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Perioperative Antibiotikaprophylaxe

Letzte Aktualisierung: 28.7.2025

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Die perioperative Antibiotikaprophylaxe (PAP) ist eine kurzzeitige, meist einmalige Gabe eines Antibiotikums im Rahmen eines operativen oder interventionellen Eingriffs. Hauptziel ist es, die Kontamination des OP-Gebiets zu reduzieren und dadurch das Risiko einer lokalen postoperativen Wundinfektion zu senken. Das Infektionsrisiko hängt vom Ausmaß der bakteriellen Besiedelung sowie von weiteren patienten- und eingriffsbezogenen Faktoren ab.

Die Indikation für eine perioperative Antibiotikaprophylaxe wird durch das chirurgische Personal gestellt, die Durchführung (i.d.R. intravenöse Single-Shot-Gabe des Antibiotikums 30(–60) min vor Hautschnitt) obliegt der Anästhesie. Eine wiederholte Gabe ist nur in begründeten Fällen indiziert, bspw. bei hohem Blutverlust oder prolongierter OP-Dauer. Eine unnötig verlängerte Prophylaxe führt zu keinem signifikanten Vorteil, sondern birgt stattdessen ein erhöhtes Risiko für Komplikationen und Resistenzen.

Die Auswahl des Wirkstoffs richtet sich nach dem erwarteten Erregerspektrum, wobei die lokale Resistenzlage und patientenabhängige Kontraindikationen beachtet werden müssen. Aufgrund der spezifischen Besonderheiten der Fachgebiete können sich die jeweiligen Empfehlungen für den am besten geeigneten Wirkstoff unterscheiden. Vereinfachend kommen als 1. Wahl meist Cephalosporine der 1. bis 2. Generation oder Aminopenicilline/β-Lactamase-Inhibitoren infrage. Bei Penicillinallergie bieten sich Alternativen an, bspw. Fluorchinolone, Glykopeptidantibiotika oder Clindamycin.

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Indikationtoggle arrow icon

  • Typische Indikationen für eine perioperative Antibiotikaprophylaxe [1]
    • Erhöhtes Risiko für postoperative Wundinfektion
    • Vorliegen patienten- und/oder eingriffsabhängiger Risikofaktoren, bspw.
      • Immunsuppression oder schwere Vorerkrankungen
      • Hochrisiko- oder Notfalleingriff
      • Implantation von Fremdmaterial
  • Indikationsstellung: Chirurgisches Personal
    • Individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung [1]
    • Festlegung des Antibiotikums
  • Durchführung: Anästhesiologisches Personal
  • Ziel: Reduzierte Kontamination des OP-Bereichs → Prävention einer lokalen postoperativen Wundinfektion [1]

Eine perioperative Antibiotikaprophylaxe ist indiziert, wenn ein erhöhtes Risiko für postoperative Wundinfektionen und/oder Komplikationen bei deren Auftreten besteht!

Bei fast allen stationär behandelten Personen sind patienten- oder eingriffsabhängige Risikofaktoren vorhanden, sodass eine perioperative Antibiotikaprophylaxe erforderlich ist!

Klassifikation der Kontaminationsgrade von OP-Wunden

Klassifikation von OP-Wunden nach Cruse und Foord [1][2]
Klasse Kontaminationsgrad Eingriffsort/-form
1
  • Aseptisch/sauber
2
  • Eingriffe im Atemwegs-, GI- oder Urogenitaltrakt mit kontrollierter Eröffnung
  • Chirurgische Technik: Kleinere technische Fehler
  • Wundverschluss ohne Anlage einer Drainage
  • Beispiel: Appendektomie
3
4
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Erregerspektrumtoggle arrow icon

Staphylokokken sind in allen operativen Fachrichtungen die am häufigsten nachgewiesenen Erreger in Wundabstrichen! [1]

Erregerspektrum nach OP-Gebiet

Übersicht über das erwartbare Erregerspektrum operativer Eingriffe [1]
OP-Gebiet Erregerspektrum
Grampositiv Gramnegativ Sonstige
Kopf-Hals-Bereich Nase und Nasennebenhöhlen
Mundhöhle und Rachen
Auge und Orbita
  • Cutibacterium acnes
ZNS
Knochen, Gelenke, Wirbelsäule
Hände
  • Staphylococcus spp.
Haut
Blutgefäße
Herz und Lunge
Gastrointestinaltrakt
Urogenitaltrakt
Weibliche Geschlechtsorgane Uterus
Mammae
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Durchführungtoggle arrow icon

