Abstract
Die Osteochondrosis dissecans ist eine aseptische Nekrose, die den Knochen unter einer Knorpelgelenkfläche betrifft. Als Komplikation kann sich durch Knochenzerfall ein Knorpel-Knochenfragment ins Gelenk ablösen (Dissekat oder "Gelenkmaus") und zu einer Gelenkblockade führen. Der muldenförmige Defekt der Knorpelfläche wird Mausbett genannt. Generell kann jedes Gelenk davon betroffen sein, wobei insbesondere das stark belastete Kniegelenk im Wachstumsalter tangiert ist. Beim Auftreten von Belastungsschmerz als Frühsymptom können mittels MRT erste Veränderungen detektiert werden, während im Verlauf auch radiologisch sichtbare Schädigung entsteht. Therapeutisch steht in frühen Stadien eine Vermeidung von Belastung im Vordergrund. Bei Vorliegen eines Dissekats muss dieses jedoch operativ reseziert und gegebenenfalls das Mausbett durch Anbohrung des Knorpels mit reaktiver Revitalisierung oder Knochen-Knorpeltransplantation gedeckt werden.
Epidemiologie
Ätiologie
- Mechanische Beanspruchung
Pathophysiologie
- Subchondrale Störung der Durchblutung → Osteolyse → durch Mikrotraumen (Belastung) bedingte Ablösung eines Knorpel-Knochenfragments (freier Gelenkkörper, Dissekat, „Gelenkmaus“, Arthrolith) → Gelenkläsion und Dissekat, das die Gelenkfunktion behindert
Symptome/Klinik
- Frühsymptom: Schmerzen bei Belastung/Sport
- Mögliche Symptome
- Ggf. Schwellung und Gelenkerguss
- Gelenkblockade durch Dissekat („Gelenkmaus“) möglich
- Prädilektionsorte
- Kniegelenk im Wachstum: Meist medialer Femurkondylus
- Oberes Sprunggelenk: Talus (wachstumsunabhängig)
- Ellbogengelenk
- Prinzipiell kann jedes Gelenk betroffen sein
- Beidseitige Lokalisation möglich
Diagnostik
-
Konventionelles Röntgen
- Tunnelaufnahme nach Frick: Spezielle Kniegelenkaufnahme zur Darstellung der Eminentia intercondylaris
- Röntgenstadien nach Rodegerdts
- Stadium I: Nur MRT-Nachweis möglich
- Stadium II: Deutliche Aufhellung
- Stadium III: Sklerotische Randzone
- Stadium IV: Nicht gelöster Gelenkkörper
- Stadium V: Freier Gelenkkörper
- MRT zur Frühdiagnose
Die Osteochondrosis dissecans ist eine radiologische Diagnose!
Therapie
- Zunächst konservativ
- Belastung vermeiden (Sportverbot)
- Keine Ruhigstellung
- Operativ
-
Indikation
- Freier Gelenkkörper
- Sonst abhängig von Alter, Lokalisation und radiologischem Stadium
- Verfahren
- Arthroskopische Entfernung des Dissekats bei freiem Gelenkkörper
- Anbohrung des Knochens führt reaktiv zur Revitalisierung (bessere Durchblutung)
- Knochen-Knorpeltransplantationen
-
Indikation
Komplikationen
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2022
- M93.-: Sonstige Osteochondropathien
- Exklusive: Osteochondrose der Wirbelsäule (M42.‑)
- M93.0: Epiphyseolysis capitis femoris (nicht-traumatisch)
- M93.1: Kienböck-Krankheit bei Erwachsenen
- Erwachsenenosteochondrose des Os lunatum der Hand
- M93.2-: Osteochondrosis dissecans [0–9]
- M93.8-: Sonstige näher bezeichnete Osteochondropathien [0–9]
- M93.9: Osteochondropathie, nicht näher bezeichnet
Lokalisation der Muskel-Skelett-Beteiligung
- 0 Mehrere Lokalisationen
- 1 Schulterregion
- 2 Oberarm
- 3 Unterarm
- 4 Hand
- 5 Beckenregion und Oberschenkel
- 6 Unterschenkel
- 7 Knöchel und Fuß
- 8 Sonstige
- 9 Nicht näher bezeichnete Lokalisation
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2022, DIMDI.