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Urozystitis

Letzte Aktualisierung: 3.9.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Urozystitis ist eine häufige Erkrankung und tritt i.d.R. in Folge von Infektionen der Harnblase mit Keimen der Darmflora auf. Das weibliche Geschlecht ist durch die anatomische Nähe von Anal- und Genitalregion prädisponiert. Erkranken männliche Personen, ist eine Ursachenklärung stets indiziert. Klinisch sind Schmerzen bei häufigem Harndrang ein wegweisender Befund. Zunächst kann eine symptomatische Therapie (u.a. erhöhte Trinkmenge) ausreichend sein, muss jedoch spätestens bei Beschwerdepersistenz um eine antibiotische Therapie ergänzt werden. In der Regel heilt eine Urozystitis folgenlos ab, kann jedoch bei komplizierenden Faktoren eine systemische Infektion nach sich ziehen.

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Definition und Einteilungtoggle arrow icon

Definition der Urozystitis

Einteilung von Harnwegsinfektionen (HWI)

Einteilung von Harnwegsinfektionen
Einteilung Details
Nach Symptomatik Asymptomatische Bakteriurie
Harnwegsinfektion
Nach Lokalisation Untere Harnwegsinfektion

Obere Harnwegsinfektion

Nach komplizierenden Faktoren Unkomplizierte Harnwegsinfektion
  • Infektion der Harnwege ohne relevante funktionelle oder anatomische Anomalien, Nierenfunktionsstörungen oder Begleiterkrankungen, die eine Harnwegsinfektion bzw. Komplikationen begünstigen
Komplizierte Harnwegsinfektion
Nach Verlauf Mild verlaufende Harnwegsinfektion
Schwer verlaufende Harnwegsinfektion
Urosepsis
  • Von den Harnwegen ausgehende Sepsis
Nach Setting Ambulant erworbene Harnwegsinfektion
Nosokomiale Harnwegsinfektion
Nach Häufigkeit Rezidivierende Harnwegsinfektion
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Ätiologietoggle arrow icon

Erreger

Risikofaktoren für Harnwegsinfektionen

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Symptomatiktoggle arrow icon

Bei Fieber, Flankenschmerz bzw. Nierenklopfschmerz in Verbindung mit einer Urozystitis muss eine Pyelonephritis angenommen werden!

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Verlaufs- und Sonderformentoggle arrow icon

Chronische Zystitis

Interstitielle Zystitis

Interdisziplinäre, multimodale Therapie mit Behandlung der chronischen Schmerzerkrankung

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese

In der Anamnese sollte die sexuelle Aktivität als Risikofaktor abgefragt werden!

Besonderheiten in der Anamnese bei geriatrischen Patient:innen

  • Anamnestisch angepasste Risikofaktoren berücksichtigen
    • Inkontinenz
    • Vaginitis
    • Kognitive Einschränkungen
    • Einschränkungen alltäglicher Aktivitäten
  • Neben Urindiagnostik insb. klinische Aspekte berücksichtigen

Für die Diagnosebestätigung bzw. Verlaufsbeurteilung einer unkomplizierten Urozystitis, eignet sich der „Acute Cystitis Syndrome Score“ (ACSS)! Siehe: Tipps&Links

Labordiagnostik

Bei gesunden nicht-schwangeren Frauen in der Prämenopause soll bei klinisch eindeutiger unkomplizierter Urozystitis i.d.R. keine mikrobiologische Diagnostik erfolgen!

Aufgrund zunehmender Resistenzen steigt die Bedeutung der Urinkultur mit Erregeridentifikation und Empfindlichkeitsprüfung!

Der Urin für die Urinkultur sollte innerhalb von 2–4 h verarbeitet werden oder bis zur Verarbeitung am Folgetag gekühlt (bei 2–8 °C) gelagert werden!

Apparativ

Harnwegsinfektionen bei männlichem Geschlecht sind aufgrund der potenziellen Mitbeteiligung der Prostata i.d.R. als kompliziert einzuordnen!

Jeder V.a. eine komplizierte Urozystitis bedarf einer ambulant-urologischen Abklärung des gesamten Urogenitaltraktes!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Symptomatische Therapie

  • Erhöhte Trinkmenge: Zunächst als alleinige Maßnahme möglich, antibiotische Therapie jedoch i.d.R. empfohlen

Auswahl des Antibiotikums

  • Bei Auswahl des Antibiotikums zu berücksichtigen
    • Individuelles Risiko
    • Erregerspektrum und Antibiotikaempfindlichkeit
    • Effektivität des Antibiotikums
    • UAW
    • Auswirkungen auf
      • Individuelle Resistenzsituation (Kollateralschaden)
      • Allgemeinheit (epidemiologisch): Resistenzentwicklungen in der Region beachten

Asymptomatische Bakteriurien sollen i.d.R. nicht antibiotisch behandelt werden!

Antibiotische Therapie der unkomplizierten Urozystitis

Unkomplizierte Urozystitis - Therapie der 1. Wahl bei nicht-schwangeren Frauen [1]

Unkomplizierte Urozystitis - Therapie der 2. Wahl oder nach frustraner Ersttherapie bei nicht-schwangeren Frauen [1]

Fluorchinolone sollten nur noch als absolute Reservemedikamente angesehen werden!