Auswahl des Wirkstoffs zur perioperativen Antibiotikaprophylaxe [1]

  • Merkmale des „idealen“ Antibiotikums
    • Gezielte Abdeckung des erwarteten Erregerspektrums
    • Bakterizide Wirkung
    • Gute Verträglichkeit
    • Geringe Kosten
  • Weitere zu berücksichtigende Faktoren
    • Krankenhausspezifische Vorgaben und lokale Resistenzsituation
    • Vorangegangene Antibiotikatherapie
    • Risikofaktoren für eine Besiedelung mit multiresistenten Erregern
    • Allergien und individuelle Kontraindikationen
    • Ggf. berufliche oder reisebedingte Exposition gegen bestimmte Erreger
  • Üblicherweise verwendete Wirkstoffe

Die Auswahl des Antibiotikums richtet sich insb. nach dem erwarteten Erreger- und Resistenzspektrum!

Alle üblicherweise verwendeten Antibiotika (Cephalosporine der 1. und 2. Generation, Ampicillin/Sulbactam) haben eine gute Sensitivität gegenüber den häufigsten grampositiven Wundinfektionserregern!

Enterobacterales weisen sehr hohe Resistenzraten gegenüber Ampicillin/Sulbactam auf! Bei Eingriffen mit Eröffnung des unteren Gastrointestinal- oder Urogenitaltrakts sollten daher stattdessen bspw. Cephalosporine der 2. oder 3. Generation (bevorzugt Cefuroxim) verabreicht werden!

Zeitpunkt zur Verabreichung des Antibiotikums [1]

  • Standardvorgehen
    • Intravenöse Single-Shot-Gabe 30(–60) min vor Hautschnitt
    • Keine Fortführung der Gabe über den Eingriff hinaus
  • Sonderfälle
    • Indikation zur Gabe nach Hautschnitt
    • Indikation zur wiederholten Gabe
      • Hoher Blutverlust bzw. Blutersatz
      • Lange Operationsdauer
    • Indikation zur fortgeführten Gabe
      • Bestehende Infektion
      • Bestimmte Hochrisikoeingriffe

Bei hohem Blutverlust bzw. Blutersatz sowie bei langer Operationsdauer sollte die Antibiotikagabe wiederholt werden, damit ein ausreichend wirksamer Plasmaspiegel vorliegt!

Bei sehr langer OP-Dauer kann ggf. eine dritte Dosis erwogen werden, genaue Empfehlungen zu deren Zeitpunkt gibt es jedoch nicht! [1]

Halbwertszeiten und Wiederholungsintervalle [1][3]

Orientierende Halbwertszeiten und Wiederholungsintervalle von typischen Wirkstoffen für die perioperative Antibiotikaprophylaxe
Wirkstoff Halbwertszeit Intervall für Wiederholung der Gabe
GFR >50 mL/min GFR 20–50 mL/min GFR <20 mL/min
Amikacin k.A.
Ampicillin/Sulbactam 1–1,5 h 2 h k.A. k.A.
Aztreonam 1,3–2,4 h 4 h k.A. k.A.
Cefazolin 1,2–2,2 h 3–4 h 8 h 16 h
Ceftriaxon 5,4–10,9 h
Cefuroxim 1–2 h 3–4 h 6 h 12 h
Ciprofloxacin 3–7 h 8 h 12 h
Clindamycin 2–4 h 6 h 6 h 6 h
Daptomycin k.A.
Doxycyclin k.A. 18 h k.A. k.A.
Gentamicin 2–3 h
Levofloxacin 6–8 h
Metronidazol 6–8 h 8 h 8 h 8 h
Moxifloxacin 8–15 h
Piperacillin/Tazobactam 0,7–1,2 2 h k.A. k.A.
Vancomycin 4–8 h 8 h 16 h
Legende: k.A. = Keine Angabe in der Leitlinie; — = Keine Dosiswiederholung empfohlen

Als Faustregel kann gelten: Wiederholung der Gabe nach 3 h OP-Zeit bei Präparaten, die zur Therapie 3×/d gegeben werden! Für Präparate mit einer Standarddosierung von 2×/d reicht die Single-Shot-Prophylaxe auch bei längeren Eingriffen!

