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Hämochromatose

Letzte Aktualisierung: 24.10.2025

Zusammenfassungtoggle arrow icon

Die Hämochromatose ist eine genetisch bedingte Eisenspeicherkrankheit und die häufigste Form einer primären (angeborenen) Siderose. Ursächlich ist eine Mutation im HFE-Gen, die zu einer unkontrollierten intestinalen Eisenaufnahme führt. Damit können Eisenablagerungen in verschiedenen Organen einhergehen, die das klinische Bild prägen. Häufige Symptome sind insb. Arthralgien und Fatigue. Die klassische Trias aus Lebererkrankung, Diabetes mellitus und hyperpigmentierter Haut („Bronzediabetes“) ist aufgrund einer mittlerweile i.d.R. deutlich früheren Diagnosestellung selten geworden. Die Diagnose gilt als gesichert, wenn sich laborchemisch eine Eisenüberladung (Ferritin und Transferrinsättigung erhöht) und genetisch eine homozygote HFE-Mutation nachweisen lassen. Eisenablagerungen in der Leber werden mittels MRT dargestellt. Therapieoption der 1. Wahl sind Aderlässe, alternativ sind auch Erythrozytapheresen möglich. Eine medikamentöse Eisenelimination mit Chelatbildnern erfolgt nur in ausgewählten Sonderfällen. Bei Therapiebeginn in frühen Stadien ist eine normale Lebenserwartung möglich.

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Definitiontoggle arrow icon

Siderose [3]

  • Allgemeine Bezeichnung für Eisenüberladung des Körpers (Synonym: Hämosiderose)
  • Ursache: Überschreitung der Kapazitäten des Eisentransportproteins Transferrin und der zellulären Speicher für überschüssiges Eisen
  • Unterscheidung zwischen primären (angeborenen) und sekundären (erworbenen) Formen

Primäre Siderose

Sekundäre Siderose

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Epidemiologietoggle arrow icon

  • Häufigste autosomal-rezessive Stoffwechselerkrankung in Nord- und Mitteleuropa
  • Prävalenz: Starke regionale Unterschiede [2]
    • Personen nord- und mitteleuropäischer Abstammung: Ca. 0,44% [5]
    • Personen afrikanischer oder asiatischer Abstammung: Deutlich geringere Prävalenz [2]
  • Geschlechterverteilung: >

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

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Ätiologietoggle arrow icon

Hereditäre Hämochromatose [6]

  • HFE-Hämochromatose: 95% der Fälle [4]
  • Non-HFE-Hämochromatose: Sehr selten

Eine homozygote p.C282Y-Mutation kann eine (HFE‑)Hämochromatose verursachen. Andere Vererbungskonstellationen sind klinisch nur wenig oder gar nicht relevant!

Ursachen für eine sekundäre Eisenüberladung (sekundäre Siderosen)

Genetisch bedingte (primäre) Siderosen müssen von erworbenen Formen der Eisenüberladung (sekundäre Siderosen) unterschieden werden!

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Pathophysiologietoggle arrow icon

Hereditäre Hämochromatose (HFE-Hämochromatose)

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Symptomatiktoggle arrow icon

Allgemeinsymptome

Endorganschäden durch Eisenablagerungen

Die früher klassische Trias aus Lebererkrankung, Diabetes mellitus und Hyperpigmentierung der Haut („Bronzediabetes“) tritt aufgrund der früheren Diagnosestellung mittlerweile nur noch selten auf!

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Diagnostiktoggle arrow icon

Anamnese und klinische Untersuchung

Labormedizin

Nachweis einer Eisenüberladung

Labormedizinischer Nachweis einer Eisenüberladung (Grenzwerte) [1]

Geschlecht Laborparameter
Ferritin (μg/L) Transferrinsättigung (%)
>300 >50
Postmenopausal
Prämenopausal >200 >45

Bei Ferritinerhöhung und normaler Transferrinsättigung ist eine Hämochromatose ausgeschlossen! Hier sind die Differenzialdiagnosen einer isolierten Ferritinerhöhung zu bedenken. [1]

Genetische Diagnostik

  • Nur indiziert bei labormedizinisch nachgewiesener Eisenüberladung
  • HFE-Genotypisierung: Testung auf Mutationen im HFE-Gen (Allele: p.C282Y und p.H63D)
    • Homozygote p.C282Y-Mutation: Nachweis einer HFE-Hämochromatose
    • Keine homozygote p.C282Y-Mutation: Unklare Eisenüberladung
    • Testung auf seltene „Nicht-HFE“-Mutationen: Bei unklarer Eisenüberladung mit hepatischen Eisenablagerungen

Der alleinige Nachweis einer homozygoten HFE-Mutation ist aufgrund der unvollständigen Penetranz zur Diagnosestellung nicht ausreichend!

Beim labormedizinischen Nachweis einer Eisenüberladung und einer homozygoten HFE-Mutation kann die Diagnose einer Hämochromatose gestellt werden!

