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Katarakt

Letzte Aktualisierung: 8.5.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Linse (Lens cristallina) stellt einen wichtigen Bestandteil des optischen Systems des Auges dar. Physiologischerweise ist sie klar, bikonvex geformt (Sammellinse) und elastisch. Gemeinsam mit der Hornhaut ist die Linse für die Lichtbrechung und Darstellung eines scharfen Bildes auf der Netzhaut verantwortlich. Durch Zug der Zonulafasern kann ihre Form und damit Brechkraft verändert werden. Diese Akkommodationsfähigkeit führt zu einer variablen Brechkraft zwischen ca. 21 dpt (Fernakkommodation) und 35 dpt (Nahakkommodation im jungen Alter) und gewährleistet ein scharfes Sehen in Nähe und Ferne (bei Emmetropie). [1]

Liegt eine Trübung der Linse (Katarakt) vor, kann das Licht nicht mehr ungehindert auf die Netzhaut fallen und es kommt somit zur Visusminderung. Meist handelt es sich hierbei um einen schleichenden Prozess, der auf eine degenerative Linsenveränderung im höheren Lebensalter zurückzuführen ist. Es kann jedoch beispielsweise auch im Rahmen von Bulbustraumata, Stoffwechselstörungen, Medikamentennebenwirkungen oder kongenitalen Infektionen zur Kataraktbildung kommen. Besteht eine deutliche Beeinträchtigung durch die Trübung, ist in der Regel eine Kataraktoperation mit Entfernung der getrübten Linse und Implantation einer Kunstlinse indiziert. Dies ist die am häufigsten durchgeführte Operation überhaupt und führt oft zu einer deutlichen Zunahme der Lebensqualität.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Katarakt: Alle Linsentrübungen mit Auswirkungen auf das Sehvermögen (insb. auf die Sehschärfe)
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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Sehr häufig, mit steigendem Lebensalter zunehmende Prävalenz [2][3][4]
    • 65–74 Jahre: Ca. 14% der Männer, ca. 24% der Frauen
    • ≥75 Jahre: Ca. 39% der Männer, ca. 46% der Frauen
  • In Deutschland: Ca. 600.000–800.000 OPs/Jahr [3]
  • Weltweit: Ca. 94 Millionen Sehbehinderungen oder (reversible) Erblindungen durch Katarakt [4]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

In den Industrienationen ist eine Katarakt am häufigsten senil bedingt! Andere Ursachen sind eher selten!

Einteilung nach Ursachen (Auswahl) [5][6]

Die erworbenen Katarakte machen >99% aus. Für die kongenitale Form siehe: Kongenitale Katarakt.

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Symptomatiktoggle arrow icon

Allgemeine Symptome

Die Symptome entstehen meist schleichend und hängen stark von Lokalisation und Ursache der Trübung ab. Typische Symptome können sein:

  • (Meist schleichende!) Sehverschlechterung, insb. Sehschärfenminderung (Visusminderung)
  • Zunahme des Blendungsempfindens
  • Verschlechterung des Kontrastsehens
  • Verschlechterung des Farbensehens
  • Monokulare Doppelbilder
  • Zunehmende Myopie [8]
  • Astigmatismus (bei Rinden-, subkapsulärer posteriorer oder nukleärer Katarakt)
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Verlaufs- und Sonderformentoggle arrow icon

Reifestadien der senilen Katarakt

  • Cataracta incipiens: Beginnende Katarakt, meist noch voller Visus
  • Cataracta immatura: Fortgeschrittene Katarakt, Visus herabgesetzt, meist OP-Indikation
  • Cataracta provecta: Fortgeschrittene Katarakt, meist OP-Indikation
  • Cataracta matura/hypermatura: Endstadium, Visus auf Lichtwahrnehmungen herabgesetzt, OP-Indikation
  • Cataracta intumescens: Schwellung der Linse durch Wassereinlagerung, dringliche OP-Indikation bei Gefahr eines phakolytischen Glaukoms

Einteilung nach Morphologie

Häufig liegen Mischformen vor.

