Zugang zu fachgebietsübergreifendem Wissen – von > 70.000 Ärzt:innen genutzt

5 Tage kostenfrei testen
Von ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.

Verbrennung

Letzte Aktualisierung: 12.1.2023

Abstracttoggle arrow icon

Verbrennungen sind Gewebeschäden aufgrund von Hitzeeinwirkung. Je nach Tiefe der Schädigung werden Verbrennungen in vier Grade eingeteilt. Das Ausmaß der Verbrennung kann über die Neunerregel oder die Handflächenbestimmung abgeschätzt werden.

Durch die Entwicklung eines Kapillarlecks und die fehlende Barrierefunktion der Haut kann es zu großen Flüssigkeits- und Eiweißverlusten sowie zum Volumenmangelschock, SIRS und Sepsis kommen. Neben der lokalen Therapie ist daher eine intensive Flüssigkeitssubstitution sehr wichtig. Je nach Ausmaß der Verbrennung kann ein chirurgisches Vorgehen mit Nekrosenabtragung, Hautspaltung und sogar Hauttransplantation notwendig sein.

Hitzeeinwirkung → Nekrose der HautSchädigung von Kapillaren → Erhöhte Permeabilität (Kapillarleck) → Flüssigkeits- und Eiweißverlust mit Ödembildung → Mikrozirkulationstörung, Herzminutenvolumen↓, Gewebeischämie, metabolische Azidose (durch Lactat↑) → Volumenmangelschock

Lokale Symptome

Die Symptome und Schädigungen hängen von der Tiefe der Verbrennung ab und reichen von Rötung, Schmerzen, Blasenbildung bis hin zur Verkohlung. Die Einteilung in vier Grade erfolgt über die Sensibilitätsprüfung und den klinischen Aspekt (siehe Tabelle).

Das Schmerzempfinden nimmt bei tieferen Verletzungen bis hin zur Analgesie durch die Verletzungen der Nervenenden ab!

Lokale Symptome und Schädigung je nach Verbrennungsgrad

Verbrennungsgrad

Symptome

Schädigung

Verbrennung 1. Grades

Verbrennung 2. Grades (2a)

Verbrennung 2. Grades (2b)

  • Tiefe Schichten der Dermis mitbetroffen
  • Abheilung mit Narben

Verbrennung 3. Grades

  • Keine Schmerzen (Verlust der Oberflächensensibilität)
  • Nekrose
  • Schwarze, weiße oder graue lederartige Haut

Verbrennung 4. Grades

  • Verkohlung
  • Tiefer liegende Schichten mitbetroffen (z.B. Muskeln, Fett, Faszien, Knochen)

Ausmaß der Verbrennung (Oberflächenbestimmung)

Die Berechnung der Körperoberfläche kann nach verschiedenen Formeln mithilfe der Größe und des Körpergewichts erfolgen. Bei einem Erwachsenen beträgt sie ca. 1,5–2 m2.

Neunerregel nach Wallace

  • Zur Einschätzung des Ausmaßes der Verbrennung beim Erwachsenen
  • Abweichende Zahlen für Kopf und untere Extremität bei Kindern
Neuner-Regel nach Wallace
Körperteil Körperoberfläche
Erwachsene Kleinkind Säugling
Kopf 9% 16% 18%
Rumpf 36% (4×9%)
Arme 18% (2×9%)
Beine 36% (2×18% )

29%

27%

Genitalregion 1%

Körperoberfläche (Rechner)

Handflächenregel

  • Die Handfläche des Patienten beträgt 1% seiner Körperoberfläche
  • Genauere Oberflächenbestimmung des Verbrennungsareals als mithilfe der Neunerregel

Systemische Symptome

Verätzungen durch Säuren und Laugen

  • Gewebeschädigungen
    • Säuren erzeugen Koagulationsnekrosen: Trockene und brüchige Nekrose
    • Laugen erzeugen Kolliquationsnekrosen
  • Erstmaßnahmen bei chemischen Verletzungen [1]
    • Allgemein: Kleidung entfernen
    • Calciumoxid (Zement): Abbürsten
    • Natriumoxid (Rohrreiniger): Abspülen mit kaltem Wasser
    • Natriumhypochlorit (Bleiche und Desinfektionsmittel): Sofortiges Einseifen und Abspülen mit Wasser
    • Weißer Phosphor
      • Abspülen mit kaltem Wasser
      • Chirurgisches Debridement
      • EKG- und Elektrolyt-Monitoring
    • Flusssäure
      • Abspülen mit kaltem Wasser
      • Wundmanagement: Auftragen von Calciumgluconat-Gel und Unterspritzung mit Calciumgluconat
      • EKG- und Elektrolyt-Monitoring
    • Chromsäure: Abspülen mit Wasser und Auftragen von Phosphat + chirurgisches Debridement
    • Phenol: Abspülen mit Polyethylenglykol

