Acrodermatitis papulosa eruptiva infantilis (Gianotti-Crosti-Syndrom)
- Definition: Virus-assoziiertes papulovesikulöses Exanthem im Bereich von Wangen, Gesäß, Extremitäten und palmoplantar, insb. bei männlichen Kleinkindern [1]
- Epidemiologie
- Ätiologie
- Genaue Pathogenese ungeklärt, wahrscheinlich infektallergisch
- Erreger
- Epstein-Barr-Virus (EBV), Zytomegalievirus (CMV), Hepatitis-B-Virus (HBV), Coxsackievirus (=A16)
- Seltener: HHV-6, Parvovirus B19, Respiratory-Syncytial-Virus (RSV), Parainfluenzaviren
- Geringe Kontagiosität
- Assoziation mit vorangegangenen Impfungen
- Klinik
- Gutes Allgemeinbefinden
- Lichenoide, rote Papeln oder Papulovesikel mit Konfluenzneigung über 2–8 Wochen
- Prädilektionsstellen: Wangen, Gesäßbereich, Streckseiten der Extremitäten, palmoplantar
- Typischerweise Aussparung von Armbeugen und Kniekehlen
- Gelegentlich Juckreiz
- Selten: Generalisierte Lymphadenopathie und Hepatitis
- Diagnostik
- Typisches Exanthem
- Hepatitisserologie zum Ausschluss einer Hepatitis B
- Ggf. Transaminasenerhöhung
- Differentialdiagnosen
- Atopisches Ekzem
- Lichen ruber
- Lichenoide Arzneimittelexantheme
- Pityriasis rosea
- Therapie
- Symptomatisch
- Bei stark nässenden Effloreszenzen: Synthetische Gerbstoffe
- Bei starkem Juckreiz: Antihistaminika oral, bspw. Dimetinden
- Kinder ab 1 J.
- Erwachsene
- Für genaue Dosierungshinweise siehe: Dimetinden bzw. Dimetinden (pädiatrisch)
- Bei Nachweis Hepatitis-spezifischer Antikörper: Fernhalten von Risikopatienten und entsprechende kausale Therapie (siehe: Hepatitis B)
- Symptomatisch
- Komplikationen
- In Abhängigkeit vom auslösenden Erreger
- Hepatitis
- Enzephalitis
- Anaphylaktoide Purpura
- In Abhängigkeit vom auslösenden Erreger
Angiokeratom
- Definition: Ektasie der oberen Dermisgefäße mit hyperkeratotischer Epidermis
- Angiokeratoma zirkumscriptum: Warzenartige, bläulich-schwarze Plaques meist an den Extremitäten
- Auflichtmikroskopie: Rötlich-tiefschwarze Areale mit scharfer Begrenzung
Atherom
Definition: Atherome sind benigne Hornzysten der Haut, die von mehrschichtigem Plattenepithel ausgekleidet sind und infolge einer Verstopfung des Ausführungsganges für das Talgdrüsensekret entstehen. Unterschieden werden können Epidermoidzysten und Trichilemmalzysten.
Epidermoidzyste
- Klinik
- Dermaler, prallelastischer und nicht schmerzhafter Knoten
- Zentraler Ausführungsgang, der mit der Hautoberfläche verbunden ist
- Langsame Größenprogredienz
- Lokalisation: Meist Gesicht oder Rücken
- Therapie: Bei Infektion der Zyste: Exzision in toto
Trichilemmalzyste
- Klinik
- Lokalisation: Fast immer am Capillitium, vereinzelt auch an Extremitäten oder Genitalien
- Therapie: Bei störender Kosmetik oder Beschwerden Exzision in toto
Dyshidrotisches Ekzem
- Definition: Multiple, stark juckende, dicht gruppierte Bläschen an Hand- und Fußinnenseiten mit klarer Flüssigkeitssekretion
- Ätiologie: Meist toxisches, seltener allergisches Kontaktekzem oder im Rahmen atopischer Dermatitis
- Therapie
- Externe oder orale Corticosteroide
- PUVA
- Pflegemaßnahmen
Erythema ab igne (e calore)
