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Thoraxtrauma

Letzte Aktualisierung: 18.4.2023

Abstracttoggle arrow icon

Das Thoraxtrauma beschreibt eine Verletzung des Brustkorbs, des Mediastinums oder der Lungen durch äußere Einwirkung. Ursächlich können beispielsweise stumpfe Traumata, Stichverletzungen oder Dezelerationstraumata (im weitesten Sinne auch chemische oder thermische Schädigungen) sein. Die Verletzungsmuster sind stark abhängig von der Intensität der Gewalteinwirkung und variieren von klinisch häufigen, aber eher ungefährlichen Prellungen bis hin zu Thoraxverletzungen im Rahmen von Polytraumata, die mit einer hohen Letalität einhergehen. Typische Verletzungen sind hierbei Rippenfrakturen, Pneumothoraces oder Verletzungen von Herz und/oder Aorta. Diagnostisch stehen – neben der klinischen Untersuchung – bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT und Sonografie im Vordergrund. Die Therapie richtet sich nach der Grunderkrankung und häufig ist eine notfallmäßige Intervention erforderlich, da es bei Herz- und Lungenverletzungen zur raschen Kreislaufinstabilität mit letalen Folgen kommen kann.

Im Folgenden sind exemplarisch einige typische Verletzungsfolgen aufgeführt.

Verletzungen des Brustkorbstoggle arrow icon

Rippenfraktur / Rippenserienfraktur

Bei Verdacht auf eine Rippenfraktur sollte eine knöcherne Hemithoraxaufnahme angefordert werden und nicht eine Röntgenthoraxaufnahme!

Sternumfraktur

Zwerchfellruptur

  • Klinik: Dyspnoe, gestörte Nahrungsmittelaufnahme
  • Lokalisation: Meist linksseitig (rechts verhindert die Leber eine Ruptur und Verlagerung intraabdomineller Organe)
  • Diagnostik: Röntgen/CTVerlagerung von Bauchorganen in die Thoraxregion (teilweise mit sog. „Sanduhr-Zeichen) und ggf. Mediastinalverlagerung
  • Therapie: Operativer Verschluss des Defekts

Phrenikusparese

Verletzungen des Mediastinumstoggle arrow icon

Contusio cordis (Herzprellung)

Traumatische Aortenruptur [1]

  • Typischer Unfallmechanismus: Dezelerationstrauma
  • Loco typico: Aortenisthmusbereich distal des Abgangs der linken A. subclavia auf Höhe des Ligamentum botalli (ca. 70%)
  • Klinik: Hämorrhagischer Schock, massive Schmerzen
  • Diagnostik:
    • 1. Wahl: Ganzkörper-CT (Kontrastmittelaustritt und periaortales Hämatom)
    • Ergänzend: TEE
  • Therapie: Chirurgische Versorgung (direkte Naht oder Protheseninterposition)
  • Prognose: Hohe Letalität, ca. 70% der Patienten versterben unmittelbar nach Ruptur

Verletzung des Ductus thoracicus

Ösophagusverletzungen

Mediastinalemphysem

Verletzungen der Lungetoggle arrow icon

Stichverletzung des Thoraxtoggle arrow icon

Stichwerkzeug in situ belassen, erst intraoperativ entfernen!

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

S20.-: Oberflächliche Verletzung des Thorax

  • Die folgenden fünften Stellen sind bei der Kategorie S20.- zu benutzen, um die Art der oberflächlichen Verletzung anzugeben:
    • 0: Art der Verletzung nicht näher bezeichnet
    • 1: Schürfwunde
    • 2: Blasenbildung (nichtthermisch)
    • 3: Insektenbiss oder -stich (ungiftig)
    • 4: Oberflächlicher Fremdkörper (Splitter)
    • 5: Prellung
    • 8: Sonstige
  • S20.0: Prellung der Mamma [Brustdrüse]
  • S20.1-: Sonstige und nicht näher bezeichnete oberflächliche Verletzungen der Mamma [Brustdrüse] [0–4,8]
  • S20.2: Prellung des Thorax
  • S20.3-: Sonstige oberflächliche Verletzungen der vorderen Thoraxwand [0–4,8]
  • S20.4-: Sonstige oberflächliche Verletzungen der hinteren Thoraxwand [0–4,8]
  • S20.7: Multiple oberflächliche Verletzungen des Thorax
  • S20.8-: Oberflächliche Verletzung sonstiger und nicht näher bezeichneter Teile des Thorax [0–5,8]

