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Chronischer nicht-tumorbedingter Schmerz

Letzte Aktualisierung: 23.5.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Chronischer nicht-tumorbedingter Schmerz (CNTS) ist definiert als Schmerz, der länger als 3 Monate andauert oder wiederkehrend auftritt. Er stellt ein subjektives Erleben dar, das ernst genommen werden muss, auch ohne klare Ursache. Die Prävalenz im hausärztlichen Bereich liegt bei ca. 20%, wobei über 75% der Betroffenen älter als 50 Jahre sind. Die Pathogenese folgt einem biopsychosozialen Modell. Die Diagnostik umfasst eine strukturierte Anamnese, ein Screening auf psychische Komorbiditäten und die Suche nach Red Flags. Die Therapie basiert auf multimodalen Ansätzen mit Fokus auf nicht-medikamentösen Maßnahmen wie körperlicher Aktivität, Edukation und dem Setzen realistischer, funktionsorientierter Ziele. Medikamente kommen zurückhaltend und zeitlich begrenzt zum Einsatz.

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Klassifikationtoggle arrow icon

  • Primäres Schmerzsyndrom: Schmerzzustände, die eine Person emotional und funktionell einschränken und nicht durch eine körperliche Schädigung (ausreichend) erklärt werden können [1]
  • Sekundäres Schmerzsyndrom: Schmerzzustände, die auf dem Boden einer Erkrankung oder Organpathologie entstehen [1]
  • Für Grundlagen siehe: Schmerz und Schmerzformen

Eine eindeutige Zuordnung ist nicht immer möglich!

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Prävalenz: Ca. 20% aller hausärztlich behandelten Patient:innen [1]
  • Alter: >75% der Betroffenen über 50 Jahre alt [1]

Eine proaktive Befragung nach Schmerzen und dem Gebrauch von Schmerzmitteln wird bei Patient:innen >50 Jahre empfohlen! [1]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Biopsychosoziales Modell [1]

Ganzheitliches Erklärungsmodell (hier: für die Entstehung und Aufrechterhaltung chronischer Schmerzen):

  • BIO
    • Gewebeschädigungen
    • Entzündungen
    • Muskelverspannungen
  • PSYCHO
  • SOZIAL
    • Berufliche Belastung oder Arbeitsunfähigkeit
    • Familiäre Unterstützung oder Konflikte
    • Soziale Isolation
    • Kulturelle oder gesellschaftliche Schmerzvorstellungen

Insb. der chronisch-generalisierte Schmerz wird durch psychosoziale Faktoren beeinflusst! [2]

Schmerzmodelle (Auswahl) [1][2]

  • Neurophysiologische Mechanismen
    • Schmerzgedächtnis: Dauerhafte Potenzierung der synaptischen Schmerzübertragung und strukturelle Nervenzellveränderungen durch intensive/wiederholte Schmerzen → Erhöhte Empfindlichkeit nozizeptiver Rezeptoren
    • Gate-Control-Theorie: Modulierbarkeit der Schmerzweiterleitung im Rückenmark durch periphere und zentrale Nervenfasern → Chronifizierung durch unzureichende körpereigene Hemmung und gesenkte Schmerzschwelle
  • Lerntheoretische Aspekte
  • Kognitiv-behaviorale Aspekte
    • Einfluss von Bewertungs- und Verarbeitungsprozessen auf Schmerzerleben und -verhalten
    • Gefühl von Hilf- und Hoffnungslosigkeit trägt zur Schmerzaufrechterhaltung bei
  • Schmerz als Folge traumatischer, dysfunktionaler Verarbeitungsprozesse
    • Grundlage: Traumaassoziierte sensorische Übererregbarkeit → Sensibilisierung des schmerzverarbeitenden Systems
  • Psychodynamische Prozesse
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Symptomatiktoggle arrow icon

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Diagnostiktoggle arrow icon

Exploration [1]

Eine strukturierte Schmerzanamnese sollte mind. einmal erfolgen, bei Bedarf ergänzt durch Fragebögen und Skalen.

