Abstract
Zur Verhütung einer Schwangerschaft können verschiedenste Mittel zur Kontrazeption angewandt werden, die sich in ihrer Sicherheit (Definition anhand des Pearl-Index (PI)), ihren Vor- und Nachteilen und ihren Nebenwirkungen jeweils deutlich unterscheiden. Etwa 3/5 der Frauen bevorzugen dabei eine nicht-hormonelle Verhütung. Dazu zählen die Barrieremethoden (z.B. Kondom, Vaginaldiaphragma), Kupfer-IUP, chemische Kontrazeptiva und die verschiedenen Methoden der natürlichen Familienplanung, die auf der Beobachtung und Analyse der körperlichen Veränderungen im Rahmen des natürlichen Zyklus basieren. Als weitere Methode bei Wunsch nach endgültiger Kontrazeption gibt es die Möglichkeit der Sterilisation des Mannes oder der Frau.
Für Informationen zur hormonellen Verhütung siehe: Hormonelle Kontrazeption.
Pearl-Index
- Definition: Maß für die Sicherheit einer Verhütungsmethode
- Berechnung: Anzahl an Schwangerschaften im Verhältnis zu 100 Frauenjahren
- Beispiel: PI = 20 bedeutet, dass von 100 Frauen, die über 12 Monate mit einer bestimmten Methode verhüten, 20 schwanger werden
- Natürlicher PI: 80–85 [1][2]
Übersicht der verschiedenen Kontrazeptionsmethoden mit Pearl-Index | |
---|---|
Kontrazeptionsmethode | Pearl-Index |
Hormonimplantat [3][4] | 0–0,08 |
Hormonspirale [1][5] | 0,05–0,3 |
Sterilisation Mann [2][5] | 0,1–0,2 |
Sterilisation Frau [2] | 0,1–0,4 |
Kupferkette [1][5] | 0,1–0,8 |
Orale Kombinationspräparate [2][5] | 0,1–1 |
Minipille [1][3] | 0,14–4,3 |
Depotpräparat (bspw. Dreimonatsspritze) [5] | 0,2–0,5 |
Symptothermale Methode [1][6] | 0,3–2,3 |
Kupfer-IUP [1][5] | 0,3–3 |
Vaginalring [2][3] | 0,4–1,3 |
Kondom [2][4] | 0,4–12 |
Kontrazeptionspflaster [2] | 0,7–1,3 |
Basaltemperaturmethode [4][5] | 1–10 |
Vaginaldiaphragma [5] | 1–20 |
Temperaturcomputer [7] | 2–6 |
Spermizid [2][5] | 3–21 |
Coitus interruptus [2][5] | 4–35 |
Vaginalschwamm [5] | 5–10 |
Frauenkondom [5] | 5–25 |
Billings-Methode [5][6] | 5–35 |
Hormoncomputer [4][5] | 6–6,5 |
Okklusivpessar (Portiokappe) [2][5] | 6–36 |
Methode nach Knaus-Ogino (Kalendermethode) [4][5] | 15–40 |
Keine [1][2] | 80–85 |
Je niedriger der Pearl-Index, desto höher die kontrazeptive Sicherheit!
Natürliche Familienplanung
Die natürliche Familienplanung beruht auf der Beobachtung des Zyklus und den damit einhergehenden körperlichen Veränderungen. Dadurch können die fruchtbaren bzw. unfruchtbaren Tage ermittelt werden, wodurch eine Schwangerschaft sowohl angestrebt als auch vermieden werden kann. Zu den originären Methoden der natürlichen Familienplanung zählen die Basaltemperaturmethode, die Billings-Methode, die symptothermale Methode (Kombination) und die veraltete Kalendermethode. Zu den neueren Technologien gehören die sog. Zykluscomputer. Außerdem existieren bereits unzählige „Apps“, welche die Beobachtung und Nachverfolgung der zyklischen Veränderungen erleichtern.
