Obstruktion bei Nasenseptumdeviation/Nasenmuschelhypertrophie
Definition
- Meist erworbene Behinderung der Nasenatmung durch Deviation des Septums und/oder Hypertrophie der Nasenmuscheln
Ätiologie
- Nasenseptumdeviation
-
Pränatal durch
- Wachstumsstörungen
- Ungünstige intrauterine Lage, die zu einem unphysiologischen Druck auf den Gesichtsschädel führt
-
Pränatal durch
- Nasenmuschelhypertrophie
- Akut
- Im Rahmen einer Infektion (Rhinitis acuta)
- Allergische Reaktion
- Chronisch
- Übermäßiger Gebrauch von abschwellenden Nasensprays (Rhinitis medicamentosa)
- Als Nebenwirkung bestimmter Medikamente, bspw. Antihypertensiva wie ACE-Hemmer oder östrogenhaltige Kontrazeptiva
- Hormonell (bspw. während der Schwangerschaft)
- Als Reaktion auf eine Nasenseptumdeviation
- Weitere Ursachen: Luftverschmutzung, Alkoholabusus
- Akut
Klinik
- Primär
- Behinderte Nasenatmung
- Verminderte Ventilation von Nase und Nasennebenhöhlen
- Sekundär
- Riechstörung
- Schnarchen
- Epistaxis
- Rezidivierende Nasennebenhöhlenentzündungen
- Kopfschmerzen
- Folgeerscheinungen aufgrund der vermehrten Mundatmung
- Chronische Pharyngitis
- Laryngitis
- Rezidivierende Bronchitiden
Diagnostik
- HNO-Status: Insb. vordere Rhinoskopie und Endoskopie von Nase und Nasopharynx
- Nasenscheidewand: Verformung im vorderen knorpeligen und/oder hinteren knöchernen Anteil
- Nasenmuschel: Hyperplasie der unteren Nasenmuschel, aerodynamisch relevant ist v.a. der hintere Anteil der Muschel
- Nasennebenhöhlen: Gelegentlich endoskopisch sichtbare Verlegung des oberen oder mittleren Nasengangs durch Eiter, Polypen
- Rhinomanometrie: Diagnostisches Mittel zur Messung des Luftstroms der Nase bzw. der objektiven nasalen Durchgängigkeit
- Olfaktometrie: Subjektive oder objektive Überprüfung des Riechvermögens
- Allergietestung: Prick-Test und CAP-Test
Therapie
- Grundsätzlich nur indiziert bei ausgeprägter Klinik (bzw. Leidensdruck des Patienten)
- Konservative Therapie: Je nach Ursache Nasenspray, Nasenpflaster , Nasensalbe oder Nasendusche
- Chirurgische Therapie
- Nasenseptumplastik: Zur Behandlung der Nasenseptumdeviation
- Conchotomie: Zur Behandlung der Nasenmuschelhypertrophie
Cerumen obturans
- Definition: Komplette Verlegung des äußeren Gehörgangs mit Cerumen
- Pathophysiologie
- Mangelnde oder unsachgemäße Ohrpflege (Wattestäbchen!) führt zur Pfropfbildung mit Gehörgangsverschluss (= Cerumen obturans)
- Tritt häufig nach dem Duschen oder Baden auf
- Klinik: Plötzliche Hörminderung → Schallleitungsschwerhörigkeit
- Therapie:
- Mechanische Entfernung durch ärztliches Personal (durch Warmwasser-Spülung oder instrumentell durch Kürette oder Häkchen)
- Falls mechanische Entfernung nicht möglich: Topische Anwendung auflösender Substanzen (z.B. Otowaxol®)
Hörgerätversorgung und Cochlea-Implantat
- Hörgerätversorgung
- Indikation
- Ab einer Hörminderung auf dem besser hörenden Ohr von ≥30 dB in dem Frequenzbereich von 0,5 und 4 kHz
- Diskriminationsverlust für Einsilber von ≥20% bei einer Sprachlautstärke von 65 dB
- Sind die Voraussetzungen gegeben und die Indikation gestellt, sollte bei einem Kind so schnell wie möglich die Versorgung mit einem Hörgerät erfolgen, um eine sprachliche Entwicklungsverzögerung zu verhindern
- Indikation
- Cochlea-Implantat
- Definition: Elektrische Hörprothese bei Ausfall des Innenohrs bei noch intaktem Hörnerv
- Voraussetzung: Hörnerv und Hörbahn intakt
- Indikation
- Es sollte (wenn möglich) eine beidseitige Cochlea-Implantat-Versorgung erfolgen
- Komplikationen: Z.B. Läsion des N. facialis (sehr selten)
- Für detaillierte Informationen siehe auch: Vorgehen bei Hörminderung
Dekompressionskrankheit
- Synonyme: Druckfallkrankheit, Taucherkrankheit, Caissonkrankheit
- Definition
- Zu schnelles Auftauchen aus zu großer Tiefe bzw. bei zu kurzen Sicherheitsstopps (Aufstiegspausen) → Risikofaktor: Übergewicht
- Ausperlen gelöster Gase (Stickstoff) im Gewebe und in Gefäßen (Gasembolie)
- Einteilung
-
Dekompressionskrankheit Typ I
- Typischerweise Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Juckreiz der Haut (Taucherflöhe)
-
Dekompressionskrankheit Typ II
- Gasblasen im Bereich des Gehirns, des Rückenmarks, dem Innenohr
- Mögliche Symptome: Plegien, Sprachstörungen, Hörminderung, Schwindel
- Therapie: Rekompression in einer Druckkammer
-
Dekompressionskrankheit Typ I
Barotrauma des Mittelohres
- Synonyme: Barootitis media, Aerootitis media
- Definition: Akute Mangelbelüftung (Unterdruck) des Mittelohrs bei schneller Erhöhung des Umgebungsdrucks
- Epidemiologie
- In jedem Alter
- Ca. 10% aller Taucher geben ein Barotrauma in der Vorgeschichte an!
