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Struma

Letzte Aktualisierung: 27.6.2023

Abstracttoggle arrow icon

Als Struma wird jede Schilddrüsenvergrößerung bezeichnet, unabhängig von Ätiologie und Stoffwechsellage der Schilddrüse. Die häufigste Ursache einer Struma ist der Iodmangel. Aufgrund der verminderten Aufnahme von Iod (z.B. durch zu wenig Fischprodukte) kommt es, teilweise endemisch, zu einer Hyperplasie der Thyreozyten und einer konsekutiven Vergrößerung des Organs. Die körperliche Untersuchung ist bei der Diagnostik der Struma wegweisend, weitere apparative Verfahren werden bei bestimmten Verdachtsdiagnosen ergänzt. Während die euthyreote Struma ohne Autonomie auf die Gabe von Iodid ggf. in Kombination mit Levothyroxin sehr gut anspricht (Regredienz der Struma), findet bei großen Strumen bzw. Schilddrüsenautonomie die Radioiodtherapie Anwendung. Bei strumabedingter Komprimierung von relevanten Strukturen des Halses oder Malignitätsverdacht sind operative Verfahren indiziert.

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Prävalenz: >30% im Nordosten Deutschlands (SHIP-Studie), in Mittel- und Süddeutschland geringere Prävalenz [1]
  • Geschlecht: > (4:1) [2]
  • Sporadische Struma: Bezeichnung für das Auftreten einer Struma außerhalb von Iodmangelgebieten, in denen die allgemeine Struma-Prävalenz <10% beträgt
  • Situativer Iodmangel: Auslöser insb. bei Frauen im Rahmen von Pubertät, Schwangerschaft und Klimakterium aufgrund des steigenden Schilddrüsenhormonbedarfs

Deutschland ist ein Struma-Endemiegebiet!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Ätiologietoggle arrow icon

Die Struma ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Befund der Schilddrüsenvergrößerung – bei jeder Erstdiagnose einer Struma muss daher die Ätiologie abgeklärt werden!

Klassifikationtoggle arrow icon

Morphologie und Topografie

  • Erhöhtes Schilddrüsenvolumen: : Schilddrüsenvolumen >18 mL; : Schilddrüsenvolumen >25 mL
    • Siehe auch Schilddrüsensonografie
  • Eutope Struma
    • Struma diffusa: Vergrößerung ohne Knotenbildung, häufig euthyreote Stoffwechsellage
    • Struma nodosa: Struma mit einem oder mehreren abgrenzbaren Knoten
      • Struma uninodosa: Singulärer Knoten
      • Struma multinodosa: Multiple Knoten
  • Dystope Struma: Lokalisation intrathorakal oder am Zungengrund

Schilddrüsenfunktion

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Klinische Symptome

Stadientoggle arrow icon

Struma-Grade nach WHO-Einteilung

Diagnostiktoggle arrow icon

Körperliche Untersuchung

  • Siehe: Struma-Grade nach WHO-Einteilung
  • Red Flags bei Struma: Bei Nachweis folgender Zeichen in der klinischen Untersuchung steigt das Risiko für eine maligne Ursache der Struma [3]
    • Tasten von harten, unregelmäßig geformten und schlecht bzw. nicht verschieblicher Knoten
      • Insb. zusätzliche Heiserkeit und Verdrängungssymptome
    • Tasten vergrößerter Halslymphknoten
    • Tastbare Struma bei männlichen Patienten
    • Bestrahlung der Halsregion im Kindes- und Jugendalter (bspw. bei Hodgkin-Lymphom)
    • Jugendliches (<16) bzw. hohes Alter (>60) der Patienten
    • Positive Familienanamnese bezüglich Schilddrüsenkarzinomen (z.B. MEN2)

Labordiagnostik [2]

Tumormarker-Erhöhungen sprechen alleinstehend keinesfalls für einen sicheren Tumornachweis – eine entsprechende Aufklärung des Patienten ist wichtig!

Schilddrüsen-Sonografie

Schilddrüsenszintigrafie

Weitere radiologische Diagnostik [4]

  • CT ohne Kontrastmittel /MRT bei
    • V.a. retroviszerale, retrosternale oder intrathorakale Strumaanteile
    • Trachealverlagerung oder -einengung
    • Lokal infiltrativen Prozessen

Nach einer CT mit Kontrastmittel ist eine Schilddrüsenszintigrafie 3 Monate lang nicht verwertbar!

Zur Verhinderung einer kontrastmittelinduzierten Hyperthyreose ist streng auf die Prophylaxe vor Gabe iodhaltiger Kontrastmittel zu achten!