Symptothermale Methode [8][9]
- Methode
- Bestimmung der fertilen und nicht-fertilen Phase des weiblichen Zyklus durch Kombination von
- Selbstbeobachtung des Zervixschleims (Billings-Methode)
- Messung der Basaltemperatur (Basaltemperaturmethode)
- Länge der fruchtbaren Tage („fertiles Fenster“) wird durch die begrenzte Dauer der Befruchtungsfähigkeit von Ei- und Samenzelle definiert
- Während der fruchtbaren Tage bleibt das Paar abstinent oder hat nur geschützten Geschlechtsverkehr
- Sensiplan®-Methode: Evidenzbasierte, standardisierte und sehr sichere Methode der natürlichen Familienplanung [8][9]
- Einfache Anwendung
- Eintragung der Werte in vorgefertigte Tabelle
- Bestimmung der fertilen und nicht-fertilen Phase des weiblichen Zyklus durch Kombination von
- Messtechnik siehe: Messtechnik der Basaltemperaturmethode und der Billings-Methode
- Auswertung [8]
- Beginn der fruchtbaren Tage
- Minus-8-Regel (nach einem Beobachtungszeitraum von 12 Zyklen anwendbar)
- Frühester Zyklustag, an dem ein Temperaturanstieg in den letzten 12 Zyklen vermerkt wurde, minus 8 Tage → letzter unfruchtbarer Tag am Zyklusanfang
- Bei Auftreten von Zervixschleim
- Minus-8-Regel (nach einem Beobachtungszeitraum von 12 Zyklen anwendbar)
- Ende der fruchtbaren Tage: Am 3. Abend nach erstmaligem Temperaturanstieg oder am 3. Abend nach Höhepunkt der Schleimproduktion (je nachdem welches Symptom sich zuletzt manifestiert)
- Beginn der fruchtbaren Tage
- Störfaktoren, Vorteile und Nachteile siehe: Basaltemperaturmethode und Billings-Methode
- Pearl-Index: 0,3–2,3 [1][6]
- Beurteilung: Bei korrekter Anwendung hocheffektive Verhütungsmethode
Durch die Kombination der Basaltemperaturmethode und der Selbstbeobachtung des Zervixschleims kann bei guter Adhärenz eine sehr hohe kontrazeptive Sicherheit erreicht werden!
Basaltemperaturmethode (Messung der Basaltemperatur) [5][8]
- Methode
- Morgendliche Messung der Basaltemperatur zur Bestimmung des Ovulationszeitpunktes
- Häufig unter Verwendung von Zykluscomputern, siehe hierzu auch: Temperaturcomputer
- Messtechnik
- Morgens unmittelbar nach dem Aufwachen, möglichst immer zur selben Zeit
- Orale, rektale oder vaginale Messung
- Empfehlung eines mechanischen Thermometers/Temperaturcomputers
- Beginn des Messens: Nach der Menstruation oder zu Beginn der Zervixschleimsekretion
- Ende des Messens: Nach Ende der fertilen Phase (i.d.R. 3. Tag nach Temperaturanstieg)
- Auswertung
- Temperaturanstieg
- 3 aufeinanderfolgende Werte sind höher als die zuvor gemessenen 6 Werte und
- Der 3. höhere Wert ist mind. 2/10 °C höher als der höchste der 6 niedrigeren Werte
- Sicher unfruchtbare Tage: Ab dem 3. Tag nach Temperaturanstieg bis zum Beginn der nächsten Menstruation
- Temperaturanstieg
- Störfaktoren
- Temperaturanstieg, z.B. durch Infekt
- Stillen
- Schicht- oder Nachtdienst
- Unregelmäßige Zyklen
- Fernreisen
- Vorteile
- Kostenfrei
- Keine Nebenwirkungen
- Nicht-invasiv
- Hormonfrei
- Stärkt das Körperbewusstsein
- Bei Kinderwunsch: Ermittlung des optimalen Fertilitätszeitpunkts
- Nachteile
- Weniger geeignet für junge Paare
- Zusätzliche Verhütung während der fruchtbaren Tage
- Lange Beobachtungsphase (1–3 Zyklen)
- Pearl-Index: 1–10 (jedoch stark von den Anwenderinnen abhängig) [4][5]
- Beurteilung: Unsicher, wird als Einzelmethode nicht mehr empfohlen
Als Einzelmethode wird die Temperaturmethode international nicht mehr empfohlen!
