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Aseptische Femurkopfnekrose im Erwachsenenalter

Letzte Aktualisierung: 14.8.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die aseptische Femurkopfnekrose des Erwachsenen (FKN) ist im Gegensatz zur idiopathischen Hüftkopfnekrose des Kindes (Morbus Perthes) sowie vielen Osteonekrosen nicht mit einem Eigennamen bedacht, obwohl sie die häufigste Lokalisation ist. Sie kann idiopathisch oder traumatisch auftreten, wobei angenommen wird, dass zum einen eine ischämische Minderversorgung des Hüftkopfes ursächlich ist und sie zum anderen durch verschiedene Risikofaktoren wie Alkoholismus oder Behandlung mit Glucocorticoiden/Zytostatika beeinflusst werden kann. In etwa der Hälfte der Fälle sind beide Hüftköpfe betroffen. Klinisch beklagen die Patient:innen belastungsabhängige Schmerzen in der Leiste, die in das Kniegelenk ausstrahlen können. Diagnostisch wegweisend ist eine MRT, anhand der eine stadiengerechte Behandlung eingeleitet werden kann. Eine kausale Therapie existiert nicht. Ohne eine interventionelle oder operative Behandlung kommt es im weiteren Verlauf fast immer zu einer Koxarthrose.

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Inzidenz: 5.000–7.000/Jahr
  • Häufigkeitsgipfel: 30–50 Jahre [3]
  • Geschlechterverhältnis: >
  • Bilaterales Auftreten: In 40–70% der Fälle, oft zeitversetzt

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Traumatische Femurkopfnekrose

Idiopathische Femurkopfnekrose

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Pathophysiologietoggle arrow icon

  • Multifaktoriell: Diverse auslösende Faktoren (siehe: Ätiologie - Aseptische Femurkopfnekrose im Erwachsenenalter)
  • Prinzipielle Unterscheidung zweier Pathomechanismen [6][7][8][9]
    1. Lokale Minderperfusion (Hypoxie) → Oxidativer Stress, Entzündungsreaktion → Aktivierung von Osteoklasten, Reduktion von Reparaturmechanismen
    2. Toxische Einflüsse auf Osteoblasten und Osteozyten Apoptose
  • Resultat: Zusammenspiel verschiedener molekularer Wirkmechanismen → Femurkopfnekrose
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Klassifikationtoggle arrow icon

ARCO-Klassifikation (Association Research Circulation Osseous)

Stadieneinteilung der Femurkopfnekrose der ARCO [1][10][11][12]
Stadium Befund (siehe auch: Diagnostik der aseptischen Femurkopfnekrose im Erwachsenenalter) Subklassifikation
0
  • Normalbefund im konventionellen Röntgenbild, des MRT und der Szintigrafie
  • –-
1 (Reversibles Frühstadium)
  • Konventionelles Röntgenbild und CT: Normalbefund
  • MRT oder Szintigrafie: (Unspezifischer) pathologischer Befund
  • Lokalisierung
    • Medial
    • Zentral
    • Lateral
  • Ausdehnung der Nekrose
    • A: Klein (<15%)
    • B: Mittel (15–30%)
    • C: Groß (>30%)
2 (Irreversibles Frühstadium)
  • Konventionelles Röntgenbild oder CT
    • Strukturveränderungen
    • Femurkopfkontur normal
    • Gelenkspalt normal weit
  • MRT: Nekrosetypischer Befund
3 (Übergangsstadium)
  • Ausmaß der Kopfabflachung
    • Stadium 3A: ≤2 mm
    • Stadium 3B: >2 mm
4 (Spätstadium)
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Symptomatiktoggle arrow icon

  • Zu Beginn: Keine spezifischen Symptome! [5][13]
  • Im weiteren Verlauf
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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese

  • Vorgeschichte
    • Vorerkrankungen inkl. Medikamenteneinnahme
    • Genussmittelanamnese
    • Trauma oder sportliche Betätigung
  • Beschwerden
    • Beginn und Verlauf
    • Lokalisation und Ausstrahlung
    • Provokation