Strahlenbedingte Wunden (Strahlendermatitis)

  • Schweregrad abhängig von der Strahlendosis
    • Grad 1: Früherythem
    • Grad 2: Dermatitis erythematodes
    • Grad 3: Dermatitis bullosa
    • Grad 4: Dermatitis gangraenosa
  • Spätschaden: Strahlenulkus

Inhalationstrauma [1]

Management von Verbrennungen

In der präklinischen Phase stehen Maßnahmen zum Schutz vor Hypothermie und Hypovolämie sowie die adäquate Schmerztherapie und der zügige Transport in ein Verbrennungszentrum oder Akutkrankenhaus im Vordergrund. In der klinischen Phase werden diese Maßnahmen weiter angepasst und ggf. operative Verfahren angewandt, um den Patienten adäquat zu versorgen.

Präklinisches Management

Eine Hypothermie verschlechtert die Prognose bei Verbrennungsopfern!

Großflächige Verbrennungen erhöhen das Risiko eines generalisierten Ödems mit respiratorischer Insuffizienz!

Aufgrund der zerstörten Nozizeptoren benötigen Patienten mit drittgradigen Verbrennungen weniger Schmerzmedikamente!

Klinisches Management

Kleine Verbrennungsareale des Grades 2a können ambulant und konservativ behandelt werden, bspw. mit Fettgaze, antiseptischer Salbe und Analgetika!

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

ABSI-Score

Der ABSI-Score (Abbreviated Burn Severity Index) hat sich über die letzten Jahre zur Schätzung des Letalitätsrisikos bewährt. [1]

Anwendung und Auswertung des ABSI-Score
Parameter Verbrannte Körperoberfläche (in %) Alter (in Jahren) Weitere Parameter
Punktevergabe
  • 1–10 – 1 P.
  • 11–20 – 2 P.
  • 21–30 – 3 P.
  • 31–40 – 4 P.
  • 41–505 P.
  • 51–60 – 6 P.
  • 61–70 – 7 P.
  • 71–80 – 8 P.
  • 81–90 – 9 P.
  • 91–100 – 10 P.
  • 0–20 – 1 P.
  • 21–40 – 2 P.
  • 41–60 – 3 P.
  • 61–80 – 4 P.
  • >805 P.
Auswertung Punkte Überlebensrate in %
2–3 99
4–5 90–99
6–7 80–90
8–9 50–70
10–11 20–40
12–13 <10
>13 <1
  • Im ICD-10-GM werden Verbrennungen im Kapitel XIX abgehandelt
    • T20T25: Verbrennungen oder Verätzungen der äußeren Körperoberfläche, Lokalisation bezeichnet
    • T95: Folgen von Verbrennungen, Verätzungen oder Erfrierungen
  • Aufgrund des großen Umfangs verweisen wir auf die Seite des DIMDI für weitere Angaben zur Kodierung

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

  1. S2k Leitline Behandlung thermischer Verletzungen des Erwachsenen 2021. Stand: 1. Februar 2021. Abgerufen am: 22. Januar 2022.
  2. Czermak et al.: Flüssigkeitstherapie und hämodynamisches Monitoring im Verbrennungsschock In: Der Chirurg. Band: 75, Nummer: 6, 2004, doi: 10.1007/s00104-004-0859-z . | Open in Read by QxMD .
  3. Sogorski, Lehnhardt: Initiales klinisches Management des Brandverletzten In: Notfall + Rettungsmedizin. Band: 22, Nummer: 4, 2018, doi: 10.1007/s10049-018-0494-8 . | Open in Read by QxMD p. 302-312.
  4. Siewert: Chirurgie. 8. Auflage Springer 2006, ISBN: 978-3-540-30450-0 .
  5. Henne-Bruns et al.: Duale Reihe Chirurgie. 2. Auflage Thieme 2007, ISBN: 3-131-25292-8 .