Selbstbeobachtung des Zervixschleims (Billings-Methode) [8]
- Methode
- Basiert auf dem Erkennen und Interpretieren typischer Veränderungen des Zervixschleims
- Sexuelle Abstinenz an den Tagen, an denen die Frau am Vaginalausgang den Abgang von Schleim oder Feuchtigkeit bemerkt, bis zum 3. Abend nach Höhepunkt der Schleimproduktion
- Technik: Tägliche Beobachtung des Zervixschleims und Beurteilung von
- Störfaktoren
- Vorteile
- Kostenfrei
- Keine Nebenwirkungen
- Nicht-invasiv
- Hormonfrei
- Stärkt das Körperbewusstsein
- Bei Kinderwunsch: Ermittlung des optimalen Fertilitätszeitpunkts
- Nachteile
- Weniger geeignet für junge Paare
- Zusätzliche Verhütung während der fruchtbaren Tage
- Lange Beobachtungsphase (1–3 Zyklen)
- Pearl Index: Zwischen 5–35 [5][6]
- Beurteilung: Unsicher, wird als Einzelmethode in Europa nicht mehr empfohlen
Als Einzelmethode wird die Selbstbeobachtung des Zervixschleims in Europa nicht mehr empfohlen!
Zykluscomputer
Hormoncomputer
- Methode
- Messtechnik
- Verwendung von Morgenurin
- Teststäbchen für max. 3 Sekunden unter den Urinstrahl halten oder für max. 15 Sekunden in den aufgefangenen Urin tauchen
- Im ersten Monat: 16 Messungen, in Folgemonaten jeweils 8 Messungen
- Auswertung: Über rote und grüne Lämpchen werden die fertilen bzw. nicht fertilen Tage angezeigt
- An „roten“ Tagen Abstinenz oder zusätzlicher kontrazeptiver Schutz notwendig
- Störfaktoren
- Perimenopause
- Hormonbehandlung
- Stillen
- PCO-Syndrom
- Z.n. kürzlichem Abort
- Leber- und Nierenerkrankungen
- Einnahme von Tetracyclinen
- Vorteile
- Keine Nebenwirkungen
- Nicht-invasiv
- Hormonfrei
- Bei Kinderwunsch: Ermittlung des optimalen Fertilitätszeitpunkts
- Nachteile
- Teuer
- Umständliche Handhabung
- Hohes Verbrauchsmaterial
- Hohe Versagerquote
- Zusätzliche Verhütung während der fruchtbaren Tage
- Gerät: Persona®
- Pearl-Index: 6–6,5 [4][5]
Temperaturcomputer
- Methode
- Computer mit Temperaturmesssonde, die die morgendliche Temperatur misst
- Regelmäßige Temperaturmessungen werden gespeichert und ausgewertet
- Anzeigen im Display geben den derzeitigen Fertilitätsstand an
- Messtechnik
- Tägliche sublinguale Temperaturmessung unmittelbar vor dem Aufstehen
- Zeitpunkt darf höchstens drei Stunden vom letzten Messzeitpunkt abweichen
- Auswertung: Über rote und grüne Lämpchen werden die fertilen bzw. nicht fertilen Tage angezeigt
- An „roten“ Tagen Abstinenz oder zusätzlicher kontrazeptiver Schutz notwendig
- Störfaktoren
- Wochenbett
- Stillzeit
- Hormonsubstitution
- Unregelmäßiger Tagesablauf (z.B. Schichtarbeit)
- Temperaturanstieg, z.B. durch Infekt
- Vorteile
- Kürzere Messdauer als mit manuellem Fieberthermometer
- Signalton am Ende der Messung
- Automatische Speicherung und Auswertung der Daten
- Keine Nebenwirkungen
- Nicht-invasiv
- Hormonfrei
- Bei Kinderwunsch: Ermittlung des optimalen Fertilitätszeitpunkts
- Nachteile
- Körperliche Symptome werden nicht mit einbezogen
- Teuer (jedoch nur einmalige Anschaffung des Computers notwendig, da aufladbar)
- Zusätzliche Verhütung während der fruchtbaren Tage
- Geräte: LadyComp®, BabyComp®, Cyclotest®, Bioself®
- Pearl-Index: 2–6 [7]
Veraltete Methoden
Kalendermethode (Knaus-Ogino)
- Methode: Berechnung der fruchtbaren Tage (bezogen auf die letzten 12 Monate), Voraussetzung: Regelmäßiger Zyklus
- Methode nach Knaus: Der Eisprung wird zwischen dem 13. und 16. Tag vor der nächsten Menstruation erwartet
- 1. Tag der fruchtbaren Tage: Kürzester Zyklus - 17
- Letzter Tag der fruchtbaren Tage: Längster Zyklus - 13
- Methode nach Ogino: Der Eisprung wird am 15. Tag vor der nächsten Menstruation erwartet
- 1. Tag der fruchtbaren Tage: Kürzester Zyklus - 18
- Letzter Tag der fruchtbaren Tage: Längster Zyklus - 11
- Methode nach Knaus: Der Eisprung wird zwischen dem 13. und 16. Tag vor der nächsten Menstruation erwartet
- Pearl-Index: 15–40 [4][5]
- Beurteilung: Unsichere Methode und veraltet!