  • Cataracta corticalis (Rindenkatarakt, häufigste Form): Trübung der Linsenrinde
  • Cataracta nuclearis (Kernkatarakt): Trübung des Linsenkerns
  • Cataracta subcapsularis (subkapsulär posterior oder anterior; hintere oder vordere Schalentrübung): Trübung entweder angrenzend an die vordere oder hintere Linsenkapsel
  • Cataracta traumatica: Vordere oder hintere Kontusionsrosette

Kongenitale Katarakt [9]

Epidemiologie

  • Ca. 1/200 Kindern: Angeborene Linsentrübung, meist jedoch optisch nicht relevant
  • Ca. 1/3.000 Kindern: Optisch relevante Linsentrübung
  • Prävalenz (Europa): Ca. 3,4/10.000

Ätiologie

Symptome

Kongenitale Katarakte zeigen i.d.R. andere Symptome als erworbene Katarakte. Folgende Symptome sind möglich (nicht obligat!):

Diagnostik

Therapie [9]

  • Obligat operativ in Vollnarkose (Lentektomie und Entfernung der hinteren Linsenkapsel sowie ggf. vordere Vitrektomie )
  • Festlegung des Operationszeitpunktes individuell, abhängig von Ein- oder Beidseitigkeit und von der Dichte der Trübung
    • Einseitige Katarakt: Innerhalb der ersten 4–6 Lebenswochen
    • Bilaterale Katarakt: Innerhalb der ersten ca. 6–8 Lebenswochen
  • Das Einsetzen einer Intraokularlinse erfolgt etwa ab dem 2. Lebensjahr, vorher wird das Auge zunächst linsenlos belassen (Aphakie)
  • Postoperative Versorgung mit Kontaktlinsen zur bestmöglichen optischen Rehabilitation, wenn keine Intraokularlinse eingesetzt wurde
  • Intensive Nachbetreuung, ggf. Okklusionstherapie

Komplikationen

  • Nachstar (daher primäre intraoperative Entfernung der hinteren Linsenkapsel sowie ggf. vordere Vitrektomie, dennoch weiterhin erhöhtes Risiko)
  • Glaukom (sog. Aphakieglaukom; je früher der OP-Zeitpunkt, desto höher das Risiko)
  • Amblyopie

Der Zeitpunkt der OP bei einer kongenitalen Katarakt muss individuell festgelegt werden, abhängig von der Ausprägung der Erkrankung sowie davon, ob sie einseitig oder beidseitig vorliegt. Dabei gilt es, die Risiken der Amblyopie und die Gefahr eines Aphakieglaukoms gegeneinander abzuwägen. Eine ausgeprägte, unilaterale Katarakt erfordert i.d.R. eine frühere OP, um eine Amblyopie zu vermeiden, während bei einer schwach ausgeprägten, bilateralen Katarakt der Eingriff ggf. später erfolgen kann.

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Diagnostiktoggle arrow icon

  • Anamnese
    • Dauer, Art und Dynamik der Beschwerden
    • Vorausgehende Augenoperationen, Entzündungen, Traumata
    • Medikation (systemisch und topisch)
  • Visusprüfung, ggf. im Gegenlicht
  • Untersuchung an der Spaltlampe: Untersuchung der brechenden Medien und des Augenhintergrundes, ggf. in medikamentös induzierter Mydriasis
    • Befund: Grau-gelblich-bräunliche Trübung, je nach Lokalisation (Kern, Rinde, subkapsulär) und Ursache der Katarakt
  • Ggf. Untersuchung im regredienten Licht (Trübungen erscheinen dunkel)
  • Besonderheiten bei der Cataracta traumatica
    • Bei Bulbusprellung: Rosettenförmige Linsentrübung (Kontusionskatarakt)
    • Bei perforierenden Linsenverletzungen: Häufig schnelle Kataraktentwicklung bis zur Cataracta intumescens