Schmerz ist immer eine subjektive Empfindung und muss unabhängig von einer nachweisbaren Ursache ernst genommen werden! [1]

Bei eingeschränkter Kognition oder Kommunikation sind schmerztypische Verhaltensweisen zu beachten und Bezugspersonen in die Anamnese einzubeziehen (siehe auch: Praxistipps für die medizinische Versorgung von Menschen mit Intelligenzminderung)! [1]

Schmerzfragebögen [1]

Körperliche Untersuchung [1]

Weiterführende Diagnostik [1]

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Prinzipien [1]

  • Kausale Therapie: Identifikation und spezifische Behandlung behandelbarer Ursachen
  • Edukation: Aufklärung über Chronizität, biopsychosoziales Modell, Diagnostiknotwendigkeit/-verzicht, Behandlungsoptionen inkl. Selbstmanagement
  • Therapieziele
    • Individuell und realistisch vereinbaren
    • Einseitige Fokussierung auf Schmerzintensität vermeiden
    • Fokus auf Alltagsfunktionen und Lebensqualität
  • Behandlungsplan: Schriftliche Fixierung von Zielen und Maßnahmen
  • Regelmäßige Termine: Geplante Kontrollen unabhängig von akuten Exazerbationen

Vollständige Schmerzfreiheit ist bei Behandlung chronischer Schmerzen i.d.R. kein realistisches Therapieziel!

Nicht-medikamentöse Therapie [1]

  • Körperliche Aktivität: Basis der Therapie
    • Keine spezifische Aktivität bevorzugt
    • Wichtig: Freude an Bewegung, dauerhafte Implementierung
  • Maßnahmen mit niedrigem Risiko (Auswahl)
  • Psychotherapie : Kann bei ca. 30–60% der Patient:innen hilfreich sein
  • Je nach Beeinträchtigungsgrad, ggf.
    • Sozialmedizinische Beratung
    • Verordnung von Heilmitteln/Hilfsmitteln
    • Information bzgl. sozialer Aktivitäten

Körperliche Aktivität ist essenzieller Bestandteil der Therapie!

Medikamentöse Therapie [1]

Nur ca. ein Drittel aller chronischen Schmerzpatient:innen profitieren von einer medikamentösen Schmerzbehandlung!

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Multimodale Schmerztherapietoggle arrow icon

Allgemein [1][2]

  • Indikation: Unzureichender Therapieerfolg
  • Vorgehen: Multimodales Assessment und anschließende multimodale Therapie oder Rehabilitation
  • Koordination
    • Durch eine Instanz (i.d.R. hausärztliche Praxis)
    • Anbieten regelmäßiger Gesprächstermine
  • Setting: I.d.R. als Gruppentherapie
    • Ambulant: 8–12 Wochen
    • Stationär: 3–4 Wochen
  • Siehe auch:

Behandlungsmaßnahmen [2]

Multimodale Behandlungsprogramme setzen sich aus 4 zentralen Bausteinen zusammen:

  1. Aktivierende Maßnahmen
    • Moderates Ausdauertraining
    • Gezielter Muskelaufbau
    • Förderung des Vertrauens in die Bewegung
    • Graduierte Exposition
  2. Physikalische Maßnahmen, bspw. Physiotherapie
  3. Psychotherapeutische Maßnahmen, u.a.
  4. Pharmakotherapie

Aktive Behandlungsmaßnahmen (bspw. Psychotherapie, Physiotherapie, körperliche Aktivität) sind effektiver als passive Behandlungsmaßnahmen (bspw. Massagen, Injektionen, Operationen)!

Es gilt, eine gute Balance zwischen suffizienter Belastung einerseits und Entspannung andererseits zu finden!

Psychologische Methoden der Schmerzbewältigung [2]

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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