Die Kalendermethode ist medizinhistorisch bedeutsam, jedoch heutzutage nicht mehr empfehlenswert! Sie beruht lediglich auf Rechnungen und bezieht keine Beobachtungen der Frau ihres Körpers mit ein, sodass die Sicherheit gering ist.
Mechanische Kontrazeption (Barrieremethoden)
Kondom [6]
- Methode: Dünne Gummihülle aus Latex, die über den erigierten Penis gestreift wird
- Alternative bei Latex-Allergie: Polyurethan
- Anwendung
- Überziehen vor dem Geschlechtsverkehr
- Darf beim Überziehen nicht in der Struktur verletzt werden
- Zügige Entfernung nach der Ejakulation
- Einmalprodukt
- Vorteile
- Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen (bei korrekter Anwendung)
- Preiswert
- Keine Nebenwirkungen
- Nachteile
- Eingeschränkte Spontanität
- Rupturgefahr
- Eingeschränktes Gefühl möglich
- Pearl-Index: 0,4–12
Frauenkondom (Femidom®)
- Methode
- Sack aus Polyurethan
- Mit einem Spermizid beschichtet
- Anwendung
- Vorteile
- Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen
- Bei Latexallergie verwendbar
- Keine Nebenwirkungen
- Nachteile
- Umständlich im Gebrauch
- Eingeschränktes Gefühl
- Raschelt und knistert
- Pearl-Index: 5–25
Vaginaldiaphragma
- Methode
- Kombination aus mechanischer und chemischer Kontrazeption
- Silikonring mit Silikonmembran, der komplett mit Spermizid-Creme bedeckt wird
- Platzierung zwischen hinterem Vaginalgewölbe und Hinterkante der Symphyse: Weitgehender Verschluss der Portio
- Anwendung
- Anpassung der Größe durch den Gynäkologen
- Ausnahme: Diaphragma „Caya®“
- Einsetzen durch die Frau erfolgt im Liegen oder Sitzen mind. 10 Minuten bis max. 2 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr
- Entfernung nach Geschlechtsverkehr frühestens nach 6 Stunden
- Nach der Entfernung Kontrolle auf Risse, Reinigung mit Wasser und Seife
- Empfohlene Erneuerung des Diaphragmas nach 2–3 Jahren
- Anpassung der Größe durch den Gynäkologen
- Vorteile: Keine systemischen Nebenwirkungen
- Nachteile
- Umständlich im Gebrauch
- Eingeschränkte Spontanität
- Eingeschränktes Gefühl bei der Frau möglich
- Kolpitiden/Reizungen und Harnwegsinfektionen
- Vermehrtes Auftreten von Hämorrhoiden
- Kontraindikationen
- Allergien (Latex, Spermizide)
- Lageveränderungen (Descensus uteri, Descensus vaginae, starke Ante- oder Retroversion des Uterus)
- Fehlbildungen der Vagina
- Kolpitis
- Kurz nach einer Entbindung
- Pearl-Index: 1–20
Portiokappe (Okklusivpessar)
- Methode: Halbkugelförmige Kappen aus Plastik oder Gummi, die durch das Aufsetzen auf die Portio eine Abdeckung der Zervix bewirken
- Anwendung
- Erstmalige Größenermittlung und Anpassung durch den Gynäkologen
