei schlechtem ophthalmoskopischen Einblick (z.B. durch eine Glaskörperblutung oder eine fortgeschrittene Katarakt) kann weitere Bildgebung wie Sonografie notwendig sein.

Das Partnerauge sollte immer mit untersucht werden, da es in ca 20% aller rhegmatogenen Netzhautablösungen auch beim Partnerauge zur Amotio kommt und so Vorstufen frühzeitig diagnostiziert und ggf. therapiert werden können (z.B. mittels Laser)!

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

  • Bei Netzhautlöchern /-rissen und nur sehr geringer lokaler Netzhautablösung: Zirkuläre (Argon‑)Laser-Koagulation in der direkten Umgebung des Netzhautdefekts
  • Bei ausgedehnterer Netzhautablösung: Zeitnahes chirurgisches Vorgehen

Komplikationentoggle arrow icon

  • Ohne Therapie → Progrediente Netzhautablösung bis hin zur Erblindung
  • Proliferative Vitreoretinopathie
  • Amotio des Partnerauges
  • Insbesondere bei Makulabeteiligung: bleibender Visusverlust

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Prognosetoggle arrow icon

Rhegmatogene Amotio

  • Wiederanlegen der Netzhaut gelingt durch Operation in ca. 90% der Fälle
  • Prognose umso besser, je kleiner das abgelöste Areal ist, je früher die Operation durchgeführt wird und wenn keine Makulabeteiligung vorliegt

Andere Formen der Amotio: Deutlich schlechtere Prognose

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • H33.-: Netzhautablösung und Netzhautriss
    • Exklusive: Abhebung des retinalen Pigmentepithels (H35.7)
    • H33.0: Netzhautablösung mit Netzhautriss
      • Rhegmatogene Ablatio retinae
    • H33.1: Retinoschisis und Zysten der Netzhaut
    • H33.2: Seröse Netzhautablösung
    • H33.3: Netzhautriss ohne Netzhautablösung
      • Hufeisenriss, Netzhautfragment, Rundloch, Netzhautriss o.n.A. (jeweils der Netzhaut, ohne Ablösung)
      • Exklusive: Chorioretinale Narben nach chirurgischem Eingriff wegen Ablösung (H59.8), Periphere Netzhautdegeneration ohne Riss (H35.4)
    • H33.4: Traktionsablösung der Netzhaut
      • Proliferative Vitreoretinopathie mit Netzhautablösung
    • H33.5: Sonstige Netzhautablösungen

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Grehn: Augenheilkunde. 29. Auflage Springer 2005, ISBN: 3-540-25699-7.
  2. Lang et al.: Augenheilkunde. 4. Auflage Thieme 2008, ISBN: 978-3-131-02834-1.

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