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Rotavirus-Infektion

Letzte Aktualisierung: 16.4.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Rotaviren sind weltweit verbreitet, der Hauptauslöser für Gastroenteritiden im Kindesalter und in Ländern des Globalen Südens außerdem eine Hauptursache der hohen Kindersterblichkeit. Sie werden in der Regel über Kontakt- und Schmierinfektionen übertragen und lösen aufgrund der hohen Infektiosität und kurzen Inkubationszeit schnell Epidemien aus. Da Rotavirus-Epidemien vor allem ohnehin gefährdete Patientengruppen wie ältere Patienten und Kleinkinder betreffen und inzwischen auch eine ökonomische Belastung für die betroffenen Gemeinschaftseinrichtungen darstellen, sollte großer Wert auf die Einhaltung hygienischer Standards gelegt werden. Klinisch stellt sich die Erkrankung typischerweise mit akut beginnender wässriger Diarrhö dar. Außerdem können Erbrechen, Bauchschmerzen, Fieber und bei rund der Hälfte der Patienten Symptome der oberen Atemwege auftreten. Die Therapie erfolgt rein symptomatisch. Für Säuglinge unter 6 Monaten wird eine Schluckimpfung empfohlen.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Vorkommen: Weltweit
  • Häufigkeit: Häufigster Erreger aller akuten Gastroenteritiden im Kindesalter (60%)
  • Altersgipfel
    1. Kinder 6 Monate bis 2 Jahre
    2. Ältere Personen >60 Jahre
  • Immunität: 90% aller Kinder >3 Jahre und knapp 100% aller Kinder >5 Jahre haben eine Rotavirus-Infektion durchgemacht und bilden Antikörper
    • Wiederholte Infektion in allen Altersgruppen möglich: Nach Ablauf der Infektion existiert eine serotypspezifische, humorale, jedoch nicht anhaltende Immunität
  • Epidemisches Risiko: Gemeinschaftseinrichtungen (bspw. Altenheime, Krankenhäuser, Kindergärten) aufgrund der unmittelbaren Nähe der Kontaktpersonen
  • Saisonalität: Erkrankungsgipfel von Februar bis April

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

  • Erreger: Humane Rotaviren, Familie der Reoviridae
    • Reservoir: Hauptreservoir ist der Mensch
  • Infektionsweg
  • Infektiosität: Sehr hoch!
    • Minimale Infektionsdosis (10 Viruspartikel) reicht aus
    • Ansteckungsrisiko vom Zeitpunkt der Symptomatik bis zum Sistieren des Ausscheidens im Stuhl nach etwa 8 Tagen
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Symptomatiktoggle arrow icon

Die Dehydratation kann, wenn nicht rechtzeitig adäquat behandelt, zum Tod führen!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Verfahren zur Diagnosesicherung sollten nur bei Epidemien zum Einsatz kommen, bspw. um Infektionswege zu klären und diese zu unterbrechen, oder wenn sich aus anderen Gründen eine therapeutische Konsequenz ergibt.

Entscheidend ist die Klinik! Ergebnisse aus Stuhluntersuchungen haben meist keine therapeutische Konsequenz und sollten daher unterlassen werden!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Siehe auch: Ätiologie von Durchfallerkrankungen

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Die Therapie erfolgt rein symptomatisch, da es keine kausale antivirale Therapie gibt.

Überdosierungen von Antiemetika können immer lebensbedrohlich sein!

  • Lactobacillus rhamnosus GG (z.B. LGG®) zum Aufbau der Darmflora
    • Darreichungsform: Kapseln
    • Dosierungsempfehlungen
      • Zugelassen in jedem Alter, auch für Neugeborene, Schwangere, Stillende und Senioren
      • Gleiche Dosis in jedem Alter
      • Bei Schluckbeschwerden: Kapsel öffnen und Inhalt in Wasser oder anderer Flüssigkeit lösen
      • Nicht in Fruchtsäften, Tee, heißen Getränke (>37 °C) lösen, weil Keime dann zerstört werden

Butylscopolamin (z.B. Buscopan®) wird im Kindesalter aufgrund des hohen Nebenwirkungspotenzials sehr zurückhaltend eingesetzt!

Antidiarrhoika (bspw. Loperamid) werden nicht empfohlen! Antiperistaltische Medikamente wirken sogar kontraproduktiv, da der erregerhaltige Stuhl ausgeschieden werden soll!

Antibiotika sind nicht indiziert, da es sich um eine virale Infektion handelt!

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Präventiontoggle arrow icon

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Rotavirus-Impfungtoggle arrow icon

STIKO-Empfehlung [2]

Standardimpfung

Zu beachten

  • Möglicherweise leicht erhöhtes Risiko für Darminvagination (ca. 1–2 Fälle auf 100.000 geimpfte Kinder)
    • Risiko innerhalb der 1. Woche nach der 1. Rotavirus-Impfung erhöht
    • Risiko nimmt mit dem Alter zu, deshalb (möglichst) frühzeitiger Beginn und Abschluss der Impfserie empfohlen
    • Aufklärung der Eltern über typische Symptome (z.B. Bauchschmerzen mit Anziehen der Beine, schrilles Schreien, Erbrechen oder blutiger Stuhl) und notfallmäßige Vorstellung
  • Ausscheidung des Impfvirus über den Stuhl
    • Maximum an Tag 7
    • Übertragung auf Kontaktpersonen möglich (i.d.R. ohne Entstehung klinischer Symptome)
  • Bei Rotaviren-Infektion vor oder während der Grundimmunisierung: Nach Genesung vervollständigen

Da eine Übertragung des Impfvirus über den Stuhl möglich ist, sollte die Impfung von Säuglingen mit Kontakt zu immungeschwächten Personen nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen! Für hospitalisierte Säuglinge wird die Impfung hingegen ausdrücklich empfohlen!

Impfschutz

  • Unbekannt

Impfstoffe

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Meldepflichttoggle arrow icon

  • Arztmeldepflicht
    • Nach § 6 IfSG: Namentliche Meldepflicht bei Verdachts- oder Krankheitsfall einer Erreger-bedingten Lebensmittelvergiftung oder einer akuten infektiösen Gastroenteritis wenn
      • Eine Person aus der Lebensmittelbranche betroffen ist oder
      • ≥2 Personen von einem möglichen epidemischen Zusammenhang betroffen sind
    • Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen) ): Namentliche Arztmeldepflicht bei Krankheits- oder Todesfällen sowie bei Ausscheidern
  • Labormeldepflicht nach § 7 IfSG
  • Meldepflicht für Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen nach § 33 und § 34 (6) IfSG
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • A08.-: Virusbedingte und sonstige näher bezeichnete Darminfektionen

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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