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Extrauteringravidität

Letzte Aktualisierung: 21.8.2023

Abstracttoggle arrow icon

Außerhalb der physiologischen Lokalisation im Uteruskavum gelegene Schwangerschaften werden als Extrauteringravidität (EUG) bezeichnet. Der häufigste extrauterine Einnistungsort ist die Tube. An den Eileitern können im Rahmen von vorausgegangenen Operationen oder durch aufsteigende genitale Infektionen (v.a. durch Chlamydien) Verwachsungen entstehen, die eine befruchtete Eizelle nicht passieren kann. Diese nistet sich aus diesem Grund in der Tube oder seltener in anderen extrauterinen Lokalisationen ein. Klinisch auffällig werden die Patientinnen häufig durch ein Ausbleiben der Zyklusblutung (sekundäre Amenorrhö) in Kombination mit einseitigen oder unspezifischen Unterbauchschmerzen. Diese sind Folge der Aufweitung des Eileiterlumens bzw. einer peritonealen Reizung durch die häufig in diesem Zusammenhang auftretenden intraabdominellen Blutungen, welche binnen kurzer Zeit zusätzlich zu einer lebensbedrohlichen Schocksymptomatik führen können. Daher ist es wichtig, bei Frauen im gebärfähigen Alter mit unklaren abdominalen Schmerzen immer an eine EUG zu denken und einen Schwangerschaftstest durchzuführen. Dieser und die vaginale Sonografie sind die wichtigsten diagnostischen Mittel bei diesem Krankheitsbild. Therapeutisch ist bei einer Eileiterschwangerschaft in den meisten Fällen die operative Entfernung (nach Möglichkeit tubenerhaltend) indiziert.

Definitiontoggle arrow icon

Als Extrauteringravidität werden alle Schwangerschaften bezeichnet, bei denen es zu einer Einnistung der befruchteten Eizelle außerhalb des Uteruskavums kommt.

Ätiologietoggle arrow icon

Risikofaktoren der EUG [1]

Beeinträchtigungen der Fimbrientrichter und Eileiter können eine extrauterine Gravidität zur Folge haben. Daraus lassen sich folgende Risikofaktoren ableiten [1]:

Eine durchgeführte operative Tubensterilisation schließt eine Schwangerschaft und somit eine potenzielle EUG nicht gänzlich aus!

Die Wahrscheinlichkeit einer EUG steht im direkten Zusammenhang mit dem Lebensalter der schwangeren Frau. Die Zunahme von Schwangerschaften im höheren Lebensalter und die ebenfalls zunehmende Anzahl reproduktionsmedizinischer Interventionen tragen wesentlich zu einer steigenden Inzidenz von Extrauteringraviditäten bei!

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Lokalisation [4]

Spezifische Symptome [4]

Zum Vergleich: Normalbefunde

Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese

Labor

  • Schwangerschaftstest positiv: β-HCG↑ im Urin und im Blut
    • Urinschnelltest: Positiv ca. 14 Tage nach Befruchtung
    • Blutuntersuchung: Nachweisbarkeit erhöhter β-HCG-Konzentration 6–9 Tage nach Befruchtung
      • Laborverlauf bei EUG: Im Verlauf nur geringer, nicht dem physiologischen Verlauf einer Schwangerschaft entsprechender Anstieg
      • 48-Stunden-Kontrolle: Ein ausbleibender Anstieg wie bei einer regelrechten Schwangerschaft erhöht die diagnostische Sicherheit bei vermuteter EUG

Bei jeder(!) fertilen Frau sollte bei abdominellen Beschwerden ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden, auch wenn eine Schwangerschaft anamnestisch sicher ausgeschlossen scheint!

In unklaren Fällen ist eine stationäre Aufnahme der Patientin zur klinischen Beobachtung und zur Durchführung fristgerechter Verlaufsuntersuchungen sinnvoll und empfehlenswert!

Gynäkologische Untersuchung

DD bei rechtsseitiger Extrauteringravidität: Appendizitis!

DD bei Portioschiebeschmerz: Adnexitis, Endomyometritis. Dann aber kein positiver Schwangerschaftstest; stattdessen Infektzeichen und evtl. vaginaler Fluor!