Die perioperative Antibiotikaprophylaxe soll nicht verlängert (das heißt: nach der Operation) fortgeführt werden.

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Allgemein- und Viszeralchirurgietoggle arrow icon

Eingriffe am oberen Gastrointestinaltrakt [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Eingriffen am oberen Gastrointestinaltrakt
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Eingriffe am Ösophagus
Gastroduodenale Eingriffe Mit Eröffnung des GI-Trakts
Ohne Eröffnung des GI-Trakts
*Aufgrund der zunehmenden Resistenz von Enterobacterales (bspw. E. coli) nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

Bei Eingriffen am Ösophagus und gastroduodenalen Eingriffen soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Eingriffe am unteren Gastrointestinaltrakt [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Eingriffen am unteren Gastrointestinaltrakt
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Appendektomie
Dünndarmchirurgische Eingriffe Erhaltene Darmpassage
Gestörte Darmpassage
Kolorektale Eingriffe
*Aufgrund der zunehmenden Resistenz von Enterobacterales (bspw. E. coli) nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

Bei der Appendektomie sowie bei dünndarmchirurgischen und kolorektalen Eingriffen soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Eingriffe an Leber, Gallenwegen, Pankreas [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Eingriffen an Leber, Gallenwegen und Pankreas
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Cholezystektomie Offen
Laparoskopisch
Hepatobiliäre Eingriffe
Pankreasresektion
Partielle Duodenopankreatektomie
Hepatobiliäre Eingriffe bei Cholangitis
*Aufgrund der zunehmenden Resistenz von Enterobacterales (bspw. E. coli) nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

**Bei Vorliegen von Risikofaktoren für eine postoperative Wundinfektion zusätzliche Gabe von Metronidazol

Bei Eingriffen an Leber, Gallenwegen und Pankreas soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Sonstige Eingriffe [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei sonstigen Eingriffen in der Allgemein- und Viszeralchirurgie
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Hernien-OP mit Netzimplantation
Splenektomie Elektiver Eingriff
Notfalleingriff
Lymphadenektomie Axillär
Inguinal
Plastisch-rekonstruktive Eingriffe bei Sinus pilonidalis
*Aufgrund der zunehmenden Resistenz von Enterobacterales (bspw. E. coli) nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

**Bei relevantem Risiko für eine Eröffnung des GI-Trakts zusätzliche Gabe von Metronidazol

Bei Hernien-OP mit Netzimplantation, Splenektomie sowie bei axillärer oder inguinaler Lymphadenektomie sollte eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei plastisch-rekonstruktiven Eingriffen zur Behandlung eines Sinus pilonidalis kann eine perioperative Antibiotikaprophylaxe erwogen werden!

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Orthopädie und Unfallchirurgietoggle arrow icon

Operative Frakturversorgung [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei operativer Frakturversorgung
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Geschlossene Frakturen
Offene Frakturen Gustilo/Anderson Grad I–II**
Gustilo/Anderson Grad III***
*Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken und Streptokokken nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage
**Fortführung der perioperativen Antibiotikaprophylaxe nach individueller Indikationsstellung für max. 24 h möglich (DANI beachten!)
***Fortführung der perioperativen Antibiotikaprophylaxe für 72 h empfohlen (DANI beachten!)

Bei der operativen Versorgung von geschlossenen Frakturen der Röhrenknochen sowie von offenen Extremitätenfrakturen soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei einer hohen Wahrscheinlichkeit für andere Erreger als Staphylokokken oder Streptokokken kann die antibiotische Therapie entsprechend erweitert werden!

Eingriffe an Schulter, Hüfte und Knie [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Eingriffen an Schulter, Hüfte und Knie
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie**
Arthroskopische und offene Schultereingriffe
Endoprothetik von Hüfte und Knie
Therapeutische Kniegelenksarthroskopie
*Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken und Streptokokken nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage
**Bei rekonstruktiver Schulteroperation und V.a. gramnegative Bakterien zusätzliche Gabe von Gentamicin
***Wirkstoff der 1. Wahl bei hohem Risiko für Cutibacterium spp.

