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Hashimoto-Thyreoiditis

Letzte Aktualisierung: 5.10.2023

Abstracttoggle arrow icon

Die Autoimmunthyreoiditis Hashimoto ist in Regionen mit ausreichender Iodversorgung die häufigste Thyreoiditisform und gleichzeitig die häufigste Ursache für eine Hypothyreose. Ätiologisch wird eine autoimmunologisch vermittelte chronische lymphozytäre Entzündung des Schilddrüsengewebes angenommen, wobei die genauen pathophysiologischen Mechanismen nicht eindeutig geklärt sind. Klinisch bleibt die Hashimoto-Thyreoiditis initial meist asymptomatisch; sie führt erst im Spätstadium (als Folge der Destruktion des Organparenchyms) zum Bild einer Hypothyreose. Zur Diagnosesicherung werden die spezifischen Antikörper (TPO-Antikörper, Tg-Antikörper) und die Schilddrüsenhormone bestimmt sowie eine Sonografie durchgeführt. Die Therapie besteht in der lebenslangen kontrollierten Substitution von L-Thyroxin.

Nomenklatur der autoimmunen Thyreoiditidentoggle arrow icon

Obwohl typische Verlaufsformen autoimmuner Thyreoiditiden bestehen, sind im Einzelfall Überlappungen und Variationen mit Blick auf vorliegende Antikörper und Funktionsstörungen nachweisbar [1] .

Nomenklatur der autoimmunen Thyreoiditiden
Kurzformel Vollständige Bezeichnung Klinisches Beispiel
AIT Autoimmunthyreoiditis mit Euthyreose
  • Häufig Nachweis von Anti-TPO ohne Schilddrüsenfunktionsstörung
    • Konvertiert im Verlauf am ehesten zur HT
AITD Autoimmunthyreoiditis mit Schilddrüsenfunktionsstörung
  • Sammelbegriff für jedwede Schilddrüsenerkrankung mit Antikörpernachweis, prototypisch sind
HT Hashimoto-Thyreoiditis
GT

Morbus Basedow („Graves' thyroiditis“)

IT

Immunogene Hyperthyreose

PPT Post-partum-Thyreoiditis
  • Autoimmunthyreoiditis, die nach Entbindung auftritt
    • Abzugrenzen von der Verschlechterung einer vorbestehenden Hashimoto-Thyreoiditis
IgG4 IgG4-assoziierte Thyreoditis („Riedel-Struma“)

Epidemiologietoggle arrow icon

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache für eine Hypothyreose!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Autoimmunkrankheit: T-Lymphozyten-vermittelte Destruktion des Schilddrüsengewebes als histopathologisches Korrelat der Erkrankung! [4]
  • Genaue Pathogenese und Ätiologie unklar: Aktuell als Lehrmeinung am weitesten verbreitet ist eine Interaktion von genetischen und geschlechtsabhängigen individuellen Dispositionen mit diversen Umwelteinflüssen
    • Genetische Assoziationen: Vermutlich Voraussetzung für das Auftreten der Erkrankung
      • Insb. familiär gehäufte Erkrankungen zeigen eine Expression der HLA-Klasse-II-Moleküle DR3, DR4 und DR5
      • Assoziationen zu Mutationen in Genen mit regulatorischer Funktion für die T-Lymphozyten-Aktivität
      • Beim polyendokrinen Autoimmunsyndrom Typ I sind Mutationen des autoimmunregulatorischen Gens (AIRE) beschrieben
    • Geschlechtsabhängigkeit: Angenommen wird, dass Östrogene die Krankheitsentstehung begünstigen, während Progesteron und Testosteron eher hemmend auf die Krankheitsaktivität und -entstehung einwirken
    • Umwelteinflüsse: Tragen wahrscheinlich als Auslöser zur Erkrankungsmanifestation bei, sofern eine individuelle Disposition besteht

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Diagnostiktoggle arrow icon

Klinische Chemie

TPO-AK sind auch in ca. 70% der Fälle beim Morbus Basedow erhöht!

