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Prolaktinom

Letzte Aktualisierung: 31.1.2023

Abstracttoggle arrow icon

Das Prolaktinom ist ein benigner Hypophysenvorderlappentumor, der aus ausschließlich Prolaktin produzierenden Zellen besteht. Hinsichtlich der Größe unterscheidet man Mikro- und Makroprolaktinome. Obwohl das Prolaktinom der häufigste Hypophysentumor ist, sind die Gründe für seine Entstehung weitestgehend unbekannt.

Die Symptomatik beruht einerseits auf den Folgen des verdrängenden Tumorwachstums (meningeale Reizung, Hemianopsie), andererseits auf den Folgen der Hyperprolaktinämie. Während ein Libidoverlust bei beiden Geschlechtern zu finden ist, macht bei Frauen eine sekundäre Amenorrhö häufig auf ein Prolaktinom aufmerksam.

In der Diagnostik kann bei deutlich erhöhten Prolaktinwerten (>200 ng/mL) beinahe sicher von einem Prolaktinom ausgegangen werden, niedrigere Werte erfordern allerdings eine intensivere Diagnostik. Ein Kopf-MRT dient der Größenbestimmung der Raumforderung.

Therapeutisch können Dopamin-D2-Agonisten gegeben werden, die in den meisten Fällen zu einer Normalisierung des Serum-Prolaktins und einer Regredienz der Symptomatik führen. Ist eine medikamentöse Therapie nicht oder nicht ausreichend erfolgreich (Persistenz von Gesichtsfeldausfällen), muss eine operative Therapie angestrebt werden.

Epidemiologietoggle arrow icon

  • Geschlecht: > (etwa 5:1)
  • Alter: Häufigkeitsgipfel im 20.–40. Lebensjahr [1]

Das Prolaktinom ist der häufigste endokrin aktive Hypophysentumor (40%)! Hypophysentumoren machen 10% aller intrakraniellen Tumoren aus!

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Klassifikationtoggle arrow icon

  • Mikroprolaktinom (ca. 70%)
  • Makroprolaktinom (ca. 30%)

Pathophysiologietoggle arrow icon

Prolaktin ist ein Hormon des Hypophysenvorderlappens und bedingt u.a. eine Laktation und ein Wachstum der weiblichen Brust während der Schwangerschaft. Bei einem Prolaktinom ist die Prolaktinausschüttung unphysiologisch erhöht, was z.B. zu einer Galaktorrhö führen kann. Des Weiteren führt Prolaktin zu einer Hemmung der pulsatilen Ausschüttung von LH und FSH mit nachfolgend verminderten Testosteron- und Östrogenspiegeln, wodurch es zu einem hypogonadotropen Hypogonadismus kommen kann. Bei progredientem Wachstum des Prolaktinoms sind auch tumorwachstumsbedingte Einschränkungen, wie z.B. Gesichtsfeldausfälle, zu verzeichnen.

Symptome/Kliniktoggle arrow icon

Es kann in Folge eines Prolaktinoms zu einer Hypophysenvorderlappeninsuffizienz kommen!

Diagnostiktoggle arrow icon

  • Anamnese: Medikamentenanamnese
  • Klinische Chemie
    • Repetitive Bestimmung des basalen Prolaktinwertes
    • Prolaktin-Stimulationstest : Kommt es nicht zu einem Anstieg der Prolaktin-Spiegel, ist ein Prolaktinom sehr wahrscheinlich.
  • Bildgebung: MRT (Lokalisationsdiagnostik: Kompression der A. carotis interna und von Nerven möglich ), alternativ CT
  • Weitere Diagnostik: Kontrolle anderer Hypophysenfunktionen, ophthalmologische Untersuchung, Ausschluss Niereninsuffizienz und Hypothyreose

Differenzialdiagnosentoggle arrow icon

Andere Ursachen für eine Hyperprolaktinämie

Dopamin hemmt Prolaktin (Prolactin inhibiting factor, PIF) – TRH hingegen stimuliert u.a. Prolaktin (Prolactin Releasing Hormone)!

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Therapietoggle arrow icon

Medikamentös

Operativ

  • Transsphenoidale oder transfrontale operative Entfernung des Prolaktinoms bei fehlendem Ansprechen oder Unverträglichkeit der Dopaminagonisten
  • Bestrahlung bei aggressiven Tumoren, die auf eine maximale medikamentöse und/oder operative Therapie nicht ansprechen (wird nur noch selten durchgeführt)

Meditrickstoggle arrow icon

In Kooperation mit Meditricks bieten wir durchdachte Merkhilfen an, mit denen du dir relevante Fakten optimal einprägen kannst. Dabei handelt es sich um animierte Videos und Erkundungsbilder, die auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend sind. Die Inhalte liegen meist in Lang- und Kurzfassung vor, enthalten Basis- sowie Expertenwissen und teilweise auch ein Quiz sowie eine Kurzwiederholung. Eine Übersicht aller Inhalte findest du im Kapitel „Meditricks“. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – für genauere Informationen empfehlen wir einen Besuch im Shop.

Prolaktinom

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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023toggle arrow icon

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

Quellentoggle arrow icon

  1. Rabe et al.:Prolaktin und Hyperprolaktinämie - Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF) e.V.In: Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Band: 10, Nummer: 2, p. 107-108.
  2. Dietel et al.: Harrisons Innere Medizin (2 Bände). 16. Auflage ABW Wissenschaftsverlagsgesellschaft 2005, ISBN: 978-3-936-07229-7.

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