Bei arthroskopischen und offenen Schultereingriffen, Endoprothetik von Hüfte und Knie sowie bei therapeutischer Kniegelenksarthroskopie soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Handchirurgie [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei handchirurgischen Eingriffen
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Therapeutische Arthroskopie der Hand und des Handgelenks
Elektive Eingriffe mit Einbringen von Implantaten
Endoprothetik der Hand und des Handgelenks
Offene Frakturen des Fingerendgliedes

*Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken und Streptokokken nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

Bei einer Arthroskopie der Hand und des Handgelenks sowie bei elektiven handchirurgischen Eingriffen sollte eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden, wenn der Eingriff mit Einbringen von Implantaten einhergeht!

Bei einer Endoprothetik der Hand und des Handgelenks soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei offenen Frakturen des Fingerendgliedes (inkl. Amputations- und Quetschverletzungen) sollte keine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Wirbelsäulenchirurgie [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Eingriffen an der Wirbelsäule
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
HWS und obere BWS
Untere BWS und LWS
*Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken und Streptokokken nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage
**Bei Eingriffen an der LWS aufgrund der zunehmenden Besiedlung mit Enterobacterales

Bei Eingriffen an der Wirbelsäule mit oder ohne Einbringen von Implantaten soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

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Gynäkologie und Geburtshilfetoggle arrow icon

Gynäkologie [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei gynäkologischen Eingriffen
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Vaginale oder abdominale Hysterektomie
Vaginale Deszensus- und Prolaps-Chirurgie
Operativer Schwangerschaftsabbruch

Kleinere Interventionen

Unkomplizierte laparoskopische Eingriffe
Abortkürettage
*Aufgrund der zunehmenden Resistenz von Enterobacterales (bspw. E. coli) nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage
**Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken und Streptokokken nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

Bei einer vaginalen oder abdominalen Hysterektomie soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei einer vaginalen Deszensus- und Prolaps-Chirurgie kann eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden (insb. bei Einlage von Band- oder Netzimplantaten)!

Bei einem operativen Schwangerschaftsabbruch sollte eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei kleineren gynäkologischen Interventionen und bei unkomplizierten laparoskopischen Eingriffen sollte keine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei Abortkürettage (inkl. Kürettage bei Missed Abortion oder Abortus incompletus) kann auf eine perioperative Antibiotikaprophylaxe verzichtet werden!

Geburtshilfe [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei geburtshilflichen Eingriffen
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Vaginal-operative Entbindung
Operative Versorgung eines Dammrisses Grad III–IV
Sectio caesarea
*Aufgrund der zunehmenden Resistenz von Enterobacterales (bspw. E. coli) nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage
**Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken und Streptokokken nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage
***Zusätzliche Gabe von Gentamicin international empfohlen, individuelle Indikationsstellung erforderlich

Bei vaginal-operativer Entbindung (Vakuumextraktion, Zangenextraktion) kann eine perioperative Antibiotikaprophylaxe erwogen werden!

Bei der operativen Versorgung höhergradiger Dammrisse und bei der Sectio caesarea soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

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Urologietoggle arrow icon

Organresektionen [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei organresezierenden Eingriffen in der Urologie
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Radikale Nephrektomie
Radikale Zystektomie
Radikale Prostatektomie

Bei elektiver laparoskopischer, roboterassistierter oder offener radikaler Nephrektomie oder Prostatektomie sollte eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei elektiver laparoskopischer, roboterassistierter oder offener radikaler Zystektomie soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Sonstige Eingriffe [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei sonstigen Eingriffen in der Urologie
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Prostatabiopsie Transrektal
Transperineal
Transurethrale Resektion TUR-P
TUR-B
Perkutane Nephrolitholapaxie
Ureterorenoskopie

Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie
*Aufgrund der zunehmenden Resistenz von Enterobacterales (bspw. E. coli) nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

Bei einer transrektalen Prostatabiopsie soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei einer transperinealen Prostatabiopsie kann auf eine perioperative Antibiotikaprophylaxe verzichtet werden. Im Zweifelsfall und bei erhöhtem Infektionsrisiko sollte sie jedoch durchgeführt werden!

Bei einer elektiven TUR-P soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei einer elektiven TUR-B kann eine perioperative Antibiotikaprophylaxe erwogen werden. Bei erhöhtem Infektionsrisiko sollte sie jedoch durchgeführt werden!