Apparative Diagnostik

Schilddrüsensonografie

  • Schilddrüse echoarm mit inhomogener Gewebestruktur
  • Vereinzelt echoreiche, narbige Areale
  • Meist verkleinerte Schilddrüse

Szintigrafie

  • Verminderte Aufnahme von radioaktivem Technetium (99mTc-Uptake↓) in der Schilddrüse

Pathologietoggle arrow icon

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Riedel-Thyreoiditis („eisenharte Struma“) [6][7][8]

Postpartum-Thyreoiditis (PPT) [1][9][10]

Akute eitrige Thyreoiditis

Weitere DD siehe auch: Thyreoiditis de Quervain

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

  • L-Thyroxin-Substitution: Analog zur Therapie der Hypothyreose
    • Je schwerer die Hypothyreose, desto langsamer und mit niedrigerer Dosis sollte die Behandlung begonnen werden, da kardiale Nebenwirkungen drohen
  • Lebenslange Kontrolle bei Euthyreoten
    • Aufgrund einer mit dem Alter abfallenden T4-Produktion ist eine lebenslange Kontrolle der Schilddrüsenparameter (vorwiegend TSH) notwendig

Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Prognosetoggle arrow icon

Patienteninformationentoggle arrow icon

Meditrickstoggle arrow icon

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Hashimoto-Thyreoiditis

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Ittermann et al.:Shift of the TSH reference range with improved iodine supply in Northeast GermanyIn: European Journal of Endocrinology. Band: 172, Nummer: 3, 2014, doi: 10.1530/eje-14-0898 . | Open in Read by QxMD p. 261-267.
  2. Weissel:Der Schilddrüsenfall: Auftreten eines Morbus Basedow bei chronischer Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis)In: Journal für Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel - Austrian Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism. 2015, .
  3. Feldkamp:Autoimmunthyreoiditis: Diagnostik und TherapieIn: DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift. Band: 134, Nummer: 49, 2009, doi: 10.1055/s-0029-1243053 . | Open in Read by QxMD p. 2504-2509.
  4. Gärtner:Autoimmune Schilddrüsenerkrankungen – Ätiologie, Epidemiologie und klinische Relevanz in der FrauenheilkundeIn: gyne. 2015, .
  5. Amann et al.: Pathologie: Urogenitale und Endokrine Organe, Gelenke und Skelett. Springer 2015, ISBN: 978-3-642-04566-0.
  6. Kottahachchi, Topliss:Immunoglobulin G4-Related Thyroid DiseasesIn: European Thyroid Journal. Band: 5, Nummer: 4, 2016, doi: 10.1159/000452623 . | Open in Read by QxMD p. 231-239.
  7. Darouichi, Constanthin:Riedel's thyroiditisIn: Radiology Case Reports. Band: 11, Nummer: 3, 2016, doi: 10.1016/j.radcr.2016.05.017 . | Open in Read by QxMD p. 175-177.
  8. Hennessey:Riedel's Thyroiditis: A Clinical ReviewIn: The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism. Band: 96, Nummer: 10, 2011, doi: 10.1210/jc.2011-0617 . | Open in Read by QxMD p. 3031-3041.
  9. Grünwald et al.: Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen. Lehmanns Media 2014, ISBN: 978-3-865-41538-7.
  10. Leidenberger et al.: Klinische Endokrinologie für Frauenärzte. Springer 2014, ISBN: 978-3-642-38043-3.
  11. Lagström et al.:Hashimoto's encephalopathy: Follow‐up data from neuropsychology, lumbar puncture, and FDG‐PETIn: Clinical Case Reports. Band: 7, Nummer: 9, 2019, doi: 10.1002/ccr3.2367 . | Open in Read by QxMD p. 1750-1753.
  12. Vermeersch, Maes:Encephalopathy associated with autoimmune thyroid disease: a rare but frequently missed neuropsychiatric syndromeIn: Acta Neurologica Belgica. Band: 121, Nummer: 3, 2021, doi: 10.1007/s13760-021-01682-6 . | Open in Read by QxMD p. 821-822.
  13. Dietel et al.: Harrisons Innere Medizin (2 Bände). 16. Auflage ABW Wissenschaftsverlagsgesellschaft 2005, ISBN: 978-3-936-07229-7.
  14. Flasnoecker (Hrsg.): TIM, Thieme's Innere Medizin. 1. Auflage Thieme 1999, ISBN: 978-3-131-12361-9.
  15. Umar et al.:Hashimoto's thyroiditis following Graves' disease.In: Acta medica Indonesiana. Band: 42, Nummer: 1, 2010, p. 31-5.

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