- Einlage erfolgt nach der Menstruation durch die Patientin oder ärztliches Personal
- Entfernung erfolgt kurz vor der erwarteten Menstruation
- Empfehlung: Kombination mit Spermiziden
- Vorteile
- Unabhängig vom Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs
- Keine systemischen Nebenwirkungen
- Nachteile
- Umständlich im Gebrauch
- Eingeschränktes Gefühl bei der Frau möglich
- Kolpitiden/Reizungen und Harnwegsinfektionen
- Vermehrtes Auftreten von Hämorrhoiden
- Kontraindikationen:
- Bestehende Entzündungen im Genitalbereich
- Kolpitis, Adnexitis
- Allergien gegen das Material
- Zervixriss
- Erosionen der Portio
- Ovula Nabothi
- Z.n. Konisation
- Dorsal gerichtete Portio
- Pearl-Index: 6–36
Vaginalschwamm
- Methode
- Kombination aus mechanischer und chemischer Kontrazeption
- Schwamm aus Polyurethan mit Spermizid versetzt
- Anwendung
- Vorteile
- Frei verkäuflich
- Einfache Handhabung
- Keine Anpassung notwendig (im Gegensatz zum Vaginaldiaphragma/Okklusivpessar)
- Keine systemischen Nebenwirkungen
- Nachteile
- Reizungen der Vaginalschleimhaut möglich
- Toxisches Schock-Syndrom möglich durch vergessene Schwämme
- Kein Infektionsschutz
- Kontraindikationen
- Allergie gegen den Schwamm oder das Spermizid
- Aktuelle Menstruation
- Kolpitis
- Kurz nach Entbindung
- Pearl-Index: 5–10
Chemische Kontrazeption
- Methode
- Inaktivierung oder Tötung von Spermien durch Spermizide
- Verschiedene Formen erhältlich: Schaum, Gel, Cremes, Zäpfchen, Film
- Am sichersten in Kombination mit einer Barrieremethode (z.B. Okklusivpessar oder Vaginaldiaphragma)
- Anwendung
- Einführung in die Vagina 10–60 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr
- Ejakulation innerhalb des Wirkfensters
- Vorteile
- Einfache Handhabung
- Anwendung nur bei Bedarf
- Keine systemischen Nebenwirkungen
- Nachteile
- Eingeschränkte Spontanität
- Wärmegefühl/Brennen in der Vagina möglich
- Reizungen der Vaginalschleimhaut möglich
- Vermehrter Fluor vaginalis
- Reduzierter Schutz bei hoher Vaginalfeuchtigkeit
- Kontraindikationen: Allergie gegen das jeweilige Präparat
- Wirkstoffe
- Nonoxinol-9 (Patentex Oval®,Ortho-Creme®)
- Octoxinol
- Menfegol
- Pearl-Index: 3–21
Intrauterinpessar
Es gibt zwei verschiedene Arten von Intrauterinpessaren (IUP, auch "Spirale" genannt). Diese sind die Kupferspirale (bzw. Kupferkette) und die gestagenhaltige Hormonspirale. Beide Arten werden in das Cavum uteri eingelegt und verbleiben dort je nach Präparat meist 3–5 Jahre Dieser Abschnitt bezieht sich nur auf nicht-hormonelle Intrauterinpessare. Für Informationen zur Hormonspirale siehe: Hormonelle Kontrazeption.
