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Syndrom der reaktionslosen Wachheit

Letzte Aktualisierung: 13.4.2022

Abstracttoggle arrow icon

Es handelt sich beim Syndrom der reaktionslosen Wachheit um eine schwerwiegende Schädigung des Großhirns bei gleichzeitig erhaltener vegetativer Funktion von Zwischenhirn, Hirnstamm und Rückenmark (daher auch der Begriff "permanent vegetative state"). Die Ursache ist meist traumatisch, gelegentlich aber auch auf neurodegenerative, toxische oder entzündliche Prozesse zurückzuführen. Die Patienten scheinen wach zu sein, sind aber wahrscheinlich nicht bei Bewusstsein und haben so gut wie keine Mitteilungsmöglichkeiten. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Eine Remission ist möglich, das Syndrom kann aber auch über Jahre persistieren. Eine kurative Therapie existiert nicht.

Ätiologietoggle arrow icon

Pathophysiologietoggle arrow icon

Weiträumiger Untergang der Großhirnrinde, des Thalamus bilateral oder der Formatio reticularis kann zu einer Reduktion der Hirnaktivität auf mesodienzephale Funktionen führen. Dabei sind Zentren der vegetativen und der Atmungsregulation im Hirnstamm nicht betroffen.

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

  1. Akutes Trauma → Komatöser Zustand mit intensivmedizinischer Betreuung
  2. Stabilisierungsphase mit langsamer Erholung der gestörten vegetativen Funktionen (mit Hypertonie, Tachykardie und Hyperhidrosis → Sog. sympathikotone Stressreaktion) sowie evtl. Wachheit
  3. Dann aber keine Erholung höherer Hirnfunktionen → Permanent vegetative state

Dieser scheinbar wache, kreislauf- und atmungsstabile Zustand geht dann einher mit typischen Erscheinungen wie

  • Keine bewusste Wahrnehmung
  • Keine oder nur äußerst begrenzte Kommunikationsmöglichkeiten
  • Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus
  • Orale Automatismen
  • Primitivreflexe
  • Massenbewegungen bei Schmerzreizen
  • Diskonjugierte Bulbusbewegungen ohne Fixieren

Diagnostiktoggle arrow icon

Primär klinische Diagnose mit Evaluation eines erfahrenen Untersuchers über einen längeren Beobachtungszeitraum.

Apparative Diagnostik

MRT, EEG, evozierte Potenziale (somatisch, akustisch): Können unterstützend eingesetzt werden, befähigen isoliert betrachtet aber nicht zur Diagnosestellung

Prognosetoggle arrow icon

  • Mortalität ist hoch
  • Patienten, die über ein Jahr in diesem Zustand überlebt haben, haben noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von 10 Jahren
  • Eine Remission ist noch nach Monaten möglich
  • Günstige Faktoren: Junge Patienten, traumatische Ursache, initial nur kurze komatöse Phase
  • Bei einem Verbleib von 6 Monaten in diesem Zustand ist fast nicht mehr von einer Remission auszugehen

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Masuhr, Neumann: Duale Reihe Neurologie. 6. Auflage Thieme 2007, ISBN: 978-3-131-35946-9.