Weitere labormedizinische Diagnostik

Nachweis von hepatischen Eisenablagerungen

  • MRT: Methode der Wahl [3]
    • Quantifizierung der hepatischen Eisenkonzentration anhand verschiedener Messmethoden möglich
    • Hepatische Eisenkonzentration korreliert gut mit der Gesamtkörpereisen-Konzentration [10]
    • Verbreitetste zugelassene Methode in Deutschland: FerriScan®
  • CT: Hyperdense Darstellung der Leber

Die Methode der Wahl zum Nachweis hepatischer Eisenablagerungen ist die MRT!

Eine Leberbiopsie zum Nachweis von hepatischen Eisenablagerungen ist heutzutage obsolet!

Ergänzende Untersuchungen nach Diagnosestellung

Bei fortgeschrittener Leberfibrose oder Leberzirrhose sollte alle 6 Monate ein HCC-Screening durchgeführt werden!

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Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Differenzialdiagnosen der isolierten Ferritinerhöhung (Hyperferritinämie)

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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Therapietoggle arrow icon

Allgemeines

  • Indikation zum Therapiebeginn: Nachgewiesene Hämochromatose mit Eisenüberladung
  • Therapieziele: Symptome lindern, Organmanifestationen verhindern oder aufhalten
  • Therapieprinzip: Eisenelimination mithilfe unterschiedlicher Verfahren
    • Phlebotomie: Therapieoption der 1. Wahl
    • Erythrozytapherese: Alternative Therapieoption (wenn verfügbar und in besonderen Konstellationen)
    • Medikamentöse Therapie mit Chelatbildnern: Nur in Ausnahmefällen (Indikationsstellung nur durch Spezialist:innen)
  • Unterscheidung von 2 Therapiephasen
    1. Induktionsphase: Elimination des überschüssigen Eisens
    2. Erhaltungsphase: Verhinderung einer erneuten Eisenüberladung
  • Therapiesteuerung: Anhand von Laborkontrollen

Phlebotomie (Aderlass) [11]

  • Stellenwert: Therapie der Wahl (i.d.R. sicher, wirksam und gut verträglich)
  • Kontraindikationen/Nebenwirkungen
    • Venöse Punktion nicht möglich
    • Hämodynamische Auswirkungen des Blutverlustes
  • Therapieprinzip: Kontrollierte Blutentnahme von jeweils 400–500 mL (entspricht einer Eisenelimination von ca. 250 mg)
    • Folgen: Eisenverlust und gesteigerter Eisenverbrauch

Induktionsphase

  • Häufigkeit: Alle 1–2 Wochen
  • Laborkontrollen

Erhaltungsphase

Erythrozytapherese

  • Stellenwert: Alternative Therapieoption, sinnvoll insb. bei
  • Durchführung [14]
    1. Vollblutentnahme (über eine venöse Entnahmekanüle)
    2. Maschinelle extrakorporale Plasmaseparation und Entfernung der Erythrozyten
    3. Reinfusion der verbleibenden Blutbestandteile
  • Laborkontrollen: Ferritin-Zielwerte
    • Induktionsphase: 50 μg/L
    • Erhaltungsphase: 50–100 μg/L
  • Vorteile
    • Geringere hämodynamische Belastung als Aderlasstherapie
    • Kürzere Induktionsphase (weniger Sitzungen) [5]
  • Nachteile
    • Nur in spezialisierten Zentren verfügbar
    • Hohe Therapiekosten

Medikamentöse Therapie: Chelatbildner

Ergänzende therapeutische Maßnahmen

  • Ernährungsempfehlungen
    • Eisenarme Diät (ersetzt nicht die therapeutische Eisenelimination)
    • Regelmäßiger Schwarzteekonsum empfehlenswert
    • Eisen- und Vitamin-C-Präparate vermeiden
    • Alkoholkonsum einschränken
    • Konsum roher Meeresfrüchte vermeiden
  • Therapie der Arthropathien: Insb. symptomatisch (v.a. Analgesie, NSARs, Physiotherapie)
  • Meerwasser bei offenen Wunden meiden
  • Regelmäßige Blutspenden empfehlenswert
  • Bei zusätzlicher Indikation: PPI

Eine eisenarme Diät ersetzt nicht die therapeutische Eisenelimination!

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Komplikationentoggle arrow icon

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

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Nachsorgetoggle arrow icon

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Prognosetoggle arrow icon

  • Insb. abhängig vom Zeitpunkt des Therapiebeginns (Phlebotomien)
    • Therapiebeginn in frühen Stadien: Normale Lebenserwartung möglich
    • Therapiebeginn in fortgeschrittenen Stadien: Rückbildung von kardialen und Lebermanifestationen möglich
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Besondere Patientengruppentoggle arrow icon

(Geplante) Schwangerschaft [1]

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Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Hämochromatose

Inhaltliches Feedback zu den Meditricks-Videos bitte über den zugehörigen Feedback-Button einreichen (dieser erscheint beim Öffnen der Meditricks).

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2025toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2025, BfArM.

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