Methode
- Kupferspirale: Intrauteriner Fremdkörper mit Kupfer zur
- Kontrazeption
- Postkoitalen Kontrazeption
- Adhäsionsprophylaxe nach Uterusoperationen
Wirkmechanismus [6]
- Wahrscheinlich multifaktoriell (der Wirkmechanismus ist nicht eindeutig geklärt)
- Spermizide und embryotoxische Wirkung von Kupfer-Ionen
- Reizung des Endometriums mit nachfolgender Leukozytose (Fremdkörperreaktion) → Spermizide Wirkung, Abnahme der Befruchtungsrate und Nidationshemmung
- Gestörte Tubenkontraktilität durch Prostaglandin-Freisetzung
Einlage
- Vorbereitung
- Ausführliche Beratung über verschiedene Möglichkeiten der hormonellen und nicht-hormonellen Kontrazeption
- Wahl eines geeigneten Präparats
- Schriftliche Aufklärung
- Gynäkologische Untersuchung inkl. PAP-Abstrich und Sonografie
- Ausschluss einer Schwangerschaft (siehe auch: Schwangerschaftstest)
- Zeitpunkt
- Während der Menstruation (3.–4. Tag) oder
- Periovulatorisch oder
- 6–8 Wochen postpartal (siehe auch: Gynäkologische Nachkontrolle nach Geburt)
- Durchführung: Unter sterilen Bedingungen [6]
- Gynäkologische Untersuchung inkl. bimanueller Palpation zur Lagebestimmung des Uterus
- Spekulumeinstellung, gründliche Desinfektion von Vulva, Vagina und Portio
- Ggf. liegendes IUP entfernen
- Öffnen des sterilen IUP-Sets, Anlegen der sterilen Handschuhe
- Einführen des sterilen Spekulums und erneute Desinfektion von Vagina und Portio
- Fassen der Portio an der vorderen Muttermundslippe mit einer Kugelzange und Zug nach vorne
- Ggf. Zervixdilatation (bis max. Hegar 5)
- Ermittlung der Sondenlänge durch Eingehen mit dem Hysterometer in den Uterus
- Einlage der Spirale nach Vorschrift des jeweiligen Herstellers
- Einstellen der Sondenlänge auf dem Applikator und ggf. Einschieben der Spirale in den Applikator (je nach Hersteller)
- Einführen des Applikators bis zur gemessenen Sondenlänge
- Applikator vorsichtig zurückziehen und entfernen; ggf. dabei Mandrin vorschieben (je nach Hersteller)
- Ggf. Mandrin entfernen (je nach Hersteller)
- Fäden auf 1,5–2,5 cm kürzen
- Sonografische Lagekontrolle [10]
- Prozedere
- Sonografische Kontrolle nach der ersten Menstruation
- Folgekontrollen alle 6 Monate
Vorteile
- Sehr sicher, da keine Einnahmefehler möglich (PI: 0,3–3)
- Unabhängig vom Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs
- Keine systemischen Nebenwirkungen
Nachteile
- Erhöhtes Risiko gynäkologischer Infektionen
- Häufig Hypermenorrhoe, Dysmenorrhoe
- Veraltet: Für Nullipara nicht empfehlenswert [11]
Kontraindikationen
- Kupferallergie
- Schwangerschaft
- Uterusanomalien
- Kleiner Uterus
- Fixiert retroflektierter Uterus
- Gynäkologische Infektionen
- Gynäkologische Neoplasie
- Pathologischer PAP-Abstrich
- Blutungsstörungen vor einer Abklärung
- Z.n. EUG bei zukünftigem Kinderwunsch
- Z.n. septischem Abort
- Entbindung <6 Wochen
- Kupferspeicherkrankheit
- Einnahme von Antikoagulantien
- Immunsuppressive Therapie
Komplikationen
- Fremdkörperendometritis
- Infektionen mit möglicher nachfolgender tubarer Sterilität
- Gefahr besteht insb. bei Einlage
- Klinik: Pelvic inflammatory Disease
- Therapie
- Wichtigste Maßnahme: Entfernung des Auslösers (IUP)
- Kalkulierte antibiotische Therapie, siehe auch: Therapie der Pelvic inflammatory Disease
- Komplikationen bei der Einlage
- Vasovagale Reaktion
- Uterusperforation
- Via falsa
- Zervixverletzung
- Weitere Komplikationen
- Dislokation
- Blutungsstörungen, insb. Hypermenorrhoe, Dysmenorrhoe, Spotting
- Erhöhtes Risiko der EUG
Schwangerschaft trotz liegendem Intrauterinpessar
- Sonografischer Ausschluss einer EUG
- Entfernung des Intrauterinpessars
- Ausnahme: Intrauterinpessar liegt oberhalb der Fruchtblase
Präparate
Es gibt zahlreiche verschiedene Intrauterinpessare. Die folgende Liste stellt eine Auswahl dar.