Bei einer perkutanen Nephrolitholapaxie sollte eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei einer Ureterorenoskopie und extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie sollte keine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

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Gefäßchirurgietoggle arrow icon

Gefäßchirurgie [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei gefäßchirurgischen Eingriffen*
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Offene und endovaskuläre Aortenreparatur
Arterielle Rekonstruktionen der unteren Extremität
Anlage eines getunnelten Dialysekatheters
Anlage eines Portkathetersystems

Anlage eines ZVK
Supraaortale Gefäßeingriffe
  • Individuelle Indikationsstellung und Wirkstoffauswahl unter Berücksichtigung des jeweiligen Risikoprofils erforderlich
Konventionelle Veneneingriffe
Operative Anlage einer AV-Fistel zur Hämodialyse
*Bei chronischen Ulzerationen mikrobiologische Untersuchung und gezielte perioperative Antibiotikaprophylaxe empfohlen
**Insb. bei inguinalem Zugang (zunehmende inguinale Besiedlung mit Enterokokken, Enterokokkenlücke der meisten Cephalosporine)
**Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken und Streptokokken nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

Bei offener und endovaskulärer Aortenreparatur sowie bei arteriellen Rekonstruktionen der unteren Extremität soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei der Anlage eines getunnelten Dialysekatheters kann eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei der Anlage eines nicht-getunnelten Dialysekatheters, eines Portkathetersystems oder eines ZVK sollte keine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Endovaskuläre Interventionen [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei endovaskulären Interventionen
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Implantation arterieller oder venöser Endografts
Angiografie bzw. Angioplastie
  • Individuelle Indikationsstellung und Wirkstoffauswahl unter Berücksichtigung des jeweiligen Risikoprofils erforderlich
Anlage einfacher Bare-Metal-Stents
Venöse oder arterielle Thrombektomie
Interventionelle Behandlung einer AV-Fistel
Verwendung eines vaskulären Verschlusssystems
*Insb. bei inguinalem Zugang (zunehmende inguinale Besiedlung mit Enterokokken, Enterokokkenlücke der meisten Cephalosporine)
**Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken und Streptokokken nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

Bei Implantation arterieller oder venöser Endografts soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

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Herz- und Thoraxchirurgietoggle arrow icon

Herzchirurgie [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei herzchirurgischen Eingriffen
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Koronare Bypasschirurgie*
Herzklappenchirurgie*
Thorakale Aortenchirurgie*
CIED
TAVI
*Fortführung der perioperativen Antibiotikaprophylaxe für 24 h empfohlen (DANI beachten!)
**Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken und Streptokokken nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage
***Wirkstoff der Wahl bei allen herzchirurgischen Eingriffen/Interventionen mit transfemoralem Zugang

Bei herzchirurgischen Eingriffen soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Thoraxchirurgie [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei thoraxchirurgischen Eingriffen
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Lungenresektion
Interventionelle Bronchoskopie

*Bei relevantem Risiko für Anaerobier

Bei thoraxchirurgischen Eingriffen (insb. bei Lungenresektion) soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei interventioneller Bronchoskopie soll keine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

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Neurochirurgietoggle arrow icon

Neurochirurgie [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei neurochirurgischen Eingriffen
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Kraniotomie
Operative Liquor-Shunt-Anlage Standardzugang
Transfemoraler Zugang

Bei einer Kraniotomie und der Anlage eines Liquor-Shunts soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Wirbelsäulenchirurgie

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Augenheilkundetoggle arrow icon

Augenchirurgie [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei augenchirurgischen Eingriffen
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Kataraktchirurgie

Operative Versorgung bei offener Augapfelverletzung

Operative Versorgung bei Augenlidverletzung
Eingriffe an den Tränenwegen

Eingriffe an den Augenlidern
*Bei V.a. MRSA
**Fortführung der perioperativen Antibiotikaprophylaxe typischerweise für 5 Tage (DANI beachten!)

Bei Kataraktchirurgie sollte eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden. Bei anderen intraokularen Eingriffen (bspw. Vitrektomie, Glaukomchirurgie, Keratoplastik) kann eine perioperative Antibiotikaprophylaxe analog zur Kataraktchirurgie durchgeführt werden!

Bei einer offenen Augapfelverletzung mit intraokularem Fremdkörper soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden! Bei einer offenen Augapfelverletzung ohne intraokularen Fremdkörper kann bei erhöhtem Infektionsrisiko eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden. Empfohlen wird dabei jeweils eine kombinierte lokale und systemische Antibiotikagabe!

Bei einer Augenlidverletzung mit verschmutzter Wunde soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden. Bei einer Versorgung innerhalb von 24 h ist eine einmalige Gabe typischerweise ausreichend; die Indikation für eine Fortführung der perioperativen Antibiotikaprophylaxe muss jedoch individuell überprüft werden!

