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Neuronale Ceroid-Lipofuszinosen

Letzte Aktualisierung: 22.4.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die neuronalen Ceroid-Lipofuszinosen (NCL) sind eine heterogene Gruppe seltener neurodegenerativer Erkrankungen, die durch Mutationen in verschiedenen Genen verursacht werden. Sie gehören zu den lysosomalen Speicherkrankheiten und betreffen v.a. das zentrale Nervensystem. Die Erkrankungen manifestieren sich meist im Kindesalter mit progredienter neurodegenerativer Symptomatik. NCL wird auch als Kinderdemenz bezeichnet, da Demenz neben Epilepsie, dem Verlust der Sehfähigkeit und der motorischen Kontrolle ein Leitsymptom der Erkrankung darstellt. Sie sind bisher nicht heilbar; Betroffene versterben meist vor dem 30. Lebensjahr.

Die Inhalte des Kapitels beschränken sich auf die in Deutschland häufigsten kindlichen Formen: Die infantile NCL (CLN1), die spätinfantile NCL (CLN2) und die juvenile NCL (CLN3). Für eine Liste aller bisher beschriebenen Formen inkl. Angabe des Genotyps und Phänotyps, des Erkrankungsbeginns und klassischer erster Symptome siehe Tipps & Links [1].

Dieses Kapitel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen AMBOSS und der NCL-Stiftung entstanden (Autorin: Dr. Birgit Faßbender).

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Prävalenz: In Deutschland ca. 700 Kinder, weltweit ca. 70.000 (geschätzt ) [4]
  • Inzidenz: In Deutschland ca. 26 neu erkrankte Kinder / Jahr (geschätzt ) [5]

NCL sind die häufigsten erblichen neurodegenerativen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

NCL sind monogene Erkrankungen, d.h. sie werden durch Mutationen in einem einzelnen Gen verursacht!

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Pathophysiologietoggle arrow icon

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Klassifikationtoggle arrow icon

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Symptomatiktoggle arrow icon

Klinisches Bild der häufigsten NCL-Formen
Form Erkrankungsbeginn Typische Symptomreihenfolge Besonderheiten Prognose

Infantile NCL
(CLN1)

  1. Psychomotorische Entwicklungsstörung
  2. Visusverlust
  3. Epilepsie
  4. Psychomotorische Regression
  • Lebenserwartung <10 Jahre
Spätinfantile NCL
(CLN2)
  • Kleinkindalter (2–4 Jahre)
  1. Sprachentwicklungsverzögerung
  2. Epilepsie
  3. Psychomotorische Regression
  4. Visusverlust
  • Stetiger Wechsel zwischen Verschlechterung und Verbesserung der Symptome
  • Lebenserwartung bis ins späte Kindesalter
Juvenile NCL
(CLN3)
  • Klein- bis Schulkindalter (4–7 Jahre)
  1. Sehstörungen und/oder rascher Visusverlust
  2. Psychomotorische Regression
  3. Epilepsie
  4. Störungen weiterer Organsysteme
  • „Overlooking“
  • Verlust bereits erworbener Fähigkeiten
  • Lebenserwartung ca. 20–30 Jahre

Treten bei einem zuvor altersgerecht entwickelten Kind mind. 2 der typischen Symptome auf, sollte an eine NCL gedacht werden!

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Diagnostiktoggle arrow icon

  1. Anamnese
  2. Körperliche Untersuchung
  3. Apparative Diagnostik
  4. Labordiagnostik
Typische Befunde der häufigsten NCL-Formen
Form Augenuntersuchung EEG SEP VEP cMRT Labordiagnostik
Infantile NCL
(CLN1)
  • Flach
  • Reduziert
  • Reduziert
  • Funktionsverlust der Palmitoyl-Protein-Thioesterase 1 (PPT1)
  • Mutationsnachweis
Spätinfantile NCL
(CLN2)
  • Oft Polyspikes nach Einzelblitzen

  • Im Frühstadium hochamplitudig, danach reduziert

  • Funktionsverlust der Tripeptidyl-Peptidase 1 (TPP1)
  • Mutationsnachweis
Juvenile NCL
(CLN3)
  • OCT
    • Verdünnung sämtlicher Netzhautschichten
    • Verlust der zentralen und peripheren Photorezeptorschicht
  • ERG: Retinale Degeneration
  • Charakteristische Lymphozytenvakuolen
  • Mutationsnachweis
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Maßnahmen

  • Physiotherapie, Ergotherapie
  • Pädagogische Schulbegleitung
  • Psychologische Betreuung
  • Spezialisierte ambulante pädiatrische Palliativversorgung (SAPPV)
  • Kinderhospiz-Begleitung

Kinder mit NCL sollten multidisziplinär betreut werden!

Medikamentöse Maßnahmen

Enzymersatztherapie

Die intrazerebroventrikuläre Applikation von Cerliponase alfa kann den Krankheitsverlauf einer spätinfantilen NCL (CLN2) verzögern!

Weitere Optionen

Phenytoin, Carbamazepin und Vigabatrin sind bei NCL kontraindiziert!

Neuroleptika sollten bei NCL aufgrund des hohen Risikos für extrapyramidal-motorische Störungen (EPMS) nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung verabreicht werden!

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Prognosetoggle arrow icon

NCL sind bisher nicht heilbar und führen zu einem vorzeitigen Tod!

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AMBOSS-Podcast zum Thematoggle arrow icon

3 Nicht-Alzheimer-Demenzen: Lewy-Body, Frontotemporal, NCL-Kinderdemenz (April 2025)

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