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Zehendeformitäten

Letzte Aktualisierung: 10.6.2025

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Zehendeformitäten sind pathologische Abweichungen einzelner oder mehrerer Zehen von der anatomischen Norm. Die häufigste Fehlstellung, der Hallux valgus, entsteht meist durch Tragen von zu engem und hochhackigem Schuhwerk oder ist die Folgeerscheinung einer Spreizfußfehlstellung. Die dabei entstehende schmerzhafte Abweichung der Großzehe nach lateral kann zu einer sog. Krallen- oder Hammerstellung der benachbarten Zehen führen und prädisponiert für eine Arthrose im Grundgelenk, so dass bei starken Fehlstellungen eine operative Korrektur sinnvoll ist.

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Diagnostiktoggle arrow icon

Das Os sesamoideum laterale und mediale sollten nicht mit pathologischen Strukturen verwechselt werden!

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Hallux valgustoggle arrow icon

Allgemeines

  • Definition: Deformität der Großzehe, sog. Ballenzehe
    • Abweichung der Großzehe ab dem Grundgelenk nach lateral (außen)
    • Abweichung des Metatarsale I nach medial (innen)
  • Ergebnis: Fehlstellung des 1. Strahls mit
    • Medialer knöcherner Vorwölbung (Pseudoexostose)
    • Überkreuzen des Hallux über oder unter die 2. Zehe
  • Epidemiologie
    • Geschlechterverhältnis: >
    • Häufigste Vorfußdeformität
    • Prävalenz: 36% bei Personen >65 Jahren

Ätiologie (multifaktoriell)

  • Tragen zu engen Schuhwerkes oder zu hoher Absätze
  • Fußdeformitäten, bspw. Spreizfuß oder Knickfuß
  • Rheumatologische Erkrankungen
  • Familiäre Häufung (kein eindeutiger Erbgang)
  • Posttraumatisch
  • Postarthritisch
  • Muskuläre Dysfunktion
  • Konstitutionelle Bänderschwäche
  • Neuropathische Grunderkrankung

Pathogenese

  • Entwicklung der Fehlstellung: Abweichung des Metatarsale I in Varusfehlstellung → Plantarisierung der Sehne des M. abductor hallucis und Abschwächung der antagonistischen Wirkung zu den beiden Adduktoren → Weitere Progredienz der Fehlstellung → Zunehmende Innenrotation der Zehe
  • Entwicklung von Komplikationen
    • Ggf. Entstehung einer entzündlichen Bursa/Bursitis im Bereich der Pseudoexostose mit teilweise zentralem Klavus → Progredienz des Druckschmerzes im Schuh
    • Häufig Großzehengrundgelenks-Arthrose aufgrund der Fehlbelastung
    • Folgepathologien: Metatarsalgie, Kleinzehenfehlstellung
  • Prophylaxe: Insg. schlecht belegte, aber in der Praxis bewährte Empfehlungen sind
    • Weite Schuhe mit flachen Absätzen
    • Zehenübungen mit aktivem Abspreizen der Großzehe

Klinik

Bei der Anamnese sollte insb. auf neurogene Erkrankungen oder Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises als mögliche Ursache geachtet werden!

Diagnostik

Klinische Untersuchung

Bildgebung [2]

  • Methode: Konventionelle Röntgenaufnahme
  • Durchführung
    • Zwei Ebenen: Dorsoplantare und laterale Aufnahme
    • Unter Belastung (im Stehen)
  • Auswertung: Berechnung der Winkel und Beurteilung von degenerativen Veränderungen (Arthrose)
  • Klassifikation: Einteilung in Schweregrade zur Therapieentscheidung
Einteilung nach Schweregrad (konventionell-radiologische Klassifikation)
Winkel Schweregrad
Leicht/moderat Schwer
IM-Winkel <18° >18°
HV-Winkel <40° >40°

