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Hypoxisch-ischämische Enzephalopathie im Erwachsenenalter

Letzte Aktualisierung: 20.8.2025

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Die hypoxisch-ischämische Enzephalopathie (HIE) ist eine globale Schädigung des Gehirns, die durch eine Sauerstoffmangelversorgung entsteht. Die häufigste Ursache ist ein reduzierter zerebraler Blutfluss infolge eines Herz-Kreislauf-Stillstands, der durch kardiopulmonale Reanimation überlebt wurde.

Klinisch zeigt sich ein zerebrales Allgemeinsyndrom mit quantitativen und qualitativen Bewusstseinsstörungen, die von leichten Defiziten (bspw. Aufmerksamkeitsstörungen, leichtes Delir) über komatöse Zustände bis zum persistierenden vegetativen Status reichen können. Die Mehrheit der Personen nach erfolgreicher Reanimation ist zunächst komatös. Therapeutisch steht unmittelbar nach Wiedererlangen des Spontankreislaufes die Neuroprotektion zur Minimierung der ischämischen Hirnschädigung sowie die Ursachenbehebung im Vordergrund. Danach ist die multimodale Prognoseeinschätzung von besonderer Bedeutung, um im intensivmedizinischen Setting eine Therapiestrategie festzulegen bzw. bei infauster Prognose eine Beendigung der Therapie einzuleiten. Die neurologische Prognoseeinschätzung sollte frühestens 72 Stunden nach der Reanimation erfolgen und integriert Zeichen einer Hirnschädigung aus der neurologischen Untersuchung, elektrophysiologische Befunde, Biomarker und bildgebende Befunde. Trotz der Schwere der Erkrankung können etwa die Hälfte der Patient:innen nach erfolgreicher außerklinischer Reanimation ein gutes neurologisches Outcome erreichen.

Für die Besonderheiten der HIE von Neugeborenen siehe: Perinatale Asphyxie und hypoxisch-ischämische Enzephalopathie!

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Epidemiologietoggle arrow icon

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

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Pathophysiologietoggle arrow icon

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Symptomatiktoggle arrow icon

Für eine allgemeine Beschreibung der akuten Enzephalopathie-Symptomatik siehe: Zerebrales Allgemeinsyndrom!

Zeitlicher Verlauf und charakteristische Symptomatik [1][3]

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Diagnostiktoggle arrow icon

Basisdiagnostik zur Ursachensuche [1]

Neurologische Prognoseabschätzung bei schwerer HIE (Erwachsene) [1]

  • Ziel: Möglichst gute Einschätzung der Langzeitprognose der Hirnfunktion schwer vigilanzgeminderter Patient:innen zur Prüfung der Indikation für die Weiterführung lebenserhaltender Therapiemaßnahmen
  • Zeitpunkt
    • Tägliche klinische Befunderhebung mit regelmäßiger Reevaluation der Prognose
    • Zusammenfassende Bewertung der multimodalen Diagnostik: Erstmals ≥ 72 h nach Reanimation
    • Optimalen Zeitpunkt zur Durchführung der einzelnen Untersuchungen beachten
  • Einflussfaktoren berücksichtigen
    • Potenziell reversible Ursachen der Vigilanzminderung ausschließen und möglichst beseitigen
    • Störfaktoren der jeweiligen Untersuchung beachten
HIE-Prognosealgorithmus nach DGN-Leitlinie (2023) [1]
Parameter Zeichen schwerer HIE
Pupillenreflex
  • Ausgefallen
Serum-NSE-Konzentration
  • >90 ng/mL
Kortikale SEP des N. medianus beidseits
  • Ausgefallen
EEG
cCT oder cMRT
  • Radiologische Hinweise auf schwere HIE

Interpretation

  • ≥3 Untersuchungen mit Zeichen schwerer HIE: Infauste Prognose anzunehmen, Therapiebegrenzung empfehlen
  • ≤2 Untersuchungen mit Zeichen schwerer HIE
    • Therapie zunächst weiterführen, Wiederholung und Reevaluation der Diagnostik 7 Tage nach Reanimation
    • Befunde konklusiv für schwere HIE: Therapiebegrenzung diskutieren
    • Bei Besserung: Therapie fortsetzen

Die Prognostik muss multimodal in der Zusammenschau aller erhobenen Tests durchgeführt werden, niemals auf Grundlage einzelner Befunde!