- Multiload®Cu 250 short
- Kupferumwicklung: 250 mm2
- Länge: 25 mm
- Liegedauer: 3 Jahre
- Nova–T®
- Kupferumwicklung: 208 mm2 mit Silberkern
- Liegedauer: 5 Jahre
- IUP Kupfer T 200®
- Kupferumwicklung: 200 mm2
- Liegedauer: 3 Jahre
- Gyne–T®
- Kupferumwicklung: 208 mm2
- Liegedauer: 3 Jahre
- GoldLuna Exclusive®
- Kupferumwicklung: 380 mm2
- Goldringe an den Armen
- Liegedauer: 5 Jahre
- Gynefix®
- Kupferkette
- Proximales Ende wird im Myometrium verankert [12]
- Je nach Gebärmutterlänge gibt es Kupferketten mit 4 oder 6 Elementen
- Liegedauer: 5 Jahre
- IUB® (Intrauteriner Ball) [12]
- Kupferperlen-Ball
- Höhere Rate an Dislokationen beschrieben
- Kupferoberfläche: 300 mm2
- Liegedauer: 5 Jahre
Pearl-Index
- 0,3–3 [1][5]
Sterilisation
Sterilisation der Frau [1][4][5][6][13]
- Indikation: Wunsch nach endgültiger Kontrazeption (bei abgeschlossener Familienplanung)
- Methode: Operative Unterbrechung der Tubendurchgängigkeit → Eitransport zum Uterus und Kontakt mit den aszendierenden Spermien wird verhindert
Durchführung
- Vorbereitung
- Umfassende Aufklärung (inkl. alternativer Methoden zur Kontrazeption)
- Aufklärung über Irreversibilität
- Aufklärung über Versagerquote von 1–2% mit nachfolgend erhöhtem Risiko für eine EUG
- Keine Unterschrift des Partners notwendig
- Für weitere Informationen zur Operationsvorbereitung siehe auch: Elektive OP-Vorbereitung, Chirurgische Aufklärung und Perioperatives Management
- Zeitpunkt
- Während der ersten Zyklushälfte
- Im Rahmen einer Sectio caesarea
- Im Wochenbett
- Verfahren
- Laparoskopische Tubensterilisation (hierbei gibt es mehrere Verfahren)
- Bipolare Tubenkoagulation [13]
- Thermokoagulation
- Clip-Technik
- Siehe auch: Laparoskopische Chirurgie
- Subumbilikale Minilaparotomie
- Methode der Wahl bei Sterilisation im Wochenbett
- Bspw. Methode nach Pomeroy
- Minilaparotomie
- Wenn eine Laparoskopie nicht durchführbar oder kontraindiziert ist
- Bspw. Methode nach Irving
- Bei gleichzeitiger Laparotomie: Bspw. im Rahmen einer Sectio caesarea
- Transvaginal (bspw. bei Adipositas oder Adhäsionen)
- Methode nach Pomeroy
- Veraltet: Essure® [13]
- Laparoskopische Tubensterilisation (hierbei gibt es mehrere Verfahren)
Vorteile
- Sehr sicher, da keine Einnahme- oder Anwendungsfehler möglich (Pearl-Index: 0,1–0,4)
- Unabhängig vom Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs
- Keine systemischen Nebenwirkungen
Nachteile
- Weitestgehend irreversibel
- Invasiv
Kontraindikationen
- Familienplanung nicht abgeschlossen
- Eingeschränkte Entscheidungs- bzw. Urteilsfähigkeit, bspw. aufgrund psychischer Erkrankung
- Nicht bzw. eingeschränkt operationsfähige Patientin
- Adnexitis
- Adhäsionen (bei laparoskopischen Verfahren)
- Siehe hierzu auch: Laparoskopie - Kontraindikationen
Komplikationen
- Allgemeine Komplikationen einer Narkose
- Intraoperative Komplikationen (z.B. intraoperative Blutung, Verletzung von Nachbarorganen)
- Allgemeine postoperative Komplikationen
- Nachblutung
- Blutung
- Verletzung von Nachbarorganen
- Infektion
- Psychische Probleme, z.B. Depression
- Erhöhte Rate an EUG bei Versagen der Operation
Pearl-Index
- 0,1–0,4
Sterilisation des Mannes (Vasektomie)
- Indikation: Wunsch des Patienten nach endgültiger Kontrazeption (bei abgeschlossener Familienplanung) [14][15]
- Methode: Durchtrennung der Samenleiter
Durchführung [14][16][17]
- Vorbereitung
- Umfassende Aufklärung (inkl. alternativer Methoden zur Kontrazeption)
- Aufklärung über Irreversibilität [16]