Zum Vergleich: Normalbefund

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Therapietoggle arrow icon

Konservative Therapie

  • Keine medikamentöse oder konservative Therapiemöglichkeit bekannt
  • Ausnahme: Katarakt bei Galaktosämie → Katarakt durch galactosefreie Diät reversibel

Operative Therapie [5]

Indikationen

Operationstechniken

  • Extrakapsuläre Kataraktextraktion (ECCE, heute Methode der Wahl)
    • Eröffnung der vorderen Linsenkapsel → Entfernung des Kerns durch Phakoemulsifikation → Entfernung der Linsenrinde unter Bestehenbleiben der restlichen Kapsel und Implantation einer Hinterkammerlinse
  • Intrakapsulär (ICCE, ehemals Methode der Wahl)
  • Wahl der Intraokularlinse und Zielrefraktion [5]
    • Monofokale Intraokularlinse
      • Eine einzige definierte Brechkraft und hohe Abbildungsqualität
      • Jegliche Dioptrieneinstellungen sind möglich: I.d.R. Einstellung (Zielrefraktion) auf die Ferne (0 Dioptrien, Emmetropie) oder auf die Nähe (je nach Situation z.B. zwischen -2 Dioptrien und -3 Dioptrien, Myopie)
    • Multifokale Intraokularlinse
      • Mehrere verschiedene Brechkräfte für scharfes Sehen in der Ferne und Nähe
      • Abbildungsqualität geringer als bei der monofokalen Intraokularlinse
      • Vermehrtes Auftreten von Blendungsphänomenen
    • EDOF-Linse (Extended Depth of Focus)
      • Kompromiss zwischen beiden oben genannten Linsen
      • Abbildungsqualität und Blendungsphänomene liegen jeweils zwischen den beiden o.g. Linsen
      • Verbesserte Sehfähigkeit im mittleren Nahbereich durch erhöhte Tiefenschärfe
      • I.d.R. zusätzliche Lesebrille benötigt (schwächer als bei monofokaler Intraokularlinse)
    • Torische Intraokularlinse
    • Monovision

Komplikationen

Zum Vergleich: Normalbefunde

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • H25.-: Cataracta senilis
    • Exklusive: Kapsuläres Glaukom mit Pseudoexfoliation der Linsen (H40.1)
    • H25.0: Cataracta senilis incipiens
      • Cataracta senilis: coronaria, corticalis, punctata
      • Senile subkapsuläre Katarakt (anterior) (posterior), Wasserspalten-Speichen-Katarakt
    • H25.1: Cataracta nuclearis senilis
      • Cataracta brunescens, Linsenkernsklerose
    • H25.2: Cataracta senilis, Morgagni-Typ
      • Cataracta senilis hypermatura
    • H25.8: Sonstige senile Kataraktformen
      • Kombinierte Formen der senilen Katarakt
    • H25.9: Senile Katarakt, nicht näher bezeichnet
  • H26.-: Sonstige Kataraktformen
    • Exklusive: Cataracta congenita (Q12.0)
    • H26.0: Infantile, juvenile und präsenile Katarakt
    • H26.1: Cataracta traumatica
    • H26.2: Cataracta complicata
      • Glaukomflecken (subkapsulär), Katarakt bei chronischer Iridozyklitis, Katarakt infolge anderer Augenkrankheiten
    • H26.3: Arzneimittelinduzierte Katarakt
    • H26.4: Cataracta secundaria
    • H26.8: Sonstige näher bezeichnete Kataraktformen
    • H26.9: Katarakt, nicht näher bezeichnet
  • H28.-*: Katarakt und sonstige Affektionen der Linse bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
    • H28.0*: Diabetische Katarakt (E10-E14, vierte Stelle .3†)
    • H28.1*: Katarakt bei sonstigen endokrinen, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten
    • H28.2*: Katarakt bei sonstigen anderenorts klassifizierten Krankheiten
      • Cataracta myotonica (G71.1†)
    • H28.8*: Sonstige Affektionen der Linse bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
  • Q12.-: Angeborene Fehlbildungen der Linse
    • Q12.0: Cataracta congenita

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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