Zusammenfassung
Das Gelbfieber wird durch das Gelbfiebervirus ausgelöst und gehört ebenso wie das Denguefieber zur Gruppe der viralen hämorrhagischen Fieber. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über den Vektor Aedes aegypti (sog. Gelbfiebermücke). Der Gelbfiebergürtel erstreckt sich vor allem über die Tropen Afrikas sowie Teile Südamerikas. Klinisch werden nach einer Inkubationszeit von 3–6 Tagen drei Phasen unterschieden: In der ersten Phase sind plötzlich auftretendes Fieber mit Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Übelkeit typisch. Die zweite Phase geht mit einem Rückgang der Symptome einher und wird als Remissionsphase bezeichnet. In wenigen Fällen kommt es zu einer dritten Phase mit hämorrhagischem Fieber und disseminierten Blutungen sowie akutem Organversagen. Es ist zwar keine kausale Therapie verfügbar, dafür aber eine Impfung mit einem Lebendimpfstoff. Die Impfung darf nur in speziellen Gelbfieber-Impfstellen verabreicht werden und ist aufgrund ihres hohen Hühnereiweißgehalts bei Menschen mit Hühnereiweißallergie kontraindiziert.
Epidemiologie
- Vorkommen [1][2][3]
- Tropische und subtropische Gebiete in einigen Ländern Afrikas, Mittel- und Südamerikas
- Asien, Europa, Nordamerika und Australien gelten als gelbfieberfrei
- Inzidenz: Geschätzt ca. 200.000 Erkrankungen pro Jahr weltweit
- Mortalität: Geschätzt ca. 30.000–60.000 Todesfälle pro Jahr weltweit
Der sog. „Gelbfiebergürtel“ umfasst tropische Gebiete in Ländern Afrikas sowie Mittel- und Südamerikas!
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Erreger: Gelbfiebervirus, RNA-Virus aus der Gattung der Flaviviren
- Infektionsweg
- Vektor-Übertragung durch Mücken der Gattung Aedes aegypti und Aedes albopictus
- Sylvatischer oder Dschungel-Zyklus: Übertragung des Virus von infizierten Primaten durch Mücken auf Menschen
- Urbaner oder domestischer Zyklus: Übertragung des Virus von infizierten Menschen durch Mücken auf andere Menschen
- Direkte Mensch-zu-Mensch-Übertragung nur theoretisch über Bluttransfusionen möglich
Symptomatik
- Inkubationszeit [1]
- 3–6 Tage
- Verlauf
- Meist asymptomatischer Verlauf oder Sistieren nach Remissionsstadium
- Bei ca. 15% der Fälle: Schwere Verlaufsform (toxische Phase)
- Letalität bis zu 70%
- Klinische Stadien
- Initialphase: Plötzliches Fieber mit Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Myalgien, Übelkeit und relativer Bradykardie für 3–4 Tage
- Remissionsphase: Rückgang des Krankheitsgefühls für 1–2 Tage
- Toxische Phase
- Hämorrhagisches Fieber
- Leberbeteiligung mit Ikterus, ggf. akutes Leberversagen
- Nierenfunktionsstörung, ggf. akute Nierenschädigung
- Ggf. metabolische Enzephalopathie und Hirnödem mit Störungen von Motorik und Sprache, Tremor, Nystagmus und epileptischen Anfällen
Diagnostik
- Blutuntersuchung
- Direkter Erregernachweis im Blut mittels PCR (nach 2–5 Krankheitstagen möglich)
- Antikörpernachweis gegen das Gelbfiebervirus mittels ELISA (nach 5–7 Krankheitstagen möglich)
- Blutbild: Initial Leukopenie, im Verlauf Leukozytose; Thrombozytopenie
- Transaminasenanstieg AST > ALT
- Ggf. pathologischer Gerinnungsstatus (nach ca. 7 Krankheitstagen)
- Ggf. Anstieg der Retentionsparameter
- Urinuntersuchung: Albuminurie (nach ca. 4 Krankheitstagen)
- Leberbiopsie: Wegen der Blutungsgefahr kontraindiziert
Differenzialdiagnosen
AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Therapie
- Keine kausale Therapie verfügbar
- Symptomatische Behandlung; ggf. intensivmedizinische Versorgung
