Abstract
Die Nicht-Opioid-Analgetika sind eine heterogene Gruppe von Pharmaka, denen allen der Einsatz in der Schmerztherapie gemein ist. Darüber hinaus finden sie Verwendung in der Behandlung von orthopädisch-rheumatischen Erkrankungen, zur Fiebersenkung sowie (im Falle von Acetylsalicylsäure) zur Thrombozytenaggregationshemmung. Vorwiegend entfalten sie ihre Wirkung über eine Hemmung der Cyclooxygenasen, sie haben jedoch auch vereinzelt andersartige, zentrale Effekte. Die jeweiligen Nebenwirkungen richten sich nach der verwendeten Medikamentensubgruppe. Vor allem nicht-steroidale Antirheumatika werden oftmals bezüglich ihrer Gefahren für Magen und Niere unterschätzt.
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Wirkstoffe und Dosierungshinweise
Diclofenac systemisch
Wirkstoff | Diclofenac systemisch (z.B. Voltaren®, Diclac®, Generika) | |||||
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Applikation |
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Zu beachten |
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Ibuprofen
Wirkstoff | Ibuprofen (z.B. Ibu®, Imbun®, Brufen®, Generika) | |||||
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Applikation |
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Standarddosierung |
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Pädiatrische Dosierung |
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Indikationen |
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Zu beachten |
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Kontraindikationen |
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Gravidität/Stillzeit |
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Indometacin
Wirkstoff | Indometacin (z.B. Indomet®, Inflam®, Elmetacin®, Indocid®, Generika) | |||||
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Applikation |
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Indikationen |
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Zu beachten |
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Naproxen
Wirkstoff | Naproxen (z.B. Proxen®, Prodolor®, Dysmenalgit®, Aleve®, Dolormin für Frauen®) | |||||
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Celecoxib
Wirkstoff | Celecoxib (z.B. Celebrex® Onsenal®) | |||||
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Applikation |
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Standarddosierung | ||||||
Indikationen | ||||||
Zu beachten |
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Kontraindikationen |
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Etoricoxib
Wirkstoff | Etoricoxib (z.B. Arcoxia®) | |||||
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Applikation |
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Standarddosierung |
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Indikationen | ||||||
Zu beachten |
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Kontraindikationen |
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Gravidität/Stillzeit |
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Paracetamol
Wirkstoff | Paracetamol (z.B. Ben-u-ron®, Perfalgan®) | |||||
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Applikation |
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Standarddosierung |
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Pädiatrische Dosierung |
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Indikationen | ||||||
Zu beachten |
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Kontraindikationen |
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Metamizol (Novaminsulfon)
Wirkstoff | Metamizol/Novaminsulfon (z.B. Novalgin®) | |||||
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Applikation |
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Standarddosierung [1] |
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Indikationen | ||||||
Zu beachten |
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Kontraindikationen |
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Keine Gewähr für Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der bereitgestellten Inhalte. Die Angaben erfolgen nach sorgfältigster redaktioneller Recherche. Insbesondere aktuelle Warnhinweise und veränderte Empfehlungen müssen beachtet werden. Soweit nicht anders genannt, beziehen sich die genannten Empfehlungen auf Erwachsene.
Übersicht
Nicht-Opioid-Analgetika | |||
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Wirkprofil | Applikation | Bedeutende Nebenwirkungen | |
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR, NSAID) - Unselektive COX-Hemmer | |||
Diclofenac |
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Ibuprofen |
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Indometacin |
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Acetylsalicylsäure (ASS) |
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Naproxen |
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Nicht-steroidale Antirheumatika - Selektive COX-2-Hemmer (Coxibe) | |||
Celecoxib, Etoricoxib |
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Parecoxib |
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p-Aminophenole | |||
Paracetamol |
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Pyrazolone | |||
Metamizol (auch Novaminsulfon, Handelsname z.B. Novalgin®) |
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Wirkung
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR, Non-steroidal anti-inflammatory drugs, NSAID)
- Wirkmechanismus
- Reversible Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase 1 und 2 (COX) → Verminderte Prostaglandinsynthese
- Nicht-selektive COX-Hemmer: Bspw. Ibuprofen, Diclofenac, Indometacin, Piroxicam, ASS
- Selektive COX-2-Hemmer: Coxibe (z.B. Celecoxib, Parecoxib)
- Reversible Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase 1 und 2 (COX) → Verminderte Prostaglandinsynthese
- Wirkung
- Analgetisch , antipyretisch und antiphlogistisch (antirheumatisch)
- (Bis auf Acetylsalicylsäure) Nur geringe und reversible Thrombozytenaggregationshemmung
- COX-2-Hemmer wirken kaum antipyretisch und führen zu keiner Thrombozytenaggregationshemmung
Weitere Nicht-Opioid-Analgetika
- Paracetamol
- Wirkmechanismus: Reversible Hemmung der Cyclooxygenase + zentrale Effekte
- Analgetisch und antipyretisch (gerne in der Kinderheilkunde eingesetzt)
- Nicht antiphlogistisch!
