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Koxarthrose

Letzte Aktualisierung: 6.11.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Mit der steigenden Lebenserwartung der Menschen in westlichen Ländern nimmt die Anzahl der Personen mit Arthrose im Hüftgelenk stetig zu. In der frühen Phase der Erkrankung spürt die Person Schmerzen bei Bewegungsbeginn sowie bei langanhaltender und starker Belastung, während es im späteren Verlauf der Erkrankung auch in Ruhe oder in der Nacht zu quälenden Schmerzen kommt. Falls die Anpassung des Lebensstils (dosierte Belastung, ggf. Gewichtsabnahme) sowie physikalische Maßnahmen keinen Erfolg bringen, wird eine Schmerztherapie nach WHO-Stufenschema begonnen. Der Leidensdruck der Betroffenen bestimmt, wann eine operative Therapie und ggf. ein Gelenkersatz zu erwägen ist.

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Definitiontoggle arrow icon

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Häufige Erkrankung des Erwachsenen
    • I.d.R. des älteren Menschen (≥50 Jahre) oder posttraumatisch
    • Geschlecht: >
  • Prävalenz mit zunehmendem Alter steigend [1]
    • Radiologische Zeichen einer Koxarthrose: 10–20% der europäischen Bevölkerung [2]
    • Klinische und radiologische Zeichen einer Koxarthrose: 3–6% der europäischen Bevölkerung [3]
  • Inzidenz: 240 Neuerkrankungen/100.000/Jahr [4]
    • 1% aller über 70-Jährigen
  • Implantation einer Totalendoprothese [5]
    • Routineeingriff: Gehört zu den 20 häufigsten operativen Eingriffen in deutschen Krankenhäusern
    • Ca. 150/100.000/Jahr

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Primärarthrose: Idiopathisch

  • Idiopathische Genese
  • Prädispositionsfaktoren
    • Weibliches Geschlecht
    • BMI >25
    • Höheres Lebensalter

Sekundärarthrose

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Klassifikationtoggle arrow icon

Allgemeine radiologische Klassifikation der Arthrose

Klassifikation der Osteoarthrose des American College of Rheumatology [6][7]

Klassifikation der Koxarthrose des ACR
Klinisch Klinisch und radiologisch

Oder

  • Hüftschmerz
  • Mind. 2 Kriterien
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Symptomatiktoggle arrow icon

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Vorgehen in der Notaufnahmetoggle arrow icon

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese

  • Schmerz
    • Akute Schmerzepisode vs. chronischer Schmerz
    • Belastungs- und Bewegungsschmerz
    • Morgensteifigkeit und Anlaufschmerz
    • Ruhe- und Nachtschmerz
  • Bewegungs- und Funktionseinschränkung: Schmerzfreie Gehstrecke/-dauer
  • Sozialanamnese
    • Freizeitverhalten und ausgeübte Sportarten: Fehlbelastungen im Alltag
    • Berufliche Tätigkeit (sitzend, kniend)
  • Medizinische Vorgeschichte
    • Vorerkrankungen: Metabolische/systemische Komorbiditäten und weitere Risikofaktoren für Arthrose
    • Unfälle und Traumata
    • Operative Gelenkeingriffe, insb. Gelenkersatz an anderen Gelenken

Körperliche Untersuchung

Röntgen

Fakultative Diagnostik

  • Sonografie, ggf. Gelenkpunktion
    • Bei Schwellung mit V.a. Bursitis, intraartikulärem Erguss
    • Bei Diskrepanz zwischen bisheriger Bildgebung und Klinik oder unklarem Röntgenbefund
  • Labordiagnostik (Serologie): Bei V.a. einen Infekt
  • MRT
    • Bei Diskrepanz zwischen bisheriger Bildgebung und Klinik
    • Bei ausbleibender Beschwerdelinderung unter Standardtherapie
    • Bei geplantem gelenkerhaltendem Therapieansatz empfohlen
  • CT
    • Zum Ausschluss posttraumatischer Knochendefekte
    • Bei Diskrepanz zwischen bisheriger Bildgebung und Klinik
    • Bei ausbleibender Beschwerdelinderung unter Standardtherapie
  • Diagnostische Infiltration mit Lokalanästhesie: Zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Die Therapie der Koxarthrose wird in einen konservativen und einen operativen Therapiezweig unterteilt. Generell versucht man alle konservativen Therapieoptionen auszuschöpfen, bevor eine operative Therapie eingeleitet wird. Im Folgenden findet sich eine Übersicht der einzelnen Therapiemöglichkeiten, welche später detailliert erklärt werden.