Körperliche Untersuchung

Bildgebung

  • Indikation: Klinischer V.a. Femurkopfnekrose
    • Unklare Hüftschmerzen >6 Wochen
    • Ggf. vorliegende Risikofaktoren
    • Passende klinische Symptomatik, bspw. Bewegungseinschränkung oder Funktionseinschränkung
  • Diagnostischer Algorithmus
Auswahl bildgebender Verfahren zur Diagnose einer Femurkopfnekrose [14][15][16][17][18]
Verfahren Typische Indikation Aufnahmetechnik Möglicher Befund Bemerkungen
Konventionelle Röntgenaufnahme
  • Ausgangsuntersuchung
  • Ausschluss von Differenzialdiagnosen
  • Normaler Befund schließt Femurkopfnekrose nicht aus!
MRT
  • Mind. 1,5-T-MRT , Schichtdicke ≤2 mm
  • Gesamtes Becken in koronarer und axialer Schnittführung
  • Betroffene Hüfte in schräg-koronarer, sagittaler und schräg-sagittaler Schnittführung
  • Ggf. mit Kontrastmittel
  • Hohe Sensitivität und Spezifität
  • Früher Nachweis einer Femurkopfnekrose möglich
  • Darstellung knöcherner Strukturen ggf. nicht ausreichend
  • Differenzialdiagnostische Abgrenzung zum transitorischen Knochenmarködem möglich
CT
  • Subchondrale Fraktur: „crescent sign“
  • Knöcherne Veränderungen
Szintigrafie
  • Keine Standarddiagnostik
  • Bei Kontraindikation für MRT
  • Spezifische Fragestellung, bspw. multilokulärer Befall bei Glucocorticoiden
  • Früher Nachweis einer Femurkopfnekrose möglich
  • Hohe Sensitivität, geringe Spezifität
  • Keine Quantifizierung des Ausmaßes möglich

In einem frühen Stadium ist eine Diagnosestellung mit einer MRT möglich!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Therapieprinzipien

  • Allgemein
    • Bisher keine kausale Therapie bekannt
    • Ausschalten bzw. Reduktion der osteonekroseinduzierenden Noxen (falls möglich)
  • Vorgehen insb. abhängig vom ARCO-Stadium und individuellen Parametern

Die alleinige konservative Therapie kann das Fortschreiten der Femurkopfnekrose nicht aufhalten! [1][20]

Konservative Therapie [21][22]

  • Indikation
    • Begleitend zur interventionellen Therapie
    • Interventionelle Therapie nicht möglich
  • Ziele
    • Linderung der Symptome
    • Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen
    • Funktionsverbesserung

Durchführung

  • Pharmakologische Behandlung
  • Physikalische Behandlung: Krankengymnastik, Entlastung
    • Begleitend zur pharmakologischen Therapie
    • Ggf. nach interventioneller und operativer Therapie notwendig
  • Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT): Aktuell keine alleinige Therapieempfehlung
  • Hyperbare Oxygenierung: Aktuell keine alleinige Therapieempfehlung
  • Gepulste elektromagnetische Felder: Aktuell keine alleinige Therapieempfehlung

Operative Therapie [22][23]

  • Indikation: ARCO-Stadium 1–4
  • Ziele
    • Gelenkerhalt insb. bei jüngeren Betroffenen bis zu Stadium 3 möglich
    • Reduktion der Schmerzen
    • Wiederherstellung der Funktion

Gelenkerhaltende Verfahren

  • Indikation: ARCO-Stadium 1–3
  • Kontraindikation, bspw.
  • OP-Methode
    • Entlastungsbohrung („core decompression“) [24]
    • Modifizierte „advanced core decompression“ [25]
      • Typische Indikation: ARCO-Stadium 1–2
      • Prinzip: Versuch des vollständigen Ausräumens der Nekrose und Wiederauffüllung mit autologem Knochen oder Knochenersatzstoff
    • Umstellungsosteotomie [26]
      • Typische Indikation: ARCO-Stadium 1–3A mit lokalisierter Nekrosezone
      • Prinzip: Verlagerung der Nekrosezone aus der gewichtstragenden Belastungszone
    • Hüftarthroskopie plus „advanced core decompression“
      • Typische Indikation: ARCO-Stadium 1–3 insb. bei V.a. Begleitpathologie, bspw. FAIS
      • Prinzip: Evaluation der Knorpeloberfläche, Behandlung von Begleitpathologien und (modifizierte) Entlastungsbohrung
    • Osteochondraler Allograft: Aktuell keine Therapieempfehlung

Gelenkersetzende Verfahren

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Prognosetoggle arrow icon

  • Prognostische Faktoren
  • Prognose ohne Behandlung: Fortschreiten mit Kollaps des Femurkopfes [23]
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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