- Aufklärung über Versagerquote bis zu 2% (u.a. durch eine mögliche Rekanalisation) [17]
- Sichere Kontrazeption erst nach mehreren Wochen zu erwarten
- Alternative/zusätzliche Kontrazeption bis zum Nachweis einer Azoospermie im Spermiogramm
- Notwendigkeit regelmäßiger Samenproben zur Kontrolle
- Für weitere Informationen zur Operationsvorbereitung siehe auch: Elektive OP-Vorbereitung, Chirurgische Aufklärung und Perioperatives Management
- Setting: Ambulant
- Anästhesie und Analgesie: Standard ist die Lokal-/Infiltrationsanästhesie [15]
- Verfahren
- Klassisch-chirurgisch
- „Non-Skalpell“-Technik
- Bei beiden Techniken wird der jeweilige Samenleiter aufgesucht, mit einer Ringklemme umschlossen und aus dem Skrotum luxiert; Durchtrennung der Samenleiter anschließend mittels
- Entfernung eines Abschnittes (i.d.R. 1–2 cm) und Ligation/Clippen der Enden
- Elektrokauterisation beider Enden des jeweiligen Samenleiters
- Versenken beider Enden in unterschiedlichen Gewebeschichten
- Bei klassisch-chirurgischer Technik: Wundverschluss mit resorbierbaren Fäden, ansonsten
- Abdeckung mit sterilen Wundpflastern
Nachbehandlung
- Adäquate Analgesie bevorzugt mit NSAR
- Körperliche Schonung für ca. 1 Woche
- Kein Geschlechtsverkehr für ca. 1 Woche
- Verhütung bis zum Nachweis einer Azoospermie im Spermiogramm
- Untersuchung von mind. 2 Samenproben auf Azoospermie 2–3 Monate postoperativ
- Keine oder <100.000 unbewegliche Spermien nach 3 Monaten
- Regelmäßige Samenproben zur Kontrolle
Vorteile
- Sehr sicher (Pearl-Index: 0,1–0,2) [2][5]
- Keine systemischen Nebenwirkungen
- Kostengünstig
Nachteile
- Weitestgehend irreversibel [16]
- Invasiv
Kontraindikationen
Es gibt im Prinzip keine absoluten Kontraindikationen. Als relative Kontraindikationen werden nach aktuellen Leitlinien folgende genannt [14]:
- Kinderlosigkeit
- Alter <30 Jahre
- Beziehungslosigkeit
- Akute und chronische Schmerzen im Skrotum
Komplikationen [16][17]
- Blutung/Hämatombildung/Nachblutung
- Infektion
- Chronische, stauungsbedingte Epididymitis
- Wundheilungsstörung
- Versagen der Operation (bis zu 2%)
- Spermagranulom
- Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom: Chronische Schmerzen nach Vasektomie
- Ursache: Nicht vollständig geklärt, infrage kommen u.a.
- Rückstau von Spermien in den Nebenhoden
- Chronische Entzündung
- Psychosomatische Komponente
- Therapie
- Schmerztherapie nach WHO-Stufenschema
- Psychologische Betreuung des Patienten
- Ggf. Neurolyse, Lokalanästhesie, Vasovasostomie
- Ultima Ratio: Epididymektomie/Orchidektomie
- Ursache: Nicht vollständig geklärt, infrage kommen u.a.
Pearl-Index [2][5]
- 0,1–0,2
Die Sterilisation des Mannes ist deutlich risiko- und nebenwirkungsärmer als diejenige der Frau!
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023
- Z30.-: Kontrazeptive Maßnahmen
- Z30.0: Allgemeine Beratung zu Fragen der Kontrazeption
- Beratung zu Fragen der Familienplanung o.n.A., Erstverordnung von Kontrazeptiva
- Z30.1: Einsetzen eines Pessars (intrauterin) zur Kontrazeption
- Z30.2: Sterilisierung
- Stationäre Aufnahme zur Tubensterilisation oder Vasektomie
- Z30.5: Überwachung von Patientinnen mit Pessar (intrauterin) zur Kontrazeption
- Kontrolle, Wiedereinsetzen oder Entfernen eines Pessars (intrauterin)
- Z30.8: Sonstige kontrazeptive Maßnahmen
- Spermienzählung nach Vasektomie
- Z30.9: Kontrazeptive Maßnahme, nicht näher bezeichnet
- Z30.0: Allgemeine Beratung zu Fragen der Kontrazeption
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.