Abstract
Die akute Bronchitis bezeichnet eine durch verschiedene exogene Reize verursachte Entzündung der Bronchialschleimhaut. Sie ist überwiegend viraler Genese, betrifft bevorzugt die großen Bronchien und tritt gehäuft gemeinsam mit Rhinitis, Laryngitis und Pharyngitis als "Erkältungskrankheit" auf. Husten, Fieber und eingeschränktes Allgemeinempfinden beschreiben dabei die Leitsymptome. Auskultatorisch sind mittel- bis grobblasige, nicht klingende Rasselgeräusche zu vernehmen. In der symptomatischen Behandlung stellt eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr die wichtigste Maßnahme dar, um die Verflüssigung des Bronchialsekrets (Sekretolyse) zu fördern. Die Erkrankung verläuft in der Regel selbstlimitierend. Kommt es aber zu einem erneuten Fieberanstieg, ist an eine bakterielle Sekundärinfektion zu denken und die Gabe eines Antibiotikums indiziert.
Eine meist Säuglinge betreffende und durch Respiratory-Syncytial-Viren (RSV) verursachte Unterform der Bronchitis stellt die Bronchiolitis dar. Diese kann mit hohem Fieber und starker Dyspnoe fulminant verlaufen und muss dann intensivmedizinisch behandelt werden. Für Säuglinge mit Risikofaktoren (z.B. chronische Lungenerkrankung) steht ein kurzwirksamer, monoklonaler Antikörper als passiver Impfstoff zur Verfügung.
Ätiologie
- Viral (90%): Vor allem Adeno-, Rhino-, Influenza- und Parainfluenzaviren
-
Bakteriell: Mykoplasmen, Chlamydien
- Bei bestehender Lungenkrankheit oder sekundärer Infektion: Pneumokokken, Haemophilus influenzae
Symptome/Klinik
- Inkubationszeit: Bei Viren etwa 2–7 Tage
-
Husten mit spärlichem, zähem Auswurf (weiß-glasig)
- Bei bakterieller Sekundärinfektion: Eitrig-gelber Auswurf
- Fieber
- Kopf- und Gliederschmerzen
Sonderform Bronchiolitis (RSV-Infektion)
- Definition: Bronchitis der Bronchiolen und kleinen Bronchien (unteren Atemwege)
- Epidemiologie: Häufige Erkrankung im Säuglings- und Kindesalter
- Ätiologie
- Insbesondere Säuglinge (Häufigkeitsgipfel im 3.–4. Lebensmonat) durch Respiratory-Syncytial-Viren (RS-Viren) in den Wintermonaten
- Seltene Erreger: Parainfluenza-, Adeno- und Rhinoviren
- Insbesondere Säuglinge (Häufigkeitsgipfel im 3.–4. Lebensmonat) durch Respiratory-Syncytial-Viren (RS-Viren) in den Wintermonaten
- Klinik
- Hohes Fieber
- Zeichen der Dyspnoe
- Verlängertes Exspirium, Husten
- Prophylaxe
- Für Säuglinge/Kleinkinder mit Risikofaktoren (z.B. Frühgeborene, Herz- oder Lungenerkrankungen) gibt es einen monoklonalen Antikörper (Palivizumab) als passiven Impfstoff. Dessen Wirkung hält nur wenige Wochen an.
- Diagnostik
- Therapie
- Stationäre Aufnahme mit Monitorkontrolle aufgrund einer Apnoegefahr
- Symptomatisch (Sauerstoff, β2-Mimetika, ggf. Adrenalin)
- Ggf. Glucocorticoide
- Ggf. Ribavirin inhalativ
Diagnostik
- Auskultation
- Mittel- bis grobblasige, nicht klingende Rasselgeräusche
- Bei Obstruktion: Brummen und Giemen (trockene Atemgeräusche)
- Blutuntersuchung
- CRP meist normal
-
Leukozyten
- Viral: -/↓
- Bakteriell: ↑
- Blutgasanalyse bei Dyspnoe
Therapie
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (wichtigste Maßnahme)
- Antitussiva, z.B. Dextromethorphan (Wick®), nur bei quälendem Hustenreiz
- Expektoranzien Für Dosierungen: siehe: Expektoranzien - Dosierungen
- Wirkmechanismen
- Sekretolytika (Ambroxol): Bewirkt die Sekretion eines weniger zähen Schleims
- Mukolytika (N-Acetylcystein, ACC®, NAC): Wirkt viskositätsmindernd am bereits sezernierten zähen Schleim
- Sekretomotorika: β2-Mimetika und Theophyllin führen zu einer stärkeren Ziliaraktivität, wodurch der Abtransport von Schleim gesteigert wird
- Präparate aus der Phytotherapie (z.B. Eukalyptusöl, Kiefernsprosse usw.)
- Indikation
- Bronchitis, Pneumonie: Kein Evidenznachweis
- N-Acetylcystein: Antidot bei Paracetamol-Intoxikation, Prophylaxe einer Kontrastmittel-Nephropathie
- Wirkmechanismen
Eine Antibiotikatherapie vermindert bei der unkomplizierten akuten Bronchitis Symptomatik und Krankheitsdauer nur minimal und kann Resistenzbildungen fördern!
Patienten mit unkomplizierten akuten oberen Atemwegsinfektionen inklusive Bronchitis sollen nicht mit Antibiotika behandelt werden. (DGIM - Klug entscheiden in der Infektiologie)
Komplikationen
- Bronchopneumonie
- Sekundärinfektion durch Bakterien
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Prognose
- In der Regel selbstlimitierend
- Bei älteren, geschwächten und/oder pulmonal vorerkrankten Patienten häufiger mit Komplikationen
Studientelegramme zum Thema
- Studientelegramm 40-2018-1/3: Procalcitonin-gesteuerte Antibiotikatherapie bei unteren Atemwegsinfekten
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Patienteninformationen
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2021
- J20.-: Akute Bronchitis
- Inklusive
- Bronchitis:
- Akut oder subakut (mit): Bronchospasmus, eitrig, fibrinös, membranös, obstruktiv, septisch, Tracheitis
- o.n.A. bei Patienten unter 15 Jahren
- Tracheobronchitis, akut
- Bronchitis:
- Exklusive: Bronchitis:
- J20.0: Akute Bronchitis durch Mycoplasma pneumoniae
- J20.1: Akute Bronchitis durch Haemophilus influenzae
- J20.2: Akute Bronchitis durch Streptokokken
- J20.3: Akute Bronchitis durch Coxsackieviren
- J20.4: Akute Bronchitis durch Parainfluenzaviren
- J20.5: Akute Bronchitis durch Respiratory-Syncytial-Viren [RS-Viren]
- J20.6: Akute Bronchitis durch Rhinoviren
- J20.7: Akute Bronchitis durch ECHO-Viren
- J20.8: Akute Bronchitis durch sonstige näher bezeichnete Erreger
- J20.9: Akute Bronchitis, nicht näher bezeichnet
- Inklusive
- J21.-: Akute Bronchiolitis
- Inklusive: Mit Bronchospasmus
- J21.0: Akute Bronchiolitis durch Respiratory-Syncytial-Viren [RS-Viren]
- J21.1: Akute Bronchiolitis durch humanes Metapneumovirus
- J21.8: Akute Bronchiolitis durch sonstige näher bezeichnete Erreger
- J21.9: Akute Bronchiolitis, nicht näher bezeichnet
- Bronchiolitis (akut)
- J22: Akute Infektion der unteren Atemwege, nicht näher bezeichnet
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2021, DIMDI.