Konservative Therapie

Operative Therapie

Gelenkerhalt

Gelenkersatz

  • Allgemeine Indikationen zum Gelenkersatz
    • Schmerz für mind. 3–6 Monate und Nachweis eines Strukturschadens (Arthrose, Osteonekrose)
    • Versagen konservativer Therapiemaßnahmen
    • Subjektiver Leidensdruck und Einschränkung der Lebensqualität
    • Starke traumatische Gelenkdestruktion und gelenknahe Fraktur
  • Hemiprothesen: Duokopfprothese
    • Indikation: Isolierte Schädigung des proximalen Femurs bei alten Patienten
    • Beschreibung: Prothetischer Ersatz des Femurkopfes durch eine bipolare Schaftprothese mit kleinem Gelenkkopf, auf die ein größerer, beweglicher Prothesenkopf aufgesetzt wird
  • Totalendoprothesen (TEP): Hüft-TEP
  • Arthrodese
    • Indikation: Sehr weit fortgeschrittene Gelenkdestruktion, bei der ein prothetischer Ersatz nicht mehr möglich ist (Ultima Ratio)
    • Beschreibung: Operative Gelenkversteifung

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Konservative Therapietoggle arrow icon

Die konservative Therapie der Gon- und Koxarthrose ist eine rein symptomatische Therapie, d.h. die Beschwerden sollen gelindert werden. Im Rahmen begleitender sekundärprophylaktischer Maßnahmen kann eine Progression der Arthrose reduziert bzw. verlangsamt werden.

Nicht-medikamentös

Medikamentös

Die medikamentöse Therapie richtet sich nach dem WHO-Stufenschema. Unterschieden werden zusätzlich noch SYRADOA , also Medikamente wie NSAR und Opioide, die eine schnelle Schmerzlinderung bewirken, und SYSADOA , Medikamente, die nur langsam ihre Wirkung entfalten, dafür aber über mehrere Monate wirken.

SYRADOA: Symptomatic Rapid Acting Drugs for Osteoarthritis

  1. Topisch applizierte NSAR: Bspw. Diclofenac-Salbe (insb. bei Patienten ≥75 Jahren indiziert)
  2. Orale NSAR : Kurzzeitig in der niedrigsten wirksamen Dosierung
  3. Orale Opioide : Kurzzeitig in der niedrigsten wirksamen Dosis

SYSADOA: Symptomatic Slow Acting Drugs for Osteoarthritis

  • Glukosamin oral: Regeneration der Knorpelstruktur und des Knorpelstoffwechsels [9]
  • Hyaluronsäure intraartikulär: Einsatz zur Schmerzlinderung bei Kontraindikation oder unzureichendem Effekt von NSAR
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Operative Therapietoggle arrow icon

Gelenkerhalt [10][11]

Hüftarthroskopie [11]

  • Indikation
  • Therapieziel
    • Schmerzreduktion
    • Gelenkerhalt
    • Verbesserung der Gelenkfunktion
  • Vorbereitung
    • Bildwandler und Arthroskopieturm
    • Lagerung auf einem Extensionstisch in Seiten- oder Rückenlage
  • Verfahren

Gelenkersatz

Ziel

  • Erhalt des natürlichen Drehzentrums
  • Freie Beweglichkeit ohne Anschlag (Impingement)
  • Keine Luxation im physiologischen Bewegungssektor

Indikation

Kontraindikation

Vorbereitung

Verfahren: Hüftgelenkprothesen

Für detailliertere Informationen siehe auch: Endoprothetik des Hüftgelenks

Nachsorge

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AMBOSS-Pflegewissen: Hüft-TEPtoggle arrow icon

Spezielle präoperative Pflege

Siehe AMBOSS-Pflegewissen: Präoperative Pflege

Spezielle postoperative Pflege

Für weitere Informationen siehe

Beobachten/Überwachen

  • Regelmäßiges Basismonitoring: Größerer intra- und postoperativer Blutverlust möglich
  • Drainagen: Auf Lage und ggf. Sog der Drainage sowie Menge, Farbe und Beimengungen des Sekrets achten
  • Flüssigkeitsbilanzierung: Nach ärztlicher Anordnung

Mobilisation/Positionierung

Nach der OP besteht das Risiko einer (Sub‑)Luxation der Endoprothese, daher gilt es, bei der Lagerung und Mobilisierung der Betroffenen bestimmte Bewegungen und Positionen zu vermeiden.