S21.-: Offene Wunde des Thorax

S22.-: Fraktur der Rippe(n), des Sternums und der Brustwirbelsäule

S23.-: Luxation, Verstauchung und Zerrung von Gelenken und Bändern im Bereich des Thorax

S24.-: Verletzung der Nerven und des Rückenmarkes in Thoraxhöhe

  • Exklusive: Verletzung des Plexus brachialis (S14.3)
  • S24.0: Kontusion und Ödem des thorakalen Rückenmarkes
  • S24.1-: Sonstige und nicht näher bezeichnete Verletzungen des thorakalen Rückenmarkes
    • S24.10: Verletzung des thorakalen Rückenmarkes, nicht näher bezeichnet
    • S24.11: Komplette Querschnittverletzung des thorakalen Rückenmarkes
    • S24.12: Inkomplette Querschnittverletzung des thorakalen Rückenmarkes
      • Hinterhornsyndrom
      • Inkompletter thorakaler Querschnitt o.n.A. V orderhornsyndrom
      • Zentrales Rückenmarksyndrom
  • S24.2: Verletzung von Nervenwurzeln der Brustwirbelsäule
  • S24.3: Verletzung peripherer Nerven des Thorax
  • S24.4: Verletzung thorakaler sympathischer Nerven
  • S24.5: Verletzung sonstiger Nerven des Thorax
  • S24.6: Verletzung eines nicht näher bezeichneten Nervs des Thorax
  • S24.7-:! Funktionale Höhe einer Verletzung des thorakalen Rückenmarkes
    • S24.70!: Höhe nicht näher bezeichnet
      • Brustmark o.n.A.
    • S24.71!: T1
    • S24.72!: T2/T3
    • S24.73!: T4/T5
    • S24.74!: T6/T7
    • S24.75!: T8/T9
    • S24.76!: T10/T11
    • S24.77!: T12

S25.-: Verletzung von Blutgefäßen des Thorax

S26.-: Verletzung des Herzens

S27.-: Verletzung sonstiger und nicht näher bezeichneter intrathorakaler Organe Benutze die zusätzliche Schlüsselnummer S21.83! zusammen mit S27.-, um eine offene intrathorakale Verletzung zu verschlüsseln.

S28.-: Zerquetschung des Thorax und traumatische Amputation von Teilen des Thorax

  • S28.0: Brustkorbzerquetschung
  • S28.1: Traumatische Amputation eines Teiles des Thorax
    • Exklusive: Querschnittverletzung in Höhe des Thorax (T05.8)

S29.-: Sonstige und nicht näher bezeichnete Verletzungen des Thorax

  • S29.0: Verletzung von Muskeln und Sehnen in Thoraxhöhe
  • S29.7: Multiple Verletzungen des Thorax
    • Verletzungen, die in mehr als einer der Kategorien S20S29.0 klassifizierbar sind
  • S29.8-: Sonstige näher bezeichnete Verletzungen des Thorax
    • S29.80: Verletzung thorakaler Rückenmarkhäute
    • S29.88: Sonstige näher bezeichnete Verletzungen des Thorax
  • S29.9: Nicht näher bezeichnete Verletzung des Thorax

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Schachner et al.:Die traumatische AortenrupturIn: Wiener Medizinische Wochenschrift. Band: 170, Nummer: 7-8, 2019, doi: 10.1007/s10354-019-00727-z . | Open in Read by QxMD p. 178-188.
  2. Siewert: Chirurgie. 8. Auflage Springer 2006, ISBN: 978-3-540-30450-0.
  3. Niethard et al.: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie. 6. Auflage Thieme 2009, ISBN: 3-131-30816-8.

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