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Psychodermatologie

Letzte Aktualisierung: 5.11.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Psychodermatologie befasst sich mit Hautkrankheiten, bei denen psychosoziale Faktoren einen wesentlichen Einfluss auf Entstehung, Verlauf und Behandlung haben. Sie betrachtet Dermatosen unter einem ganzheitlichen biopsychosozialen Modell. Dabei werden drei Hauptgruppen von Erkrankungen unterschieden: primäre psychische Störungen mit Hautsymptomen, Dermatosen mit multifaktorieller Genese, bei denen psychische Einflüsse eine Rolle spielen (psychosomatische Dermatosen, z.B. atopische Dermatitis, Psoriasis), und sekundäre psychische Störungen als Folge von Hauterkrankungen (somatopsychische Dermatosen). Die Diagnostik umfasst neben der dermatologischen Untersuchung auch die Erfassung der psychischen Belastung, wofür standardisierte Fragebögen zur Verfügung stehen. Die Therapie ist multimodal und kann je nach Indikation psychotherapeutische Verfahren (z.B. Verhaltenstherapie, psychodynamische Verfahren) und Psychopharmaka umfassen, oft eingebettet in verschiedene Versorgungssettings von der ambulanten Praxis bis zur Rehabilitationsklinik.

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Definitiontoggle arrow icon

  • Interdisziplinäres Arbeitsgebiet, das sich mit den Wechselwirkungen zwischen Hauterkrankungen und psychosozialen Ursachen, Folgen oder Begleitumständen befasst [1][2]
    • Ziel: Unterstützung von Patient:innen mit Dermatosen in Diagnostik, Therapie und Krankheitsbewältigung
    • Fokus
      • Psychosoziale Auslösemechanismen und deren Einfluss auf Entstehung und Verlauf dermatologischer Erkrankungen
      • Auswirkungen dermatologischer Erkrankungen auf Patient:innen und ihr soziales Umfeld
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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Prävalenz psychischer Störungen (unter dermatologischen Patient:innen) : Ca. 25–30% [1][3]

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Einteilungtoggle arrow icon

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Ätiologietoggle arrow icon

Biopsychosoziale und neuroimmunologische Faktoren

  • Multifaktoriell: Biopsychosoziales Modell [1][3]
    • Biologische Faktoren: U.a. genetische und immunologische Prädispositionen
    • Psychologische Faktoren: Psychische Komorbiditäten (bspw. Depression, Angststörungen), Körperbildstörung
    • Soziale Faktoren: U.a. Stigmatisierung, Traumen, soziale Isolation
  • Psychoneuroimmunologische Faktoren [3]
    • Enge Verknüpfung von Haut und Psyche (ontogenetisch, anatomisch, funktionell)
    • Möglicher Einfluss von Stress auf die Barriere- und Immunfunktionen der Haut
      • Immunologisch: Stress moduliert immunologische Hautreaktionen
      • Hormonell: Stresshormone beeinflussen Entzündungsprozesse in der Haut
      • Zellulär: Verbindungen zwischen C-Fasern der Haut und Mastzellen

Psychosomatische Aspekte dermatologischer Erkrankungen [3]

  • Permanente Sichtbarkeit
    • Hautorgan für Betroffene selbst und ihre Mitmenschen jederzeit sichtbar
    • Mögliche Folgen
      • Stigmatisierung durch das soziale Umfeld
      • Gefühle wie Ekel oder Angst vor Ansteckung bei Mitmenschen
      • Scham oder Ekel über die eigene Krankheit bei Betroffenen
  • Rolle in der Entwicklungsychologie
    • Zentrale Rolle der Haut in früher taktiler Phase zur Identitätsbildung
    • Ggf. Assoziation von Hauterkrankungen mit frühen Bindungsstörungen
  • Einfluss auf das Körperbild
    • Psychosoziale Belastungen seltener durch angeborene Hautveränderungen (bspw. Feuermale) als durch später erworbene Hautveränderungen (bspw. Vitiligo, Narben)
    • Bei später erworbenen Hautveränderungen: Körperbildstörung und Suizidalität möglich