- Übersetzung: "Rötung durch Feuer (und Wärme)" (von altgriech. erythros = "rot"; lat. ignis = "Feuer" und calor = "Wärme", "Hitze")
- Definition: Netzartige Rötung der Haut mit Teleangiektasien
- Ätiologie: Chronische Wärmeanwendung (Rotlicht, Wärmflasche, Lagerfeuer)
- Verlauf: Bei Fortführung der Wärmeexposition → Pigmentatio reticularis e calore
- Marmorierte, bräunliche Hyperpigmentierung durch erhöhte Melaninproduktion
Kallus/Klavus
- Kallus = Hornhautschwiele durch mechanische Druckschädigung
- Klavus = Schmerzender, hyperkeratotischer Pfropf ("Hühnerauge") im Zentrum des Kallus
Katzenkratzkrankheit
- Definition: Selbstheilende, durch Katzen (kratzen, beißen, lecken) übertragene Infektionskrankheit
- Erreger: Bartonella henselae
- Epidemiologie: Betroffen sind hauptsächlich junge Erwachsene oder Kinder
- Klinik
- Allgemeinbeschwerden
- Fieber
- Lokal: 4-6 Tage nach dem Kontakt mit der infizierten Katze entsteht eine etwa 5-10mm große kutane Papel oder ein Nodus (bei etwa der Hälfte der Patienten)
- Anschließend starkes Anschwellen regionärer Lymphknoten, die einschmelzen können → Weiche und schmerzhafte Lymphknotenschwellung
- Diagnostik
- Kultur aus Blut, Abstrichen oder Lymphknotenpunktat
- Antikörperdiagnostik
- Therapie
- In der Regel keine, da meist spontane Heilung nach einigen Wochen (selten bis 6 Monate)
- Evtl. antibiotische Therapie (z.B. Azithromycin), wenn schwerer Verlauf oder keine Ausheilung
Keratoma sulcatum (Keratolysis sulcata plantaris)
- Definition: Grübchenförmiger Hornhautdefekt der Fußsohle mit starkem Brennen
- Epidemiologie: Vor allem Sportler, Arbeiter oder Soldaten betroffen
Livedo-Syndrome
Definition: Heterogene Gruppe vaskulärer Syndrome. Während der Livedo reticularis eine vegetative Dysregulation der Hautdurchblutung zugrunde liegt (funktionelle, harmlose Störung), ist die Livedo racemosa immer auf einen pathologischen Prozess zurückzuführen.
Livedo reticularis (Synonym: Cutis marmorata)
- Pathophysiologie: Äußere Einflüsse wie Kälte verlangsamen aufgrund einer vegetativen Dysregulation die Hautdurchblutung (= funktionelle Störung)
- Epidemiologie: Insb. junge Frauen betroffen
- Klinik: Symmetrische Livedo (regelmäßig, klein, kreisförmig) an den Extremitäten, evtl. auch am Stamm; durch Kältereize getriggert, regredient nach Wärmeapplikation
- Therapie: Wärme, Wechselbäder, Sauna
- Prognose: Besserung mit zunehmendem Alter
Livedo racemosa
- Pathophysiologie: Lokale Strömungshindernisse verlangsamen den Blutfluss (organische Störung = pathologischer Prozess)
- Ätiologie: Vaskuläre Erkrankungen (Cholesterinembolie, Arteriosklerose, Vaskulitis)
- Klinik: Unregelmäßige, bizarre Livedo (nicht regelmäßig und kreisförmig wie Livedo reticularis) an Extremitäten, evtl. auch am Stamm, auch nach Erwärmung der Haut persistierend
- Therapie: Abhängig von der Grunderkrankung
Eine Livedo racemosa ist nicht regredient nach Wärmeapplikation und als Warnsignal für eine vaskuläre Erkrankung zu werten! Eine Livedo reticularis bezeichnet dagegen eine harmlose Störung, die meist keiner weiteren Behandlung bedarf.
