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AMBOSS-Pflegewissen: Deprivation und Deprivationsprophylaxe

Letzte Aktualisierung: 1.6.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Deprivation beschreibt den Entzug wesentlicher Bedürfnisse und kann sowohl objektive Faktoren, wie die gesellschaftliche Stellung, als auch subjektive Aspekte, wie emotionale Bindungen, betreffen. In der Pflege stehen v.a. die sensorische und soziale Deprivation im Fokus, doch auch emotionale und kognitive Formen sind relevant. Dabei geht es um den Mangel an Sinnesreizen, sozialen Kontakten, emotionaler Zuwendung oder geistiger Anregung.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen längere Aufenthalte in Krankenhäusern oder Pflegeheimen, Immobilität, eine reizarme Umgebung sowie soziale Isolation. Ohne geeignete Maßnahmen kann dies zu körperlichem Abbau, kognitiven Einschränkungen, emotionaler Instabilität und sozialem Rückzug führen. Schwere Folgen wie Kachexie, Delir oder eine erhöhte Sterblichkeit sind ebenfalls möglich.

Um dem entgegenzuwirken, können Pflegende u.a. präventive Konzepte wie die basale Stimulation einsetzen, Angehörige aktiv einbinden, Orientierungshilfen bieten und soziale Kontakte gezielt fördern.

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Arten der Deprivationtoggle arrow icon

  • Sensorische Deprivation: Sinnesreize↓
  • Soziale Deprivation: Sozialkontakte↓
  • Emotionale Deprivation: Emotionale Fürsorge↓
  • Kognitive Deprivation: Geistige Stimulation↓

Diese Arten der Deprivation können unter dem Begriff „psychische Deprivation“ zusammengefasst werden!

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Risikofaktoren und Risikoeinschätzungtoggle arrow icon

Risikofaktoren

  • Allgemein, bspw.
    • Aufenthalt in Krankenhaus oder Pflegeheim
    • Immobilität
    • Kognitive Einschränkungen
  • Sensorische Deprivation, bspw.
  • Soziale Deprivation, bspw.
    • Mangelnde Körperhygiene
    • Unzureichendes Selbstvertrauen
    • Sprachbarrieren
    • Armut
    • Verlust geliebter Menschen
  • Zusätzlich bei Kindern

Risikoeinschätzung

  • Bewegung/Mobilisation: Ja/Nein?
  • Sinnesanregung (Berührung, Geräusche, Gerüche): Ja/Nein?
  • Komplexe Entscheidungsprozesse: Ja/Nein?
  • Soziales Umfeld: Ja/Nein?
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Symptome bei Deprivationtoggle arrow icon

Allgemeine Symptomatik

  • Autostimulation, bspw.
    • Jaktation
    • An Schläuchen und Zugängen ziehen
    • Gegen Oberflächen schlagen
    • An Haut und/oder Oberflächen kratzen und reiben
  • Körperlich, bspw.
  • Kognitiv, bspw.
  • Emotional und psychisch, bspw.
    • Depressive Stimmung
    • Weinerlichkeit
    • Ängstlichkeit
    • Passivität
    • Anklammern an Bezugsperson
    • Herabgesetzte oder fehlende Frustrationstoleranz
    • Reizbarkeit und aggressives Verhalten
  • Sozial, bspw.
    • Kontaktstörungen
    • Rückzug aus der Gemeinschaft
    • Vermeidung sozialer Interaktionen

Kinder

  • Säuglinge und Kleinkinder
    • Zu Beginn anhaltendes Schreien
    • Kontaktverweigerung
    • Infektanfälligkeit↑
    • Reduzierter Schlaf
    • Entwicklungsverzögerung und -störung
    • Passivität und leerer, starrer Gesichtsausdruck
    • Augenkoordination↓
    • Gewichtsverlust bis hin zu Kachexie
  • Ältere Kinder
    • Schwierigkeiten beim Lernen
    • Regressives Verhalten
    • Stereotypisches Schaukeln des Oberkörpers
    • Selbstverletzendes Verhalten
    • Verdauungsbeschwerden
  • Folgeerkrankungen , bspw.

Patient:innen auf der Intensivstation

  • Körperlich
    • Koordinations- und Körperbildstörungen
    • Deprivation von Schutzreflexen
  • Emotional und psychisch
    • Unruhe, Angst, Rastlosigkeit
    • Eingeschränkte kognitive Funktionen und Orientierung
    • Aggressives Verhalten
    • Schlafstörungen
    • Delir

Menschen im hohen Lebensalter

  • Körperlich
    • Inkontinenz
    • Fortschreitender körperlicher Abbau
    • Sprachunfähigkeit
  • Kognitiv: Orientierungslosigkeit

Sterbende Menschen

  • Verhaltensauffälligkeiten
    • Schmieren mit Exkrementen
    • Ängstliche Unruhe mit Rufen und nervösem Nesteln
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Präventive Maßnahmen und Hilfsmitteltoggle arrow icon

Allgemeine Maßnahmen

  • Visuelle Stimulation, bspw.
    • Umgebung ansprechend gestalten
    • Kräftige Farben und Kontraste nutzen
    • Erweitertes Sichtfeld ermöglichen
    • Ggf. Tragen der Brille sicherstellen
  • Akustische Stimulation, bspw.
    • Musik und Hörbücher anbieten
    • Gesprächsbereitschaft zeigen
    • Betroffene verbal begleiten
    • Ggf. Nutzung von Hörgeräten sicherstellen
  • Taktile und haptische Stimulation, bspw.
    • Haptische Reize bereitstellen
    • Körperliche Berührungen und Massagen
    • Belebende und beruhigende Waschung
    • Verschiedene Positionierungen und Mobilisation anbieten
  • Olfaktorische Stimulation, bspw.: Verschiedene Gerüche etablieren
  • Orale Stimulation, bspw.: Wohlschmeckende Lebensmittel anbieten
  • Kognitive Stimulation, bspw.
    • Lesen ermöglichen
    • Geistig anregende Spiele anbieten
    • Entscheidungen treffen lassen
  • Emotionale Stimulation, bspw.
    • Offenes Umfeld für Gefühlsausdrücke schaffen
    • Lob und Anerkennung aussprechen
    • Nette Worte an Betroffene richten
    • Komplimente machen
  • Orientierungshilfen, bspw.
    • Örtliche Orientierung unterstützen
    • Betroffene mit ihrem Namen ansprechen
    • Zeitliche Orientierung fördern
  • Integration in den Alltag und Aktivitätsförderung, bspw.
  • Mahlzeitengestaltung, bspw.
    • Mahlzeiten ansprechend präsentieren
    • Gemeinsames Essen ermöglichen
  • Soziale Kontakte und Kommunikation, bspw.
    • Ggf. Angehörige und Bezugspersonen in die Pflege einbinden
    • Förderung von Gesprächen
    • Besuche von Außenstehenden fördern
    • Tiergestützte Maßnahmen ermöglichen
    • Gemeinsame Aktivitäten und Erlebnisse schaffen

Bei Kindern

  • Bezugspersonen
    • Kontakt zu Eltern und Bezugspersonen ermöglichen
    • Rooming-in
  • Kindgerechte Pflege
  • Kinderfreundliche Umgebung: Spielen und altersgerechte Aktivitäten ermöglichen

Bei Menschen im hohen Lebensalter

  • Umzug ins Pflegeheim
    • Persönliche Möbel und Gegenstände für Zimmergestaltung nutzen
    • Validation
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