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Coxsackievirus-Infektionen

Letzte Aktualisierung: 20.9.2023

Abstracttoggle arrow icon

Coxsackieviren sind RNA-Viren, die zumeist über Tröpfchen- oder Schmierinfektionen übertragen werden. Es gibt zahlreiche Subtypen, die vereinfacht in Coxsackie-A- und Coxsackie-B-Viren unterteilt werden und unterschiedliche Krankheitsbilder auslösen. Für Coxsackie-A-Viren sind die Herpangina und die Hand-Fuß-Mund-Krankheit typisch, eine Infektion mit Coxsackie-B-Viren kann zu einer Myokarditis oder der epidemischen Pleurodynie führen. Eine Sommergrippe, virale Meningitis oder Konjunktivitis können durch beide Erregersubtypen ausgelöst werden.

Ausgelöste Erkrankungen nach Erregertoggle arrow icon

Infektionen mit Coxsackieviren verlaufen zumeist asymptomatisch. Je nach Virustyp können aber folgende Krankheitsbilder entstehen:

Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK)toggle arrow icon

Ätiologie

  • Erreger: Enteroviren der Gruppe A, insb. Coxsackie A16, seltener Coxsackie A6 und A10 [1][2]
  • Reservoir: Mensch
  • Übertragung
    • Kontaktinfektion (Schmierinfektion): Übertragung von Mensch zu Mensch über Körperflüssigkeiten und Stuhl (fäkal-oral)
    • Tröpfcheninfektion
  • Infektiosität
    • In der 1. Woche hohe Kontagiosität, insb. ulzerierende Bläschen
    • Auch nach Abklingen der Symptome noch über Wochen Ausscheidung des Virus im Stuhl
    • Hoher Anteil asymptomatisch infizierter Personen

Epidemiologie

  • Vorkommen: Häufig
    • Im westpazifischen Raum häufig große Ausbrüche durch Enterovirus A71 mit schweren Verläufen
  • Altersgipfel: Kinder <10 Jahren
  • Saisonale Häufung: Spätsommer und Herbst

Klinik

Komplikationen

Diagnostik

  • Bei mildem Verlauf: Klinische Diagnose, i.d.R. keine Labordiagnostik notwendig
  • Bei schwerem Verlauf bzw. unklarer Diagnose: Labordiagnostik
    • Virusnachweis mittels Enterovirus-RT-PCR aus Stuhlprobe, Rachenabstrich und Bläschensekret
    • Bei ZNS-Manifestation: Liquoruntersuchung
    • Ggf. weiterführende Diagnostik
      • Molekulare Typisierung mittels PCR in der proteinkodierenden VP1-Region mit anschließender Sequenzierung
      • Virusisolierung mit anschließender Serotypisierung
    • Serologie nur in Ausnahmefällen
      • Aufgrund von Kreuzreaktionen schwierig zu bewerten (nur in Speziallaboratorien sinnvoll)

Therapie

Präventions- und Hygienemaßnahmen

  • Generell
    • Regelmäßiges Händewaschen mit Seife, insb. nach Windelwechsel und Toilettengang
    • Regelmäßige gründliche Reinigung von Oberflächen und Gegenständen, bspw. Spielzeug und Türgriffen
    • Vermeiden von engem Kontakt zu Erkrankten wie Küssen, Umarmen, Besteck teilen
  • In Gemeinschaftseinrichtungen, bspw. Schulen und Kitas
    • Kinder mit akuten Symptomen der HFMK: Kein Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen
    • Nach Abklingen der Symptome und Eintrocknung der Vesikel: Wiederzulassung i.d.R. ohne ärztliches Attest möglich
    • Weiterhin Einhaltung der Hygienemaßnahmen, da noch über Wochen das Virus ausgeschieden wird
    • Ggf. Verwendung viruzider Desinfektionsmittel
  • Umgang mit Kontaktpersonen
    • Strikte Einhaltung der Händehygiene
    • Ausschluss von Kontaktpersonen aus Gemeinschaftseinrichtungen i.d.R. nicht erforderlich
  • Impfung: Im westpazifischen Raum sind Impfstoffe gegen Enterovirus A71 verfügbar

Enterovirus-Infektion bei Schwangeren und Neugeborenen

Mehr als 80% der Infektionen verlaufen asymptomatisch!

Epidemische Pleurodynie (Bornholm-Krankheit)toggle arrow icon

Ätiologie

Epidemiologie

  • Altersgipfel: Kinder und Jugendliche
  • Saisonalität: Sommer und Herbst

Klinik

Komplikationen (selten)

Diagnostik

Therapie

  • Keine kausale Therapie verfügbar
  • Symptomatische Behandlung

Meldepflichttoggle arrow icon

Gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) besteht keine bundesweite Meldepflicht für Infektionen durch Enteroviren (und somit auch Coxsackieviren). Es gibt jedoch eine amtliche Meldepflicht in Sachsen. [1]

  • Labormeldepflicht: Nach IfSGMeldeVO (nur in Sachsen ): Direkter oder indirekter Nachweis namentlich meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen

Patienteninformationentoggle arrow icon

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Coxsackievirus A und B

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • B08.-: Sonstige Virusinfektionen, die durch Haut- und Schleimhautläsionen gekennzeichnet sind, anderenorts nicht klassifiziert
    • Exklusive: Stomatitis-vesicularis-Viruskrankheit (A93.8)
    • B08.4: Vesikuläre Stomatitis mit Exanthem durch Enteroviren
  • B33.-: Sonstige Viruskrankheiten, anderenorts nicht klassifiziert
  • B34.-: Viruskrankheit nicht näher bezeichneter Lokalisation
  • B97.-:! Viren als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK), RKI-Ratgeber für Ärzte.Stand: 1. August 2017. Abgerufen am: 9. Oktober 2017.
  2. Berner et al.: DGPI-Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. 7. Auflage Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) 2018, ISBN: 978-3-132-40790-9.
  3. Gonzalez et al.:Enterovirus-Associated Hand-Foot and Mouth Disease and Neurological Complications in Japan and the Rest of the WorldIn: International Journal of Molecular Sciences. Band: 20, Nummer: 20, 2019, doi: 10.3390/ijms20205201 . | Open in Read by QxMD p. 5201.
  4. Zierz, Jerusalem: Muskelerkrankungen. Georg Thieme Verlag 2003, ISBN: 978-3-135-67803-0.
  5. Bornholm-Krankheit.Stand: 13. Oktober 2017. Abgerufen am: 18. November 2020.
  6. Darai et al.: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer 2009, ISBN: 978-3-540-39005-3.
  7. Huang et al.:Epidemic Pleurodynia Caused by Coxsackievirus B3 at a Medical Center in Northern TaiwanIn: Journal of Microbiology, Immunology and Infection. Band: 43, Nummer: 6, 2010, doi: 10.1016/s1684-1182(10)60079-5 . | Open in Read by QxMD p. 515-518.
  8. Lal et al.:Unusual cause of chest pain, Bornholm disease, a forgotten entity; case report and review of literatureIn: Respiratory Medicine Case Reports. Band: 25, 2018, doi: 10.1016/j.rmcr.2018.10.005 . | Open in Read by QxMD p. 270-273.
  9. Infektionen durch Enteroviren.Stand: 12. April 2012. Abgerufen am: 25. November 2020.

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