Lokalisierte Lipoatrophie
- Definition: Lokalisierte Rückbildung des subkutanen Fettgewebes
- Auftreten unter anderem nach Subkutaninjektion, aber auch druckinduziert und idiopathisch
Mastozytose (Urticaria pigmentosa)
- Definition: Seltene, klonale Erkrankung der hämatopoetischen Stammzelle
- Klinik
- Breites klinisches und morphologisches Erscheinungsbild
- Makulopapulöse kutane Mastozytose (früher: Urticaria pigmentosa)
- Braunrote Hauteffloreszenzen
- Effloreszenzen sind reich an Mastzellen
- Meist Kinder betroffen
- Lokalisation: Meist Kopf und laterales Gesicht
- Diagnostik: Darier-Zeichen → Typische, kräftige Rötung nach mechanischer Reizung der Läsionen; evtl. auch urtikarielle Schwellung, Pruritus oder Blasenbildung
- Therapie: UVA-Bestrahlung, Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren (Cromoglicinsäure), Glucocorticoide
Miliaria
- Definition: Papulöses Exanthem nach Hitzeexposition
- Ätiologie: Verschluss des Schweißdrüsen-Ausführungsganges bei Überwärmung
- Lokalisation: Meist an Stamm, Hals und intertriginös
- Epidemiologie: Auftreten meist bei Neugeborenen, auch im weiteren Kindesalter
Naevus flammeus (Feuermal)
- Definition: Angeborene benigne Fehlbildung und Erweiterung der Kapillargefäße unterhalb der Epidermis
- Epidemiologie: Gehäuftes Auftreten bei bestimmten Phakomatosen
- Klinik: Umschriebene, rotlivide Färbung
- Prognose: Harmlos, ggf. kosmetische Behandlung
Nummuläres Ekzem (mikrobielles Ekzem)
- Ätiologie: Bakterielle Genese
- Klinik
- 2-5cm große, nummuläre (=münzförmige), scharf begrenzte Herde
- Rötung, Juckreiz, Krusten
- Meist Extremitäten betroffen
Periorale Dermatitis (rosazeaartige Dermatitis, Stewardessen-Krankheit)
- Definition: Papulopustulöse Erkrankung mit perioraler Ausbreitung
- Epidemiologie: Überwiegend Frauen im Alter zwischen 20 und 45 Jahren betroffen
- Ätiologie: Epidermale Barrierestörung infolge von Hautirritationen durch (i.d.R. übermäßigen) Gebrauch topischer Glucocorticoide und Kosmetika
- Lokalisation: Perioral mit Ausbreitung auf Wangen und Kinn, z.T. auch periorbital
- Typisch: Freier Randsaum um das Lippenrot
- Klinik
- Therapie
- Expositionsprophylaxe durch Verzicht auf Kosmetika und corticoidhaltige Medikamente
- Ggf. Tetracycline lokal oder systemisch, Pimecrolimus lokal, Isotretinoin systemisch
SAPHO-Syndrom
- Definition und Klinik: Rheumatologisches Krankheitsbild aus der Gruppe der Spondarthritiden mit gleichzeitigem Auftreten von:
- Synovitis
- Akne
- Pustulose (palmoplantar)
- Hyperostosen (insb. Sternoklavikulargelenk, Wirbelsäule oder Becken betroffen)
- Osteitis (chronisch wiederkehrend)
- Ätiologie: Unbekannt
- Diagnostik: Meist klinische Diagnose; ggf. zusätzlich Röntgen , Szintigraphie , MRT
- Therapie: Vorwiegend symptomatisch
Toxische (Kontakt-)Dermatitis
- Definition: Nicht-infektiöse/-kontagiöse, entzündliche Dermatose mit Veränderung v.a. in Epidermis und oberem Korium [2]
- Ätiologie: Einwirkung durch eine primär die Haut schädigende Noxe [2]
- Chemische Noxen: Bspw. Säuren oder Laugen
- Physikalische Noxen: Bspw. UV-Strahlung, Wärme oder Kälte, mechanische Reize
- Aerogene Noxen: Stäube oder Dämpfe
- Klinik [2][3]
- Allgemein: Schmerzen, seltener Juckreiz
- Hautbefund: U.a. abhängig von Hautbeschaffenheit , individuellem Hauttyp , Alter des Patienten , Vorschädigung der Haut
- Ausbildung innerhalb von 24 Stunden nach Exposition, bei sehr starker Irritation bereits innerhalb weniger Minuten
- Scharf begrenztes, auf den Kontaktort beschränktes Erythem
- Starke Irritation: Blasenbildung bis hin zu Gewebenekrosen
- Schwächere Irritation: Sehr unterschiedliche Ausprägungen möglich, u.a. Einblutungen, Blasen, Pusteln, Schuppen oder Erosionen
- Häufige Manifestationen
- Windeldermatitis
- Sog. „Waschhände“ durch häufigen Kontakt mit Seifen und Wasser oder Desinfektionsmitteln
- Therapie: Insb. lokale Maßnahmen [2][3]
- Sofortige Beseitigung der schädigenden Noxe
- Feuchte Umschläge zur Kühlung
- Topische Antiseptika bei Schädigung der Hautbarriere
- Ggf. topische Antiphlogistika
- Systemische Glucocorticoide bei ausgeprägtem Befund
- Differentialdiagnosen [2]
Xeroderma pigmentosum
- Definition: Seltene, autosomal-rezessiv vererbte Hautkrankheit mit defekten DNA-Reparaturmechanismen, sodass bereits minimale UV-Strahlung schwer hautschädigend und kanzerogen wirkt
- Klinik: Extreme Lichtempfindlichkeit, Pigmentverschiebungen, Entstehung multipler Präkanzerosen (→ aktinische Keratose) und schließlich maligner Hauttumoren (Basaliome, Spinaliome, Melanome)
- Therapie: Absoluter Lichtschutz und Vermeidung jeglicher Sonnenexposition , häufiges Hautkrebs-Screening, prophylaktisch Retinoide
- Prognose: Lebenserwartung stark eingeschränkt