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Tumoren der Nasenhaupthöhle und Nasennebenhöhlen

Letzte Aktualisierung: 8.11.2023

Abstracttoggle arrow icon

In diesem Kapitel werden sowohl Tumoren der Nasenhaupthöhle als auch der Nasennebenhöhlen behandelt. Unter den benignen Tumoren ist das Papillom der Nasenhöhle am häufigsten und wird daher im Detail erklärt. Das Papillom der Nasenhöhle fällt insb. durch eine einseitige Behinderung der Nasenatmung auf, die sekundär zu einer Sinusitis führen kann. Die wachsende Wucherung kann Knochen destruieren und maligne entarten, sodass immer eine Resektion indiziert ist. Rezidive sind häufig und bei unvollständiger Resektion regelhaft zu erwarten.

Maligne Tumoren wie insb. das Nasennebenhöhlenkarzinom fallen ebenso durch eine einseitig behinderte Nasenatmung auf. Die Diagnose wird durch eine Biopsie bestätigt. Therapeutisch steht die operative Resektion mit anschließender Rekonstruktion im Vordergrund.

Papillom der Nasenhöhletoggle arrow icon

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz: 0,6:100.000 pro Jahr [2]
  • Geschlecht: > (5:1)
  • Häufigkeitsgipfel: 50. Lebensjahr
  • Anteil an intranasalen Raumforderungen: Etwa 30%

Ätiologietoggle arrow icon

  • Eine virale Genese (HPV) wird diskutiert [3]

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Diagnostiktoggle arrow icon

Therapietoggle arrow icon

  • Radikale komplette Entfernung [2][3]
    • Frühe Stadien: Endonasale endoskopische Resektion möglich
    • Fortgeschrittene Stadien: Transorale oder transfaziale Operation von außen

Komplikationentoggle arrow icon

  • Sekundär chronische Sinusitis durch Ventilationsstörung
  • Maligne Entartung und destruktives Wachstum (bspw. Knochendestruktion) möglich [2]
    • Synchrones Plattenepithelkarzinom in 7% der Fälle
    • Metachrones Plattenepithelkarzinom in 4% der Fälle

Prognosetoggle arrow icon

  • Regelhaft Rezidive bei inkompletter Resektion
  • Gute Prognose bei regelmäßigen endoskopischen Kontrollen

Malignome der Nasenhaupthöhle und Nasennebenhöhlentoggle arrow icon

  • Definition: Bösartige Raumforderungen im Inneren der Nase und/oder in den Nasennebenhöhlen, die sich sowohl in Symptomatik als auch in Diagnostik und Therapie sehr ähnlich sind [2][3]

Einteilung nach Lokalisation

Einteilung nach Pathologie

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz: 1:100.000 pro Jahr
  • Geschlecht: > , insb. Männer ≥50 Jahre

Ätiologietoggle arrow icon

  • Industriechemikalien aus bspw. Leder-/Textilverarbeitung, insb. Nickel oder Chrom
  • Holzstaub (z.B. beim Schreinern) [3]
  • Rauchen
  • HPV-Assoziation wird diskutiert

Bei Exposition gegenüber bestimmten Noxen kann eine anerkannte Berufskrankheit vorliegen!

Klassifikationtoggle arrow icon

TNM-Klassifikation maligner Tumoren der Nasenhaupthöhle und Nasennebenhöhlen

  • Eine verbindliche Klassifikation der UICC (Union for International Cancer Control) der Tumorstadien existiert nur für Karzinome in Kieferhöhle, Siebbein und Nasenhaupthöhle!
TNM-Klassifikation maligner Tumoren der Nasenhaupthöhle und Nasennebenhöhlen [5]
T-Stadien Nasenhaupthöhlen- und Siebbeinkarzinome T-Stadien Kieferhöhlenkarzinome
T1

Tumor auf einen Unterbezirk der Nasenhöhle* oder der Siebbeinzellen** beschränkt, mit oder ohne Arrosion des Knochens


Tumor auf die antrale Schleimhaut begrenzt, ohne Arrosion oder Destruktion des Knochens
T2 Tumor in zwei Unterbezirken eines Bezirks oder Ausbreitung auf einen Nachbarbezirk innerhalb des Nasen-Siebbeinzellen-Komplexes*/**, mit oder ohne
Arrosion des Knochens
Tumor mit Arrosion oder Destruktion des Knochens , einschließlich Ausdehnung auf harten Gaumen und/oder mittleren Nasengang
T3

Tumor breitet sich aus

Tumor infiltriert mind. eine der folgenden Strukturen: Knochen der Kieferhöhlenwand, Subkutangewebe, Boden oder mediale Wand der Orbita, Fossa pterygoidea, Sinus ethmoidalis
T4

Tumor infiltriert eine oder mehrere der folgenden Strukturen:


Tumor infiltriert eine oder mehrere der folgenden Strukturen:

*Unterbezirke der Nasenhaupthöhle: Septum, Nasenboden, laterale Nasenwand, Vestibulum nasi

**Unterbezirke der Siebbeinzellen: Links und rechts

N- und M-Stadien Kieferhöhlenkarzinome, Nasenhaupthöhlen- und Siebbeinkarzinome
N1

Metastase in einem einzigen ipsilateralen Lymphknoten, ≤3 cm und intakte Lymphknotenkapsel

N2a

Metastase in einem einzigen ipsi- oder kontralateralen Lymphknoten, ≤3 cm und Lymphknotenkapselüberschreitung; oder ipsilaterale Lymphknotenmetastase(n) zwischen 3–6 cm und intakte Lymphknotenkapsel

N2b

Metastasen in mehreren ipsilateralen Lymphknoten, ≤6 cm und intakte Lymphknotenkapsel

N2c

Metastasen in bilateralen oder kontralateralen Lymphknoten, ≤6 cm und intakte Lymphknotenkapsel

N3a

Metastase in einem Lymphknoten, >6 cm und intakte Lymphknotenkapsel

N3b

Metastase in einem einzigen ipsilateralen Lymphknoten, >3 cm und Lymphknotenkapselüberschreitung; oder Metastasen in mehreren Lymphknoten mit Lymphknotenkapselüberschreitung (sog. extranodaler Ausbreitung)

M1 Fernmetastasen

Stadieneinteilung der UICC (Union for International Cancer Control) [6]

Karzinome der Nasenhaupthöhle und Nasennebenhöhlen - Stadieneinteilung der UICC
UICC-Stadium TNM
Stadium 0 CIS (Carcinoma in situ)
Stadium I T1
Stadium II T2
Stadium III T3 oder N1
Stadium IVa T4a oder N2
Stadium IVb T4b oder N3
Stadium IVc M1

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Diagnostiktoggle arrow icon

Therapietoggle arrow icon

  • Operative Tumorresektion: Meist transoraler oder transfazialer Zugang
    • Subtotale/totale Ablatio nasi
    • Maxillektomie
      • Partiell: Eine Kieferhöhlenwand wird belassen
      • Total
      • Radikal: Totale Maxillektomie mit Erweiterung, z.B. als Exenteratio orbitae
    • Radikale Nasennebenhöhlen-Ausräumung
    • Ggf. kraniofaziale Chirurgie
    • Elektive Neck Dissection empfohlen bei fortgeschrittenem T-Stadium
  • Rekonstruktion
    • Sofortrekonstruktion bei Duraresektion mittels Defektdeckung
    • Obturatorprothese nach Maxillektomie
    • Anbringung eines Epithesenankers
    • Freies (osteo‑)myokutanes Transplantat oder gefäßgestielter, myokutaner Latissimus-dorsi-Lappen
  • Radiotherapie
  • Chemotherapie nur palliativ

Nachsorgetoggle arrow icon

  • Klinische Befundkontrolle durch Endoskopie, MRT und CT
    • 3 Monate nach Therapieende, dann alle 6 Monate
    • Untersuchungsintervalle nach 2 Jahren verlängern
  • Zahnärztliche Kontrollen
  • Schleimhautpflege

Prognosetoggle arrow icon

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

C30.-: Bösartige Neubildung der Nasenhöhle und des Mittelohres

C31.-: Bösartige Neubildung der Nasennebenhöhlen

D14.-: Gutartige Neubildung des Mittelohres und des Atmungssystems

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Klöppel et al. (Hrsg.): Pathologie: Kopf-Hals-Region, Weichgewebstumoren, Haut. 3. Auflage Springer 2008, ISBN: 978-3-540-72884-9.
  2. Strutz et al.: Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. 2. Auflage Thieme 2009, ISBN: 978-3-131-16972-3.
  3. Reiß: Facharztwissen HNO-Heilkunde: Differenzierte Diagnostik und Therapie. 1. Auflage Springer 2009, ISBN: 978-3-540-89440-7.
  4. Wittekind: TNM - Klassifikation maligner Tumoren. 8. Auflage VCH 2017, ISBN: 978-3-527-34280-8.
  5. Merkblatt Kinderunfälle U4 + U5.Stand: 6. Dezember 2011. Abgerufen am: 28. August 2020.
  6. Elgart, Faden:Sinonasal Squamous Cell Carcinoma: Etiology, Pathogenesis, and the Role of Human Papilloma VirusIn: Current Otorhinolaryngology Reports. Band: 8, Nummer: 2, 2020, doi: 10.1007/s40136-020-00279-6 . | Open in Read by QxMD p. 111-119.
  7. Boenninghaus, Lenarz: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. 13. Auflage Springer 2007, ISBN: 978-3-540-48721-0.

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