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Müdigkeit

Letzte Aktualisierung: 16.5.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Müdigkeit ist ein weit gefasster Begriff für eine subjektive Beeinträchtigung, die sich bspw. als Schläfrigkeit, Erschöpfung, Energiemangel, Schlappheit oder rasche Ermüdbarkeit äußern kann. Physiologischerweise weist sie darauf hin, dass eine Person Erholung und Schlaf benötigt. Kann die Müdigkeit jedoch nicht hinreichend erklärt oder durch Ruhephasen reduziert werden, wird sie oft als pathologisch wahrgenommen und ist ein häufiger Vorstellungsgrund in der hausärztlichen Praxis. Es sollte bedacht werden, dass Müdigkeit i.d.R. multifaktoriell und in den meisten Fällen durch psychosoziale Faktoren (chronischer Schlafmangel, Stress) sowie psychische Erkrankungen (Depression, Angststörung) bedingt ist. Daher sollte immer ein biopsychosozialer Ansatz verfolgt und unnötige (Labor‑)Diagnostik vermieden werden. Bei Müdigkeit ohne zugrunde liegende organische oder psychische Erkrankung stehen allgemeine Maßnahmen zur Stressreduktion und Steigerung der körperlichen Aktivität im Vordergrund.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Nach ICD-11 : Gefühl verringerter Wachsamkeit und geistiger Leistungsfähigkeit, teils mit Einschlafneigung
  • Nach DEGAM-Leitlinie „Müdigkeit“ [1]
    • Vielfältiges, subjektives Empfinden, das Betroffene auf unterschiedliche Weise beschreiben, z.B. als
      • Schläfrigkeit, Einschlafneigung am Tag
      • Erschöpfung, Energiemangel, Schlappheit, Fatigue
      • Rascher Ermüdbarkeit
    • Bedeutung
      • Primär physiologisch
      • Wird als pathologisch gewertet, wenn Beeinträchtigung
        • Nicht angemessen erklärt werden kann
        • Nicht mehr kompensiert/hingenommen werden kann
      • Dauer >6 Monate: Chronische Müdigkeit [1]
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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Müdigkeit als Beratungsanlass in der hausärztlichen Praxis [1]
    • Hauptanlass: Ca. 1–10%
    • Haupt- und/oder Nebenanlass: Ca. 20–30%
  • Häufiger betroffen, u.a. [1]

Müdigkeit ist ein sehr häufiges Symptom und zählt weltweit zu den 10 häufigsten Beratungsanlässen in der Primärversorgung!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Häufige Ursachen [1][2][3]

Müdigkeit ist i.d.R. multifaktoriell bedingt. Zu den häufigsten Ursachen zählen psychosoziale Belastungsfaktoren und psychische Erkrankungen!

Bei ca. 18,5% der Personen, die sich wegen Müdigkeit in der hausärztlichen Praxis vorstellen, liegt eine Depression oder Angststörung vor!

Weitere Ursachen (Auswahl) [1][3]

Müdigkeit ist eher selten das einzige Symptom. Meist ergeben sich weitere anamnestische oder klinische Hinweise!

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Diagnostisches Vorgehentoggle arrow icon

Allgemeine Hinweise zum Vorgehen bei Müdigkeit [1]

  • Tragfähige Beziehung zwischen Ärzt:innen und Patient:innen aufbauen
    • Aktiv und empathisch explorieren
    • Glaubwürdigkeit der Symptomatik bestätigen
  • Biopsychosoziales Modell verfolgen
    • Somatische Fixierung vermeiden
    • Praxistipp: Erklären, dass auch organische Erkrankungen psychosoziale Komponenten haben
  • Vermeidung möglicher Fallstricke
    • Chronische organische oder psychische Grunderkrankung i.d.R. nicht alleinige Erklärung für bestehende Müdigkeit
    • Auffälliger (Labor‑)Befund nicht immer (alleine) ursächlich für Müdigkeit

Anamnese [1]

Die Ursachenabklärung bei Müdigkeit sollte sich auf häufige und potenziell gefährliche Ursachen konzentrieren! Da letztere jedoch selten sind, sollte eine somatische Fixierung vermieden und stets ein biopsychosoziales Modell verfolgt werden.

Basisdiagnostik [1]

Körperliche Untersuchung

Labordiagnostik

Die Laborwerte sollten mit Vorsicht interpretiert werden – nicht immer ist ein auffälliger Wert auch die kausale Erklärung für die Müdigkeit! [1]

Gibt es in Anamnese und Basisdiagnostik keine relevanten Auffälligkeiten, sind organische Erkrankungen als Ursache der Müdigkeit sehr unwahrscheinlich! Zusätzliche Untersuchungen sollten nur in begründeten Verdachtsfällen erfolgen! [3]

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Therapietoggle arrow icon

Allgemein [1]

Die hier aufgeführten Maßnahmen gelten nicht für das chronische Fatigue-Syndrom! Siehe hierzu: ME/CFS - Therapie.

Nicht-medikamentöse Therapie [1]

Aktivierende Maßnahmen

  • Prinzip: Durchbrechen des Teufelskreises „Müdigkeit → Inaktivität (Dekonditionierung) → Körperliche Schwäche → Müdigkeit“
  • Indikation
    • Unklare, körperliche oder psychische Ursachen von Müdigkeit
    • Ausnahme: (V.a.) ME/CFS
  • Durchführung
    • Setzen realistischer Aktivitätsziele
    • Integration in den Alltag (bspw. 3×/Woche 30 min oder ein täglicher, zügiger Spaziergang)
  • Effekt: Nachweisbare positive Effekte in allen „Ursachengruppen“ (außer ME/CFS)

Psychotherapie

Medikamentöse Therapie [1]

Bei anhaltender, ungeklärter Müdigkeit über mind. 3 Monate sollten die ME/CFS-Kriterien geprüft werden! [1]

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • R53: Unwohlsein und Ermüdung
    • Inklusive: Allgemeiner körperlicher Abbau, Asthenie o.n.A., Fatigue, Lethargie, Müdigkeit, Schwäche: chronisch, Schwäche: o.n.A.
    • Exklusive: Altersschwäche (R54), angeborene Schwäche (P96.9), Erschöpfung und Ermüdung (durch) (bei): Hitze (T67.‑), Kriegsneurose (F43.0), Neurasthenie (F48.0), Schwangerschaft (O26.88), übermäßige Anstrengung (T73.3), Witterungsunbilden (T73.2), chronisches Fatigue-Syndrom (G93.3)

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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