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Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch

Letzte Aktualisierung: 14.8.2023

Abstracttoggle arrow icon

Der Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch (auch medication-overuse headache, MOH) ist eine sekundäre Kopfschmerzform, bei der vorbestehende primäre Kopfschmerzen chronifizieren, weil Betroffene zu häufig Schmerzmittel einnehmen. Entgegen der Erwartung der Betroffenen verbessert sich die Symptomatik durch die eingenommenen Schmerzmittel nicht, sondern verschlechtert sich sogar, woraufhin wiederum weitere Schmerzmittel eingenommen werden. Am häufigsten sind Personen mit Migräne und Spannungskopfschmerz betroffen. Die Symptomatik ähnelt i.d.R. jener der Grunderkrankung, wobei die Beschwerden häufiger auftreten. Die Therapie besteht im Wesentlichen darin, die Medikamente zu pausieren und anschließend die zugrunde liegenden Kopfschmerzen leitliniengerecht zu behandeln. Es ist essenziell für Behandelnde, sich dieser unerwünschten Arzneimittelwirkung bei Kopfschmerzpatient:innen bewusst zu sein.

Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

  • Übergebrauch von Analgetika
    • Pathophysiologische Hintergründe unzureichend verstanden
    • Alle Schmerzmittel, die gegen primäre Kopfschmerzerkrankungen eingesetzt werden, können zu Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch führen
    • Risiko insb. bei Triptanen, Opioiden und Kombinationsanalgetika erhöht
  • Weitere Risikofaktoren [1]

Bei regelmäßiger Schmerzmitteleinnahme aus anderen Gründen als einer primären Kopfschmerzerkrankung kommt es nicht zu einem Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch!

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Die Symptomatik ähnelt der des primären Kopfschmerzes.

  • Bei Migräne
    • Migräne-ähnliche Symptomatik mit einseitigen, pulsierenden Schmerzen und Symptomen wie Photophobie, Übelkeit, Erbrechen
    • Frequenz des Auftretens erhöht
    • Begleitsymptomatik kann durch eingenommene Schmerzmittel teilweise unterdrückt werden und so Diagnostik erschweren
  • Bei Spannungskopfschmerz
    • Häufig beidseitige, dumpf drückende Schmerzen
    • Frequenz des Auftretens erhöht

Diagnostiktoggle arrow icon

Klinisch-neurologische Diagnostik [1]

  • Kopfschmerz- und Medikamentenanamnese
  • Zusatzdiagnostik: I.d.R. nicht notwendig

Diagnosekriterien nach ICHD-3 [1]

Diagnosekriterien des Kopfschmerzes bei Medikamentenübergebrauch gemäß International Classification of Headache Disorders (ICHD-3)
Kriterien Beschreibung
A
  • Kopfschmerzen an ≥15 Tagen pro Monat
  • Vorbestehende Kopfschmerzerkrankung
B
C
  • Nicht besser durch eine andere Diagnose aus der Klassifikation begründbar
  • Die auslösende(n) Substanz(en) sollte(n) jeweils in der Diagnose angegeben werden
  • Nicht mehr Bestandteil der o.g. Diagnosekriterien: Besserung der Symptomatik (Abklingen, Rückkehr zur ursprünglichen Kopfschmerzsymptomatik) zwei Monate nach Medikamentenpause!

Therapietoggle arrow icon

Ziel ist stets die Besserung der Symptomatik und Reduktion der Einnahmetage von Bedarfsanalgetika unter 10 bzw. 15 Tage/Monat .

Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch – gestuftes Therapieschema [1]
Übergebrauch von Nicht-Opioid-Analgetika Übergebrauch von Opioiden, Tranquilizern
1. Schritt
2. Schritt
3. Schritt
4. Schritt
  • Ggf. erneute Indikationsprüfung einer Prophylaxe der zugrundeliegenden Kopfschmerzerkrankung
  • Regelmäßige Nachbetreuung von Patient:innen mit Risikoprofil

Prognosetoggle arrow icon

  • Rezidivquote: 25–35%
  • Höchste Rezidivgefahr [1]
    • Innerhalb von 12 Monaten nach Medikamentenentzug/-pause
    • Bei Opioidübergebrauch

Präventiontoggle arrow icon

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz-/Migränemitteln.Stand: 31. Dezember 2021. Abgerufen am: 12. Juli 2023.
  2. Göbel: Die Kopfschmerzen. 3. Auflage Springer 2012, ISBN: 978-3-642-20694-8.
  3. Diener et al.:Medication-overuse headache: risk factors, pathophysiology and management.In: Nature Reviews Neurology. 2016, doi: 10.1038/nrneurol.2016.124 . | Open in Read by QxMD.

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