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Schilddrüsenerkrankungen

Entzündlich-infektiologische Ursachen [2]

Neoplasien

Angeborene Erkrankungen

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

Allgemeine Therapieprinzipien

Alternative „Watchful Waiting[5]

  • Indikation: Bei klinisch asymptomatischer Struma und nach Ausschluss von
    • Schilddrüsenfunktionsstörung
    • Malignitätsverdächtiger Schilddrüsenknoten
    • Kompressionssymptomen
  • Therapieprinzip: Kontrollen des Schilddrüsenvolumens und der Funktion sowie Vergleich der Knoten bzgl. Anzahl und Morphologie bei Struma nodosa alle 6–18 Monate

Radioiodtherapie

  • Indikation: Große benigne Strumen (100–300 mL) bzw. nachgewiesene Schilddrüsenautonomie in der Struma-Abklärung
  • Effekt: Im Vergleich zur medikamentösen Therapie effektivere Volumenreduktion
    • Wiederholung im Falle einer unzureichenden Volumenreduktion möglich
  • Mögliche negative Folgen: Entwicklung einer Hypothyreose, Neuauftreten autoimmuner Schilddrüsenerkrankungen
  • Siehe auch: Radioiodtherapie, Hyperthyreose

Operative Therapie

  • Indikation
    • Malignitätsverdacht
    • Retrosternale oder mediastinale Struma
    • Kompressionssymptome
  • Siehe auch: Schilddrüsenchirurgie

Für die Struma-Behandlung bestehen leider keine schlüssigen evidenzbasierten Konzepte – daher sind regelmäßige Kontrollen essenziell, um insb. das Auftreten von Schilddrüsenfunktionsstörungen, Schilddrüsenautonomien und Schilddrüsenkarzinomen nicht zu verpassen!

Patienteninformationentoggle arrow icon

Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

  • E01.-: Jodmangelbedingte Schilddrüsenkrankheiten und verwandte Zustände
    • Exklusive: Angeborenes Jodmangelsyndrom (E00.‑), Subklinische Jodmangel-Hypothyreose (E02)
    • E01.0: Jodmangelbedingte diffuse Struma (endemisch)
    • E01.1: Jodmangelbedingte mehrknotige Struma (endemisch)
      • Jodmangelbedingte knotige Struma
    • E01.2: Jodmangelbedingte Struma (endemisch), nicht näher bezeichnet
    • E01.8: Sonstige jodmangelbedingte Schilddrüsenkrankheiten und verwandte Zustände
  • E02: Subklinische Jodmangel-Hypothyreose
  • E04.-: Sonstige nichttoxische Struma
    • Exklusive: Jodmangelbedingte Struma (E00–E02), Struma congenita: diffus (E03.0), parenchymatös (E03.0), o.n.A. (E03.0)
    • E04.0: Nichttoxische diffuse Struma
      • Struma, nichttoxisch:
        • diffusa (colloides)
        • simplex
    • E04.1: Nichttoxischer solitärer Schilddrüsenknoten
      • Nichttoxische einknotige Struma
      • Schilddrüsenknoten (zystisch) o.n.A.
      • Struma nodosa colloides (cystica)
    • E04.2: Nichttoxische mehrknotige Struma
      • Mehrknotige (zystische) Struma o.n.A.
      • Zystische Struma o.n.A.
    • E04.8: Sonstige näher bezeichnete nichttoxische Struma
    • E04.9: Nichttoxische Struma, nicht näher bezeichnet

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Völzke et al.:Five-Year Change in Morphological and Functional Alterations of the Thyroid Gland: The Study of Health in PomeraniaIn: Thyroid. Band: 22, Nummer: 7, 2012, doi: 10.1089/thy.2011.0525 . | Open in Read by QxMD p. 737-746.
  2. Chalari, Gerber et al.:Die Struma in der Allgemeinmedizin - Bedeutung, Differenzialdiagnose und BehandlungIn: Swiss Medical Forum. 2017, .
  3. Führer et al.:Euthyreote Struma mit und ohne Knoten – Diagnostik und TherapieIn: Deutsches Ärzteblatt. Band: 109, Nummer: 29–30, 2012, doi: 10.3238/arztebl.2012.0506 . | Open in Read by QxMD.
  4. Nyström et al.: Thyroid Disease in Adults. Springer 2010, ISBN: 978-3-642-13262-9.
  5. S2k-Leitlinie Operative Therapie benigner Schilddrüsenerkrankungen.Stand: 5. Dezember 2021. Abgerufen am: 23. Dezember 2022.
  6. Dietel et al.: Harrisons Innere Medizin (2 Bände). 16. Auflage ABW Wissenschaftsverlagsgesellschaft 2005, ISBN: 978-3-936-07229-7.
  7. Flasnoecker (Hrsg.): TIM, Thieme's Innere Medizin. 1. Auflage Thieme 1999, ISBN: 978-3-131-12361-9.
  8. Ittermann et al.:Shift of the TSH reference range with improved iodine supply in Northeast GermanyIn: European Journal of Endocrinology. Band: 172, Nummer: 3, 2014, doi: 10.1530/eje-14-0898 . | Open in Read by QxMD p. 261-267.

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