Therapie

  • Therapieziele: Schmerzreduktion, Korrektur der Fehlstellung und Funktionsgewinn!
  • Konservative Therapie: Symptomatische Behandlung
    • Aufklärung über eine optimale Schuhversorgung mit weichem Oberleder und großer Zehenbox
    • Ggf. Schmerztherapie mit NSAR (z.B. Ibuprofen , Naproxen )
    • Physiotherapie zur Balancierung der auf den Hallux wirkenden Muskelzüge
    • Orthopädietechnische Versorgung: Zehenspreizer, Zehenpolster, Einlagen mit retrokapitaler Abstützung bei Metatarsalgien, Ballenrolle bei schmerzhafter Arthrose des Großzehengrundgelenks, Orthesen zur Redression
  • Operative Therapie: Verschiedene Verfahren wie Sehnenverlagerung, Umstellungsoperationen und die Arthrodese möglich

Wichtigste Kontraindikationen für eine operative Therapie sind Durchblutungsstörungen (z.B. pAVK), Infektionen und Wundheilungsstörungen!

Die konservative Therapie behandelt Symptome, nicht die zugrunde liegende Ursachen!

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Operative Therapie bei Hallux valgustoggle arrow icon

Indikation [1]

  • Frustrane konservative Therapie
  • Individuelle Faktoren
    • Schmerzen, hoher Leidensdruck
    • Einschränkung der Lebensqualität
    • Schuhkonflikt
  • Mechanische Komplikationen
    • Druckstellen, Ulzera über der Pseudoexostose
    • Funktionseinschränkung
    • Progressive Fehlstellung, insb. Kleinzehenfehlstellung

Die Indikation zur operativen Therapie ist ein symptomatischer Hallux valgus nach erfolgloser konservativer Therapie!

Therapiealgorithmus nach Schweregrad

Die Wahl des operativen Verfahrens sollte anhand des Schweregrades gewählt werden. Gemeinsames Ziel jeder OP-Technik ist die zentrierte Position der Sesambeine!

Operationsprinzipien bei Hallux valgus

Nachbehandlung bei Hallux valgus

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Weitere Zehenfehlstellungentoggle arrow icon

Hallux varus

  • Definition: Abweichung der Großzehe ab dem Grundgelenk nach medial (nach medial zeigende Konkavität)
  • Ätiologie
    • Meist als Überkorrektur nach operativer Versorgung des Hallux valgus
    • Selten auch kongenital
  • Symptome: Häufig asymptomatisch, ggf. Schmerzen im Großzehengrundgelenk aufgrund einer begleitenden Arthritis
  • Therapie
    • Konservativ
      • Symptomatisch durch Tragen von Schuhen mit großem und flexiblem Raum für die Zehen
      • Therapeutisch, z.B. durch Tapen des Großzehs
    • Operativ durch Osteotomie, Weichteilchirurgie oder Arthrodese

Hammerzehe

Krallenzehe

  • Definition: Hammerzehe mit zusätzlicher Streckkontraktur im Grundgelenk oder (Sub‑)Luxation der Grundphalanx nach dorsal, d.h. die Zehenspitze berührt im Stehen meist nicht den Boden
  • Symptome: Schmerzen im metatarsophalangealen Gelenk und Metatarsalgien
  • Therapie: Siehe Therapieoptionen zur Hammerzehe

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • M20.-: Erworbene Deformitäten der Finger und Zehen
    • Exklusive
      • Angeboren: Deformitäten und Fehlbildungen der Finger und Zehen (Q66.-, Q68-Q70, Q74.‑), Fehlen von Fingern und Zehen (Q71.3, Q72.3)
      • Verlust von Fingern und Zehen (Z89.‑)
    • M20.1: Hallux valgus (erworben)
      • Fußballenentzündung
    • M20.2: Hallux rigidus
    • M20.3: Sonstige Deformität der Großzehe (erworben)
    • M20.4: Sonstige Hammerzehe(n) (erworben)
    • M20.5: Sonstige Deformitäten der Zehe(n) (erworben)
    • M20.6: Erworbene Deformität der Zehe(n), nicht näher bezeichnet

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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