Unkomplizierte Harnwegsinfektion - Therapie der 1. Wahl bei jungen Männern ohne Begleiterkrankungen

Therapie komplizierter Verlaufsformen und besonderer Patientengruppen

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AMBOSS-Pflegewissen: Urozystitistoggle arrow icon

Bei einer unkomplizierten Urozystitis liegt der pflegerische Fokus v.a. darauf, Symptome möglicher Komplikationen (z.B. einer Pyelonephritis oder Urosepsis) zu erkennen und ggf. beim Toilettengang sowie der Intimhygiene zu unterstützen. Aber auch die Prävention eines Harnwegsinfekts (insb. bei liegendem Dauerkatheter) ist eine wichtige pflegerische Aufgabe, siehe auch: Nosokomiale Harnwegsinfektion.

Beobachten/Überwachen

Patient:innen mit Urozystitis sollten ca. 3 L/Tag trinken! Dabei ist jedoch eine ggf. vorbestehende Trinkmengenbeschränkung zu beachten!

Ein- oder beidseitige Flankenschmerzen, insb. in Kombination mit Fieber können auf eine Pyelonephritis hinweisen und müssen ärztlich abgeklärt werden!

Medikamentöse Therapie

Körperpflege

  • Körperpflege: Bedarfsgerechte Unterstützung
    • Personalhygiene: Insb. bei Kontakt mit Urin oder dem Intimbereich Handschuhe tragen
  • Intimpflege
    • Getrennte Waschlappen und Handtücher für Körperpflege und Intimhygiene verwenden
    • Parfümfreie Waschlösung mit hautneutralem pH-Wert verwenden
    • Unterwäsche täglich wechseln, Baumwollunterwäsche bevorzugen
    • Inkontinenzvorlagen häufig wechseln
    • Bei weiblichen Geschlechtsorganen
      • Intimbereich gründlich, aber sanft reinigen („von vorne nach hinten“)
      • Übermäßige Anwendung von Reinigungsprodukten vermeiden
    • Bei männlichen Geschlechtsorganen: Vorhaut zurückziehen und gründlich säubern, danach zurückschieben
  • Pflege bei Blasenkatheter, siehe auch: Handhabung und Pflege eines Blasenkatheters

Weitere Pflegemaßnahmen

  • Beginnende Infektionen unter Berücksichtigung der Risikofaktoren frühzeitig erkennen, siehe: Risikofaktoren für Harnwegsinfektionen
  • Blasenüberdehnung vermeiden
    • Patient:innen anweisen, regelmäßig und spätestens bei Harndrang zeitnah auf die Toilette zu gehen und Blase vollständig zu entleeren
    • Mobilitätseingeschränkten Patient:innen häufige Toilettengänge ermöglichen
  • Ggf. Flüssigkeitszufuhr steigern: Insb. älteren Patient:innen kann das Trinken größerer Mengen schwerfallen
    • Auswahl verschiedener Getränke anbieten
    • Lieblingsgetränk erfragen
    • Mahlzeiten durch flüssigkeitsreiche Speisen ergänzen
  • Urinausscheidung anregen
    • Nahrungsmittel anbieten, die die Urinausscheidung anregen

Beratung und Prävention

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Präventiontoggle arrow icon

Die Präventionsmaßnahmen beziehen sich (wenn nicht anders angegeben) insb. auf Frauen in der Prämenopause ohne Begleiterkrankungen!

Präventionsmaßnahmen bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen

Beratung und Verhaltensempfehlung

  • Trinkmenge: Ca. 2,5 L/Tag (davon mind. 1,5 L Wasser)
  • Regelmäßiger Verzehr von
    • Fruchtsäften (insb. aus Beeren)
    • Mit probiotischen Bakterien fermentierten Milchprodukten
  • Vermeidung bzw. Therapie von
  • Regelmäßige Bewegung: Vermeidung langer sitzender Tätigkeit (>2 h/Tag)
  • Sexualverhalten: Anpassung des Kontrazeptivums bzw. sexuelle Abstinenz

Vor jeder medikamentösen Langzeitprävention sollte die Patientin ausführlich beraten werden!

Alternative Präventionsmaßnahmen

Bei häufig rezidivierender Urozystitis sollte vor Beginn einer antibiotischen Langzeitprävention OM-89 über 3 Monate angeboten werden!

Antibiotische Langzeitprävention und postkoitale Einmalprävention

  • Antibiotische Langzeitprävention über 3–6 Monate [1]
    • Indikation
      • Nach Versagen von Verhaltensänderungen und nicht-antibiotischen Präventionsmaßnahmen
      • Hoher Leidensdruck der Patientin
      • Bisher fehlende Daten zur antibiotischen Langzeitprävention bei jüngeren Männern
    • Substanzen 1. Wahl: Fosfomycin-Trometamol oder Nitrofurantoin
    • Alternativ: Trimethoprim oder Cotrimoxazol
  • Postkoitale Einmalprävention
    • Indikation: Rezidivierende unkomplizierte Zystitiden in Zusammenhang mit Geschlechtsverkehr
    • Substanz 1. Wahl: Nitrofurantoin
    • Alternativ: Cotrimoxazol

Bei Frauen in der Postmenopause sollte vor Beginn einer antibiotischen Langzeitprävention eine topische Östrogenisierung angeboten werden!

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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

Besonderheiten in der Diagnostik bei Schwangeren [1]

Das Erregerspektrum und die Resistenzraten sind bei schwangeren und nicht-schwangeren Frauen ähnlich!

Urozystitis - Antibiotische Therapie in der Schwangerschaft [1]

Eine asymptomatische Bakteriurie soll bei Niedrigrisikoschwangerschaft i.d.R. nicht behandelt werden. Bei Risikopatientinnen ist ein Screening auf eine asymptomatische Bakteriurie und deren Behandlung ggf. sinnvoll!

Nach Beendigung der antibiotischen Therapie muss die Eradikation des Erregers durch eine erneute Urinkultur bestätigt werden!

Kinder

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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