In unklaren Fällen ist eine Verlaufsbeobachtung und ggf. Wiederholung von Untersuchungen vonnöten!

Neurologische Untersuchung [1]

Bei Koma mit Hirnstammareflexie und Ausfall der Spontanatmung siehe: Feststellung eines irreversiblen Hirnfunktionsausfalls!

Das Vorliegen einzelner charakteristischer Befunde einer schweren HIE schließt ein gutes Outcome nicht aus!

Neurophysiologie [1]

  • EEG
    • Parameter im HIE-Prognosealgorithmus der DGN-Leitlinie (2023): Highly malignant EEG-Muster, Ableitung ab >48 h nach ROSC und ohne relevante Sedierung
    • Weitere relevante Muster
      • Status epilepticus im EEG (bei Verdacht EEG unmittelbar ableiten!)
      • Status myoclonicus
      • Prognostisch günstig: Erhaltende Reaktivität und kontinuierliche Hintergrundaktivität; Rückkehr eines EEG mit normalen Amplituden, kontinuierlicher Aktivität und Theta-/Alpha-Grundrhythmus
    • Störfaktoren: Sedierende Medikation, schwere metabolische Störungen
  • Medianus-SEP beidseits
    • Parameter im HIE-Prognosealgorithmus der DGN-Leitlinie (2023): Bilateral fehlende kortikale SEP ab ≥24 h nach ROSC und Erreichen der Normothermie
    • Störfaktoren: Hoher Rauschpegel der kortikalen Ableitungen , vorbestehende oder selektive hypoxische Schädigung im Bereich der zentralen somatosensorischen Bahnen

Serum-Biomarker [1]

Bildgebung [1]

  • Parameter im HIE-Diagnosealgorithmus der DGN-Leitlinie (2023): Radiologische Hinweise auf schwere HIE in cCT oder cMRT im Zeitraum von 2 bis 5 Tagen nach ROSC
  • Weitere Indikation: Ursachensuche unmittelbar nach ROSC
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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Therapieprinzipien

Neurologische Rehabilitation von Patient:innen mit schwerer HIE und anhaltender Bewusstseinsstörung [1][4]

  • Ziele
  • Grundsätze
    • Regelmäßige standardisierte klinische Prüfung des Bewusstseinszustandes
    • Regelmäßige Indikationsprüfung
    • Sorgfältige Prüfung des mutmaßlichen oder dokumentierten Patientenwillens unter Einbeziehung der Angehörigen
  • Therapeutische Ansätze zur Verbesserung der Bewusstseinsstörung

Aus der fehlenden Kommunikationsfähigkeit der Betroffenen ergibt sich die Pflicht zur besonders sorgfältigen Prüfung von Indikation und Patientenwillen! [4]

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Prognosetoggle arrow icon

  • Leichte HIE [1]
    • Etwa 40% der außerklinisch erfolgreich reanimierten Patient:innen überleben mit gutem Outcome
    • Häufig bestehen aber residuelle kognitive Defizite mit beeinträchtigter Erwerbsfähigkeit
  • Schwere HIE [1]
    • Bei persistierender Bewusstseinsstörung deutlich schlechteres Outcome
    • Wiedererlangung des Bewusstseins möglich, aber mit zunehmender Dauer der Bewusstseinsstörung erhebliche neurologische Defizite mit Pflegebedürftigkeit anzunehmen

Die Prognose ist sehr variabel und reicht von vollständiger Erholung bis zu einem permanenten Syndrom der reaktionslosen Wachheit! Zur Prognosediagnostik siehe: Neurologische Prognoseabschätzung bei schwerer HIE!

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

G93.-: Sonstige Krankheiten des Gehirns

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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