Medikamentöse Faktoren

Ausgewählte Medikamente mit psychodermatologischer Relevanz [2]
Substanz(-gruppe) Psychiatrische Nebenwirkungen (Auswahl) Dermatologische Nebenwirkungen (Auswahl)
Antihistaminika

Systemische Glucocorticoide
Methotrexat

Cyproteron/Ethinylestradiol

Minocyclin

Isotretinoin

  • Depression
  • Angst
  • Stimmungsschwankungen
  • Aggressivität
Apremilast
Lithium
Fluoxetin
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Diagnostisches Vorgehentoggle arrow icon

Exploration [1][2][3]

Offene Fragen sind wichtig, weil sie den Betroffenen Raum geben, ihre Perspektive und mögliche psychische Belastungen zu schildern, wodurch die Erkrankung umfassender verstanden und die Beziehung zwischen Ärzt:innen und Patient:innen gestärkt wird! [5]

Ärzt:innen sollten die Sichtweise der Patient:innen auf ihre Erkrankung respektieren und sie behutsam mit dem wissenschaftlichen Krankheitsmodell erweitern, statt sie frontal zu widerlegen!

Hinweise auf eine psychosomatische Komponente [2]

  • Schwer einzuordnende Hautveränderungen
  • Umfassende Vorbefunde / zahlreiche Konsultationen dokumentiert
  • Zeitaufwändige Gespräche
  • Hautsymptome mit überhöhter Relevanz für Betroffene

Psychodermatologische Testverfahren [1]

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Psychodermatologische Interventionentoggle arrow icon

Dermatologische Initialversorgung [1][5]

  • Basismaßnahmen, u.a.
  • Motivationsarbeit durch behandelnde:n (Haut‑)Arzt/Ärztin
    • Vorphase des Problembewusstseins
      • Psychische Einflüsse werden durch Betroffene bislang nicht erkannt oder abgelehnt
      • Dermatologische Fachperson sensibilisiert für psychische Faktoren
    • Phase der Problemreflexion
      • Betroffene beginnen, psychische Einflüsse auf die Hauterkrankung wahrzunehmen
      • Eigenes Verständnis der Problematik entwickelt sich
    • Phase der Entscheidungsfindung
      • Betroffene entscheiden aktiv, Hilfe/Therapie in Anspruch zu nehmen
      • Dermatologische Fachperson motiviert und unterstützt Überleitung zur Psychotherapie
    • Phase der aktiven Veränderung
      • Patient:innen beteiligen sich aktiv am therapeutischen Prozess
      • Umsetzung von Strategien und Interventionen
    • Phase der Aufrechterhaltung: Erreichte Veränderungen werden stabilisiert und in den Alltag integriert
  • Ggf. Empfehlung eines Tagebuchs
    • Ziele: U.a.
      • Erkennen von Zusammenhängen zwischen Belastungen und Hautreaktionen
      • Förderung von Achtsamkeit und Körpergefühl
      • Stärkung der Eigenverantwortung
      • Identifikation von Abhilfestrategien
      • Unterstützung von Selbstwirksamkeit
    • Dauer: Über mehrere Wochen
  • Ggf. Empfehlung von Selbsthilfegruppen
  • Ggf. Unterstützung bei Therapeutensuche: Mögliche Anlaufstellen sind bspw.

Psychotherapie

Therapeut:innen sollten Betroffene frühzeitig über die Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Faktoren aufklären und deren Selbstwahrnehmung fördern, ohne dabei das somatische Krankheitsmodell voreilig zu hinterfragen. Gleichzeitig muss im Verlauf sichergestellt werden, dass somatische Aspekte weiterhin angemessen Beachtung finden!

Psychopharmakotherapie

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