  • Erstmobilisation: Nach ärztlicher Anordnung
    • Häufig bereits am OP-Tag
    • Nach Röntgenkontrolle der Gelenkprothese
    • Mit Begleitung
    • Mit Unterstützung, bspw. Unterarmgehstützen, Gehbock oder Rollator
    • Individuelle Belastung des operierten Beines
    • Falls keine ärztlichen Angaben vorliegen: Mobilisierung ohne Belastung des operierten Beines!
    • Ablauf der Mobilisation
      • Aufstehen über die Bettseite des operierten Beines
      • Hochstellen des Kopfteils des Bettes um bis zu 45°: Hüfte darf nicht um ≥90° gebeugt werden.
      • Anstellen des nicht-operierten Beines
      • Unterstützen des operierten Beines durch die Pflegekraft mit einer Hand am Sprunggelenk und einer Hand in der Kniekehle
      • Patient:in mobilisiert sich mithilfe der Triangel am Bettaufrichter/-galgen und über Abdrücken mit dem gesunden Bein an die Bettkante der operierten Seite
      • Mobilisierung des operierten Beines nur durch die Pflegekraft: Bein darf weder nach außen noch nach innen rotiert werden, eine leichte Abduktionsstellung ist vorteilhaft
      • Pflegekraft führt das Bein bis über die Bettkante
      • Auch im Sitzen an der Bettkante darf die Hüfte nicht um ≥90° gebeugt werden
      • Hilfsmittel (Gehstützen, Gehbock) bereitstellen
      • Aufstehen mit Hilfsmitteln durch Belastung des nicht-operierten Beines
      • Bei Bedarf: Mobilisation mithilfe einer zweiten Pflegekraft, die von der anderen Seite den Oberkörper unterstützt
  • Positionierung
    • Das operierte Bein in den ersten postoperativen Tagen in einer Schiene lagern, insb. zum Schlafen
      • CAVE: Kontrakturgefahr!
    • Im weiteren Verlauf zum Schlafen ein großes Kissen zwischen die Beine legen
    • Bei liegender Drainage keine Lagerung auf der operierten Seite
  • Zu vermeidende Bewegungen des operierten Beines
    • Add- und Abduktion
    • Innen- und Außenrotation
    • Beugung der Hüfte ≥90°
      • Hilfsmittel zur Vermeidung einer Hüftbeugung ≥90°
        • Toilettensitzerhöhung
        • Keilkissen
        • Greifzange mit langem Griff
        • Schuhanzieher mit langem Griff

Körperpflege/Prophylaxen

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Nachsorgetoggle arrow icon

Nachbehandlungsempfehlung bei Hüftendoprothese [12]

Zeit Behandlungsziel Maßnahmen
OP-Tag
  • Vermeidung von Komplikationen
≥1.Tag
  • Aktivierung des Patienten
  • Schwellungsreduktion
≤2. Tag
  • Verbandswechsel
  • Entfernung der Drainagesysteme
≤3. Tag
  • Kontrolle des OP-Ergebnisses
  • Röntgenkontrolle
≤2. Woche
  • Ausweitung der Aktivierung des Patienten
  • Vorbereitung der Entlassung
  • Aktives Bewegen der unteren Extremität
  • Ausweitung des täglichen Trainings
  • Antragstellung und Einleitung einer Rehabilitationsmaßnahme
  • Abklärung der „Activities of Daily Life“ mit entsprechender Verordnung von Heil- und Hilfsmitteln

≤6. Woche

  • Erreichen eines physiologischen Bewegungsverhaltens
  • Gangschule unter Entwöhnung der Gehhilfen
  • Muskelaufbau- und Ausdauertraining
  • Koordinations- und Gleichgewichtstraining zur Sturzprävention
  • Training der „Activities of Daily Life“
≤12. Woche
  • Bewegung und Belastung unter Alltagsbedingungen
  • Erreichen der Arbeitsfähigkeit bei leichten Tätigkeiten
  • Erkennen von Störungen im Heilverlauf und Einleiten geeigneter Maßnahmen
  • Erweiterte Gangschule auf unebenem Gelände oder Gehparcours
  • Vollbelastung unter Alltagsbedingungen
  • Übergang zur Trainingsstabilität : Muskelaufbautraining unter Einsatz von Geräten
≤16. Woche
  • Teilhabe: Wiedereingliederung in Alltag, Gesellschaft und Beruf
  • Erreichen der Arbeitsfähigkeit bei mittelschweren bis schweren Tätigkeiten
  • Funktionstraining, Rehasport und -nachsorge
  • Ggf. Belastungserprobung oder Arbeitstherapie
≥4. Monat
  • Erreichen der Sportfähigkeit
≥7. Monat
  • Erreichen der Sportfähigkeit
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Komplikationentoggle arrow icon

Akutkomplikationen bei operativer Therapie der Koxarthrose

Spätkomplikationen bei operativer Therapie der Koxarthrose

Myositis ossificans

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Prognosetoggle arrow icon

  • Generell: Chronisch-progrediente Erkrankung ohne Heilungschancen
  • Umstellungsosteotomie: Bei ⅓ der Patienten nach 10 Jahren Revision notwendig
  • Hüft-TEP-Standzeit: Ca. 15 Jahre
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Patienteninformationentoggle arrow icon

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

  • M16.-: Koxarthrose [Arthrose des Hüftgelenkes]
    • M16.0: Primäre Koxarthrose, beidseitig
    • M16.1: Sonstige primäre Koxarthrose
      • Primäre Koxarthrose: einseitig, o.n.A.
    • M16.2: Koxarthrose als Folge einer Dysplasie, beidseitig
    • M16.3: Sonstige dysplastische Koxarthrose
      • Dysplastische Koxarthrose: einseitig, o.n.A.
    • M16.4: Posttraumatische Koxarthrose, beidseitig
    • M16.5: Sonstige posttraumatische Koxarthrose
      • Posttraumatische Koxarthrose: einseitig, o.n.A.
    • M16.6: Sonstige sekundäre Koxarthrose, beidseitig
    • M16.7: Sonstige sekundäre Koxarthrose
      • Sekundäre Koxarthrose: einseitig, o.n.A.
    • M16.9: Koxarthrose, nicht näher bezeichnet

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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