- Wirkmechanismus: Reversible Hemmung der Cyclooxygenase + zentrale Effekte
- Metamizol
- Wirkmechanismus: Reversible Hemmung der Cyclooxygenase + zentrale Effekte
- Höchste antipyretische und analgetische Potenz unter den Nicht-Opioid-Analgetika
- Besonderheit: Starke spasmolytische Wirkung
- Kaum antiphlogistische Wirkung
- Wirkmechanismus: Reversible Hemmung der Cyclooxygenase + zentrale Effekte
- Flupirtin
- CAVE: Die Zulassung in Deutschland wurde aufgrund erhöhter Hepatotoxizität 2018 aufgehoben!
- Wirkung: Vorwiegend (zentral) analgetisch, muskelentspannend
Nebenwirkung
Nicht-steroidale Antirheumatika
- Magen: Magen- und Duodenalulzera mit Gefahr für gastrointestinale Blutung und Perforation
- Unter NSAR-Gabe ist je nach Dosierung das Ulkusrisiko etwa 5-fach erhöht
- Seltener treten gastrointestinale Nebenwirkungen bei selektiven COX-2-Inhibitoren auf
- Bei jeder längeren NSAR-Therapie sollte eine Begleittherapie mit Protonenpumpeninhibitoren in Erwägung gezogen werden
- Möglichkeit einer topischen NSAR-Gabe erwägen
- Kombinationstherapie: NSAR und Protonenpumpeninhibitoren [5]
- Indikation: Erhöhtes Risiko für eine gastroduodenale Ulkusblutung
- Alter: ≥65 Jahre
- Positive Ulkusanamnese
- Helicobacter-pylori-Infektion
- Schwerer Verlauf einer Grunderkrankung
- Gleichzeitige Therapie mit Glucocorticoiden, SSRI oder gerinnungshemmenden Medikamenten
- Anwendung: Siehe Protonenpumpeninhibitoren - Wirkstoffe und Dosierungshinweise
- Indikation: Erhöhtes Risiko für eine gastroduodenale Ulkusblutung
Die gleichzeitige Gabe von NSAR und eines Glucocorticoids erhöht das Ulkusrisiko etwa um den Faktor 10–15!
- Niere: Besteht eine Niereninsuffizienz, ist die Nierendurchblutung in verstärktem Maße von der Wirkung von Prostaglandinen abhängig; da NSAR eine Hemmung der Prostaglandinsynthese bewirken, kann ihre Einnahme zu einer schädigenden Minderdurchblutung der Nieren führen
- Folgen: Vermehrte Natrium- und Wasserretention, Ödeme, Anstieg von Blutdruck, Hyperkaliämie, selten akute Nierenschädigung
Nicht-steroidale Antiphlogistika sollen nicht regelmäßig eingesetzt werden bei Patienten mit Hypertonie oder CKD jeder Genese, inklusive Diabetes. (DGIM - Klug entscheiden in der Nephrologie)
- Pseudoallergische Reaktionen
- Analgetika-Asthma
- Angioödem
- Morbus Widal
- Definition: Unverträglichkeitsreaktion nach Einnahme von ASS oder anderen nicht-steroidalen Antiphlogistika
- Symptomtrias (sog. "Samter-Trias"): Symptome setzen zumeist nicht gleichzeitig, sondern über mehrere Jahre zeitversetzt ein
- ASS- oder NSAR-Unverträglichkeit
- Polyposis nasi
- Asthma bronchiale
- siehe auch ASS-Unverträglichkeit und adaptive ASS-Desaktivierung
- Herz: Hohe kardiovaskuläre Toxizität aller(!) NSAR (außer ASS und Naproxen)
- Einfluss auf die Thrombozytenwirkung
- Acetylsalicylsäure führt als einziges NSAR zu einer irreversiblen Thrombozytenaggregationshemmung
- Auch nicht-selektive COX-Hemmer führen durch eine reversible(!) Bindung an der Cyclooxygenase-1 (COX-1) zu einer vorübergehenden Thrombozytenaggregationshemmung
- Selektive COX-2-Hemmer (z.B. Parecoxib) führen dagegen zu keiner wesentlichen Beeinflussung (Thrombozyten besitzen nur COX-1)
- Weitere
- Bei ASS: Reye-Syndrom mit akuter Enzephalopathie und Leberfunktionsstörung
Weitere Nicht-Opioid-Analgetika
- Paracetamol
- Gute Verträglichkeit
- Bei Paracetamol-Überdosierung: Hepatotoxisch und nephrotoxisch!