Transvaginalsonografie

Bei jeder Patientin mit positivem Schwangerschaftstest und Bauchschmerzen muss stets eine Transvaginalsonografie durchgeführt werden, um eine EUG auszuschließen!

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

Die Therapiestrategie einer Extrauteringravidität kann konservativ („Zuwarten“), operativ oder unter bestimmten Voraussetzungen auch medikamentös sein.

Asymptomatische EUG [1][2][4]

  • Abwartendes Verhalten bei klinischer Stabilität und unklarer Diagnose mit [1]
  • Medikamentöse Therapie: Methotrexat (Off-Label Use!) i.m. oder i.v. [2] [1]
    • Indikation
      • Gesicherte Diagnose und symptomarmer Verlauf
      • β-HCG-Persistenz nach operativer Sanierung (mit oder ohne gesicherte Diagnose) [1][4]
    • Kontraindikationen, u.a.
    • Durchführung
      • Methotrexat-Gabe [2]
      • β-HCG-Bestimmung am 1., 4. und 7. Tag nach Medikamentengabe [1]
        • Bei β-HCG-Abfall <15% oder Wiederanstieg zwischen Tag 4 und 7 → 2. Methotrexat-Gabe eine Woche nach erstmaliger Gabe [2]
  • Operative Therapie: Bei frustraner medikamentöser Therapie oder auf Patientinnenwunsch

Symptomatische EUG

Je nach Befund (Ausmaß der Gewebeschädigung) und Kinderwunsch der Patientin muss ein geeignetes Verfahren gewählt werden. [1][4]

Im Anschluss an jede Therapie einer EUG muss die Patientin zur Sicherung des Therapieerfolgs bis zu einem Serum-β-HCG von <5 mIU/mL begleitet werden. Dies kann mittels ambulanter Kontrollen in der Praxis erfolgen. Bei Rhesus-negativen Patientinnen darf die Anti-D-Prophylaxe nicht vergessen werden! [2]

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

O00.-: Extrauteringravidität

  • Inklusive: Rupturierte Extrauteringravidität
  • O00.0: Abdominalgravidität
    • Exklusive: Betreuung der Mutter wegen eines lebensfähigen Fetus bei Abdominalgravidität (O36.7)
  • O00.1: Tubargravidität
  • O00.2: Ovarialgravidität
  • O00.8: Sonstige Extrauteringravidität
  • O00.9: Extrauteringravidität, nicht näher bezeichnet

O08.-: Komplikationen nach Abort, Extrauteringravidität und Molenschwangerschaft

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Schröer:Störungen der FrühschwangerschaftIn: Der Gynäkologe. Band: 53, Nummer: 9, 2020, doi: 10.1007/s00129-020-04643-x . | Open in Read by QxMD p. 597-606.
  2. Kainer et al.: Facharztwissen Geburtsmedizin. Elsevier GmbH 2021, ISBN: 978-3-437-23753-9.
  3. Taran et al.:Diagnostik und Therapiestrategien bei ExtrauteringraviditätIn: Deutsches Ärzteblatt international. 2015, doi: 10.3238/arztebl.2015.0693 . | Open in Read by QxMD.
  4. Ramsauer:Verdacht auf ExtrauteringraviditätIn: Der Gynäkologe. Band: 53, Nummer: 8, 2020, doi: 10.1007/s00129-020-04649-5 . | Open in Read by QxMD p. 552-553.
  5. Walch et al.:Bericht über eine erfolgreiche Schwangerschaft nach operativer Behandlung einer SectionarbenschwangerschaftIn: Geburtshilfe und Frauenheilkunde. Band: 74, Nummer: 05, 2014, doi: 10.1055/s-0034-1374789 . | Open in Read by QxMD.
  6. Goerke et al.: Klinikleitfaden Gynäkologie, Geburtshilfe. 7. Auflage Urban & Fischer 2010, ISBN: 3-437-22213-9.
  7. Haag et al.: Gynäkologie und Urologie (2012/13). 6. Auflage Medizinische Verlags- und Informationsdienste 2012, ISBN: 3-929-85175-x.
  8. Kainer et al.: Facharztwissen Geburtsmedizin. Urban & Fischer 2016, ISBN: 978-3-437-23752-2.

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