Bei Eingriffen an den Tränenwegen uns an den Augenlidern sollte keine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

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HNOtoggle arrow icon

Eingriffe im Kopf-Hals-Bereich [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Eingriffen im Kopf-Hals-Bereich
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Sauber-kontaminierte Eingriffe* Unkompliziert
Kompliziert
Saubere Eingriffe

*Ausgenommen Adenotomie, Tonsillektomie, Tonsillotomie, Mastoidektomie bei reizlosem Mastoid (jeweils keine perioperative Antibiotikaprophylaxe empfohlen)

Bei sauber-kontaminierten Eingriffen im Kopf-Hals-Bereich (insb. Laryngektomie, Mastoidektomie) soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei Adenotomie, Tonsillektomie bzw. Tonsillotomie und Mastoidektomie mit reizlosem Mastoid soll keine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei sauberen Eingriffen im Kopf-Hals-Bereich (insb. Thyreoidektomie, Speicheldrüsenoperationen, unkomplizierte Lymphadenektomie, chirurgische Exstirpation einer Halszyste) soll keine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Eingriffe an Nase und Nasennebenhöhlen [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Eingriffen an Nase und Nasennebenhöhlen
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Sauber-kontaminierte Eingriffe*
Komplexe Septorhinoplastik

Nasennebenhöhlenoperationen mit Risiko einer Schädelbasiseröffnung

Saubere Eingriffe

*Ausgenommen Nasennebenhöhlenoperationen ohne Duraeröffnung, Septumkorrektur und einfache Septorhinoplastik (jeweils keine perioperative Antibiotikaprophylaxe empfohlen)
**Bei dentogener Ursache des Eingriffs

Bei sauber-kontaminierten Eingriffen an Nase und Nasennebenhöhlen soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei sauberen Eingriffen an der Nase, Nasennebenhöhlenoperationen ohne Duraeröffnung, Septumkorrektur und einfacher Septorhinoplastik soll keine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Eingriffe an den Ohren [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Eingriffen an den Ohren
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Sauber-kontaminierte Eingriffe
Saubere Eingriffe mit Prothesenimplantation
Cochlea-Implantat
Saubere Eingriffe
Stapedektomie, Stapesplastik
Tympanoplastik
*Bei Risiko für oder Nachweis von P. aeruginosa
**Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken und Streptokokken nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

Bei sauber-kontaminierten Eingriffen an den Ohren sollte eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei sauberen Eingriffen mit Prothesenimplantation sowie bei Cochlea-Implantat soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei sauberen Eingriffen an den Ohren, Stapedektomie, Stapesplastik und Tympanoplastik soll keine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Lappenplastiken [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Lappenplastik
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Lappenplastik im Kopf-/Hals-Bereich Eröffnung der Mundhöhle
Keine Eröffnung der Mundhöhle
Hautlappenplastik
*Aufgrund einer zunehmenden Resistenz nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage
**Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken, Streptokokken und Anaerobiern nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

Bei einer Lappenplastik soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

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MKGtoggle arrow icon

Eingriffe im Kieferbereich [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei Eingriffen im Kieferbereich
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Kiefergelenkseingriffe
Korrektureingriff bei Dysgnathie
*Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken, Streptokokken und Anaerobiern nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

Bei Kiefergelenkseingriffen sollte eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Bei Korrektureingriffen zur Behandlung einer Dysgnathie kann eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Operative Frakturversorgung [1]

Perioperative Antibiotikaprophylaxe bei operativer Frakturversorgung in der MKG
Eingriff Bevorzugte Wirkstoffe Alternative bei Penicillinallergie
Kraniofaziale Fraktur
Mittelgesichtsfraktur ohne Verbindung zur Mundhöhle
Mandibuläre Frakturen
Frakturen mit offener Verbindung zur Mundhöhle
*Aufgrund der vergleichsweise hohen Resistenzrate von Staphylokokken, Streptokokken und Anaerobiern nur bei nachgewiesener Wirksamkeit bzw. Kenntnis der lokalen Resistenzlage

Bei operativer Versorgung von Frakturen des Gesichtsschädels, der Orbita und des Unterkiefers soll eine perioperative Antibiotikaprophylaxe durchgeführt werden!

Lappenplastiken

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