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Anfallssuppressiva

Letzte Aktualisierung: 8.8.2025

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Zu den Anfallssuppressiva wird eine heterogene Gruppe von Arzneistoffen gezählt, die sowohl zur Dauerbehandlung einer Epilepsie mit dem Ziel einer Verhinderung oder Reduktion epileptischer Anfälle als auch teilweise im Rahmen der Akutbehandlung eines Status epilepticus eingesetzt werden. Die anfallssuppressive Wirkung erfolgt je nach Substanz über unterschiedliche Rezeptoren und Ionenkanäle, grundsätzlich bestehen die Wirkmechanismen jedoch in einer Verstärkung der neuronalen Hemmung und einer Hemmung der neuronalen Erregung.

Generell kann zwischen klassischen und neueren Anfallssuppressiva unterschieden werden, wobei klassische Anfallssuppressiva meist eine engere therapeutische Breite und geringere Verträglichkeit besitzen als neuere Anfallssuppressiva. Die Auswahl der geeigneten Substanz richtet sich nach dem vorliegenden Anfallstyp, da nicht alle Anfallssuppressiva gegen alle Formen der Epilepsie gleich gut wirksam sind. Mittel der Wahl sind bspw. bei fokaler Epilepsie Lamotrigin, bei genetischen generalisierten Epilepsien Valproat und bei unklassifizierter Epilepsie Lamotrigin, Levetiracetam oder Valproat. Als unerwünschte Wirkung können bei allen Anfallssuppressiva dosisabhängige zentralnervöse Störungen auftreten (bspw. Somnolenz, Schwindel), einzelne Substanzen besitzen zudem spezielle Nebenwirkungen, die bei der Indikationsstellung individuell berücksichtigt werden müssen.

Neben dem Einsatz in der Epilepsietherapie kann das Wirkspektrum einiger Anfallssuppressiva auf weitere Indikationen ausgeweitet werden: So werden bspw. Carbamazepin oder Gabapentin als Koanalgetika in der Schmerztherapie eingesetzt, Valproat erfährt Anwendung in der Phasenprophylaxe bipolarer Störungen.

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Übersichttoggle arrow icon

Klassische Anfallssuppressiva

Klassische Anfallssuppressiva [1][2]
Substanz

Kürzel

Indikationen Hinweise
Carbamazepin CBZ
Ethosuximid ESM
  • Siehe: Fachinformation Ethosuximid
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
Kaliumbromid KBR
Phenobarbital PB
Phenytoin PHT
  • Auch i.v. Applikation möglich (unter Blutdruck- und EKG-Monitoring)
  • Siehe: Fachinformation Phenytoin
Primidon PRM

Valproat (Valproinsäure)

VPA
  • Rote-Hand-Brief zu Valproat: Teratogenität und Intelligenzminderung des Kindes bei mütterlicher Einnahme während der Schwangerschaft sowie mögliches erhöhtes Risiko für neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern von Vätern, die in den drei Monaten vor der Zeugung mit Valproat behandelt wurden [3][4]
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Valproat

Klassische Anfallssuppressiva zeigen meistens eine enge therapeutische Breite, stärkere Nebenwirkungen und vermehrte Arzneimittelinteraktionen!

Neuere Anfallssuppressiva

Neuere Anfallssuppressiva [1]
Substanz

Kürzel

Indikationen Hinweise
Brivaracetam BRV
  • Auch i.v. Applikation möglich
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Brivaracetam
Cenobamat CNB
Clonazepam CLZ
  • Auch i.v. Applikation möglich
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Clonazepam
Eslicarbazepin ESL
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Eslicarbazepin
Felbamat FBM
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Felbamat
Fenfluramin FEN
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Fenfluramin
Gabapentin GBP
Lacosamid LCM
  • Auch i.v. Applikation möglich
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Lacosamid
Lamotrigin LTG
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Lamotrigin
Levetiracetam LEV
  • Auch i.v. Applikation möglich
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Levetiracetam
Mesuximid MSM
Oxcarbazepin OXC
  • Reservemedikament für die Dauertherapie bei fokaler Epilepsie (Mono- oder Kombinationstherapie)
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Oxcarbazepin
Perampanel PER
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Perampanel
Pregabalin

PGB

  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Pregabalin
Rufinamid RUF
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Rufinamid
Stiripentol STP
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Stiripentol
Sultiam STM
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Sultiam
Topiramat TPM
Vigabatrin VGB
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Vigabatrin

Zonisamid

ZNS
  • Auch als flüssige Darreichungsform p.o. verfügbar
  • Siehe: Fachinformation Zonisamid

Neuere Anfallssuppressiva zeigen meistens eine größere therapeutische Breite, weniger Nebenwirkungen und Interaktionen!

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Wirkungtoggle arrow icon

Wirkmechanismen [6]

Anfallssuppressiva wirken je nach Substanz an unterschiedlichen Rezeptoren und Ionenkanälen, um eine Senkung der neuronalen Aktivität (neuronale Erregung↓, neuronale Hemmung↑) und somit eine Erhöhung der epileptischen Anfallsschwelle zu erreichen.

Wirkmechanismen von Anfallssuppressiva
Substanz Wirkmechanismus
  • Glutamatfreisetzungsinhibitoren: Blockade exzitatorischer Glutamatrezeptoren

Die meisten Anfallssuppressiva (v.a. die klassischen) wirken über eine Blockade von spannungsabhängigen Natriumkanälen!

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Nebenwirkungtoggle arrow icon

Einige Anfallssuppressiva, insb. Valproat, sind teratogen!

Es werden die wichtigsten Nebenwirkungen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapieempfehlungentoggle arrow icon

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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Schwangerschaft [1][1]

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Kinder und Jugendlichetoggle arrow icon

Häufig verwendete Anfallssuppressiva

Anfallssuppressiva im Kindes- und Jugendalter
Substanz Zulassung und Darreichungsformen

Typische pädiatrische Indikationen

Weitere Informationen
Phenobarbital

Levetiracetam

Phenytoin
Valproat

Carbamazepin

Oxcarbazepin
Ethosuximid

Sultiam

Lamotrigin
  • ≥2 Jahre (enteral als Zusatztherapie, bei typischen Absencen auch als Monotherapie) [16]
  • ≥13 Jahre (als Zusatz- oder Monotherapie) [16]
Vigabatrin
  • ≥1 Monat (oral) [17]
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Klassische Anfallssuppressiva

Neuere Anfallssuppressiva

Neuere Anfallssuppressiva – Teil 1

Neuere Anfallssuppressiva – Teil 2

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