- Therapieansätze mit Interferon-α werden untersucht
Prognose
- Letalität
- Insgesamt: 10–20% [1]
- In der toxischen Phase und bei Vakzine-assoziiertem viszeralem Gelbfieber: 70% (trotz Maximaltherapie)
Prävention
- Impfung: Wirksamste präventive Maßnahme, siehe: Gelbfieber-Impfung
- Postexpositionsprophylaxe: Nicht verfügbar
Gelbfieber-Impfung
STIKO-Empfehlungen [4]
Berufsbedingte Impfung
- Bei beruflichem Expositionsrisiko
- Grundimmunisierung: 1 Impfdosis
- Auffrischungsimpfung: Bei erneuter oder fortgesetzter Exposition einmalig 1 Impfdosis (falls letzte Impfdosis vor ≥10 Jahren)
Reiseimpfung (nach STIKO und DTG) [4][5]
- Bei Reisen in Gelbfieber-Endemiegebiete (tropisches Afrika und Südamerika) oder in Gebiete mit vorgeschriebenem Gelbfieber-Impfnachweis [6]
- Grundimmunisierung: 1 Impfdosis (mind. 10 Tage vor Reiseantritt)
- Auffrischungsimpfung: Einmalig 1 Impfdosis bei erneuter oder anhaltender Exposition und Erstimpfung
- Vor ≥10 Jahren
- Im Alter <2 Jahre und Abstand zur Erstimpfung ≥5 Jahre
- Während einer Schwangerschaft
- Bei Immundefizienz (z.B. HIV-Infektion)
Aufgrund des Nebenwirkungsprofils sollte eine Gelbfieber-Impfung nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung durchgeführt werden! Bei entsprechender Indikation ist das Infektionsrisiko jedoch höher als das Impfrisiko!
Besonderheiten
- Durchführung: Nur in staatlich zugelassenen Gelbfieber-Impfstellen möglich
- Impfzertifikat: Lebenslange Gültigkeit nach einmaliger Impfung [6]
- Befreiung von der Gelbfieber-Impfung (Exemption Certificate)
- Mögliche Indikationen
- Kontraindikation gegen eine Gelbfieber-Impfung
- Reisende ≥60 Jahre mit ausschließlich formaler Indikation
- Durchführung
- Gelbfieber-Impfstelle (inkl. Stempel und Unterschrift)
- Zeitlich befristet
- Zu beachten: Einreiseländer sind nicht zur Anerkennung verpflichtet
- Mögliche Indikationen
Impfschutz
- Beginn: 10 Tage nach der Impfung
- Dauer: Nach der Grundimmunisierung ca. 10 Jahre, nach der Auffrischungsimpfung lebenslang
Impfstoffe
- Lebendimpfstoff (attenuiertes Virus aus Hühnerembryonen)
Besonderheiten
- Strenge Nutzen-Risiko-Abwägung: Bei allen Personen (insb. bei Schwangeren und Personen ≥60 Jahre)
- Absolute Kontraindikationen u.a.
- Personen mit Hühnereiweißallergie (aufgrund des hohen Hühnereiweißgehalts des Impfstoffs)
- Säuglinge <6 Monate
- Stillende von Säuglingen <6 Monate
- Schwere Nebenwirkungssyndrome (selten und nahezu ausschließlich nach Erstimpfung)
- Gelbfieber-Vakzine-assoziierte viszerale Erkrankung
- Gelbfieber-Vakzine-assoziierte neurologische Erkrankung
- Häufigkeit: Ca. 0,5–1,1 Fälle pro 100.000 Impfungen
- Risikogruppe: Insb. Säuglinge
- Beginn: I.d.R. innerhalb von 30 Tagen nach der Erstimpfung
- Klinisches Bild: (Meningo‑)Enzephalitis, Myelitis, Guillain-Barré-Syndrom, Optikusneuritis, ADEM
Bei einer schweren Hühnereiweißallergie ist eine Gelbfieber-Impfung kontraindiziert!
Meldepflicht
- Arztmeldepflicht
- Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen) : Namentliche Arztmeldepflicht nur bei Krankheits- oder Todesfällen
- Labormeldepflicht nach § 7 IfSG
- Namentliche Meldepflicht bei Erregernachweis
Meditricks
In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.
Gelbfieber
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- A95.-: Gelbfieber
- A95.0: Buschgelbfieber
- Dschungelgelbfieber
- Silvatisches Gelbfieber
- A95.1: Urbanes Gelbfieber
- A95.9: Gelbfieber, nicht näher bezeichnet
- A95.0: Buschgelbfieber
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.