- Ätiologie
- Tauchen (90% beim Abstieg, 10% beim Aufstieg)
- Flugzeuglandung
- Druckkammer
- Klinik
- Akutes Auftreten (z.B. beim Abtauchen)
- Druckgefühl, stechender Ohrenschmerz
- Hörminderung bis hin zur Taubheit
- Blutung aus dem Gehörgang
- Tinnitus, Schwindel
- Diagnostik
- Ohrmikroskopie: Hämatotympanon , selten Trommelfellruptur
- Tubenfunktionsprüfung: Luftdurchgängigkeit↓
- Hörprüfung (Stimmgabel, Audiogramm)
- Nachweis einer Schallleitungsstörung
- Ausschluss einer Schallempfindungsstörung aufgrund kochleärer Beteiligung
- Frenzel-Brille: Oft Reiznystagmus zum betroffenen Ohr
- Therapie
- Konservativ
- Abschwellende Nasentropfen , Valsalva-Manöver
- Bei rhinogenem Infekt: Antibiotische Therapie (z.B. Amoxicillin)
- Bei Innenohrbeteiligung: Evtl. rheologische Therapie mit HES und Behandlung mit Glucocorticoiden
- Operativ
- Indikation: Innenohrbeteiligung, Persistierender Unterdruck, Erguss, starker Schmerz
- Vorgehen: Parazentese & Einlage eines Paukenröhrchens
- Konservativ
- Differenzialdiagnosen
- Hämatotympanon nach Schädeltrauma oder Nasenbluten mit Nasentamponade
- Serotympanon
- Prognose
- Ohne Innenohrbeteiligung: Gut → Restitutio ad integrum
- Bei Innenohrbeteiligung: Persistierende Hörminderung, Schwindel, Tinnitus möglich
Gehörgangsatresie
- Definition: Angeborene oder erworbene (Entzündung, Trauma) Fehlbildung des äußeren Gehörgangs
- Klinik: Schallleitungsschwerhörigkeit (ein- oder beidseitig)
- Therapie
- Initial: Versorgung mit einem Knochenleitungshörgerät
- Im Verlauf: Knochenverankertes Hörgerät, später operative Gehörgangsrekonstruktion (ab dem 5. Lebensjahr)
Osteoarthropathie des Kiefergelenks (Kraniomandibuläre Dysfunktion)
- Ätiologie: Strukturelle, funktionelle und psychische Fehl- oder Überbelastung der Kiefergelenke
- Epidemiologie: Insbesondere Frauen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr
- Klinik
- Knacken oder Reiben der Kiefergelenke
- Eingeschränkte Kieferöffnung (gelegentlich schmerzhaft)
- Schmerzhaftigkeit der Kiefergelenke mit Ausstrahlung ins Ohr , den Kopf, den Nacken etc. → Fehldiagnosen sind häufig, da die ausstrahlenden Schmerzen das einzige Symptom sein können
Presbyakusis
- Definition: Altersbedingte Schwerhörigkeit durch Degenerationen des Corti-Organs
- Klinik
- Progrediente beidseitige Schwerhörigkeit insbesondere der hohen Töne → Mit betagten Personen kann ein geduldiges Sprechen mit tiefer Stimme hilfreich sein
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025
- H61.-: Sonstige Krankheiten des äußeren Ohres
- H61.2: Zeruminalpfropf
- Impaktiertes Zerumen
- H61.2: Zeruminalpfropf
- H69.-: Sonstige Krankheiten der Tuba auditiva
- H69.0: Erweiterte Tuba auditiva
- Klaffende Tube
- H69.8: Sonstige näher bezeichnete Krankheiten der Tuba auditiva
- H69.9: Krankheit der Tuba auditiva, nicht näher bezeichnet
- H69.0: Erweiterte Tuba auditiva
- H91.-: Sonstiger Hörverlust
- J34.-: Sonstige Krankheiten der Nase und der Nasennebenhöhlen
- J34.2: Nasenseptumdeviation
- Verbiegung oder Subluxation des Nasenseptums (erworben)
- J34.3: Hypertrophie der Nasenmuscheln
- J34.2: Nasenseptumdeviation
- T70.-: Schäden durch Luft- und Wasserdruck
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.
Meditricks
In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.
Cerumen obturans
Cochlea-Implantat
Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).