- Hepatotoxizität ab 4 g/d möglich; Letaldosis zwischen 12 und 20 g (in Einzelfällen 7 g)
- Symptome bei akuter Paracetamol-Überdosierung: Innerhalb der ersten Stunden unspezifische gastrointestinale Symptome, im weiteren Verlauf Zeichen der Leberschädigung mit einem Anstieg der Leberenzyme nach ca. 24–48 Stunden
- Das Antidot von Paracetamol ist Acetylcystein!
- Metamizol
- Allergische Reaktion (Exanthem bis anaphylaktischer Schock)
- Agranulozytose
-
Hypotension
- In Kombination mit sympathikolytischen Medikamenten (z.B. Betablocker, Opioide) verstärkt sich die blutdrucksenkende Wirkung
- Einzelne Fälle von arzneimittelbedingten Leberschäden aufgetreten, siehe: Rote-Hand-Brief zu Metamizol
Pharmakotherapie in der Schwangerschaft
- Zu bevorzugen: Paracetamol
- Zu vermeiden
Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Indikation
Schmerzen
- Gemeinsame Indikation aller Nicht-Opioid-Analgetika
- Metamizol besonders wirkungsvoll bei viszeralen Schmerzen (v.a. Koliken)
- NSAR gut wirksam bei leichten bis mittelstarken Schmerzen des Bewegungsapparates
Orthopädisch-rheumatische Indikation (nur NSAR)
- Nicht-rheumatische Entzündungen an Gelenken
- Schmerztherapie bei Beschwerden im Bewegungsapparat
- Rheumatoide Arthritis: Nur als supportive Akutmaßnahme in der Therapie der chronischen Erkrankung
- Akuter Gichtanfall
Fieber
- Insb. Paracetamol, Ibuprofen und Metamizol
Thrombozytenaggregationshemmung (nur ASS)
- In niedriger Dosierung zur Prophylaxe von arteriellen, ischämischen und kardiovaskulären Ereignissen
- Thrombozytenaggregationshemmer sind nicht zur Prophylaxe von venösen Thrombosen geeignet!
Kontraindikation
- Ergeben sich aus den Wirkungen und Nebenwirkungen
- NSAR: Gastroduodenale Ulkuskrankheit, akute Blutung, Niereninsuffizienz
- Diclofenac: Herzinsuffizienz NYHA II–IV, KHK, pAVK, zerebrovaskuläre Erkrankungen
- Paracetamol: Leberinsuffizienz
- Weiterhin keine NSAR während des 3. Trimenons der Schwangerschaft (während der übrigen Schwangerschaft und Stillzeit nur nach strenger Indikation) und kein ASS bei Kindern mit fieberhaftem Infekt unter 15 Jahren (Reye-Syndrom)
Es werden die wichtigsten Kontraindikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Meditricks
In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.
Paracetamol
N-Acetylcystein (Antidot bei Paracetamol-Intoxikation)
Metamizol
NSAR
NSAR – Teil 1: Indikationen
NSAR – Teil 2: Wirkmechanismus und Nebenwirkungen
Acetylsalicylsäure (ASS)
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Studientelegramme zum Thema
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- Studientelegramm 65-2019-3/3: Kombinierte NSAID-Gabe nach Hüft-TEP zur Einsparung von Opioid-Analgetika?
- Studientelegramm 08-2017-2/3: Ibuprofen versus Opioidanalgetika bei akutem Extremitätenschmerz
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